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Farbe zwischen Indigo und Ultraviolett im elektromagnetischen Spektrum Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Violett, alltagssprachlich auch Lila, ist ein Farbreiz und eine Spektralfarbe, die vom kurzwelligen Ende des sichtbaren Lichtes, der Grenze zum Ultraviolett (ca. 380 nm), bis etwa 425 nm[1] bzw. 430 nm,[2] der Grenze zum Farbton Indigo reicht.
Licht mit dieser Eigenschaft kann auch als Körperfarbe remittiert sein. Im normalen Sprachgebrauch werden die Farbnamen Violett und Lila zwar überdeckend für Farbtöne zwischen Rot und Blau genutzt, Violett ist jedoch häufig der „reine“ kurzwellige Farbreiz, während Lila häufig eine gebrochene Farbe im Rotblau beschreibt. Die Komplementärfarbe nach der subtraktiven Farbmischung ist Gelb, nach additiver Farbmischung ist es Grün (wobei dort die exakte Mischung aus dem jeweiligen primären Rot- und Blauton (Sekundärfarbe) eher als Magenta bezeichnet wird). Während Violett somit einem kurzwelligen Farbreiz entspricht, der gerade noch vom S-Zapfen („blau“) monochromatisch wahrgenommen werden kann, liegen ähnlich aussehende Farben wie Purpur und Lila (je nach Definition) auf der Purpurlinie und existieren somit nur scheinbar, d. h. nicht monochromatisch, sind daher auch nur durch Mischung aus zwei Farbreizen mithilfe der S- und L-Zapfen („rot“) gleichzeitig wahrnehmbar. Dies ist auch die Ursache dafür, dass Violett am äußersten Rand eines Regenbogens erscheint, Purpur im Regenbogen hingegen nicht vorkommt.
Violett (mit Nebenformen) erscheint bereits in deutschsprachigen maltechnischen Quellen des 15. bis 16. Jahrhunderts als Name einer eher hellen, zartvioletten Malerfarbe. Im 17. und 18. Jahrhundert etablierten sich violett (Adj.) und Violett (Subst.) als normale Farbbezeichnungen im Deutschen. Zugrunde liegen französisch violette (Subst.) ‚Veilchen‘, auch ‚Veilchenfarbe, Violett‘ und violet (Adj.) ‚veilchenfarben, veilchenblau‘, aus lateinisch viola ‚Veilchen‘ (vgl. auch violaceus ‚veilchenfarben‘).[3] Der häufigste Farbton von Veilchen tendiert zu blau, worauf auch das Farbadjektiv veilchenblau verweist.
Ebenfalls aus dem Französischen wurde später (2. Hälfte des 18. Jahrhunderts) die teilweise stark konkurrierende Farbbezeichnung lila entlehnt. Diese erscheint zunächst als modische Textilfarbe in deutschen Texten. Das französische Wort lilas (Aussprache [liˈla]) für Flieder oder fliederfarben ist orientalischer Herkunft (wie die Pflanze selbst) und kommt aus dem Arabischen und Persischen, wahrscheinlich durch spanische Vermittlung.[4] Beim Flieder existiert durch Züchtungen neben weißen und rosa Sorten mittlerweile eine breite Farbton-Palette. Die Blütenfarben liegen in violett oder lila und reichen von dunklen und gesättigten über mittlere Lilatöne bis zu zarten, blassen Sorten, es entstanden blauviolette und rotviolette Farben.
Die Farbbezeichnung Magenta entwickelte sich zum 20. Jahrhundert und geht auf die blutige Schlacht von Magenta (1859), einer norditalienischen Stadt, zurück.
Für die violetten Farbtöne gibt es mehrere Wörter, die sich in der Bedeutung etwas unterscheiden.
Verschiedene Farbmodelle (Farbkreise) machen variierenden Gebrauch von diesen Farbnamen, die Beispiele zeigen einige für die Gestaltung von Websites definierte Farbnamen.
Trotz des sehr unterschiedlichen Eindrucks der violetten Farbtöne ist die Anwendung der Wörter für diesen Farbbereich im Alltag uneinheitlich und teilweise noch kontrovers. Empirische Untersuchungen haben gezeigt, dass Wörterbuchdefinitionen und offizielle Sprachmuster nicht immer im Einklang stehen mit dem allgemeinen Sprachgebrauch, und dass beispielsweise Violett und Lila in der Praxis oft als Synonyme verwendet werden.[9]
Früher wurden lilafarbene Dinge oft je nach vorherrschendem Farbeindruck als Blau oder Rot eingeordnet.
Das Wort lila wird in Fibeln oft als erste Farbbezeichnung genutzt, da die bekannten Buchstaben anfangs begrenzt sind. So wird dieser blau-rote Farbton Kindern geläufig und als geschriebener Farbbegriff gefestigt.
Über die amtlich geschützte, mit einer eigenen Pantone-Nummer versehene Farbmarke Milka-Lila der Schokoladenprodukte des Kraft-Konzerns existiert ein Bericht von Lina Panitz.[10]
Die Spektralfarbe Violett entspricht einer Wellenlänge von 400 bis 430 Nanometern,[2] liegt also am kurzwelligen Ende des sichtbaren Spektrums. Mit Fernseh- und Computermonitoren ist es wegen fehlender (genügend intensiver) Leuchtstoffe nicht darstellbar. Spektrales Violett sieht man in einer CD, in der sich eine kräftige Lichtquelle spiegelt, wenn an der Oberfläche eine Beugung erfolgt.
