österreichischer Politologe Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Walter Seitter (* 12. Dezember 1941 in St. Johann in Engstetten, Niederösterreich) ist ein österreichischer Philosoph.
Walter Seitter wuchs im österreichischen Bundesland Salzburg auf und besuchte in der Stadt Salzburg das Humanistische Gymnasium Borromäum.[1] Ab 1960 studierte er Philosophie an der Theologischen Fakultät zu Salzburg, wo er erstmals mit dem Denken Martin Heideggers bekannt wurde. 1962 wechselte Seitter an die Ludwig-Maximilians-Universität München, wo der Heidegger-Schüler Max Müller aus Freiburg eine Professur übernommen hatte. Zudem erweiterte Seitter sein Studium um die Fächer Politikwissenschaft und Kunstgeschichte. Zu den ihn in München prägenden Hochschullehrern gehörten Wolfgang Stegmüller, Reinhard Lauth, Hans Sedlmayr und Eric Voegelin.[2] Das Lesen der Schriften von Friedrich Nietzsche führte ihn zu den Tagebüchern Franz Grillparzers, mit denen sich Nietzsche im zweiten Teil seiner „Unzeitgemäßen Betrachtungen“ auseinandergesetzt hatte. 1968 promovierte Seitter mit einer Dissertation über Franz Grillparzers Philosophie.[3]
In den Jahren 1968/69 hielt Seitter sich zu Studien in Paris auf, wobei er mit führenden Vertretern des französischen Geisteslebens in Berührung kam. Er besuchte Lehrveranstaltungen und Vorlesungen von Raymond Aron, Claude Lévi-Strauss, Jacques Lacan, Georges Canguilhem und Michel Foucault. In der Folge übersetzte er zahlreiche philosophische Texte, vor allem von Michel Foucault, ins Deutsche. Mit Foucault stand Seitter von 1970 bis zu dessen Tod 1984 in ständiger Verbindung.[4]
Von 1975 bis 1981 arbeitete Seitter als Assistent im Fach Politikwissenschaft an der Pädagogischen Hochschule Rheinland zu Aachen (heute Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule). 1979 gründete er mit Dietmar Kamper und Frank Böckelmann die Buchreihe Tumult. Schriften zur Verkehrswissenschaft, die in losen Abständen Bände zu aktuellen wie auch zu geistesgeschichtlichen Themen herausbringt. Seitter inspirierte und redigierte zahlreiche dieser Ausgaben, wie z. B. Zoopolitik, Physiken, Container, preußisch, Kantorowicz, Dumézil, Plethon, Kittler. In diese Zeit der philosophischen Wegbahnung fällt auch Seitters Entdeckung der Welt der mittelalterlichen Heldenepik. Seitters daraus entstehendes Arbeitsprojekt einer vergleichenden, kontrastierenden Geschichte der Menschenaufzeichnungen in Westeuropa zwischen 1200 und 1700 – von der Heraldik bis zur vormathematischen Statistik – mündete in seine Habilitationsschrift Menschenfassungen. Studien zur Erkenntnispolitikwissenschaft[5] von 1983. Das Buch, 1985 in 1. und 2012 in 2. Auflage publiziert, wird als Seitters erstes Hauptwerk von ungebrochener Aktualität bezeichnet.[6] Es bildete für Seitter den Auftakt zur Entfaltung vielfältiger Forschungsunternehmungen.[7] Seitter unternahm dazu Reisen in Deutschland, Frankreich, Italien – „Nachreisen“ auf den Spuren Paul Cézannes in die Provence oder Piero della Francescas zu dessen Wandmalereien in der Toscana und Rimini. Recherchen zur Romanik führten Seitter nach Spanien, Böhmen, Ungarn, Dänemark und Schweden.[8]
