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Wallensteinfestspiele (Memmingen)
größte Historienfestspiele in Europa Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Wallensteinfestspiele Memmingen sind die größten Historienfestspiele in Europa und existieren seit 1980. Sie spielen den Aufenthalt des Oberbefehlshabers der kaiserlichen Streitkräfte des Heiligen Römischen Reiches im Dreißigjährigen Krieg Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein, genannt Wallenstein, im Jahre 1630 in Memmingen nach. Sie werden alle vier Jahre im Sommer vom Fischertagsverein Memmingen veranstaltet. Bereits im Jahr 2018 wurden die Festspiele mit dem bayerischen Heimatpreis ausgezeichnet.[1]

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Geschichte
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Die erste Aufarbeitung des historischen Themas Wallenstein in Memmingen 1630 im Rahmen eines Festspieles fand gegen Ende des 19. Jahrhunderts statt. Ein erstes kleines Festspiel wurde am 23. Februar 1895 von der Lesegesellschaft Harmonie im Gasthaus Falken aufgeführt.[2] Anschließend wurden die Festspiele in den alle fünf Jahre stattfindenden Großen Fischertag einbezogen. Der erste Große Fischertag fand 1900 statt und wurde durch den Stadtmagistrat organisiert. Im gleichen Jahr wurde der Fischertagsverein Memmingen e. V. gegründet, der fortan an der Organisation des Fischertages beteiligt war. Ab 1919 war er allein verantwortlich.[3] Im Rahmen des ersten Großen Fischertages 1900 wurde nicht nur der Einzug Wallensteins in Memmingen dargestellt, sondern auch die Themen Welf VI. mit Kreuzfahrergruppe und Der Bauernkrieg. Beim Großen Fischertag 1905 stand nicht Wallenstein im Mittelpunkt, sondern anlässlich des Besuchs von Kronprinz Ludwig von Bayern in Memmingen Kaiser Maximilian. Es wurde das Schauspiel Kaiser Maximilian in Memmingen von Bernhard Hofmann aufgeführt. Der nächste Große Fischertag im Jahr 1925 nach dem Ersten Weltkrieg griff das Thema Wallenstein erneut auf, ebenso der des Jahres 1930. Nach einer Unterbrechung im Zweiten Weltkrieg fanden von 1950 bis 1975 wieder alle fünf Jahre Große Fischertage in Memmingen statt.[4]
Für den nächsten Großen Fischertag 1980 wurde über eine andere, in festen Zeitabständen stattfindende Großveranstaltung nachgedacht. Es kristallisierten sich bei der Abstimmung drei historische Großereignisse heraus. Neben dem Aufenthalt von Wallenstein wurde der Bauernkrieg mit der ersten Verkündung der Menschenrechte in Europa, den sogenannten Zwölf Artikeln und die Reformation, sowie die erste bayerische Zeit in Memmingen um 1803 diskutiert. Aufgrund der größeren Möglichkeiten bei der Darstellung und zur Vermeidung von Konfessionsstreitigkeiten beim Thema Reformation wurde entschieden, Wallenstein in Memmingen 1630 umzusetzen. In den Jahren 1980, 1983, 1987 und ab 1992 alle vier Jahre fanden die einwöchigen Wallensteinfestspiele in Memmingen statt.[5] Die letzten Wallensteinfestspiele fanden vom 24. bis 31. Juli 2016 statt.
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Heutiger Festablauf
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Die Wallensteinfestspiele sind mit rund 4500 Mitwirkenden und geschätzten 150.000 Besuchern im Jahr 2016 das größte Historienfestspiel Europas.[6][7][8] Als nächstgrößtes Historienfestspiel in Deutschland folgt die Landshuter Hochzeit mit etwa 2000 Mitwirkenden. Aufgrund der hohen Detailtreue zählen beide zu den sehenswertesten historischen Festspielen in Deutschland. Die Kleiderordnung ist streng detailtreu, die Utensilien, z. B. Fuhrgespanne, Kanonen, Fahnen, Musketen und Ähnliches, sind nachgebaut. Die Kostüme werden alle in Handarbeit vom Memminger Fischertagsverein nach alten Bildern und Zeichnungen reproduziert.[9]
Ein- und Auszug

An den Sonntagen findet der Ein- bzw. Auszug Wallensteins aus Memmingen statt. Dabei verläuft jeweils ein großer Festumzug mit allen mitwirkenden Festspielgruppen samt ihren Fuhrwerken, Kanonen, Pferden usw., beginnend am Ulmer Tor, durch die Innenstadt.
Lagerleben

