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Unternehmensabbildung (auch ganzheitliche Unternehmensabbildung) bezeichnet die möglichst umfassende modellhafte Darstellung eines Unternehmens. Aufgrund der Komplexität einer solchen Darstellung werden Systematisierungen eingeführt – indem verschiedene Sichten gebildet werden, die jeweils spezifische Aspekte beschreiben. Innerhalb dieser Sichten kommen unterschiedliche Methoden und Modelle zur Anwendung, um den jeweilig betrachteten Aspekt abzubilden. Der Zusammenhang wird durch Verknüpfung der Modelle untereinander und durch modellübergreifende Nutzung von Modellelementen hergestellt.
Durch ihren ganzheitlichen Ansatz unterscheidet sich die Unternehmensabbildung von der Unternehmensarchitektur, die sich hauptsächlich auf Aspekte im Zusammenhang mit der Informationstechnik (IT) eines Unternehmens konzentriert.
Um der Komplexität der ganzheitliche Abbildung eines Unternehmens gerecht zu werden, werden hohe Anforderungen an
Folgende zweistufige Systematisierung unternimmt den Versuch, alle Aspekte einer ganzheitlichen Unternehmensabbildung zu erfassen:
Die modellhafte Darstellung der Prozessorganisation wird durch die Geschäftsprozessmodellierung realisiert.
Die Definition von Sichten zur Unternehmensabbildung ist Forschungsgegenstand namhafter Lehrstühle für Wirtschaftsinformatik. Die bekanntesten daraus hervorgegangenen Modelle stammen von
Weitere bekannte Modelle zur Definition von Sichten zur Unternehmensabbildung stammen aus Organisationen und Unternehmen wie von
Sicht | Scheer (ARIS) [S: Sicht, M: Methoden- beispiel]A | Ferstl/Sinz (SOM) [E: Ebene, M: Methode] | Frank (MEMo) [P: Perspektive, E: Ebene, M: Methode]B | Österle (ProMet) [D: Dimension, M: Methode]C | Gadatsch (GPM) [S: Sicht, M: Modell]D | Zachman (Fra- mework 97) [P: Perspek- tive, F: Fokus, M: Methoden- beispiel]E |
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Unternehmens- leitbild | ||||||
Unternehmens- vision und -mission | E: Unterneh- mensplan M: Zielsystem | |||||
Unternehmens- strategie | E: Unterneh- mensplan M: Zielsystem | P: Strategie E: Analyse M: Objektmodell (Generali- sierungsbe- ziehungen) | D: Organisation M: Architektur- planung | P: Motivation F: Kontext M: Liste der Ziele | ||
Unternehmens- ziele und Erfolgsfaktoren | S: Funktions- sicht M: Zieldiagramm | E: Unterneh- mensplan M: Zielsystem | D: Organisation M: Prozess- führung | P: Motivation F: Kontext, M: Liste der Plan- werte und Kennzahlen | ||
Unternehmens- politik | Scheer... | Ferstl/Sinz... | Frank... | Österle... | Gadatsch... | Zachmann... |
Governance Ethik und Grundsätze | P: Motivation F: Konzept, Logisch M: Liste von Richt- linien, Anwei- sungen und Standards | |||||
Qualitäts- management | -"- | |||||
Umwelt-, Ge- sundheits- und Arbeitsschutz | -"- | |||||
Aufbau- organisation | Scheer... | Ferstl/Sinz... | Frank... | Österle... | Gadatsch... | Zachmann... |
Unternehmensge- sellschaften, Ge- schäftssegmen- te und Unterneh- mensbereiche | S: Organisati- onssicht M: Organigramm | E: Unterneh- mensplan M: Objektsystem | P: Organisation E: Org.-struktur M: Objektmodell (Differenzierung) | S: Organisations- struktursicht M: Organigramm | P: Personen F: Kontext M: Liste der Organi- sationseinheiten und Rollen | |