Von 1985 bis 2006 lehrte Walter Seitter Medientheorie an der Universität für angewandte Kunst Wien.[9] 1989 gründete Seitter mit dem Psychoanalytiker August Ruhs die Neue Wiener Gruppe/Lacan-Schule[10], in der er die Sektion Ästhetik leitet. 1997 veröffentlichte Seitter das Buch Physik des Daseins mit der Ausarbeitung einer „philosophischen Physik“, auf die 2002 die medienphilosophische Abhandlung Physik der Medien folgte. Seit 1999 wirkt Walter Seitter mit am „Ersten Wiener Philosophen-Café“ im Caféhaus Korb, einem regelmäßigen öffentlichen Treffen zum nicht-akademischen Philosophieren. 2006 gründete er die Hermesgruppe,[11] einen Kreis von Intellektuellen vor allem aus Wien, der in wöchentlichen Zusammenkünften ausgewählte Texte, vor allem von Pierre Klossowski und Aristoteles, über längere Zeiträume durcharbeitet und die aufbereiteten Protokolle dann in Buchform publiziert.[12]
Seit 2005 wendet sich Seitter den antiken Anfängen der Philosophie zu. Er reist dazu häufig nach Griechenland. Seitters Re-Lektüre der Griechen geht zurück auf die Wiederentdeckung des fast vergessenen Platonikers griechischer Herkunft Georgios Gemistos Plethon (1355–1452), in dem Seitter „den letzten antiken und den ersten modernen griechischen Philosophen“ sieht. 2013 erfolgte auch die Übersetzung von Seitters Physik des Daseins ins Griechische, die im Frühjahr 2014 auf der Internationalen Buchmesse in Thessaloniki vorgestellt wurde.
Walter Seitters Denken bewegt sich weniger in der Geschichte der Philosophie, sondern eher in der Ausdehnung ihrer institutionellen und geographischen Grenzen, in den Nachbarschaften mit Politikwissenschaft, Medientheorie, Literatur-, Kunst- und Wissenschaftsgeschichte, auch in der Nähe zu Osteuropa. Sein Denkweg erkundet die Realität über ihre "Äußerlichkeiten". Das Spektrum seiner philosophischen Arbeiten reicht von einer sich fortschreibenden philosophischen Anthropologie bis hin zu einer propagierten Physik der Philosophie.
Bereits in seiner frühen Arbeit, der Dissertation über Franz Grillparzers Philosophie, setzt sich Seitter vom Konzept einer idealistischen Innerlichkeit ab.[13] Mit den Menschenfassungen – Schriften zur Erkenntnispolitikwissenschaft erschließt Seitter die drei Themenrichtungen seines Philosophierens:
In den Menschfassungen (der Ausdruck wurde Seitter durch das Wappenschild eingegeben, "welches den Krieger schützend und zeigend decken soll"[15]) entwirft er in einem ersten Schritt das theoretische Programm einer "menschenwissenschaftlichen Materialistik",[16] das für sein weiteres Schaffen bestimmend wurde und welches das Ziel verfolgt, Verdinglichung und Entfremdung zuzulassen und das Uneigentliche der Existenz[17] herauszustellen. Die im Untertitel angewandte Begriffkonstruktion und Disziplinbezeichnung "Erkenntnispolitikwissenschaft" stellt dabei wortwörtlich einen pointierten Gegenentwurf Seitters zur Wissenssoziologie dar.[18]
Ausgehend von den Kategorien der exzentrischen Positionalität und der Doppelaspektivität als Organisationsform menschlichen Daseins (Körper/Leib) des Anthropologen Helmuth Plessner sowie gestützt auf Jacques Lacan, der dem "Imaginären" des Selbstbewusstseins die Entfremdung durch das Sprachliche, also das "Symbolische", entgegengesetzt und somit dem humanwissenschaftlichen Diskurs die ausschließliche Perspektive auf das Innere des Subjekts entzogen hatte, verlagert Seitter die Bedingung der Möglichkeit von Erkenntnis vom Subjekt ins Äußere. Diese manifestiert sich in einer Vielzahl von "Politiken" von Oberflächen, Erscheinungen, Körperlichkeiten, Bildern, Zeichen und Symbolen in einer Zusammenschaltung von Ding und Mensch zum "Ding-Menschen".
