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deutsche Militärhistorikerin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ursula von Gersdorff (geb. Waetzoldt; verwitwete Gräfin Vitzthum von Eckstädt; * 2. Oktober 1910 in Hamburg; † 6. August 1983 in Kampen) war eine der ersten deutschen Militärhistorikerinnen. Sie wirkte als Schriftleiterin am Militärgeschichtlichen Forschungsamt der Bundeswehr (MGFA).
Ursula Waetzoldt wurde 1910 als Tochter des Kunsthistorikers Wilhelm Waetzoldt,[1] dem späteren Generaldirektor der Preußischen Staatlichen Museen, geboren. Der Kunsthistoriker Stephan Waetzoldt, der langjährige Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, war ihr Bruder.
Sie war ab 1937 mit dem Diplom-Landwirt Wolfgang Graf Vitzthum von Eckstädt (1902–1941), Sohn des sächsischen Staatsministers Christoph Johann Friedrich Vitzthum von Eckstädt, verheiratet. Aus der Ehe gingen die Söhne Christoph (* 1939), Stephan (1940–2003) und Wolfgang (* 1941) hervor.[2]
Nachdem ihr erster Mann an der Ostfront gefallen war, erbte Gersdorff 1941 das Vitzthum-von-Eckstädt-Schloss in Tiefhartmannsdorf in Schlesien. 1947 wurde sie von dort vertrieben.
Im Jahr 1949 heiratete sie Rudolf von Gersdorff (1895–1962), vormals Landesältester und Stiftsamtmann des Stiftes Fischbeck. Aus der zweiten Ehe gingen die Töchter Ulrike (* 1950) und Annette (* 1951) hervor.[3]
Ursula von Gersdorff studierte u. a. beim Militärhistoriker Walter Elze[1] an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin und wurde 1937 an der Georg-August-Universität Göttingen mit der Dissertation Preußische Offiziere im geistigen Leben des 18. Jahrhunderts zum Dr. phil. promoviert. Danach war sie als Referentin im Reichskriegsministerium in Berlin tätig und gemeinsam mit dem Wehrpsychologen beim Oberkommando der Wehrmacht, Felix Scherke, Autorin des Werkes Bibliographie der geistigen Kriegsführung (Propaganda).[4] Von 1958 bis 1977 war Gersdorff als Historikerin und Schriftleiterin am Militärgeschichtlichen Forschungsamt der Bundeswehr (MGFA) in Freiburg im Breisgau tätig.[1][5] Ihre organisationsgeschichtlichen[6] Forschungen zu Frauen im Kriegsdienst gelten als wegbereitend und sehr umfassend; sie fanden größere Beachtung in Publizistik und Geschichtswissenschaft.[7][8][9][10][11] Die Historikerin Nicole Kramer strich heraus, dass Gersdorffs „Pionierstudie“ (Frauen im Kriegsdienst, 1914–1945) noch vor dem Einsetzen der Frauen- und Geschlechterforschung erschien.[12] Sie wird bisweilen als Standardwerk bezeichnet.[13] Auch ihr Sammelband Geschichte und Militärgeschichte. Wege der Forschung, an dem u. a. Johann Christoph Allmayer-Beck, Werner Hahlweg, Andreas Hillgruber, Hans-Ulrich Wehler und Rainer Wohlfeil beteiligt waren, wurde positiv zur Kenntnis genommen.[14][15][16][17] Sie war Mitherausgeberin der Schriftenreihe Bibliotheca rerum militarium und veröffentlichte darüber hinaus Beiträge in Serien bzw. Fachzeitschriften wie Militärgeschichtliche Mitteilungen, Wehrwissenschaftliche Rundschau, Francia und Jahresbibliographie der Bibliothek für Zeitgeschichte.
Nach dem Politikwissenschaftler und Clausewitz-Forscher Andreas Herberg-Rothe hatte sie sich beim MGFA „intensiv um die Grundlegung einer ‘modernen’ Militärgeschichtswissenschaft bzw. deren Orientierung an der allgemeinen Geschichtswissenschaft bemüht“.[18]
Ursula von Gersdorff starb 1983 und wurde auf dem Friedhof der St.-Severin-Kirche in Keitum auf der Insel Sylt im Kreis Nordfriesland beigesetzt.
Das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in der Potsdamer Villa Ingenheim, das 2013 u. a. aus dem früheren Militärgeschichtlichen Forschungsamt hervorgegangen ist, benannte im Januar 2023 seinen zentralen Lesesaal nach Ursula von Gersdorff.[19]
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