Abteilungen, Stellen und Mitarbeiter | S: Organisati- onssicht M: Organigramm | E: Unterneh- mensplan M: Objektsystem | P: Organisation E: Org.-struktur M: Objektmodell (Differenzierung) | S: Organisations- struktursicht M: Organigramm | P: Personen F: Konzept M: Organigramm | |
Unternehmens- funktionen | S: Funktions- sicht M: Funktions- baum | E: Unterneh- mensplan M: Objektsystem | P: Organisation E: Ablauforganis. M: Vorgangsmodell (Office Process) | P: Funktion F: Konzept M: Funktions- baum | ||
Ablauf- organisation | Scheer... | Ferstl/Sinz... | Frank... | Österle... | Gadatsch... | Zachmann... |
Aufgaben und Aktivitäten (logisch, zeit- lich, räumlich) | E: Geschäfts- prozess M: Vorgangs- Ereignis- Schema | P: Strategie E: Deskription M: Wertkette | D: Organisation M: Ablauf- planung | P: Personen F: Physisch, Details | ||
Materialflüsse und Ressour- cenflüsse | E: Ressourcen M: Vorgangs- Objekt- Schema | |||||
Informations- flüsse und Kommunika- tionsflüsse | E: Ressourcen M: Vorgangs- Objekt- Schema | P: Organisation E: Ressourcen, Informationen, Kommunikation M: Objektmodell (Kommunikati- onsverzeichnis) | P: Funktion F: Logisch | |||
Prozess- organisation | Scheer... | Ferstl/Sinz... | Frank... | Österle... | Gadatsch... | Zachmann... |
Prozess- architektur (hierarchisch) | S: Steuerungs- sicht M: WKD | E: Geschäfts- prozess M: Interaktions- Schema | P: Organisation E: Ablauforganis. M: Vorgangsmodell (Office Process) | D: Organisation M: Prozess- vision | S: Aktivitäts- struktursicht M: Geschäftspro- zess-Struktur- diagramm | P: Funktion F: Kontext |
Geschäfts- prozesse (Substrukturen, Verbindungen) | S: Steuerungs- sicht M: WKD | E: Geschäfts- prozess M: Interaktions- Schema | P: Organisation E: Ablauforganis. M: Vorgangsmodell (Office Process) | D: Organisation M: Prozess- modell | P: Funktion F: Konzept | |
Abläufe und Arbeitsschritte | S: Steuerungs- sicht M: EPK, FZD | E: Geschäfts- prozess M: Vorgangs- Ereignis- Schema | P: Organisation E: Ablauforganis. M: Beziehungsnetz (Aufgaben- Folge-Plan) | D: Organisation M: Prozess- modell | S: Prozess-Sicht M: Geschäfts- prozess- diagramm | P: Funktion F: Logisch |
Unternehmens- architektur | Scheer... | Ferstl/Sinz... | Frank... | Österle... | Gadatsch... | Zachmann... |
Geschäftsobjekt- architektur | S: Datensicht M: Fachbegriffs- modell | E: Ressourcen M: konzeptuelles Objekt- Schema | P: Informationssys. E: Entwickler M: Objektmodell (Objekte und Beziehungen) | D: Daten M: Datenmodell | S: Datenstruktur- sicht M: spezifisches ERM | P: Motivation F: Logisch, Physisch, Detailliert M: Liste der Geschäfts- objekte |
Daten- architektur | S: Datensicht M: ERM | E: Ressourcen M: konzeptuelles Objekt- Schema | P: Informationssys. E: Entwickler M: Objektmodell (Objekte und Beziehungen) | D: Daten M: Datenmodell | S: Datenstruktur- sicht M: spezifisches ERM | P: Daten F: alle M: ERM |
Anwendungs- und Technolo- giearchitektur | S: Funktions- sicht M: AWS-Typ- diagramm, Netztopo- logie | E: Ressourcen M: konzeptuelles Objekt- Schema | P: Informationssys. E: Systemverwalter M: Objektmodell (System- verwaltung) | D: Organisation M: IT-Assess- ment | S: Applikations- struktursicht M: Applikations- Struktur- diagramm | P: Funktion F: Logisch, Physisch |
