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Gemeinde in Deutschland, Landkreis Böblingen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Weissach ist eine Gemeinde im Landkreis Böblingen in Baden-Württemberg. Sie gehört zur Region Stuttgart (bis 1992 Region Mittlerer Neckar) und zur Randzone der europäischen Metropolregion Stuttgart.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 48° 51′ N, 8° 56′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Stuttgart | |
Landkreis: | Böblingen | |
Höhe: | 375 m ü. NHN | |
Fläche: | 22,19 km2 | |
Einwohner: | 7709 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 347 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 71287 | |
Vorwahl: | 07044 | |
Kfz-Kennzeichen: | BB, LEO | |
Gemeindeschlüssel: | 08 1 15 052 | |
LOCODE: | DE WSC | |
Gemeindegliederung: | 2 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Rathausplatz 1 71287 Weissach | |
Website: | www.weissach.de | |
Bürgermeister: | Jens Millow | |
Lage der Gemeinde Weissach im Landkreis Böblingen | ||
Weissach liegt im Heckengäu, 6 km von Heimsheim, 8 km von Leonberg und ca. 18 km von Stuttgart entfernt. Weissach ist die nördlichste Gemeinde im Landkreis Böblingen.
Der Jahresniederschlag liegt bei 737 mm und damit im mittleren Drittel der in Deutschland erfassten Werte. An 48 % der Messstationen des Deutschen Wetterdienstes werden niedrigere Werte registriert. Der trockenste Monat ist der Oktober, die meisten Niederschläge fallen im Juni. Im Juni fallen 2,1 mal mehr Niederschläge als im Oktober. Die Niederschläge variieren sehr stark. An nur 18 % der Messstationen werden höhere jahreszeitliche Schwankungen registriert.
Zur Gemeinde Weissach in den Grenzen vom 30. November 1970 gehören das Dorf Weissach und das Haus Ölmühle sowie die abgegangenen Ortschaften Birkhof und Kapfenhardt.
Zu Weissach gehört die ehemals selbstständige Gemeinde Flacht. Hierzu wiederum gehören das Dorf Flacht sowie die abgegangenen Ortschaften Bonlanden, Eitenburg und Lauschenhofen.[2]
Südlich von Flacht liegt Hartmannsberg (Naturschutzgebiet). Weitere Teile des Gemeindegebiets wurden als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Die Gemeinde hat überdies Anteil am FFH-Gebiet Strohgäu und unteres Enztal.[3]
Die ersten urkundlichen Erwähnungen von Weissach sind im Jahr 1100 sowie im Jahre 1254 bezeugt. Bereits im 12. und 13. Jahrhundert erwarb das Kloster Maulbronn mehr und mehr Besitz in Weissach (Burg Kapfenhardt) und übte seit etwa 1150 die von den Grafen von Vaihingen übernommene Ortsherrschaft und bald auch das Kirchenpatronat aus. Mit der Reformation in den altwürttembergischen Gebieten wurde das Kloster Maulbronn in eine Klosterschule nach reformatorischen Maßstäben umgewandelt und dem Haus Württemberg unterstellt. Weissach war nun aufgrund dieser geschichtlichen Ursprünge bis ins Jahr 1808 dem württembergischen Klosteramt Maulbronn zugehörig. Die traditionsreiche Geschichte von Weissach spiegelt sich auch im Ortsbild und der durchaus vorhandenen historischen Bausubstanz wider: Nach einem großen Brand im Jahr 1791 musste der Ort fast vollständig neu aufgebaut werden, die meisten alten Gebäude sind also nach 1791 erbaut worden. Aus der Zeit vor 1791 stammen unter anderem die Kirchenburg mit alleinstehendem Wehrturm, Gaden (Vorratskammern) und ehemaligem Herrenhaus innerhalb des Mauerrings. Die überregional bekannte Kirche war früher von zwei Mauern umgeben und entsprach einer Wehrkirche im eigentlichen Sinn. Die ehemalige Zehntscheuer beherbergt heute die Ortsbücherei. Das Pfarrhaus, das Backhaus, die alte Schule sowie verschiedene historische Gehöfte sind ebenfalls prägend für das dörfliche Ortsbild. Weissach war über Jahrhunderte hinweg landwirtschaftlich geprägt, dies zeigte sich über sehr lange Zeit in der Alltagskultur der Einwohner.
Bei der Neugliederung des jungen Königreichs Württemberg am Anfang des 19. Jahrhunderts kam Weissach zunächst zum Oberamt Leonberg (1808/09) und dann ans Oberamt Vaihingen, während Flacht beim Oberamt Leonberg blieb.
