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ein Gewehr der Schweizerarmee Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Vetterli-Repetiergewehre im Kaliber 10,4 mm waren die Ordonnanzwaffen der Schweizerarmee zwischen 1870 und 1890, sie wurden bis Ende des Ersten Weltkrieges an Sekundärtruppen ausgegeben. Der Nachfolger des Vetterligewehres war das Schmidt-Rubin-Langgewehr Modell 1889 im Kaliber 7,5 mm. Eine Variante, das Vetterli-Vitali-Gewehr, wurde auch bei der italienischen Armee eingesetzt.
Vetterligewehr | |
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Allgemeine Information | |
Einsatzland | Schweiz |
Entwickler/Hersteller | Friederich Vetterli/ Schweizerische Industrie-Gesellschaft Neuhausen (SIG) Waffenfabrik Bern, Schweiz. |
Produktionszeit | 1868 bis ca. 1889 |
Waffenkategorie | Gewehr |
Ausstattung | |
Gesamtlänge | Modell 1869, 1300 mm |
Gewicht (ungeladen) | 4,85 kg |
Lauflänge | Infanteriegewehr 1869, 842 mm |
Technische Daten | |
Kaliber | Modell 1869 10,4 mm Randfeuerzündung |
Mögliche Magazinfüllungen | Infanteriegewehr 1869, 11 + 1 Patronen |
Munitionszufuhr | Röhrenmagazin |
Feuerarten | Einzelschuss |
Anzahl Züge | 4 |
Drall | Länge 600 mm rechts |
Visier | Kimme / Korn |
Verschluss | Zylinderverschluss |
Ladeprinzip | Repetierbüchse |
Listen zum Thema |
Im Amerikanischen Bürgerkrieg zeigte sich die Überlegenheit der Repetiergewehre über die Einzellader deutlich. Dies führte dazu, dass der Schweizerische Bundesrat die Kommission für Armeebewaffnung beauftragte, die Einführung eines solchen Gewehres ins Auge zu fassen. Die Ergebnisse wurden in einer detaillierten Botschaft des Bundesrates vom 9. Januar 1863 an die Bundesversammlung schriftlich festgehalten. Die Ergebnisse der Schiessversuche gaben Anlass, sich mit der Auswahl des Kalibers näher zu befassen.[1]
Nach Versuchen mit dem Henry- und Winchestergewehr wurde vorerst beschlossen,[2] solche Waffen im schweizerischen Ordonnanzkaliber 10,5 mm zu erwerben oder selbst herzustellen. Nach diversen Versuchen einigte sich die Kommission jedoch auf ein von Johann Friederich Vetterli 1867 entwickeltes System, bei dem das unter dem Lauf liegende Röhrenmagazin und die Patronenzufuhr von Winchester mit einem Zylinderverschluss nach Dreyse kombiniert wurden. Im Gegensatz zum 1869 eingeführten Gewehr hatte der Prototyp von 1867 einen Hahn anstelle des im Verschlusszylinder integrierten Zündmechanismus. 1870 wurde zu den Verbesserungen das Patent US109277 von Vetterli angemeldet.[3]
Der schweizerische Erfinder Johann Friederich Vetterli (1822–1882), Kanton Thurgau, lernte den Beruf des Büchsenmachers in Schaffhausen, perfektionierte sich in Paris, St. Etienne und London und wurde am 24. Juni 1864 zweiter technischer Direktor bei der Schweizerischen Industrie-Gesellschaft, Neuhausen (SIG). Diese war als Produzentin von Eisenbahnwaggons 1853 gegründet worden und hatte 1860 mit der Waffenproduktion begonnen.[4]
Das erste an die Armee ausgegebene Vetterligewehr war das Modell 1869 im Randfeuerkaliber 10,5 mm. Es handelte sich um das erste Repetiergewehr, das von einer europäischen Armee verwendet wurde. Auf dieses im Laufe der Zeit mehrmals modifizierte Infanteriegewehr folgten Varianten wie das einschüssige Kadettengewehr, der Karabiner, der Stutzer mit Stecherabzug und das Kurzgewehr für die Grenzwache.
Das Vetterli-Ordonnanzgewehr verwendet die gleiche Munition im Kaliber 10,4 mm wie seine einschüssigen Vorläufer, das Milbank-Amsler-1851/1867-Gewehr und das aus den USA eingeführte Peabody Gewehr Modell 1867. Es hat einen Zylinderverschluss mit integriertem Zündmechanismus. Eine am hinteren Ende des Verschlusses drehbar angebrachte Hülse, die Nuss, trägt den Kammerstängel und die keilförmigen Verriegelungsblöcke. Diese greifen zum Verriegeln in hinten ins Verschlussgehäuse eingefräste Aussparungen ein. Hinten sind auf der Hülse zwei Kulissen angebracht, die beim Entriegeln des Verschlusses den Zündmechanismus spannen. Zum Zünden der Randfeuerpatrone wird der Impuls des Schlagbolzens über eine vorne im Verschluss liegende Gabel beidseitig auf den Hülsenrand übertragen.
Das Röhrenmagazin aus Messing liegt geschützt im Vorderschaft. Geladen wird es durch eine Öffnung rechts im Verschlussgehäuse, analog zum Kings Improvement in den Winchester-Unterhebelrepetierern. Bei den frühen Modellen ist die Ladeöffnung durch einen schwenkbaren Deckel verschliessbar. Der L-förmige Zuführhebel überträgt die Verschlussbewegung auf den Zuführer. Dieser führt die nächste Patrone nach oben in Ladestellung und wirft zugleich die abgeschossene Hülse nach oben aus.
Nach dem Entriegeln muss zum Nachladen eine kräftige schnelle Zug-Stoss-Bewegung ausgeführt werden um eine einwandfreie Funktion des Zuführers zu gewährleisten und zu vermeiden, dass dieser den Verschluss blockiert.
Vetterligewehre wurden auch als Jagdwaffen hergestellt oder zu solchen umgebaut. Besonders im Kanton Graubünden wurden umgebaute Vetterligewehre noch lange für die Jagd verwendet, da in diesem Kanton kleinere Jagdkaliber verboten waren. Für diese Einzelschusswaffen wurde deshalb eine Zentralfeuerpatrone mit Messinghülse entwickelt, die, mit Schwarzpulver geladen, in Leistung und Dimension der Randfeuerpatrone entsprach, sie wurde auch Bündner-Patrone genannt. Viele dieser Jagdpatronen verwendeten Teilmantelgeschosse.
Bei den vom Vetterligewehr verschossenen 10,4-mm-Vetterlipatronen handelte es sich um Schwarzpulverpatronen mit Vollbleigeschossen und flaschenhalsförmigen Hülsen aus Tombak (94 % Kupfer, 6 % Zink) mit Randzündung. Sie waren etwas stärker geladen als die Patronen gleichen Kalibers für die Einzellader Milbank-Amsler und Peabody. Vereinzelt wurden auch Schrotpatronen abgegeben, zudem existierte unter der Bezeichnung GP 1867 ein Brandgeschoss.
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