Die Vorpostenverbände der Kaiserlichen Marine waren Marineverbände, welche ab August 1914 eingerichtet wurden und bis Kriegsende existierten. Ihr Einsatzgebiet waren die Küstengebiete der Nord- und Ostsee.
Neben den Vorpostenverbänden existierten zeitgleich noch Küstenschutzdivisionen, welche später in Küstenschutzflottillen überführt wurden.
In der Kriegsmarine der Wehrmacht wurden später auch entsprechende Vorpostenflottillen gebildet.
Die Aufgaben der Vorpostenverbände der Kaiserlichen Marine waren in den jeweiligen Einsatzgebieten den Schiffsverkehr zu überwachen. Hierunter fiel auch feindliche Kriegsschiffe zu melden und Handelsschiffe durch Minensperren zu leiten.
Anfangs wurden für diese Aufgabe Fischdampfer eingesetzt, später kamen extra Vorpostenboote dazu. Der Vorteil der Fischdampfer bestand darin, dass diese seetauglich und mit einsatzerprobten Maschinen ausgestattet waren. Nachteilig wirkte sich die geringe Geschwindigkeit und der große Tiefgang, welcher bei der Minensuche gefährlich war, aus. Für den Einsatz wurden zur Mobilmachung 40 Fischdampfer bewaffnet.[1]
Flottille der Nordseevorpostenboote
Die Flottille der Nordseevorpostenboote wurde als erste Flottille der Vorpostenverbände der Kaiserlichen Marine Mitte August 1914 mit Sitz in Wilhelmshaven aufgestellt. Die Flottille wurde später in Nordseevorpostenflottille umbenannt. Das Sicherungsgebiet der Flottille war die deutsche Bucht. Die Flottille bestand 1914 aus 14 Torpedoboote und 88 Fischdampfern.[1]
1916 existierte bei dieser Flottille eine Sondergruppe, welche zur Bekämpfung von U-Booten und zur Durchführung von nachrichtendienstlichenOperationen und Sabotageaktionen eingesetzt wurde. Weitere Sondergruppen wurden bei der Flottille gebildet, wobei sie immer aus drei Booten bestanden.
Ende 1918 wurde die Flottille aufgelöst.
Einheiten (Auswahl)
Kehdingen: von der Aufstellung bis zum Untergang im November 1917
Führungsboot Nordsee (später in die Reichsmarine übernommen)
Führungsboot der I. Nordsee-Vorposten-Halbflottille Fuchs
Führungsboot der II. Nordsee-Vorposten-Halbflottille Hay
Äußere Bewachung:
I. Sondergruppe mit drei Booten inkl. Dithmarschen
II. Sondergruppe mit drei Booten
III. Sondergruppe mit drei Booten
IV. Sondergruppe mit drei Booten inkl. Admiral von Knorr (1918)
V. Sondergruppe mit drei Booten
VI. Sondergruppe mit drei Booten
Gruppe Nord mit 12 Booten
Gruppe Mitte mit neun Booten
7 Reserveboote
Innere Bewachung:
Außengruppe mit vier Booten
Amrum–Gruppe mit vier Booten
Helgolandgruppe mit vier Booten
I. Nordsee-Vorposten-Halbflottille:
Innengruppe mit vier Booten
Elbegruppe mit vier Booten
Jade/Wesergruppe mit drei Booten
Nordernetzgruppe mit drei Booten, ein Vorpostenboot und ein Reserveboot
II. Nordsee-Vorposten-Halbflottille:
Innengruppe mit vier Booten
Elbegruppe mit vier Booten
Jade/Wesergruppe mit drei Booten
Nordernetzgruppe mit drei Booten, ein Vorpostenboot und ein Reserveboot
Chef der Flottille
Korvettenkapitän Max Forstmann, zugleich bis Dezember 1914 Kommandant der Silvana
Bekannte Personen
Carl Kircheiß: von August 1914 bis Dezember 1916 Kommandant eines Vorpostenbootes
Karl Loewenstein: während des Ersten Weltkriegs als Signaloffizier bei der Flottille
Hafenflottille Jade-Weser
Anfang August 1914 wurde die Hafenflottille Jade-Weser aufgestellt. Später erfolgte erst die Umbenennung in Hafenflottille der Jade und Weser, dann im Juni 1917 in Vorpostenflottille der Jade-Weser. Ende 1918 wurde die Flottille aufgelöst.
