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mechanischer Webstuhl Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Eine Webmaschine ist eine Maschine, auf der mehrere Fadensysteme rechtwinklig miteinander verkreuzt werden und dabei über- und untereinander verlaufen, sodass ein Gewebe entsteht. Die Fadensysteme werden als Kette und Schuss bezeichnet.[1]
Für die Webmaschine wird oft die Bezeichnung Webstuhl, sowohl in der Umgangssprache als auch in der Fachliteratur, verwendet.
Textile Gewebe in Breiten von 90 bis ca. 500 cm werden am Anfang des 21. Jahrhunderts weltweit auf fast 10 Millionen Webstühlen hergestellt. Dazu gehören mehr als 5 Millionen mechanische Webmaschinen (4 Millionen Schützen- und etwa 1,2 Millionen schützenlose Maschinen)[2][3] und ca. 4,6 Millionen Handwebstühle.[2] Außerdem gibt es einige tausende Band-,[4] Schlauch-[5] und Metalldrahtwebmaschinen[6] im Betrieb.
Die ersten Webmaschinen waren die so genannten Bandmühlen, mit deren Hilfe im 16. Jahrhundert Bänder hergestellt wurden. Der älteste Entwurf eines mechanischen Webstuhls stammt von 1678, kam aber nie zur Ausführung.
Im Jahr 1728 verwendete ein Seidenweber aus Lyon gelochte Holzbrettchen zu Steuerung seiner Webstühle. Jacques de Vaucanson aus Grenoble entwickelte diesen einfachen Webstuhl zu einem mechanisch durch eine hölzerne Lochkarte gesteuerten Modell weiter (1745). Mit diesem Automaten war es erstmals möglich, gemusterte Stoffe herzustellen. Jedoch kam das Gerät nie über den Status eines Prototyps hinaus und wurde nie industriell eingesetzt. Fast zeitgleich, nämlich 1733 erfand John Kay den Schnellschützen, der die Webgeschwindigkeit verdoppelte.
Wurden diese Webstühle noch immer von Hand betrieben, so fand Vaucanson eine Möglichkeit, dass man sie mit einem Göpel durch ein Pferd oder einen Esel betreiben konnte. Das Muster wurde durch eine Nockenwalze erzeugt.
Der Pfarrer Edmund Cartwright patentierte einen vollmechanisierten Webstuhl, bei dem die drei verschiedenen Grundbewegungen des Webens, nämlich das Heben oder Senken der Schäfte, das Eintragen des Schusses mit dem Werfen des Schiffchens durch das Fach und das Anschlagen der Lade, einem gemeinsamen Antrieb übertragen wurde.[7] Dieser Webstuhl wurde als Power Loom bezeichnet. Am 4. April 1785 bekam Edmund Cartwright dafür das britische Patent Nr. 1470 „Machine for weaving [by power]“. In den folgenden drei Jahren kamen weitere Patente (1786 Nr. 1565, 1787 Nr. 1616 und 1788 Nr. 1675) hinzu,[8] die zu Verbesserungen dieses im Grundpatent angemeldeten Webstuhls dienten (z. B. Einrichtung zum mechanischen Abstellen der Maschine bei Kett- oder Schussfadenbrüchen, Regulieren des Kett- und des Warenbaumes sowie eines mechanischen Schützenwechsels). Nachdem er in seiner 1786 gegründeten Fabrik die Webstühle noch durch ein Göpel angetrieben wurden, installierte er schon 1788 eine Dampfmaschine als Antriebsaggregat.[7]
Durch diese Technik wurden sehr viele Arbeitsplätze vernichtet. Als Folge kam es zur Maschinenstürmerei und viele Webstühle wurden zerstört. Insbesondere der Elberfelder Weberaufstand von 1783 und der schlesische Weberaufstand von 1844 verdeutlichte das soziale Elend in dem niedergehenden Familienhandwerk.