Als Beispiel dient Seitter in den Menschenfassungen das mittelalterliche Wappensystem und dessen Techniken einer ornamentalen Menschenaufzeichnung. Er begreift die Heraldik als ein Erkennungssystem, das ihrem "Herrn" Zweitkörper verleiht, die sich seinem physischen Körper hinzufügen, anheften und einschreiben und ihm die Möglichkeit eröffnen, "nicht nur da zu sein, wo er ist, sondern auch dort, wo er nicht ist"[19] Seitters Theorie der Zweit- und Mehrkörpersysteme als Mittel der Politik und des Verkehrs von und zwischen Menschen (humans) und Dingen (non-humans) offenbart dabei eine frappierende Parallele zum Second Life in der Netzkultur mit seinen Avataren und Nicknames, zu Plan-B-Projekten oder der Nutzung von Drohnen, Robotern und Maschinenwesen im militärischen Aufklärungs- und Kampfeinsatz.[20]
Des Weiteren zeigt Seitter in den Menschenfassungen, dass es vor allem die Akzidenzien sind, das Zufällige, Nebensächliche und scheinbar Unwesentliche in den "Verhaltensverhältnissen" (Seitter) der Menschen und Dinge zueinander, die das Feld möglicher politischer Operationen bilden. Er weist nach, dass es in der Politik hauptsächlich um diese Akzidenzien geht und daher zwangsläufig der Außenpolitik ein Primat vor der Innenpolitik zukommt. Gemäß dieser von ihm eingeleiteten "akzidenziellen Wende" definiert Seitter die Politikwissenschaft als eine Lehre, "die die Erkenntnis der Menschendinge von der Seite der Akzidenzien her angeht".[21] Damit plädiert er für einen "Begriff des Politischen",[22] der sich dem Freund/Feind-Schema des Staatsrechtlers Carl Schmitt entgegenstellt, welches dieser im Jahre 1932 formuliert hatte. Bereits vor Erscheinen der Menschenfassungen schickte Seitter im Jahre 1981 das Typoskript seines Textes an Schmitt, der sich in seiner umgehenden Antwort "gefesselt" von der Lektüre zeigte, sich anerkennend zu Seitters Begriffskonstruktion äußerte und bemerkte: "Ohne 'Verkettung von Sprüngen' geht es heute nicht mehr".[23]
In seinem Werk Physik des Daseins. Bausteine zu einer Philosophie der Erscheinungen versammelt Seitter verschiedene Aufsätze und Vorträge und errichtet Grundbegriffe einer "philosophischen Physik".[24] Neben der allgemein bekannten wissenschaftlichen Physik oder Schul-Physik, die er ausdrücklich anerkennt, entwirft er die "Philosophische Physik", die gleichzeitig die Physik wieder an jenen Platz rückführt, den sie in der Antike bei Aristoteles und den Vorsokratikern als ein Teil der Philosophie einnahm. Seitter hebt dazu hervor, dass der altgriechische Begriff der 'physis' "nicht nur die 'Natur', sondern das Wesen jeglichen Seienden, sei es auch künstlicher oder technischer Art" gemeint hat.[25] Die Menschenfassungen präzisierend und verallgemeinernd setzt Seitter sich mit Kategorien der "Erscheinung" unter Akzentuierung der "Menschenkörpersichtbarkeiten" und Verdinglichungen auseinander: Die Philosophische Physik folgt einer aristotelischen sowie einer phänomenologischen Inspiration. Ihren theoretischen Leitbegriff findet sie indessen weniger in dem blassen „Phänomen“ als vielmehr in der sensualistisch-materialistischen "Erscheinung".[26]
Seitters "Philosophische Physik" unterscheidet sich von der wissenschaftlichen vor allem durch ihre andersartige Instrumentierung "mittels Augenschein und Umgangssprache". Ihr Verfahren besteht darin, Sagen und Sehen miteinander zu verschränken, um durch das Sagen zu einem Mehrsehen und durch das Sehen zu einem gesteigerten "Mehrsagen" zu gelangen. In der Physik des Daseins veranschaulicht Seitter dies, indem er minimal-ontologisch auf das Niedrige, Schwache, Kleinste und Einfachste insistiert, Dinge in ihrer jeweiligen physikalischen Erscheinung wahrnimmt, beschreibend herausstellt und "dem Extrahumanen, auch dem Extrahumanen bei den Menschen Reverenz erweist".