Tzolkin

Teil des Maya-Kalenders Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Tzolkin

Der Tzolkin-Kalender ist ein Teil des Maya-Kalenders, den die Maya für rituelle Zwecke nutzten und möglicherweise von den Olmeken übernommen haben. Beim Tzolkin (Zählung der Tage) wird jeder Tag (Kin) durch die Kombination einer Zahl mit einer Schutzgottheit bezeichnet. Ein Datum im Tzolkin-Kalender hat also z. B. die Form: 6 Edznab.

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Tzolkin-Abschnitt im Codex Dresdensis, beginnend mit dem Tag 1 ‚Manik‘ (gezeichnet von Lacambalam)

Tageszählung

Zusammenfassung
Kontext

Bei der Tageszählung laufen

  • die Zahlen zyklisch von 1 bis 13 (Trecena; ungefähr vergleichbar einer "Woche"); die 13 gibt die Anzahl der Hauptgelenke eines menschlichen Körpers wieder, setzt sich also zusammen aus je sechs Arm- und Beingelenken und dem Genick.
  • gleichzeitig die 20 Tagesnamen (Schutzgötter) zyklisch in der Reihenfolge, wie sie unten bei den Glyphen für die Tagesnamen zu sehen ist. Die Symbole der 20 Götter entsprechen den 20 Tagen eines Monats, ihre Anzahl entspricht zudem der Summe der Finger und Zehen eines Menschen.

Dadurch wäre es möglich alle 260 Tage eines Zyklus eindeutig in Körperzeichen darzustellen. Ähnlich ist es im Haab, dem Sonnenjahr, das 18 Monate mit 20 Tagen = 360 Tage plus 1 Monat mit 5 Tagen hat und mit dem Tzolkin für die „lange Zählung“ verknüpft ist.[1][2]

Es ist kein Zufall, dass im Tzolkin die Anzahl der "Monate", nämlich 13, der Länge einer "Woche" entspricht: Da 13 eine Primzahl ist und somit 13 und 20 teilerfremd sind, ist ihr kleinstes gemeinsames Vielfaches ihr Produkt.

Unterschiede zum gregorianischen Kalender

Abgesehen von den Anzahlen und Längen der "Wochen" und "Monate" weicht der Tzolkin vor allem bei der Logik der Namensgebungen vom modernen westlichen Kalender ab:

  • es gibt keine Namen für die einzelnen Tage der "Woche", sondern nur die u. g. Nummern bzw. Zahlworte
  • es gibt keine Namen für die einzelnen "Monate"
  • stattdessen gibt es feste Namen für die 20 einzelnen Tage jedes "Monats", was keine Entsprechung im modernen westlichen Kalender hat.

Die 13 Zahlen / Tage eines Trecena

Die Standardglyphen für die 20 Tage eines "Monats"

Abfolge von Tagesbezeichnungen

Daraus ergibt sich folgende Abfolge von Tagesbezeichnungen. Sie besteht aus 13 Monaten (spaltenweise zu lesen, d. h. von oben nach unten) à 20 Tagen und wiederholt sich nach 260 Tagen. Die im Abschnitt "Ursprung des 260-Tages-Zyklus" genannten Tage sind markiert:

