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Schreibstil unter Verwendung von Versalbuchstaben Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Unziale oder Unzialschrift (lateinisch littera uncialis) ist eine Majuskelschrift, die wahrscheinlich aus der älteren römischen Kursive entstanden ist. Die Unziale wurde mit dem Calamus auf Papyrus, Prachtexemplare mit dem Federkiel auf Pergament geschrieben.
Das älteste Originalfragment eines lateinischen Pergamentkodex (De bellis Macedonicis, um 100 n. Chr.) wurde um 1900 im ägyptischen Oxyrhynchos gefunden. Es ist eine Übergangsform zwischen der Capitalis rustica und Unzialschrift. Zusammen mit dem Brieffragment von Cyprianus (um 250 n. C.) und den Epitomen des Livius wurden diese Übergangsschriften scriptura mixta genannt[2].
Die „kursive“ Unziale entstand durch eine Vereinfachung des Schreibvorganges. Die Römer benutzten Griffel, um auf Wachstafeln zu schreiben, und den Calamus (Rohrfeder) auf Papyrus. Mit der breiten Rohrfeder sind nur „zusammengesetzte“ Buchstaben möglich, denn beim Rückwärts„schieben“ fließt keine Tinte. Der erste, kraftvolle Grundstrich wird von oben nach unten geführt oder schräg von oben-rechts nach unten-links. Der zweite Strich ist entweder linear von unten-links oder waagrecht. Das flüssigere Schreiben der eckigen Buchstabenteile führte zu Rundungen bei A, D, E, H, M und V, und zu kurzen Ober- und Unterlängen bei D, F, H, L, P und Q. Weil dieser Vorgang (Innenligatur) zu einer Veränderung der klassischen CAPITALIS führte, entstand eine neue Gestalt, die gegenüber der ursprünglichen Form eine neue „Schriftart“ (eine „morphologische Mutation“) darstellte. Im Alltag wurde daraus die römische Kursive (Capitalis Cursiva) und als Buchschrift die Unziale.
Die Unziale entstand im 2. Jahrhundert (wahrscheinlich in Rom[3]) und wurde bis zum 6. Jahrhundert für juristische Texte, Bücher (Codices) und darüber hinaus als Auszeichnungsschrift verwendet. Den Namen Unziale hat Jean Mabillon im 17. Jahrhundert eingeführt, indem er wohl eine Briefstelle bei Hieronymus missverstanden hatte (lat. uncia ‚Zwölftel vom As‘[4]), in der dieser sich über die uncialibus litteris (übergroße Buchstaben) ereifert.[5]
Die zweite Interpretation des Begriffes „Unziale“ (litterae unciales) von der Universität Zürich ist plausibler: »Ihre Formgebung ist allerdings nicht quadratisch oder eckig wie bei der Capitalis, sondern rund. Daher erklärt sich auch ihr Name (lateinisch: uncus = ‚Bogen‘, ‚Haken‘). Man erkennt dies besonders gut an den Buchstaben E, M und U (statt V).«[6]
Es sind über 300 Handschriften des Neuen Testaments in griechischer Unzialschrift erhalten. Vollständig erhalten sind beispielsweise die griechischen Handschriften Codex Sinaiticus und Codex Vaticanus. Die unziale Handschrift der griechisch-biblischen Codices wird manchmal Bibelmajuskel genannt.
Charakteristisch sind die gerundeten, serifenlosen Buchstaben mit einigen Ober- und Unterlängen. Diese sind aber noch nicht sehr ausgeprägt. Im Gegensatz zur Capitalis ist die Unziale vorwiegend eine Buchschrift. Es werden drei Formen der Unziale unterschieden:
Die Halbunziale ist eine frühmittelalterliche Buchschrift, die mit der Unziale entstehungsgeschichtlich wenig zu tun hat. Sie entstand durch Ausgestaltung der jüngeren römischen Kursive im 5. Jahrhundert.[7] Das früheste genauer datierbare Beispiel ist der Hilarius-Codex.
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