Einheiten (Auswahl)
Hay: von August 1914 bis 1918, dann zur Nordseevorpostenflottille
Kapitän zur See Ernst Ewers: von Mai 1915 bis September 1915, zugleich Kommandant der Niobe; vormals Chef der Hafenflottille der Elbe und später Chef der Küstenschutzdivision der Ems
unbekannt
Kapitän zur See Hans Bene: von Januar 1916 bis November 1916, zugleich Kommandant der Niobe
Fregattenkapitän/Kapitän zur See Carl Fürst zu Ysenburg und Büdingen: von Juli 1917 bis zur Auflösung, zugleich Kommandant des Wasserabschnitts Wilhelmshaven
Anfang Oktober 1915 wurde die Vorpostenflottille der Ems aufgestellt. Anfang Februar 1918 sollte die Flottille die U-BooteUB 65 und U 104 durch die deutschen Minensperren bei Hornsriff leiten. Dies scheiterte und vier Boote gingen verloren. Ende 1918 wurde die Flottille aufgelöst. Die Flottille musste eine hohe Anzahl von mehr als sechs Verlusten von Booten hinnehmen.
Neben der Vorpostenflottille der Ems existierte auch noch eine Küstenschutzdivision der Ems, welche im Mai 1918 aufgelöst wurde und in die Vorpostenflottille der Ems eingegliedert wurde.[7]
Einheiten (Auswahl)
D 9: von der Küstenschutzflottille der Ems, von der Aufstellung der Flottille bis kurz vor Kriegsende
Nürnberg: von der Aufstellung bis Juli 1915, dann zur Vorpostenhalbflottille Ost
Lister Tief: nach der Indienststellung Mitte November 1916 bis zur Strandung Anfang Januar 1918
Bürgermeister Pauli: nach der Indienststellung Mitte Dezember 1916 bis zur Strandung Anfang Januar 1918
Weddigen: von Mai 1917 bis zum Untergang Februar 1918
Korvettenkapitän Georg Brandes: von der Aufstellung bis Januar 1917
Korvettenkapitän Erich Heyden: von Januar 1917 bis Februar 1918, zugleich Kommandant der Arcona
Korvettenkapitän Carlo Peucer: von Februar 1918 bis Kriegsende, zugleich Kommandant der Arcona
Hafenflottille der Elbe
Anfang August 1914 wurde die Hafenflottille der Elbe aufgestellt. Mitte Juni 1917 erfolgte die Umbenennung in Vorpostenflottille der Elbe. Ende 1918 wurde die Flottille aufgelöst.
Boote der Fairplay Reederei: Fairplay II (1898), Fairplay IV (1899), Fairplay VI (1901), Fairplay VII (1906), Fairplay VIII (1906), Fairplay IX (1910), Fairplay X (1911)
Zieten: 1918, von der Vorpostenflottille der Jade-Weser
Hilfsminensuchdivision Cuxhaven mit 10 Booten inkl. Fairplay II (1898), Fairplay VI (1901), Fairplay VII (1906), Fairplay VIII (1906), Fairplay IX (1910)
Sperrfahrzeugdivision mit 14 Booten
Schiffssperre mit 17 Booten inkl. Fairplay X (1911)
Fregattenkapitän Ernst Ewers: von der Aufstellung bis Januar 1915, zeitgleich Kommandant der Nymphe; später Chef der Hafenflottille Jade-Weser
Fregattenkapitän Erich Graf von Zeppelin: von Januar 1915 bis zur Auflösung, zeitgleich bis August 1915 Kommandant der Nymphe
Die Dienststelle war nicht wie die Vorpostenverbände der Nordsee aufgebaut. Die Hilfsminensuchdivision und der Netzsperrverband der Ostsee unterstand direkt dem Oberbefehlshaber der Ostseestreitkräfte und war nicht den Vorpostenverbänden zugeordnet.