Maschinen, Anlagen, Aus- rüstungen u. s. w. | E: Ressourcen M: konzeptuelles Objekt- Schema | P: Organisation E: Ressourcen, Informationen, Kommunikation M: Objektmodell (Ressourcen- verwaltung) | ||||
Regelungen | Scheer... | Ferstl/Sinz... | Frank... | Österle... | Gadatsch... | Zachmann... |
Gesetze | E: Unterneh- mensplan M: Objektsystem | |||||
Standards und Normen | E: Unterneh- mensplan M: Objektsystem | |||||
Verträge | E: Unterneh- mensplan M: Objektsystem | |||||
Interessengrup- pen und Markt | Scheer... | Ferstl/Sinz... | Frank... | Österle... | Gadatsch... | Zachmann... |
Stakeholder und Wettbewerber | E: Unterneh- mensplan M: Objektsystem | P: Strategie E: Deskription M: Objektmodell (Generali- sierungsbe- ziehungen) | D: Organisation M: Kundenbe- ziehungs- analyse | P: Personen F: Kontext M: Liste der Stakeholder | ||
Produkte und Dienstleistungen | S: Leistungs- sicht M: Produkt- baum | E: Unterneh- mensplan M: Objektsystem | P: Strategie E: Analyse M: Objektmodell (Generali- sierungsbe- ziehungen) | D: Organisation M: Leistungs- analyse | ||
Kunden- management | ||||||
Öffentlich- keitsarbeit und Image |
A ARIS organisiert seine Methoden in einer Kombination aus Sichten (Organisationssicht, Datensicht, Steuerungssicht, Funktionssicht, Leistungssicht) und Phasen (Fachkonzept, DV-Konzept, Implementierung). Jede dieser Kombinationen integriert eine Vielzahl von Methoden, aus denen für diese Gegenüberstellung nur einige Beispiele ausgewählt wurden. Jüngere Veröffentlichungen zu ARIS verzichten zunehmend und die ARIS Software ab Version 6.2 verzichtet gänzlich auf die Beschreibungsebene der Phasen (Fachkonzept, DV-Konzept, Implementierung).
B MEMo organisiert seine Methoden zunächst nur in Perspektiven (Habilitation 1994) und differenziert diese Perspektiven jeweils spezifisch aus: Die strategische Perspektive in Deskription und in Analyse. Die organisatorische Perspektive in Struktur, in Ressourcen, Informationen, Kommunilation und in Geschäftsprozesse. Und die Informationssystem-Perspektive in Objektmodell, in Vorgangsmodelle und in Systemverwaltung. In späteren Publikationen[14] organisiert MEMo seine Methoden dann in einer Kombination aus Perspektiven (unverändert) und Aspekten (Ressourcen, Struktur, Prozess, Ziele/Erfolgsfaktoren, Umfeld), wobei der Aspekt Umfeld in aktuellen Publikationen[15] wieder fehlt.
C Promet organisiert seine Methoden in einer Kombination aus Ebenen (Geschäftsstrategie, Prozess, Informationssystem) und Dimensionen (Organisation, Daten, Funktionen – die bei Bedarf erweitert werden, z. B. Personal, Marketing, Recht).
D Die GPM organisiert ihre Methoden in einer Kombination aus Prozessebenen (Geschäftsprozessebene, Workflowebene) und Struktursichten (Organisationsstruktursicht, Aktivitätsstruktursicht, Applikationsstruktursicht, Informationsstruktursicht). Jede Prozessebene verfügt über eine Methode zur Ablaufmodellierung (Geschäftsprozessdiagramm, Workflowdiagramm) und jeweils eine Methode zur Strukturmodellierung (Geschäftsprozessebene: Organigramm, Geschäftsprozessstrukturdiagramm, Informationssystemstrukturdiagramm, spezifisches ERM; Workflowebene: Stellenplan/Rollenzuordnungsdiagramm, Workflowstrukturdiagramm, Applikationsstrukturdiagramm, spezifisches ERM).