Während der gesamten Woche wird unter anderem das historische Lagerleben in der Grimmelschanze und im Reichshain-Park nachgestellt. Jede Gruppe baut hier ihr eigenes Lager auf, viele verkaufen Essen und Getränke oder unterhalten die Besucher mit Shows und Einlagen.
Lager- und Reiterspiele

In der Woche finden jeden Abend sowohl die Lagerspiele in der Grimmelschanze mit Aufführungen von Akrobaten und Feuerschluckern als auch die Reiterspiele im Reichshain statt.
Wallensteintheater
Die Theatergruppe des Fischertagsvereins führt in der Festwoche vor der Kulisse des Memminger Marktplatzes ein Theaterstück in Memminger Mundart auf.
Handwerkermarkt
Im Rahmen der Wallensteinfestspiele präsentiert sich das Handwerk in Memmingen auf einem historischen Handwerkermarkt.
Weitere Darbietungen
Zudem findet während der Veranstaltungswoche der Tanz auf dem Kopfstein, eine große Tanzaufführung in historischen Kostümen auf dem Kopfsteinpflaster des Marktplatzes mit anschließendem Fackelzug statt. Außerdem gibt es eine große Gefechtsvorführung mit Pyrotechnik normalerweise am Samstag auf dem Landesgartenschaugelände. Der zweite Sonntag der Festspiele beginnt mit einem historischen Gottesdienst in der St.-Martins-Kirche.
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Historischer Hintergrund
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Den historischen Hintergrund für die Wallensteinfestspiele in Memmingen bildet der Aufenthalt von Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein in Memmingen vom 30. Mai 1630 bis 22. Oktober 1630. Wallenstein war als Generalissimus zwischen 1625 und 1634 zweimal Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee im Dreißigjährigen Krieg. Er kämpfte auf Seiten des Kaisers und der Katholischen Liga gegen die protestantischen Mächte Deutschlands sowie gegen Dänemark und Schweden.

Er bezog mitsamt seinem großen Hofstaat für vier Monate im Fuggerbau seine Residenz. Dort empfing er neben führenden Militärs seiner Armee auch Gäste und Gesandtschaften wie den päpstlichen Nuntius Rocci, den Vertrauten Kardinal Richelieus, Père Joseph, und Prinz Ulrich von Dänemark. Letzterer hielt sich 50 Tage lang in Memmingen auf, Festessen und Turnierspiele wurden veranstaltet.[10] In der Stadtchronik heißt es: „Es hat Glück und Heyl gewest!“.
Während seines Aufenthaltes in Memmingen erhielt Wallenstein im Juli 1630 seine auf dem Kurfürstentag in Regensburg von Kaiser Ferdinand II. beschlossene Absetzung im Fuggerbau überreicht. Aufgrund des aktiven Eingreifens von Gustav II. Adolf von Schweden in den Dreißigjährigen Krieg wurde Wallenstein 1632 aber zum zweiten Mal als Oberbefehlshaber ernannt. 1632 quartierte sich der schwedische König für kurze Zeit im Fuggerbau ein. Wallenstein wurde 1634 erneut vom Kaiser für abgesetzt erklärt und am 25. Februar 1634 in Eger in Böhmen ermordet.
Wallensteingruppen
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Die rund 4500 Mitwirkenden sind in verschiedene Gruppen gegliedert. Die meisten der Gruppen gehören zum Fischertagsverein, es reisen aber auch ein paar Gastgruppen aus ganz Europa an. Jede Gruppe hat andere Kostüme, Waffen und weitere Requisiten wie Kanonen, Trommeln, Fuhrwägen etc. Die Wallensteingruppen lassen sich grob in Soldaten, Trosse und andere Gruppen unterteilen.
Soldaten
Trosse
Weitere Gruppen
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Weblinks
Commons: Wallensteinfestspiele Memmingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Literatur
- Fischertagsverein Memmingen e. V. (Hrsg.): 30 Jahre Wallenstein – Die Bürger der Stadt Memmingen spiele ihre Geschichte - 1980–2010. Memminger MedienCentrum, Memmingen 2010, ISBN 978-3-927003-55-2.
- Christoph Engelhard: Memmingen: Kleine Stadtgeschichte. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2021, ISBN 978-3-7917-6206-7.
Einzelnachweise
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