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Gegenstände, die aufgrund eines Gelübdes bzw. Verlöbnisses als symbolische Opfer einer überirdischen Macht öffentlich dargebracht werden Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Votivgaben oder Votive (von lateinisch vovere, ‚geloben‘) sind Gegenstände, die aufgrund eines Gelübdes bzw. Verlöbnisses[1] als symbolische Opfer öffentlich einer überirdischen Macht dargebracht werden. Dies geschieht insbesondere für die erfolgte oder gewünschte Rettung aus einer Notlage und häufig an einer kultischen Stätte.
In der katholischen Kirche waren besonders im Barock Votivbilder (Votivtafeln) verbreitet, die die wundersame Errettung aus einer Notsituation darstellten und mit dem schriftlichen Hinweis ex voto (lat. ‚wegen eines Gelübdes‘, von votum, ‚Gelübde‘) versehen waren.
Statuetten und anatomische Figuren, etwa eine veräußerte Krankheit, eine betroffene Körperstelle oder eine medizinische Behandlungsmethode darstellend, die an einem heiligen Ort abgestellt werden, werden auch im Deutschen als Exvoto[2] (oder Ex-voto) bezeichnet und wurden auch häufig aus Wachs gegossen.[3]
Das zu einer Votivgabe führende Gelübde bezeichnet man als Votation, die das Gelübde ablegende Person als Votanten. Als Votivschatz bezeichnet man sowohl die Gesamtheit der an einem kultischen Ort gesammelten Votivgaben als auch einen archäologischen Fund, der hauptsächlich aus Votivgaben besteht.
Schon die Kulturen der Vorgeschichte und des Altertums kannten den Brauch, heilige Stätten mit Votivopfern zu bedenken. Ursprünglich stellten sie Weihgeschenke an Gottheiten dar, die sowohl Bitt- als auch Dankopfer sein konnten. Zu solchen gehören unter anderem archaische Kouroi oder Korai. Auch der berühmte Wagenlenker von Delphi ist ein Weihgeschenk.
In Europa sind Beispiele für Votivgaben in der Archäologie seit der Steinzeit belegt. Meist wurden Votivgaben vor einer Niederlegung absichtlich unbrauchbar gemacht, um eine profane Nutzung auszuschließen (z. B. Waffen). Andere Dinge wie polierte Steinäxte etc. wurden in natürlichen oder von Menschenhand geschaffenen Grotten niedergelegt (z. B. im Tumulus Mané-er-Hroëk bei Locmariaquer).
Die häufigsten Votivgaben in römischer Zeit waren jedoch nicht Waffen, sondern Frauenschmuck und andere Gegenstände der weiblichen Privatsphäre, was sicherlich etwas mit dem Matronenkult zu tun hat. Votivsteine sind Weihealtäre, die vorwiegend einer oder mehreren Matronen geweiht sind. Sie verdanken ihre Entstehung vor allem den Problemen und Wünschen im antiken und frühmittelalterlichen häuslichen Bereich. Auf solchen Altären sind viele Votivinschriften erhalten geblieben. Sie gelten nicht nur den Matronen, sondern auch anderen Gottheiten. Form, Schrift und Ursprung der Votivinschrift ist römisch.
Die Griechen brachten ihrem wundertätigen Gott Asklepios Votivgaben in Epidauros, Knidos, Pergamon und anderen Kultorten dar. Zeugnisse des religiösen Lebens der Römer sind die dem phrygischen Gott Sabazius geweihten Votivhände und die Abbildungen menschlicher Körperteile aus Ton und Bronze im Isistempel von Pompeji und auch die in Deutschland (Germania Romana) häufig gefundenen Votivbleche.
Der Votivkult erlosch nicht etwa mit der Christianisierung Europas, sondern wurde ins christliche Brauchtum eingefügt. Besonders an Wallfahrtsorten begegnet man häufig den Nachbildungen von Objekten in Miniaturform (z. B. Votivtafeln, Votivbildern, Votivkerzen, Votivkronen), die, einem Heiligen gewidmet, einer Bitte oder einem Dank plastischen Ausdruck vermitteln.
Auch in anderen Religionen existiert oder existierte ein Votivkult.
Im Christentum gibt es Votivbrauchtum seit den Anfängen. Das Motiv der Votivgabe verknüpfte man gern mit bestimmten wiederkehrenden Bildtypen, zum Beispiel der Maria im Ährenkleid für die Bitte um Befreiung aus Gefangenschaft. Zur reichsten Entfaltung kam es in der Barockzeit, als auch die Wundergläubigkeit ihren Höhepunkt erreichte. In der Kirche des Ortes Gräbern in Kärnten wurden eiserne Votivgaben auch in Form von nachgebildeten Extremitäten und eines Rinderpaares gefunden. Um die Kirchen des St. Leonhard (des Bandlösers) wurden aufgrund von Gelübden auch Ketten als Votivgabe angebracht, so um St. Leonhard im Lavanttal in Kärnten. Dieser Brauch führte im alpinen Raum zu den Kettenkirchen. Auch Bauwerke können als Votivgabe gestiftet werden; eine bekannte Votivkirche ist die Wiener Votivkirche, für eine Pestsäule die Wiener Pestsäule.
Auch Tiere konnten als Votivgabe gebracht werden, in der Gegend um Salzburg waren das insbesondere schwarze Hühner. Bei Unserer Lieben Frau auf der Gmain etwa wurden die „geopferten“ Hühner während der Messe von den Votanten dreimal um den Hochaltar getragen und danach hinter diesem in eine hölzerne Voliere gesperrt.[4]
Gemälde und andere flächige Kunstwerke werden als Votivbilder bezeichnet, für dreidimensional gestaltete Gegenstände ist die Bezeichnung Gebildvotiv üblich (etwa für Fatschenkinder genannte Votive des Jesuskindes oder in Form eines Organs). Auch Votivschiffe sind Beispiele für Gebildvotive; dargebracht von Seeleuten als Dankbarkeit für die unversehrte Heimkehr nach einer stürmischen Seefahrt; gelegentlich aber auch als Bitte für ein glückliches Ende einer bevorstehenden langen Fahrt.
In der Gegenwart werden häufig schlichte Tafeln mit einer einfachen Inschrift angebracht, die lediglich knapp auf ein erhörtes Gebet verweist, ohne die genaueren Umstände zu beschreiben oder den Namen der Stifter zu nennen (z. B. „Maria hat geholfen“ gefolgt von Datumsangabe).
Eine besondere Form des christlichen Votivs ist das Passionsspiel, dessen Inszenierung in vielen Fällen auf ein Gelübde zurückgeht.[5]
Tama (griechisch: τάμα, pl. τάματα Tamata) sind Votivgaben, die in den östlichen orthodoxen Kirchen, insbesondere in der griechisch-orthodoxen Kirche, dargebracht werden. Tamata sind normalerweise kleine Platten, die aus Metall oder Edelmetall bestehen können, normalerweise mit einem geprägten Bild, das das Thema des Gebets symbolisiert.
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