Wandernde Steine
Phänomen im Death-Valley-Nationalpark, Nevada, Vereinigte Staaten Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Wandernde Steine (englisch wandering rocks oder sailing stones) sind ein Phänomen auf der Racetrack Playa (dt. „Rennbahn-Ebene“) im kalifornischen Death-Valley-Nationalpark.
Auf einem ausgetrockneten See im Nordwesten des Death-Valley-Nationalparks wandern bis zu 350 kg schwere Felsbrocken sporadisch über die fast vollkommen flache Ebene und hinterlassen dabei Spuren in der Geländeoberfläche. Die Bewegungen, die erst 2014 von Menschen direkt beobachtet werden konnten, finden meist im Winter statt. Am häufigsten sind Bewegungen mit einer Tendenz von Süden nach Norden und Nordwesten. Die Rillen sind zwischen wenigen Zentimetern und etwa 1000 Metern lang, teilweise schnurgerade, teilweise vielfach gewunden. Nach spätestens einigen Jahren verschwinden die Rillen durch Erosion wieder, was die Verfolgung des Gleitens der Steine über längere Zeiträume erschwert.
Zur Ursache des Phänomens gab und gibt es verschiedene Theorien, Ende August 2014 wurde bekanntgegeben, dass das Geheimnis um die Wandernden Felsen von Forschern und Geologen im Scripps Institution of Oceanography in La Jolla geklärt wurde.[1]
Die Racetrack Playa ist eine auf etwa 1120 m über dem Meer[2] gelegene Ebene von rund 5 km mal 2 km Größe in einem abgelegenen Teil des Nationalparks. Sie ist vom erschlossenen Parkteil über eine etwa 40 km lange Schotterstraße erreichbar, die in den meisten Jahreszeiten nur mit Vierradantrieb und hoher Bodenfreiheit zu befahren ist. Dieser Teil des Nationalparks ist als Wilderness Area ausgewiesen,[3] deshalb dürfen nur die ausgewiesenen Pisten befahren werden.[4]
Die Ebene entstand aus einem heute ausgetrockneten See zwischen den beiden Bergketten Cottonwood Range und Last Chance Range. Die Oberfläche besteht zu einem hohen Anteil aus Lehm, der beim Austrocknen im Sommer in regelmäßig erscheinende, kleine Blöcke aufbricht. Niederschläge gibt es in dem Wüsten-Nationalpark nur im Winter, der Lehmboden nimmt diesen schnell auf und wird bereits nach rund 10 mm Niederschlag feucht und entwickelt eine glatte Oberfläche mit reduzierter Reibung.
Es gilt als sicher, dass die eigentliche Bewegung durch Wind zu erklären ist. Vor allem während der heftigen Winterstürme wird im Gebiet häufig Orkanstärke erreicht. Dies alleine reicht aber nicht aus, um die bis zu 350 kg schweren Felsen zu bewegen. Dazu wären theoretisch Windgeschwindigkeiten von über 800 Kilometern pro Stunde erforderlich.[5]
Da das Gebiet unter Naturschutz steht und als „unberührte Wildnis“ ausgewiesen ist, sind dauerhafte Installationen wie fest montierte Kameras zur Überwachung nicht zulässig. Gerade in der Zeit der stärksten Bewegungen während Regenperioden ist der Zugang gänzlich untersagt, da jeder Fußabdruck im dann weichen Grund die Oberfläche dauerhaft verändert.
Bei neueren Untersuchungen wurden sämtliche „wandernden Felsen“ mit GPS-Unterstützung kartiert und ihre Position regelmäßig überwacht. Dabei stellte sich heraus, dass weder die Größe bzw. das Gewicht noch die Form der einzelnen Felsen einen nachvollziehbaren Einfluss auf Geschwindigkeit oder Geradlinigkeit der Wanderung haben.
Vielmehr scheint die Wanderung stark von der Position des jeweiligen Felsens abhängig zu sein. Beispielsweise befinden sich die längsten und geradesten Spuren an Stellen, die wie ein natürlicher Windkanal wirken und so die Luftbewegung kanalisieren und verstärken. Die am stärksten „verwundenen“ Spuren dagegen befinden sich in einem Bereich, in dem zwei solche Luftströmungen aufeinandertreffen und Wirbel bilden. Dennoch bleibt die Frage, wie der Wind bis zu 350 kg schwere Felsen so leicht bewegen kann.
Im August 2014 wurde eine Studie veröffentlicht, die das Geheimnis der wandernden Felsen erklärt. Forscher beobachteten die Felsen über einen längeren Zeitraum, mithilfe von GPS und Zeitrafferaufnahmen. So konnte am 20. Dezember 2013 die Bewegung von über 60 Steinen dokumentiert und bewiesen werden. Manche von ihnen bewegten sich dabei bis zu 224 Meter weit, mit Geschwindigkeiten bis 5 Meter pro Minute.
Voraussetzung für die Bewegung sind dünne, nur wenige Millimeter dicke Eisdecken. Wenn diese zu schmelzen beginnen, genügen selbst geringe Windstärken ab drei Beaufort, um die Steine in Bewegung zu setzen. Die eigentliche Bewegung wird durch den Druck der auf großer Fläche trotz geringer Dicke schweren Eisplatten bewirkt. Während die nötigen Temperatur- und Windbedingungen typisch für die kältesten Perioden des örtlichen Klimas sind, müssen sie mit vorherigem Niederschlag in Form von Regen oder bereits geschmolzenem Schnee zusammenfallen. Diese Bedingungen treten so selten auf, dass es oft Jahre oder sogar Jahrzehnte dauern kann. Wenn die Grundbedingungen gegeben sind, kann etwa um die Mittagszeit, nach dem Antauen der Eisfläche, die Bewegung von Eisplatten auf offenem Wasser einsetzen und die Steine bewegen.[8]
Der Oscar-prämierte Film Die Wüste lebt erwähnt das Phänomen der Wandernden Felsen.
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