E Das Zachman Framework organisiert seine Methoden in der Matrix aus Perspektiven und Fokussen. Jede Matrixzelle verwendet genau eine Methode, die oft nicht sehr genau definiert ist, so dass diese in verschiedenen Abhandlungen auch sehr unterschiedlich interpretiert werden. Gute und dennoch teilweise widersprüchliche Ansätze liefern.[16][17] Für diese Gegenüberstellung werden nur einige Beispiele angeführt.
Die Unternehmensabbildung muss die vom jeweiligen Unternehmen als notwendig erachteten Aspekte (Unternehmensleitbild, Unternehmenspolitik, Aufbauorganisation, Ablauforganisation, Prozessorganisation, Unternehmensarchitektur, Regelungen sowie Interessengruppen und Markt) abdecken. Deren Zusammenstellung wird einersezts durch den Anspruch des Unternehmens an sich selbst und anderseits durch äußere Faktoren bestimmt.
Zu den äußeren Faktoren gehören z. B. Anforderungen die sich daraus ergeben, dass das Unternehmen Kritische Infrastrukturen betreibt und somit Verpflichtungen gemäß § 8a Abs. 1 BSI-Gesetz unterliegt oder Finanzdienstleistungen anbietet und durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Abkürzung BaFin) reguliert ist. Dazu gehören auch vertragliche Verpflichtungen des Unternehmens, z. B. Zertifizierungen (ISO 9001, ISO/IEC 27001, ISO 14001 …) oder ähnliche Nachweise oder Reporting-Anforderungen (TISAX, SOA …).
Die Unternehmensabbildung muss der internationalen Präsenz (Niederlassungen und Marktzugänge/Kundengruppen) des jeweiligen Unternehmens entsprechend ausgelegt sein. Das kann im einfachsten Fall bedeuten, dass die Darstellungen mehrsprachig – gegebenenfalls auch automatisch übersetzt – angeboten werden. Es kann aber auch erforderlich sein, dass global/allgemein gültige Darstellungen und lokalisierte Darstellungen gleichermaßen unterstützt und gegebenenfalls auch miteinander verknüpft werden müssen (z. B. wenn Logistik-/Transportprozesse international vereinheitlicht sind und wenn Zoll-, Ein- und Ausfuhrprozesse den jeweiligen Landesgesetzen Rechnung tragen müssen und wenn die übergreifende Darstellung der Materialflüsse eine Verknüpfung global/allgemein gültiger und lokaler Prozesse erfordert).
Solche lokalisierten Darstellungen können einerseits automatisch bereitgestellt werden – in dem durch Filterung in der jeweiligen lokalisierten Darstellung nicht gültige Teile einer ganzheitlichen Darstellung ausgeblendet/deaktiviert werden – oder andererseits als voneinander unabhängig/parallel existierende Varianten erstellt werden.
Bei der Anwendung einer Filterung zur Erstellung lokalisierter Varianten muss die Filterung nicht nur die Darstellung selbst, sondern auch die mit der Darstellung verknüpften (Hintergrund-)Informationen erfassen. Für die Erstellung voneinander unabhängig/parallel existierende Varianten kann, um den Aufwand gering zu halten, deren Ableitung aus Templates sinnvoll/gefordert sein.
Die Unternehmensabbildung muss entsprechend der Anforderungen an ihre Nachhaltigkeit eine nicht allgemein zugängliche Bearbeitung, eine Veröffentlichung freigegebener und eine Archivierung aktueller sowie abgelaufener Inhalte der Unternehmensabbildung unterstützen.
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