Entscheidend für eine deutliche Leistungserhöhung bei der Herstellung von gemusterten Geweben und der Einsparung von Arbeitskräften war die Erfindung einer Fachbildevorrichtung durch Joseph-Marie Jacquard, die nach ihm Jacquardmaschine benannt wurde. Dabei lehnte sich Jacquard an eine von Vaucanson entwickelte Mustertechnik an, aber erreichte durch Verändern und Bereichern der Technik eine unanfechtbare Originalität. Nach seiner Rückkehr nach Lyon im Jahr 1804 arbeitete Jacquard an seiner neuen Fachbildungstechnik und machte 1805 seine Haupterfindung, die Jacquardmaschine.[9] Diese Jacquardmaschine erreichte letztendlich 1808 ihre Vollkommenheit und fand damit rasche Verbreitung, so dass bereits 1812 in Frankreich 18 000 Webstühle mit dieser ausgestattet waren.[10] Damit konnten die Kettfäden in der Webmaschine von der oberhalb aufgebauten Jacquard-Maschine dem Muster entsprechend beliebig ausgehoben werden.
Diese Lochkartenwebstühle waren nicht nur einer der wichtigsten Beiträge zur Industrialisierung, sondern auch der Grundstein zur Entwicklung der Steuerungstechnik bis hin zum modernen Computer.[11] Gewünschte Muster im Gewebe wurden auf einer Lochkarte gespeichert und mechanisch abgetastet. Heute erfolgt die Steuerung der Jaquardmaschinen natürlich vollelektronisch.
Die erste dampfbetriebene Webmaschine wurde im mittelenglischen Bradford gegen Ende des 18. Jahrhunderts eingesetzt.
Nicht zuletzt die Erfindung der Webmaschine löste die Befürchtung von David Ricardo, Friedrich Engels und Karl Marx aus, technischer Fortschritt würde auf Dauer zu Massenarbeitslosigkeit führen.
Es ergaben sich zwei Effekte:
Neben der Spinnmaschine war die Erfindung der Webmaschine einer der wichtigsten Meilensteine der industriellen Revolution. Durch sie veränderten sich die Produktionsbedingungen entscheidend und ehemalige Heimarbeiterinnen mussten sich fortan als Fabrikarbeiterinnen ein Auskommen schaffen.
Die Weiterentwicklung der Einbringung des Schussfadens ging über die Greiferwebmaschine zur aktuellen Luftdüsenwebmaschine.
Webmaschinen veränderten jedoch nicht nur die soziale Realität der Menschen, sondern auch die Produkte selber: Die kunsthandwerkliche Gestaltung wurde durch technisch perfekte Muster ersetzt. Exklusive Luxusartikel wurden zu bürgerlichen Konsumgütern und Massenwaren.
Die für die Herstellung des Gewebes erforderlichen Kettfäden sind parallel unter Spannung auf dem Kettbaum aufgewickelt. Der Kettbaum dient der bedarfsgerechten Kettfadenlieferung.[12]
Die Kettfäden werden am Streichbaum in die Webebene umgelenkt. Der Streichbaum ist meist federnd gelagert, um die Kettfadenzugkräfte während der Fachbildung auszugleichen, was für eine gleichmäßige Gewebequalität notwendig ist. Außerdem dient er als Sensor für die Kettablassvorrichtung. Diese steuert die Geschwindigkeit, mit der die Kettfäden abgewickelt werden (Kettablassgeschwindigkeit).[13]
Die Kettfäden werden durch die Augen der Litzen geführt, die oben und unten an den Schäften befestigt sind. Bei einer einfachen Webmaschine mit zwei Schäften wird immer ein Schaft angehoben, während gleichzeitig der andere Schaft gesenkt wird, dann dasselbe in umgekehrter Richtung. Als Mechanismen zur Schaftbewegung werden Trittmechanismen oder Schaftmaschinen genutzt.
