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Talsperre in Nordrhein-Westfalen bei Lüdenscheid im Sauerland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Versetalsperre ist eine mittelgroße Talsperre im Märkischen Kreis von Nordrhein-Westfalen. Gelegen am Westrand des Naturparks Sauerland-Rothaargebirge wird seit 1952 mit einem Damm südlich von Lüdenscheid das kleine Flüsschen Verse zum Versesee aufgestaut. Zweck und Anlass zum Bau der Versetalsperre ist die Niedrigwasseraufhöhung der Ruhr, die durch den Ruhrverband in Essen zentral gesteuert wird. Der Verband betreibt noch weitere sieben Talsperren im Sauerland.
Versetalsperre | |||
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Versetalsperre mit Lüdenscheid im Hintergrund | |||
Lage | Märkischer Kreis, Nordrhein-Westfalen, Deutschland | ||
Zuflüsse | Verse | ||
Abfluss | Verse → Lenne → Ruhr → Rhein → Nordsee | ||
Größere Städte in der Nähe | Lüdenscheid, Herscheid | ||
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Koordinaten | 51° 11′ 33″ N, 7° 41′ 4″ O | ||
Daten zum Bauwerk | |||
Bauzeit | 1929–1952 | ||
Höhe über Talsohle | 51,8 m | ||
Höhe über Gründungssohle | 62 m | ||
Höhe der Bauwerkskrone | 393,7 m | ||
Bauwerksvolumen | 1,30 Mio. m³ | ||
Kronenlänge | 320 m | ||
Kronenbreite | 15,0 m | ||
Böschungsneigung luftseitig | 1:1,8 bis 1:2,5 | ||
Böschungsneigung wasserseitig | 1:2,0 bis 1:2,5 | ||
Daten zum Stausee | |||
Höhenlage (bei Stauziel) | 390,18 m | ||
Wasseroberfläche | 1,83 km² | ||
Speicherraum | 32,80 Mio. m³ | ||
Gesamtstauraum | 33,60 Mio. m³ | ||
Einzugsgebiet | 23,7 km² | ||
Bemessungshochwasser | 30 m³/s |
Bis zum Bau der auch kurz nur Verse genannten Talsperre trug die wenige Kilometer flussauf liegende heutige Fürwiggetalsperre diesen Namen.
Der 1899 gegründete Ruhrtalsperrenverein (RTV) hatte gemäß seiner Aufgaben die Talsperrenprojekte im Sauerland begleitet und finanziell unterstützt, um die Versorgung des Ruhrgebiets mit ausreichend Wasser zu sichern. Grundlage war das preußische Genossenschaftsgesetz, wodurch alle Nutzer per Umlageverfahren an den Kosten solcher Vorhaben beteiligt werden konnten. Mit dem Bau der Möhnetalsperre (Eröffnung 1913) hatte der Verein seine erste eigener Talsperre errichtet und plante weitere Talsperren im Einzugsgebiet der Ruhr, um dem steigenden Wasserbedarf im Ruhrgebiet nachzukommen. Ein Projekt war der Bau der Unteren Versetalsperre. Damals bestand schon die Obere Versetalsperre, die heute den Namen Fürwigge trägt. Die kleine Sperre war aber für den vorgesehenen Zweck nicht ausreichend.[1]
Im Gegensatz zu den bis zum Ersten Weltkrieg gebauten Talsperren hatte der leitende RTV-Baudirektor Ernst Link als Sperrbauwerk einen Schüttdamm mit innen liegender Betondichtung vorgesehen. Dieses Bauprinzip war vorher von ihm beim Bau der 1930 eröffneten Sorpetalsperre angewandt worden. Ein solcher Damm sollte oberhalb des städtischen Pumpwerkes in Treckinghausen das Tal auf kurzem Weg abriegeln. Um ein größeres Stauvolumen zu erreichen, wurde in der ersten Bauphase die geplante Dammhöhe noch um zweieinhalb Meter erhöht.
