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Verlorene Siege ist ein 1955 im Athenäum Verlag erschienener Memoirenband des ehemaligen Generalfeldmarschalls Erich von Manstein. Mit einer Auflage von 30.000 Exemplaren und zahlreichen Neuauflagen war er von nachhaltigem Einfluss auf die westdeutsche Militärgeschichtsschreibung.[1] An seinen Memoiren hatte Manstein während seiner Kriegsgefangenschaft, im Kampf gegen die alliierten Kriegsverbrecherprozesse und während seiner Haftstrafe gearbeitet.[2]
Der Schwerpunkt des Werks liegt auf der Beschreibung des Kriegsverlaufs und einzelner Schlachten des Zweiten Weltkrieges. Die Wehrmacht habe sich bis auf wenige Einzelpersonen dem Einfluss des NS-Regimes erfolgreich widersetzt und sei vom Weltanschauungskrieg unberührt geblieben. Antisemitismus und Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung sprach er nicht an. Das Massensterben der deutschen Soldaten glorifizierte er durch Bezüge auf Sparta.[3] Großen Raum nimmt die vorteilhafte Darstellung seines eigenen Verhaltens vor Stalingrad ein. Nach seinen Ausführungen trugen fast alle Schuld an der Niederlage, nur er nicht. Dann schildert er seine strategisch überlegene Meisterleistung in den anschließenden Rückzugskämpfen gegen die Übermacht der Roten Armee.[4] Den Kriegsverbrecherprozess gegen sich nennt er einen Akt kostspieliger Rache und „Siegerjustiz“, den Vernichtungskrieg verschleiert er und die im Prozess verhandelten Tatbestände bezeichnet er als „Kriegsnotwendigkeit“.[4] Manstein behauptet in seinen Erinnerungen, „alle deutscherseits getroffenen Maßnahmen“ seien durch diese „Kriegsnotwendigkeit“ begründet gewesen. Sie hätten zwar für die sowjetische Zivilbevölkerung „viel Leid und unvermeidliche Härten gebracht“, seien aber „nicht zu vergleichen mit dem, was der Bombenterror für die Zivilbevölkerung in Deutschland gebracht“ habe oder „mit dem, was später im deutschen Osten geschehen“ sei.[5]
Die westdeutschen Rezensionen in der Presse waren überwiegend positiv und offenbarten eine verbreitete Bewunderung für Manstein. Nur eine Minderheit kritisierte anfänglich die Memoiren. So thematisierte Kunrat von Hammerstein in den Frankfurter Heften 1956 Mansteins Antisemitismus anhand dessen Befehls vom 20. November 1941 und kritisierte, dass Manstein später zur Verlängerung des Krieges und damit zum Tode tausender Soldaten beigetragen habe. Der Spiegel kolportierte 1959 Gerüchte, wonach Manstein mit seinen Memoiren seine Generalskollegen gegen sich aufgebracht habe, weil er sich auf deren Kosten in den Vordergrund gespielt habe. Seine Ideen seien zwar brillant gewesen, aber seine Operationspläne hätten meistens daran gekrankt, dass mehr Divisionen benötigt wurden, als er hatte.[6][7]
Heute gilt das Werk als ein besonders einflussreiches Beispiel der zahlreichen apologetischen Generalsmemoiren, die den Mythos von der sauberen Wehrmacht begründeten.[8][9]
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