Mit den Schäften werden zugleich die in ihnen aufgehängten Litzen und die Kettfäden bewegt. Auf einem Schaft sind jeweils diejenigen Litzen gruppenweise zusammengefasst, deren Kettfäden entsprechend dem Musterrapport den gleichen Verlauf im Gewebe aufweisen. Im einfachsten Fall bewegen sich zwei benachbarte Kettfäden immer gegeneinander: Wenn ein Kettfaden angehoben wird, wird gleichzeitig der nächste Kettfaden gesenkt. So entsteht in der Kette (Gesamtheit der Kettfäden) ein Fach. Durch das Fach wird der Schützen durchgeführt, um einen Schussfaden rechtwinklig zu den Kettfäden einzutragen (anschauliches Video: siehe[14]).
Aus der Geschwindigkeit, mit der die Kettfäden transportiert werden, und der Anzahl der Schussfäden, die pro Zeitspanne eingetragen werden, ergibt sich die Schussfadendichte (Schussdichte) des Gewebes. Diese gibt an, wie viele Schussfäden sich in einem Gewebe auf einer bestimmten Bezugslänge befinden.[15]
Die Kettfäden werden weiter durch das Webblatt geführt, das in die Weblade integriert ist. Durch das Webblatt werden die Kettfäden geordnet. Außerdem wird hier die Kettfadendichte eingestellt.[12] Die Kettfadendichte wird meist als Anzahl der Kettfäden pro Zentimeter Gewebebreite angegeben.[16]
Beim Schusseintrag steht das Webblatt bei geöffnetem Fach im hinteren Totpunkt. Während des Fachwechsels bewegt sich die Weblade mit dem Webblatt zum Warenbaum hin. Das Webblatt schlägt den zuletzt eingetragenen Schussfaden an den Geweberand an,[13] anschließend kehrt es in die Ausgangsstellung zurück. Das fertige Gewebe wird am Brustbaum umgelenkt und auf den Warenbaum aufgewickelt.
Bei Einphasen-Webmaschinen wird ein Schuss in einer einzigen Phase des Arbeitszyklus der Maschine über die volle Breite der Kette eingetragen.[19]
Bei Mehrphasen-Webmaschinen werden mehrere Schussfäden gleichzeitig eingetragen. Mehrere Phasen des Arbeitszyklus der Webmaschine laufen also zur gleichen Zeit ab.[19]
Nach der Webbreite wird bei Flachwebmaschinen in Breitwebmaschinen und Bandwebmaschinen unterschieden. Zu den Breitwebmaschinen zählen Webmaschinen mit einer maximalen Webblattbreite größer als 30 cm, üblich werden Webmaschinen mit einer Gewebeherstellungsbreite zwischen 90 und 500 cm genutzt. Es gibt aber auch Spezialwebmaschinen z. B. für die Herstellung von Nassfilzgrundgewebe mit einer Webblattweite bis zu 35 m. Zu den Bandwebmaschinen werden Flachwebmaschinen mit Webreiten von kleiner oder gleich 35 cm gerechnet.[34]
Sowohl Breit- als auch Bandwebmaschinen werden in leichter und schwerer Bauart ausgeführt. Die Webmaschinen schwerer Bauart sind stärker dimensioniert und stabiler ausgeführt, was insbesondere auf die Weblade und den Streichbaum zutreffen. Damit sind solche Gewebe herstellbar, bei denen die dynamische Kettzugkraft über 3000 N liegt.[34]
An bestimmten Webmaschinen sind Spezialvorrichtungen vorhanden oder werden als Sondermechanismen angebaut. Damit können besondere Strukturen der Gewebe oder Mustereffekte erzielt werden bzw. auch Metalldraht verarbeitet werden. Zu den Breitwebmaschinen mit Spezialvorrichtungen gehören z B. Frottierwebmaschinen, Rutenpolwebmaschinen, Greifer-Axminster-Webmaschinen und Filztuchwebmaschinen. Bandwebmaschinen mit Sondervorrichtungen sind z. B. mehrgängige Bandwebmaschinen mit mehreren Schusseintragsnadeln pro Gang und Bandwebmaschinen zur Herstellung endlos gewebter Treibriemen.[34]
Beispiele für den Aufbau und die Funktionsweise von Webmaschinen mit Spezialvorrichtungen sind in den folgenden Quellen angeführt.[35][36][37][38][39]
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