1906 bekam Weissach über die von den Württembergischen Nebenbahnen betriebene Strohgäubahn Anschluss an das Streckennetz der Württembergischen Eisenbahn. Die Verwaltungsreform während der NS-Zeit in Württemberg führte 1938 zur Zugehörigkeit von Weissach und Flacht zum neu gegründeten Landkreis Leonberg. 1945 wurden die Orte Teil der Amerikanischen Besatzungszone und gehörten somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Baden, das 1952 im jetzigen Bundesland Baden-Württemberg aufging. Spätestens ab dem Ende des Zweiten Weltkrieges fand ein rasanter Strukturwandel in Wirtschaft, Gesellschaft und Alltagskultur statt. Weissach hat sich in den letzten 60 Jahren seiner Geschichte stärker entwickelt als jemals zuvor. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe ist bis auf einige wenige zurückgegangen, der Ort hat seine Siedlungsfläche enorm vergrößert und seine Bevölkerung seit 1946 mehr als verdoppelt. Die meisten Erwerbstätigen finden heute ihr Auskommen in Industrie, Handel und Gewerbe. Ein Meilenstein in der Entwicklung vom Dorf zur Industrie- und Wohngemeinde war 1961 die Ansiedlung von Porsche (Porsche Engineering Group GmbH) auf Weissacher Markungsfläche.
Die Gemeinde Weissach musste in einer Notlage Teile von Waldungen in Bonlanden und im Maisental an das Kloster Maulbronn verpfänden. Die Klausel hieß, dass das Geld an einem bestimmten Tag des Jahres 1210 um 12 Uhr mittags dem Abt persönlich zurückgegeben werden müsste, sonst verfalle der Wald. Schultheiß und Magistrat von Weissach trafen pünktlich in Maulbronn ein, wo ihnen erklärt wurde, dass der Abt gerade noch nicht da sei. Sie sollten sich bis zur Rückkehr des Abts gedulden und essen und trinken. Man gab ihnen gutes Essen und Wein, sodass sie bald nicht mehr auf die Zeit achteten. Kurz nach 12 Uhr kam der Abt schließlich und erklärte den Weissachern, er habe das Geld nicht um 12 Uhr erhalten und so sei der Wald an das Kloster verfallen. Darauf zogen die Weissacher verdrossen ab. Aus Rache haben dann die Weissacher den Abt zwei Jahre später umgebracht, als dieser ohnehin vogelfrei war und deshalb keine Strafe drohte. Der sich schützende Abt ist heute noch Hauptfigur des Marktbrunnens.
Am 1. Dezember 1971 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Flacht im Rahmen der Kreisreform nach Weissach eingemeindet.[4]
Es handelt sich um Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Die Zahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg[5] (nur Hauptwohnsitze).
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In Weissach wurde der Gemeinderat bis 2019 nach dem Verfahren der unechten Teilortswahl gewählt. Dabei kann sich die Zahl der Gemeinderäte durch Überhangmandate (Ausgleichssitze) verändern. 2023 wurde die Unechte Teilortswahl abgeschafft. Der Gemeinderat in Weissach hat seit der Kommunalwahl 2024 18 Mitglieder. Er besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.
Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem Ergebnis.[6]
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2024 |
Sitze 2024 |
% 2019 |
Sitze 2019 |
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FW | Freie Wähler Weissach-Flacht e. V. | 34,94 | 6 | 29,90 | 6 | |
BL | Bürgerliste – Unabhängige Wählervereinigung e.V. | 29,90 | 6 | 29,02 | 6 | |
UL | Unabhängige Liste Weissach und Flacht | 21,94 | 4 | 20,66 | 4 | |
GRÜNE | Bündnis 90/Die Grünen | 13,21 | 2 | 18,19 | 4 | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | – | – | 2,23 | 0 | |
gesamt | 100,0 | 18 | 100,0 | 20 | ||
Wahlbeteiligung | 66,26 % | 66,05 % |
Bürgermeister ist seit dem 29. September 2022 der parteilose Jens Millow. Er wurde am 3. Juli 2022 mit 75,6 Prozent der Stimmen gewählt. Sein Vorgänger Daniel Töpfer trat nicht erneut an.
Blasonierung: „In einem durch einen silbernen (weißen) Schräglinksfaden geteiltem Schild vorne in Rot ein silbernes (weißes) Kreuz mit Tatzenenden, hinten in Blau ein goldener (gelber) Entenfuß.“[7] | |
Wappenbegründung: Das silberne Kreuz mit Tatzenenden geht auf ein Flecken- beziehungsweise Marksteinzeichen aus dem Jahre 1682 zurück. Dieses Wappen findet sich seit etwa 1820 im Siegel des Schultheißen. Das Fleckenzeichen wird mit einem Sühnekreuz für den im Jahr 1212 in Weissach erschlagenen Maulbronner Gegenabt Johann von Neipperg in Verbindung gebracht. Die Farben Rot des Hintergrundes und Silber (Weiß) des Kreuzes sind in Anlehnung an die Wappenfarben Rot und Silber (Weiß) des Wappens der Grafen von Neipperg gewählt. Das im vorderen Teil des Schildes abgebildete Motiv ist das im Jahre 1961 verliehene Wappen der Gemeinde Weissach, das bis zur Verleihung des neuen Wappens gültig war. Bei den im hinteren Teil des Schildes dargestellten Motiv handelt es sich um das Wappen der aufgelösten Gemeinde Flacht, die in die Gemeinde Weissach eingemeindet wurde. Der goldene Entenfuß spielt auf das Wappen des Maulbronner Abtes Johann Entenfuß (1512-1518) an. Mit dem Wappen wird auf die Geschichte des Ortsteils Flacht Bezug genommen, der bis zur Reformation im Besitz des Klosters Maulbronn war. Der silberne Schräglinksfaden verhindert, dass die Farben Rot und Blau aufeinanderstoßen.
