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Siedlung in Polen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Tychowo (deutscher Name bis 1937: Wendisch Tychow, dann: Tychow) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern und gehört zur Landgemeinde Sławno (Schlawe) im Kreis Sławno.
Tychow liegt neun Kilometer südöstlich der Kreisstadt Sławno (Schlawe) an der Woiwodschaftsstraße Nr. 209 (Sławno –) Warszkowo (Alt Warschow) – Suchorze (Zuckers) – Kołczygłowy (Alt Kolziglow) – Bytów (Bütow). Die nächste Bahnstation ist Sławno an den Bahnstrecken Berlin – Stettin – Köslin – Stolp – Danzig und Darłowo (Rügenwalde) – Bytów (Bütow). Im Ort zweigt eine Nebenstraße über Słonowice (Groß Schlönwitz) nach Słupsk (Stolp) ab, das 25 Kilometer entfernt liegt.
Der östliche Ortsrand von Tychowo ist zugleich die Grenze zwischen den Kreisen Sławno und Słupsk und den Woiwodschaften Westpommern und Pommern. Am nördlichen Teil zieht sich ein leichter Höhenzug von West nach Ost, dessen höchste Erhebung mit 58 Metern der Chropa Wiec (Rauher Berg) ist. Im Südwesten und Süden grenzt Tychowo an die Wieprza (Wipper).
Der Ortsname Tychowo beziehungsweise (Wendisch) Tychow entstammt dem Wendischen und bedeutet „Ruhe“, „Stille“. Früher auch Tichowe und Tichow genannt, dann aber Wendisch Tychow zur Unterscheidung zwischen Groß Tychow (polnisch auch: Tychowo) und Woldisch Tychow (polnisch: Tychówko), die beide im Kreis Belgard lagen (Tychówko liegt heute im Powiat Świdwiński (Schivelbein)). Ab 29. Dezember 1937 wurde Wendisch Tychow nur noch Tychow genannt.
Die Gegend um Schlawe (polnisch: Sławno) war bereits 4000 Jahre vor Christus besiedelt oder zeitweise bewohnt, wie für Tychow Urnenfunde und Grabanlagen am Rauhen Berg (Chropa Wiec) belegen. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1229, als Herzog Barnim I. dem Johanniterorden den Besitz von Wendisch Tychow bestätigt. Nachdem der Johanniterorden seinen Besitz um Schlawe aufgegeben hatte, ging das Lehen an die Familie von Bonin (1409: "Hennynk Bonyn", 1453: "Teslaf Bonin to Tichowe"). Aufgrund eines Tauschvertrages zwischen Herzog Bogislaw X. mit dem Kanzler Jürgen von Kleist kam der Ort 1509 in den Besitz der von Kleist und ist es bis 1945 geblieben.
Im Jahre 1792 suchte eine schwere Seuche den Ort heim. 171 Personen erkrankten, neun Kinder starben. 1840 errichtete man eine Ziegelei, von deren Erzeugnissen zwei Waldarbeiterhäuser in Aalgaten (Wodnica), das Gärtnerhaus, der Dorfkrug, zehn Landarbeiterdoppelhäuser, die Brennerei gebaut und der Turm der Kirche renoviert wurden. 1911 brannte der sogenannte Mittelhof im Dorf ab und wurde durch zwei neue Häuser für fünf Familien ersetzt.
Im Jahre 1939 lebten in der 2670,5 Hektar umfassenden Gemeinde 593 Einwohner in 152 Haushaltungen. Es gab in Tychow 17 bäuerliche Betriebe unter und 28 Betriebe über zehn Hektar. Das Rittergut hatte eine Gesamtgröße von 1976 Hektar. Es gab im Ort einen Gasthof, ein Lebensmittelgeschäft mit Bäckerei, eine Dorfschmiede, drei Schneidereien, eine Schuhmacherei, eine Poststelle und ein Standesamt. Bürgermeister war zuletzt Reinhold Klatt.