[27] Zu Seitters Beispielen gehören das Buch, die Schneeflocke, das Weinglas, Steine, aber auch die Fotografie, die Autobahn oder "Nacktheit als Kleidung". In den Erscheinungen, die er begrifflich in Goethes "Farbenlehre", Ludwig Wittgensteins "Bemerkungen über die Farben", in den Gesprächen und Briefen Paul Cézannes sowie in der "Poetischen Physik" von Francis Ponge formuliert sieht, gibt sich für Seitter das Wesen der Dinge selber, die allerdings oft von anderen Dingen, den sogenannten Medien (Wörter, Bilder, Bauten usw.) umgeben, präsentiert und verstellt werden. Seitters Sichtweise ähnelt hierbei einem Materialismus, der allerdings nicht weltanschaulich zu verstehen ist, sondern methodisch und daher von ihm "Materialistik" genannt wird. Insofern schließt er auch an den "Physikalismus" des Wiener Kreises an, allerdings mit der Einräumung mehrerer verschiedener Physiken. An die Stelle eines "Logischen Positivismus" setzt Seitter einen "glücklichen Positivismus",[28] der einen "tragischen Positivismus", wie z. B. bei Nietzsche, nicht ausschließe.[29]
Seitters Werk Physik der Medien. Materialien, Apparate, Präsentierungen von 2002 ist eine Weiterführung eines Stranges der Physik des Daseins. Es stellt die Materialität von Medien heraus und versteht sich als Beitrag zu einer empirischen Medienphilosophie.[30] Für Seitter sind die philosophischen Ansätze der Medientheorie in der "Philosophischen Physik" gleichsam aufgehoben. Daher wendet er sich gegen die Reduktion der Medien auf die "Neuen Medien" und gegen eine Klassifizierung von Medien, die sich nur am Grad ihrer Technisierung orientiert.[31] Medien gehören für Seitter vielmehr zum "Erscheinungsbetrieb" der Dinge selber. In kritischer Anlehnung an den Medientheoretiker Marshall McLuhan,[32] den Psychologen Fritz Heider,[33] den Philosophen und Mediologen Régis Debray[34] und schließlich an Aristoteles[35] schlägt Seitter eine begriffliche Bestimmung von Medien als "Präsentationsmittel" vor, von denen aus dann ihre Spezialfunktionen wie Information, Kommunikation abzuleiten sind.[36]
In der Physik der Medien stellt Seitter Mediographien zusammen. Als erste und wichtigstes Medium figurieren für Seitter die Hände, die für ihn Prototypen eines Mediums sind, welches den Menschen zum "Tier mit den Dingen" gemacht hat.[37] Medien sind für Seitter auch Möbel, die Straße, die Sprache, das Geld, das Geschäft und auch ansatzweise die Institution Wirtschaft, also alles, was Bühne, Behälter oder Verpackung ist.[38] Seitter stellt nicht nur unterschiedliche Mediensorten vor, sondern differenziert auch verschiedene "Stufen" oder "Aggregatzustände" von Medien. Er unterscheidet "warme" und "kalte" Medien, "professionelle", die ausschließlich und von Berufs wegen Medien sind, und "okkasionelle", die nur von Fall zu Fall als solche auftreten. Seitters medienhistorische Sicht folgt dabei weniger einem Evolutionismus, wie er bei McLuhan, Vilém Flusser[39] oder Niklas Luhmann[40] vorherrscht, sondern eher einem 'Anachronismus', um zeiträumlich übergreifend Medien vergleichen zu können.[41] In Seitters Medialität, für ihn Grundlage aller Erscheinungen und Sichtbarkeiten, kommt auch der Elektrizität, der Erde, dem Äther und dem Licht eine wesenhafte mediale Bedeutung zu:[42] "Mit dem Phänomen des Lichtes, das in Wahrheit die Phänomenalität oder das Metaphämomen schlechthin ist, hebt sich das antike Denken über die Ebene der Elemente hinaus und hinauf zur Ebene der Medialität […] Das Licht war dasjenige, was den sehenden Augen und den erscheinenden Dingen die Kraft gibt, zu wirken und zusammenzuwirken und wirklich zu werden, so dass überhaupt etwas erscheint oder nicht vielmehr nichts und so, dass nicht nur das Minimum sondern auch das Maximum an Erscheinung, also Körperlichkeit möglich wird."[43]
Seitters Methodik beruht auf biographischen Einwirkungen, Begegnungen, Funden. Sein philosophisches Erkennen ist situationsgebunden und vollzieht sich in Aktionen und Reaktionen. Seitters wichtigste Aktionsformen sind das Beschreiben (sagen, was man sieht), das Hervorrufen von Erscheinungen durch Arbeit mit Wörtern und Umformen von Wörtern; das mikroskopische Eindringen ins Innere von Phänomenen (Wörtern, Texten, Bildern); sein Vergleichen von Phänomenen (selbst wenn sie historisch oder geographisch weit auseinander liegen); sein Ausgreifen in makrophysikalische, kosmologische Dimensionen (z. B. die Nacht als Folge einer bestimmten Konstellation von Himmelskörpern); sein Konstellieren von Himmelskörpern unterschiedlicher Formate (Schneeflocke, Planeten).