Verband der Vorpostenboote
Anfang August 1914 wurde der Verband der Vorpostenboote aufgestellt. Mitte Oktober 1915 wurde der Verband zur Vorpostenhalbflottille Kiel umgebildet. Im August 1917 folgt die Unterstellung unter den neu geschaffenen Sicherungsverband der westlichen Ostsee.
Ende Dezember 1914 wurde in Warnemünde die Halbflottille der Ostseevorpostenboote aufgestellt. Mitte Juli 1915 wurde die Flottille zur Vorpostenhalbflottille West umbenannt. Ein Teil der Flottille wurde im September/Oktober 1917 beim Unternehmen Albion eingesetzt.
Einheiten (Auswahl)
Rastede: von Juni 1917 bis Kriegsende, ehemals Hafenflottille der Jade undWeser und Nordseevorpostenflottille
Konrad Lau, Erich v Flotow, Karl Schröder:Die Organisationen für die Versorgung des Heeres. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 1923, ISBN 978-3-11-233114-9, S.322 (google.de[abgerufen am 4.Februar 2021]).
Albert Stoelzel:Ehrenrangliste der Kaiserlich Deutschen Marine, 1914–1918. Marine Offizier Verband, 1930, S.22 (google.de[abgerufen am 4.Februar 2021]).
Albert Stoelzel:Ehrenrangliste der Kaiserlich Deutschen Marine, 1914–1918. Marine Offizier Verband, 1930, S.23 (google.de[abgerufen am 4.Februar 2021]).
Albert Stoelzel:Ehrenrangliste der Kaiserlich Deutschen Marine, 1914–1918. Marine Offizier Verband, 1930, S.25 (google.de[abgerufen am 5.Februar 2021]).
Albert Stoelzel:Ehrenrangliste der Kaiserlich Deutschen Marine, 1914–1918. Marine Offizier Verband, 1930, S.42 (google.de[abgerufen am 5.Februar 2021]).
Albert Stoelzel:Ehrenrangliste der Kaiserlich Deutschen Marine, 1914–1918. Marine Offizier Verband, 1930, S.43 (google.de[abgerufen am 6.Februar 2021]).
Albert Stoelzel:Ehrenrangliste der Kaiserlich Deutschen Marine, 1914–1918. Marine Offizier Verband, 1930, S.49 (google.de[abgerufen am 5.Februar 2021]).
Albert Stoelzel:Ehrenrangliste der Kaiserlich Deutschen Marine, 1914–1918. Marine Offizier Verband, 1930, S.27 (google.de[abgerufen am 5.Februar 2021]).
Albert Stoelzel:Ehrenrangliste der Kaiserlich Deutschen Marine, 1914–1918. Marine Offizier Verband, 1930, S.46 (google.de[abgerufen am 6.Februar 2021]).
Albert Stoelzel:Ehrenrangliste der Kaiserlich Deutschen Marine, 1914–1918. Marine Offizier Verband, 1930, S.47 (google.de[abgerufen am 6.Februar 2021]).
Albert Stoelzel:Ehrenrangliste der Kaiserlich Deutschen Marine, 1914–1918. Marine Offizier Verband, 1930, S.35 (google.de[abgerufen am 6.Februar 2021]).
Albert Stoelzel:Ehrenrangliste der Kaiserlich Deutschen Marine, 1914–1918. Marine Offizier Verband, 1930, S.37 (google.de[abgerufen am 6.Februar 2021]).
Albert Stoelzel:Ehrenrangliste der Kaiserlich Deutschen Marine, 1914–1918. Marine Offizier Verband, 1930, S.39 (google.de[abgerufen am 6.Februar 2021]).
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