Die Planungen kamen auch einem Bedürfnis der Stadt Lüdenscheid entgegen, die Wasserversorgung für ihr Wasserwerk in Treckinghausen zu sichern. Sie übereignete ihre Grundstücke im vorgesehenen Versetal dem RTV und sicherte sich im Gegenzug pro Jahr mindestens drei Millionen Kubikmeter Wasser zur eigenen Verwendung.[2]
Am 21. Februar 1929 erfolgte der Beschluss des RTV zum Bau der Talsperre. Jedoch war die Baumaßnahme geprägt durch die Weltwirtschaftskrise, die auch in Deutschland zu Arbeitslosigkeit und einer Destabilisierung der öffentlichen Finanzen führte. Daher mussten die Arbeiten immer wieder unterbrochen werden, sodass die endgültige Fertigstellung mehr als 20 Jahre dauerte. Erste Baumaßnahme war die Verlegung der Provinzialstraße aus dem Talgrund an den westlichen Rand des künftigen Stausees. Um die Bucht am Klamer Bach abzukürzen, war die Errichtung der Klamer Brücke erforderlich. Das Viadukt von 210 Meter Länge und 28 Meter Höhe konnte noch bis Ende 1931 fertig gestellt werden. Die letzte Aktion vor Einstellung der Arbeiten war 1932 die Inbetriebnahme der Vorsperre bei der Ortschaft Steinbach.
Nach fünf Jahren erhielt die Fa. Hochtief 1938 den nächsten Bauauftrag. Die bis in den Zweiten Weltkrieg reichende Phase war geprägt durch den Einsatz des Reichsarbeitsdienstes und später von Gefangenen aus dem Arbeitserziehungslager (AEL) Hunswinkel. In Zusammenarbeit mit der GeStaPo wurden bis zum Ende des Kriegs etwa 5000 Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion, Deutschland, Polen, Belgien, Frankreich, Italien, Jugoslawien und den Niederlanden für 6 bis 12 Wochen auf engstem Raum im Arbeitslager untergebracht und zur Arbeit auf der Baustelle gezwungen. Durch Hunger, Erschöpfung und Gewaltexzesse des Bewachungspersonals waren die Bedingungen im Lager von denen in einem KZ kaum noch zu unterscheiden. Fluchtversuche wurden rigoros bestraft bzw. durch Erschießen beendet. Am Ende waren mindestens 550 Gefangene im AEL zu Tode gekommen. Schon 1942 war Hunswinkel als Exekutionsstätte von Zwangsarbeitern aus anderen Regionen genutzt worden. Bis Anfang 1945 wurden immer wieder Gefangene aus Polizeigefängnissen zum Lager gebracht und erschossen.[2]
Mit dem Wirtschaftsaufschwung nach der Währungsreform konnten 1948 die Arbeiten an der Talsperre wieder aufgenommen werden. Als Auftragnehmer brachte die Firma Hochtief Großgeräte und eine Betonfabrik an die Dammbaustelle, um den Betonkern in Dammmitte zu erstellen und die Schüttmassen beiderseits zu verteilen. Am 14. April 1951 fand die feierlichen Eröffnung mit Beginn des Probestaus statt. Es folgten noch die Restarbeiten zum Bau der Hochwasserablaufrinne und der Ausbau der Straße nach Herscheid über die Dammkrone, die bis Ende 1952 dauerten. Anfang Juli 1953 lag die Betriebsgenehmigung vor und am 1. Oktober 1954 erreichte die Versetalsperre zum ersten Mal den Vollstau.[1]
Der Bau erforderte die Umsiedlung von 91 Bewohnern aus 9 Siedlungen, wobei die dabei überflutenden Dörfer bis heute erhalten sind und bei niedrigem Wasserstand z. T. sogar sichtbar sind (daher auch der Name Klamer Brücke → Abgeleitet vom Dorf Klame).[2]
Das Einzugsgebiet der Talsperre ist ein locker bewaldetes Hügelland am Nordrand des Ebbegebirges, das von feuchten Wiesenmulden durchzogen ist. Die Waldflächen im Nahbereich sichern durch ihre Filterwirkung die gute Wasserqualität und dienen dem Hochwasserschutz durch Retention. In dem dünn besiedelten Gebiet wird vorherrschend Milchviehwirtschaft und Forstwirtschaft betrieben. Der namensgebende Fluss entspringt nordöstlich von Meinerzhagen und speist zunächst die Fürwiggetalsperre. Zwei Kilometer weiter unterhalb läuft sie in das Vorbecken der Versetalsperre und mündet nach insgesamt 25 Kilometern bei Werdohl in den linken Hauptnebenfluss der Ruhr, die Lenne.
