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Bagatellisierung sexualisierter Gewalt Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Begriff Vergewaltigungsmythos (engl. rape myth) bezeichnet die Bagatellisierung sexualisierter Gewalt: Er besagt zusammengefasst, dass z. B. Vergewaltigungsopfer „von Natur aus“ bzw. freiwillig vom Täter überwältigt werden wollten und damit eine Vergewaltigung als Gewaltdelikt gar nicht existieren könne. Damit entschuldigt der Mythos die Täter und beschuldigt die Opfer (Täter-Opfer-Umkehr).
Die Akzeptanz von Vergewaltigungsmythen hängt stark mit frauenverachtenden Einstellungen zusammen.[1]
Der Begriff wurde 1980 von der amerikanischen Sozialpsychologin Martha R. Burt geprägt. In ihrer Originalpublikation definierte sie ihn als „vorurteilsbehaftete, stereotype oder falsche Auffassungen über Vergewaltigung, Vergewaltigungsopfer und Vergewaltiger“.[2] Das bedeutet nach Gerd Bohner „deskriptive oder präskriptive Überzeugungen über Vergewaltigung (d. h. über Ursachen, Kontext, Folgen, Täter, Opfer und deren Indikation), die dazu dienen, sexuelle Gewalt von Männern gegen Frauen zu leugnen, zu verharmlosen oder zu rechtfertigen“.[3]
Vergewaltigungsmythen basieren auf einem gesellschaftlich etablierten Verständnis einer unterschiedlichen männlichen und weiblichen Sexualität. Männern wird nach diesem Verständnis Triebhaftigkeit unterstellt und Frauen die Verpflichtung der Kontrolle eigener und männlicher sexueller Aktivität auferlegt. Vergewaltigungsmythen sind also sozial etablierte Meinungen zu Vergewaltigungsdelikten, die auf soziokulturell tradierte moralische Normvorstellungen, auf biologisch-deterministische Menschenbilder oder auf rechtsinadäquate Vorstellungen zurückzuführen sind.[4] Gestützt wurden diese Vorstellungen in der Vergangenheit durch wissenschaftliche Untersuchungen damaligen Erkenntnisstands. Der Psychoanalytiker Sigmund Freud beispielsweise sprach Frauen eine „latente masochistische Tendenz“ zu und sah bei der Sexualität von Männern „eine Beimischung von Aggression, von Neigung zur Überwältigung, deren biologische Bedeutung in der Notwendigkeit liegen dürfte, den Widerstand des Sexualobjekts noch anders als durch Werbung zu überwinden“.[5]
Vergewaltigungsmythen stützen sich auf mehrere teilweise statistisch widerlegte[6] Annahmen:
Mythen über sexuelle Gewalt werden von Männern und Frauen akzeptiert; von Männern jedoch häufiger.[6] Gerd Bohner entdeckte einen kausalen Zusammenhang zwischen der Akzeptanz von Vergewaltigungsmythen und der selbst berichteten Vergewaltigungsneigung von Männern.[8]
Vergewaltigungsmythen verharmlosen das Ausmaß sexueller Gewalt und ihrer Folgen, negieren die Tat selbst, entschuldigen das Verhalten des Täters und beschuldigen das Opfer, sich nicht den sozialen Normen entsprechend verhalten zu haben.[6] Sie zielen darauf ab, die Integrität des Opfers aufzuheben und sexuelle Gewalthandlungen zu legitimieren. Vergewaltigungsmythen können dem Geschädigten somit sogar die Schuld an der Vergewaltigung zuschreiben.[9] In diesem Zusammenhang wird auch der Begriff Rape Culture verwendet. Die Existenz der Mythen vermindert zudem die Glaubwürdigkeit der Opfer in der Justiz.
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