Das Wappen wurde der Gemeinde am 22. Juni 2006 vom Landratsamt Böblingen verliehen. |
Wappen der ehemals eigenständigen Gemeinden und heutigen Ortsteile
Die in Weiß (silber) und Rot geteilte Flagge wurde der Gemeinde ebenfalls am 22. Juni 2006 vom Landratsamt Böblingen verliehen. In der Mitte der Flagge führt die Gemeinde das oben beschriebene Wappen.[8]
Die Gemeinde Weissach unterhält seit 1998 eine Partnerschaft mit Marcy-l’Étoile in Frankreich.
Die Strohgäubahn nach Korntal bindet Weissach grundsätzlich an das Schienennetz an, allerdings wird der Endabschnitt von Heimerdingen nach Weissach seit 2012 nicht mehr fahrplanmäßig befahren. Die Reaktivierung des Streckenabschnitts war seitdem mehrfach Diskussionsgegenstand – sowohl im Weissacher Gemeinderat[9] als auch in der Regionalversammlung[10]. Das Land Baden-Württemberg fördert eine Machbarkeitsstudie, die die Wirtschaftlichkeit einer Sanierung und Wiederinbetriebnahme prüfen soll[11].
Aktuell ist Weissach über mehrere regionale Buslinien, die von der Firma Wöhr-Tours betrieben werden, an das S-Bahn-Netz Stuttgart angeschlossen. Alle Verbindungen gehören mit einheitlichen Tarifen zum Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart und verbinden Weissach und Flacht mit Perouse, Rutesheim, Leonberg und Renningen. In Leonberg und Renningen bestehen (wie auch in Korntal) Umstiegsmöglichkeiten in die Linien S6 und S60 der S-Bahn Stuttgart.
Der Weissacher Bahnhof dient inzwischen der GES[12] als Werkstatt und wird gelegentlich für den Museumsbetrieb von Dampf- und Dieselloks genutzt.
Durch den Ort führt die L 1177. Die nahegelegene A8 ist über die Anschlussstellen Rutesheim und Heimsheim erreichbar.
In Weissach, in Richtung Mönsheim und Flacht, befindet sich seit 1962 eine Teststrecke des Zuffenhausener Sportwagenherstellers Porsche.[13] Im Oktober 1971 wurde auf dem dafür vergrößerten Gelände außerdem das Entwicklungszentrum der Firma eingerichtet.[14] Im Entwicklungs- und Motorsportzentrum in Weissach werden die Rennfahrzeuge von Porsche produziert.[15] Es liegt ca. 25 km vom Stammwerk Zuffenhausen entfernt und wuchs von ca. 38 Hektar Grundstücksfläche im Jahr 1960 auf 68 Hektar im Jahr 2008. 1991 wurden bereits 2.300 Mitarbeiter beschäftigt. Neben Betriebsgebäuden stehen verschiedene Varianten eines Rundkurses und ein Skid-pad (Schleuderplatte) nicht nur für die Entwicklung, sondern auch für Schulungen von Porschefahrern zur Verfügung. Im April 2013 werden bereits 4.500 Mitarbeiter beschäftigt und ein weiterer Ausbau wurde genehmigt.
Sowohl die Weissach-Achse als auch das optionale „Weissach-Paket“ von Porsche-Sportwagenmodellen wurden nach der Gemeinde benannt.
Im Porsche-Entwicklungszentrum ist seit 1996 zusätzlich das „Abgaszentrum der Automobilindustrie“ (ADA) angesiedelt, ein Gemeinschaftsprojekt von Audi, BMW, Daimler, Porsche und VW für Grundlagenforschung zu Abgasnachbehandlungssystemen. Am 21. Februar 2018 wurde die bevorstehende Schließung von ADA bekanntgegeben.[16]
2009 beliefen sich die Gewerbesteuereinnahmen vor allem durch Porsche auf gut 222 Millionen €. Dies entspricht ca. 29.600 € pro Einwohner. Damit verfügt Weissach über die höchste Pro-Kopf-Gewerbesteuereinnahme in Deutschland.[17]
Seit Porsche durch Volkswagen am 1. August 2012 übernommen worden ist, sind die Gewerbesteuereinnahmen durch Porsche zurückgegangen. Die gesamten Gewerbesteuereinnahmen der Gemeinde Weissach liegen seit 2017 zwischen 5 und 8 Millionen €.[18]
Mit der Ferdinand-Porsche-Schule gibt es eine Grund- und Gemeinschaftsschule in Weissach, der Ortsteil Flacht verfügt über eine eigene Grundschule.
Hier werden bekannte Persönlichkeiten aufgeführt, die in Weissach einen Teil ihres Lebens verbracht haben oder in Weissach verstorben sind.
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