Die Größe des Einzugsgebiets beträgt 23,7 km². Über den jährlichen Niederschlag fließen im Mittel pro Jahr 21,9 Mio. m³ in den Speicherraum. Mit dem Ausbaugrad von 1,49 zählt die Verse zu den Überjahresspeichern, die mit dem Gesamtzufluss eines Jahres nicht gefüllt werden können.
An der Talsperre finden sich folgende Bauwerke und Betriebseinrichtungen:
Das Vorbecken bei Steinbach wird durch einen 150 Meter langen Steinschüttdamm mit Lehmkerndichtung und Spundwand abgetrennt. Der Damm mit einer Höhe von 17 Meter erzeugt über eine feste Schwelle einen Dauerstau. Dadurch können Verunreinigungen und Schwebstoffe zurückgehalten werden. Gleichzeitig ergibt sich eine Verbesserung des optischen Eindrucks im Bereich der Stauwurzel, der ansonsten durch die schwankenden Wasserstände stark vom Trockenfallen geprägt ist. Daneben ist ein Vorbecken einfacher zu entleeren und von den abgelagerten Stoffen zu befreien.
Der Ruhrverband als heutiger Eigentümer und Betreiber steuert die Wasserabgabe der Verse über seine Talsperrenleitzentrale in Essen, wo täglich die Abgabemengen der acht betriebenen Talsperren festgelegt werden. Wichtigstes Steuerorgan sind die beiden Ringkolbenventile in den Grundablässen. Durch vorausschauende Beobachtungen des Wettergeschehens und Simulationen wird das Stauraumvolumen gezielt bewirtschaftet. Der ehemals eigenwirtschaftlich arbeitende RTV wurde 1990 mit dem Ruhrverband vereinigt, der seit 1913 im gleichen Verbandsgebiet die Abwasserreinigung für 2,2 Millionen Menschen betreibt. Neben der Niedrigwassererhöhung der Ruhr dient die Talsperre dem Hochwasserschutz und der Stromerzeugung. Um in Zeiten hoher Niederschläge oder bei Tauwetter mit Schneeschmelze die Hochwasserspitzen zu kappen, muss im Winter ein Hochwasserschutzraum frei gehalten werden.
Durch die Lage der Sperre in der Nähe der Autobahn 45 ist sie über die Ausfahrt Nr. 15 Lüdenscheid-Süd direkt erreichbar. Größere Parkplätze finden sich auf der Ostseite des Damms in Richtung Herscheid und an der Landstraße 567 nach Süden vor der Klamer Brücke. Am dortigen Parkplatz steht das Mahnmal „Schatten der Vergangenheit“, das an das Arbeitserziehungslager Hunswinkel erinnert.(⊙ )
ÖPNV-mäßig ist die Sperre vom Bahnhof in Lüdenscheid per Bus erreichbar. Die Linie 54 fährt stündlich vom ZOB nach Herscheid und besitzt zwei Haltestellen westlich und östlich des Damms.[3]
Der östliche Randweg ist öffentlich nicht befahrbar und wird von einem Rundwanderweg berührt. Sein Ausgangspunkt ist am Parkplatz an der L561 östlich des Damms. Ein zweiter Rundwanderweg beginnt an der Klamer Brücke und läuft über die westlichen Höhen. Die L694 auf der Westseite ist zum Laufen/Wandern ungeeignet.
Die Nutzung für Freizeit- und Erholungszwecke unterliegt weitgehenden Beschränkungen, da die Talsperre 1987 zum Wasserschutzgebiet erklärt wurde. Daher ist Baden, Wassersport sowie Zelten an der Versetalsperre nicht gestattet.[1] Für Angler gibt der Ruhrverband Angelscheine aus, die aber auf 200 Stück pro Jahr begrenzt sind. Es gelten Fanglimits und alle Fänge müssen gemeldet werden.[4] Die fischereiliche Bewirtschaftung des Stauraums erfolgt durch die Berufsfischer des Ruhrverbands, die durch eigene Zucht für einen artenreichen und gut strukturierten Fischbestand sorgen.
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