Am 7. März 1945 brach der größte Teil der Dorfbewohner auf, um nach Stolpmünde (polnisch: Ustka) zu fliehen. Der Treck kam aber nur bis Thyn (Tyń), als er in die aus Stolp (Słupsk) vorrückende Rote Armee geriet und sich nur unter großen Verlusten nach Tychow zurückretten konnte. Hier hatten die sowjetischen Truppen bereits große Schäden angerichtet – geraubt, geplündert und gemordet.
Tychow kam unter polnische Verwaltung, und die deutsche Bevölkerung wurde aus dem Ort vertrieben. Dazu gehörte am 4. Mai 1946 Ewald Graf von Kleist, der noch bis zuletzt in Tychow ausharren konnte und in Ersatz für den Pfarrer die seelsorgerlichen Belange übernommen hatte. Tychow wurde unter der Bezeichnung Tychowo ein Ortsteil der Gmina Sławno im Powiat Sławieński.
Zu Tychow gehörten vor 1945 zehn Wohnplätze bzw. Ortschaften:
Die Kirchengemeinde von Tychow und seinen Vorwerken bildete mit der Filialgemeinde Notzkow (polnisch: Noskowo) ein Kirchspiel. Die Bevölkerung des Kirchspiels war evangelisch. Zur Pfarrei gehörte ein Hof, der immer verpachtet war.
Patron der Kirche war der jeweilige Besitzer der Güter Tychow und Notzkow, zuletzt vor 1945 waren es Rittmeister a. D. Ewald Graf von Kleist (Tychow) und Gräfin Zitzewitz (Zitzewitz, für Noskow). Das Kirchspiel zählte im Jahre 1940 insgesamt 1430 Gemeindeglieder, von denen 780 im Pfarrdorf und 650 im Filialort wohnten.
Bis 1945 gehörte (Wendisch) Tychow zum Kirchenkreis Schlawe der Kirchenprovinz Pommern in der Kirche der Altpreußischen Union. Heute liegt Tychowo im Kirchspiel Koszalin (Köslin) der Diözese Pommern-Großpolen in der polnischen Evangelisch-Augsburgischen Kirche.
Seit 1945 sind die meisten Einwohner von Tychowo römisch-katholischer Konfession. Das Dorf ist jetzt Filialkirchengemeinde der Parochie (Parafia) Słonowice (Groß Schlönwitz) im Dekanat Sławno im Bistum Köslin-Kolberg der Katholischen Kirche in Polen.
Die Tychower Kirche, die auf einer kleinen Erhebung mitten im Dorf liegt, ist ein Backsteinbau auf einem Sockel aus Feldsteinen. Sie wurde 1282/84 begonnen, aber großenteils im 14. Jahrhundert errichtet.[1] Am Turm gibt es spätgotische Rhombenmuster aus dunkel glasierten Ziegelsteinen. An den polygonalen Chor kam eine halbrunde Sakristei. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde an der Nordseite des Schiffs ein für die Gutsherrschaft bestimmter Querhausarm angebaut.
Seit der Reformation hat die Kirche einen Kanzelaltar. An den Wänden waren früher zwei Epitaphe für Oberst von Kleist und für Georg Ewald von Kleist aus dem 18. Jahrhundert.
Nach 1945 wurde die Tychower Kirche zugunsten der katholischen Kirche enteignet. Am 20. Oktober 1958 wurde sie neu geweiht und erhielt den Namen MB Królowej Polski (Gottesmutter, Königin Polens).
Mitten im Dorf stand die aus roten Ziegelsteinen in den Jahren 1885/87 erbaute Schule, in der vier Klassen in zwei Räumen unterrichtet wurden. Im Obergeschoss war die Wohnung des Hauptlehrers, und im Dachgeschoss lagen die Zimmer des Junglehrers.
Die Anfänge des Schulwesens in (Wendisch) Tychow reichen bis in das Jahr 1690 zurück. Im Jahre 1870 wurde eine Schülerzahl von 200 Kindern genannt, und seit 1923 gab es eine dritte Lehrerstelle. Neben der Schule stand ein Gebäude mit einem Kindergarten.
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