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Bauwerk zur Verkehrsregelung Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Verkehrskanzel (auch: Verkehrsturm) war ein Bauwerk an verkehrsreichen Kreuzungen größerer Städte und diente der Regelung des Straßenverkehrs durch Verkehrspolizisten. Durch die erhöhte Position hatten die Polizisten einen guten Überblick über die Verkehrssituation.
Die ersten Verkehrstürme wurden als offenes Podest meist in der Mitte einer Kreuzung errichtet. Die Polizisten regelten den Verkehr mit Hand- und/oder akustischen Signalen. Bald wurden die Verkehrstürme mit mechanischen Signalen wie drehbaren farbigen Scheiben, Tafeln oder Signalflügeln ergänzt.
Die ersten Lichtsignale an Verkehrstürmen wurden 1868 für kurze Zeit in London und ab Beginn des 20. Jahrhunderts in einigen Städten der USA eingeführt.
Im Jahr 1922 entwarf Joseph H. Freedlander einen aufwendig mit Bronzegussplatten gestalteten Traffic Signal Tower, von dem im Dezember 1922 sieben Exemplare in der Fifth Avenue in New York aufgestellt wurden.[1] Er kann als Vorbild für den Verkehrsturm am Potsdamer Platz in Berlin angesehen werden, der am 15. Dezember 1924 mit der ersten Lichtsignalanlage Deutschlands in Betrieb genommen wurde.[2]
Die Lichtsignale waren zunächst direkt an den Verkehrstürmen angebracht. Zur Verbesserung der Sicht für die Verkehrsteilnehmer wurden bereits ab 1925 an den Kreuzungszufahrten und Fußgängerüberwegen eigene Ampelmasten aufgestellt. Da man weiterhin den Verkehr von erhöhter Stelle aus beobachten und regeln wollte, entstanden einige meist am Rand der Kreuzung aufgestellte Verkehrskanzeln. In Berlin wurde nach dem Verkehrsturm am Potsdamer Platz bereits ein Jahr später für die Kreuzung Friedrich-/Leipziger Straße das Modell einer Verkehrskanzel vorgestellt, die auf einem Kragarm montiert werden und auch benachbarte Kreuzungen regeln sollte. Dieses Projekt wurde aber nicht mehr realisiert, weil eine zentrale Regelung der Lichtsignalen größerer Bereiche angestrebt wurde.[3]
Die Lichtsignale der jeweiligen Kreuzung bzw. einer Gruppe von benachbarten Kreuzungen wurden zunächst noch manuell von einem Verkehrsturm oder einer Verkehrskanzel aus gesteuert. Bald konnten die Lichtsignalanlagen in zentrale Steuerungssysteme integriert werden, bei denen die Grün-Phasen der Straßenzüge koordiniert wurden, d. h. im Sinne einer Grünen Welle geschaltet wurden. Nur in besonderen Verkehrssituationen wurden die Verkehrstürme oder Verkehrskanzeln mit Personal besetzt, im Regelfall wurden die Ampelanlagen automatisch gesteuert.[4]
Obwohl sich die Lichtsignale (Ampeln) ab Ende 1924 in Deutschland durchsetzten, wurden parallel auch noch Verkehrstürme mit von Hand bedienten Formsignalen errichtet, die in der Anschaffung günstiger waren. So wurde zur Leipziger Frühjahrsmesse 1926 auf dem Augustusplatz ein Verkehrsturm errichtet, auf dem ein AMBI-Verkehrsregler montiert war.[5]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in größeren Städten noch einzelne Verkehrskanzeln an ausgewählten Kreuzungen errichtet, die bald meist nur noch der Beobachtung des Verkehrs dienten und nicht mehr in der Mitte, sondern am Rand der Kreuzung angeordnet waren. Durch technische Verbesserungen an der Steuerungstechnik, verkehrsstärkenabhängige Steuerungen, Verkehrsleitsysteme und Stauinformationsmeldungen im Rundfunk wurde die Verkehrskanzel bereits in den späten 1960er Jahren überflüssig und an den meisten Standorten demontiert. Das Aufstellen einer Verkehrskanzel erfolgte individuell in den jeweiligen Städten, es gab dafür keine Bauvorschrift zum Aussehen und Aufbau. Heute gibt es nur noch wenige Exemplare von Verkehrskanzeln, jedoch ohne dem ursprünglichen Zweck zu dienen.
In den 1920er Jahren wurden auch Kontrolltürme auf Flugplätzen als Verkehrsturm bezeichnet, z. B. Flughafen Köln-Butzweilerhof.[6]
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