Entscheidende methodische Phasen von Seitters Philosophieren bilden die Wahrnehmung von Phänomenen und die sprachliche Wiedergabe dieser Wahrnehmung. So übte Seitter bei alljährlichen Aufenthalten in Kampen auf Sylt gemeinsam mit dem Maler Siegward Sprotte ("Das aktive Sehen ist ein farbiges Sehen…") die selbstgewählte Disziplin "Sehen und Sagen", welche sein Denken sowohl der Wahrnehmung wie der Lust am Formulieren zuführte.[44] Wo sich Tatsachen und Probleme unvermutet treffen, versucht Seitter sinnliche, körperliche Konturen beschreibend zu erfassen und zu erzählen. Mit der von ihm entwickelten Methode der "Tychanalyse" eröffnete er sich die Möglichkeit eines Philosophierens, das erzählend an Erzählungen von anderen anknüpft, an Erzählungen, die es schon gibt, und diese zusammenführt, verkettet oder weitertreibt.[45] Mit dieser Art des Nach-Erzählens steht Seitter methodisch französischen Denkern wie Jean-Francois Lyotard[46] und Michel Serres[47] nahe, nach denen die "großen Erzählungen" der Moderne aufzugeben seien und an ihre Stelle eine Vielfalt von kleinen Erzählungen zu treten habe. Seitter nennt sein Philosophieren auch ein "unreines Philosophieren", insofern es sich in Grenzregionen zwischen der Philosophie und jeweiligen Einzelwissenschaften aufhält und Erkenntnispraktiken und Tätigkeiten einbezieht, die außerhalb des Akademischen liegen und eher den Künsten zugehören. Insofern nähert sich Seitter in seinem Beschreiben und Erzählen Techniken der Montage und der Collage an, dem Basteln und dem Konstruieren. Verfahren, die er in der Lektüre der aristotelischen "Poetik" wiederfand, wo die Mimesis als ein experimentelles Rekonstruieren postuliert wird.[48] Sein Philosophieren tendiert insgesamt eher in Richtung "Analyse" und weniger in Richtung "Theorie". Dabei versteht Seitter "Analyse" sowohl in Nähe zu wie auch Absetzung von der Psychoanalyse: als ein Philosophieren in Ich-Form, als ein Eingehen auf Obsessionen und Komplexe (wie beispielsweise auch Pierre Klossowski), individueller wie objektiver Art, in denen "Unbewusstes" außerpsychisch gelagert ist. So folgt Seitters Beschäftigung mit dem Salzburger Untersberg den Spuren des legendären österreichischen Pfarrers Valentin Pfeifenberger[49] und entwirft eine "montanistische" Analyse (Seitter) anstatt eines "alpinistischen" Überblicks.
Am 24. Januar 2013 wurde Walter Seitter für seine Verdienste um das internationale Ansehen der österreichischen Geisteswissenschaften mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse geehrt.
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