Violett ist im eigentlichen Sinne die Bezeichnung der Spektralfarbe am kurzwelligen Ende, die sich an das Indigo anschließt und ins Ultraviolett übergeht. Nur in diesem Sinn ist Violett eine monochromatische Spektralfarbe. Purpur ist dagegen eine Mischfarbe und Bezeichnung der Farbvalenz aus rotem und violettem Farbreiz. Die intensivsten Purpurtöne bilden die „Purpurlinie“ des CIE-Chromatizitätsdiagramms. Purpur ist der Farbton, der zum „königlichen“ Farbstoff aus der Purpurschnecke gehört.
Violett wird als Farbname für die Sekundärfarbe in der additiven Farbmischung genutzt, wenn Licht der Primärfarbe Blau mit Rot zusammentrifft. Fachlich besser ist es, dafür die Bezeichnung Magenta zu nutzen.
Im RAL-Nummern-Farbkatalog gibt es einen eigenen Farbbereich 4xxx Violett, derzeit von Farbe 4001 Rotlila über 4005 Blaulila und 4006 Verkehrspurpur bis Farbe 4010 Telemagenta, der Telekom-„Identity Color“. Außerdem gehört die RAL-Farbe 5000 Violettblau im blauen Bereich dazu.
Die Farbe Violett tritt in der Natur auf, so waren die Farbtöne des Veilchens und später des Flieders namensgebend für die Farbbezeichnung. Lange Zeit war es aber nicht möglich, einen beständigen Farbstoff herzustellen, wie er zum Färben von Textilien benötigt wird. In der Antike wurden sehr teure, aus Purpurschnecken gewonnene Farbstoffe für die Färbung von Luxusartikeln genutzt. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit wurden violette Textilienfärbungen oft durch zweimaliges Färben (mit roten und blauen Farbmitteln, z. B. Kermes und Färberwaid, später Färberkrapp oder Koschenille und Indigo) erzielt. Erst 1856 gewann William Henry Perkin zufällig den (überhaupt) ersten künstlich synthetisierten Farbstoff Mauvein, als er Untersuchungen am Steinkohleteer durchführte. Zwei Jahre später gelang August Wilhelm von Hofmann die Gewinnung des Farbstoffs Fuchsin.
Es gibt teilweise widersprechende Aussagen über die Wirkung von Violett. Der Farbton gilt als geheimnisvoll und mystisch[11] und wird entsprechend mit Glaube, Spiritualität und Dienen in Verbindung gebracht.[12] Violett wirkt beruhigend,[12] steht aber auch für Einsamkeit, Melancholie, Leid, Trauer und Verzicht.[11][12]
In der Farbberatung wird es empfohlen, um Selbstvertrauen und Individualität auszudrücken und für alle Gelegenheiten, wo Diplomatie gefragt ist. Violett mit seinen Farbnuancen gilt auch als phantasievoll und kreativ, empfindsam, intuitiv und außergewöhnlich. Angeblich soll es aphrodisierend wirken.
Nach der Herstellung der ersten Stoffe mit dem neu entdeckten künstlichen Farbstoff, zwischen 1858 und 1869, galt das blasse „Mauve, or violet colored silk“[13] als Modefarbe der besseren Leute.[14]
Als Ausdruck von Frauenliebe und Unabhängigkeit (Freiheit) werden rot-blaue Farben erstmals von der auf der griechischen Insel Lesbos lebenden antiken Lyrikerin Sappho erwähnt.
Berühmte Frauen beeinflussten mit Kleidungsstücken dieser Farbe die Modewelt. Im 19. Jahrhundert wurde die Farbe für die Frauenbewegung neu entdeckt. Lila als Mischung zwischen Rosa (weiblich, früher Rot als männliche Farbe geltend) und Hellblau (männlich, früher Blau als weibliche Farbe geltend) gilt als Symbol für Gleichstellung zwischen den Geschlechtern. Schon die Plakate der ersten internationalen Frauentage wurden in Lila gehalten. In den „Goldenen 1920er Jahren“ kam die Farbe in Mode, und in den 1970er Jahren war es für Feministinnen fast ein Muss, lila gekleidet zu sein. Viele frauenpolitische Projekte bekamen einen Namen, in dem das Wort Lila enthalten ist. Die „lila Latzhose“ wurde sprichwörtlich und oft verspottet.
Alice Walker gab 1982 ihrem Briefroman den Namen The Color Purple (dt. Die Farbe Lila).[16] Er zeichnet die Lebensgeschichte einer sich selbst befreienden Afroamerikanerin nach. Der Roman enthält autobiographische Elemente.[17]
Im Zuge der Industrialisierung am Ende des 19. Jahrhunderts, bei der die Entstehung der chemischen Industrie eine wichtige Rolle spielte, erschienen eine Reihe dystopischer Romane und Erzählungen, die die Farbe Lila in ihren Titeln tragen und die Ängste der Gesellschaft vor Gift, Umweltzerstörung und Entmenschlichung widerspiegeln.[18] Dazu gehören H. G. Wells’ The Purple Pileus (1896), in der ein ruhiger Mann nach dem Genuss violetter Pilze seine Persönlichkeit verliert,[19] Fred Whites[20] The Purple Terror (1898), in dem ein Trupp amerikanischer Soldaten in Kuba von menschenfressenden lila Orchideen angegriffen wird, und The Violet Flame von Fred T. Jane (1899), das mit der Erfindung einer lila Substanz durch einen verrückten Wissenschaftler beginnt und mit der fast vollständigen Vernichtung der Weltbevölkerung endet.[21] Am bekanntesten ist der frühe britische Endzeitroman Die purpurne Wolke von M. P. Shiel (1901), in dem lila Vulkangase die gesamte Menschheit auslöschen.[22]
Der Purple Day findet seit 2008 jährlich am 26. März statt. Bei diesem Gedenktag zur Aufklärung über Epilepsie soll die Farbe an die Einsamkeit der Betroffenen erinnern.
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