Weitere Informationen Tag des Monats, Monat Nr. ...
Tag des MonatsMonat Nr.
12345678910111213
11 Imix8 Imix2 Imix9 Imix3 Imix10 Imix4 Imix11 Imix5 Imix12 Imix6 Imix13 Imix7 Imix
22 Ik9 Ik3 Ik10 Ik4 Ik11 Ik5 Ik12 Ik6 Ik13 Ik7 Ik1 Ik8 Ik
33 Akbal10 Akbal4 Akbal11 Akbal5 Akbal12 Akbal6 Akbal13 Akbal7 Akbal1 Akbal8 Akbal2 Akbal9 Akbal
44 Kan11 Kan5 Kan12 Kan6 Kan13 Kan7 Kan1 Kan8 Kan2 Kan9 Kan3 Kan10 Kan
55 Chicchán12 Chicchán6 Chicchán13 Chicchán7 Chicchán1 Chicchán8 Chicchán2 Chicchán9 Chicchán3 Chicchán10 Chicchán4 Chicchán11 Chicchán
66 Cimí13 Cimí7 Cimí1 Cimí8 Cimí2 Cimí9 Cimí3 Cimí10 Cimí4 Cimí11 Cimí5 Cimí12 Cimí
77 Manik1 Manik8 Manik2 Manik9 Manik3 Manik10 Manik4 Manik11 Manik5 Manik12 Manik6 Manik13 Manik
88 Lamat2 Lamat9 Lamat3 Lamat10 Lamat4 Lamat11 Lamat5 Lamat12 Lamat6 Lamat13 Lamat7 Lamat1 Lamat
99 Muluc3 Muluc10 Muluc4 Muluc11 Muluc5 Muluc12 Muluc6 Muluc13 Muluc7 Muluc1 Muluc8 Muluc2 Muluc
1010 Oc4 Oc11 Oc5 Oc12 Oc6 Oc13 Oc7 Oc1 Oc8 Oc2 Oc9 Oc3 Oc
1111 Chuen5 Chuen12 Chuen6 Chuen13 Chuen7 Chuen1 Chuen8 Chuen2 Chuen9 Chuen3 Chuen10 Chuen4 Chuen
1212 Eb6 Eb13 Eb7 Eb1 Eb8 Eb2 Eb9 Eb3 Eb10 Eb4 Eb11 Eb5 Eb
1313 Ben7 Ben1 Ben8 Ben2 Ben9 Ben3 Ben10 Ben4 Ben11 Ben5 Ben12 Ben6 Ben
141 Ix8 Ix2 Ix9 Ix3 Ix10 Ix4 Ix11 Ix5 Ix12 Ix6 Ix13 Ix7 Ix
152 Men9 Men3 Men10 Men4 Men11 Men5 Men12 Men6 Men13 Men7 Men1 Men8 Men
163 Cib10 Cib4 Cib11 Cib5 Cib12 Cib6 Cib13 Cib7 Cib1 Cib8 Cib2 Cib9 Cib
174 Kaban11 Kaban5 Kaban12 Kaban6 Kaban13 Kaban7 Kaban1 Kaban8 Kaban2 Kaban9 Kaban3 Kaban10 Kaban
185 Etznab12 Etznab6 Etznab13 Etznab7 Etznab1 Etznab8 Etznab2 Etznab9 Etznab3 Etznab10 Etznab4 Etznab11 Etznab
196 Kawak13 Kawak7 Kawak1 Kawak8 Kawak2 Kawak9 Kawak3 Kawak10 Kawak4 Kawak11 Kawak5 Kawak12 Kawak
207 Ahau1 Ahau8 Ahau2 Ahau9 Ahau3 Ahau10 Ahau4 Ahau11 Ahau5 Ahau12 Ahau6 Ahau13 Ahau
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Wie am obigen Schema erkennbar, liegen zwischen Tagen mit gleichem Namen und aufeinanderfolgender Zahl (z. B. zwischen 5 Etznab und 6 Etznab) jeweils 40 Tage.

Ursprung des 260-Tages-Zyklus

In der Konstruktion des 260-Tages-Zyklus sind astronomische und mythologische Gegebenheiten mit der Agrarperiode des Maises verflochten. Dazu war der Tzolkin ursprünglich fest verankert (6. Februar bis 23. Oktober gregorianisch). Gemäß den Aussagen der Autoren Krygier und Rohark:

  • entsprechen die ersten vier Tage den Schöpfungstagen, wobei der vierte Tag 4 K’an hieß.
  • Nach weiteren 40=2×20 Tagen zur Frühlingstagundnachtgleiche am 21.3. erfolgte die Brandrodung der Milpa am Tag 5 K’an.
  • Nach weiteren 40 Tagen zur ersten Zenitpassage der Sonne am 30.4. fand die erste Aussaat am Tag 6 K’an statt.
  • Dann vergingen 52=4×13 Tage bis zur Vorbereitung für die zweite Aussaat (6 Cib = 21.6., Sommersonnenwende).
  • Nach wiederum 52 Tagen zur zweiten Zenitpassage der Sonne wurden die Maiskolben der ersten Milpa abgeknickt (6 Lamat = 12.8.).
  • Schließlich kam es am letzten Tag, also nach 72 Tagen, zur Ernte.

Dass sich mehrmals der Tag K’an („Mais“[3]) ergibt, liegt an den Vielfachen von 20.

Literatur

  • Hans Ludendorff: Über die Entstehung der Tzolkin-Periode im Kalender der Maya. W. de Gruyter, Berlin 1930, OCLC 14100863.

Siehe auch

Commons: Tzolkin calendar – Mayagyphen des Tzolkin

Einzelnachweise

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