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Sowjetisches zweistrahliges Passagierflugzeug Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Bei der Tupolew Tu-124 (russisch Туполев Ту-124, NATO-Codename „Cookpot“) handelt es sich um ein zweistrahliges Passagierflugzeug des sowjetischen Konstruktionsbüros Tupolew.
Trotz der äußerlichen Ähnlichkeit mit der Tu-104 handelt es sich bei der Tupolew Tu-124 um ein wesentlich kleineres Flugzeug, das in erster Linie entworfen wurde, um die veralteten IL-14 auf innersowjetischen Strecken abzulösen. Die Abmessungen der Tu-124 betragen rund ¾ derjenigen der Tu-104, von der sich die Tu-124 auch durch das viel niedrigere einziehbare Bugradfahrwerk unterscheidet.
Der erste von zwei Prototypen (СССР-45000, WNr. 0 35 01 01) der unter Leitung von Alexander Alexandrowitsch Archangelski entworfenen Tu-124 startete am 24. März 1960 zum Erstflug. Der zweite Prototyp, СССР-45001 (WNr. 0 35 01 02), folgte im Juni 1960. Zwei weitere Flugzeuge erhielten zwar zivile Kennzeichen, wurden aber nie geflogen und dienten als statische Testzellen.
Die Tu-124 ist ein als Tiefdecker ausgelegtes Ganzmetallflugzeug. Der Rumpf weist einen kreisförmigen Querschnitt auf und verfügt über eine klimatisierte Druckkabine. In der verglasten Rumpfspitze befindet sich der Arbeitsplatz des Navigators. Das Radargerät ist in einer Wanne unter dem Rumpf untergebracht.
Die Tragflächen sind für einen Flug im hohen Unterschallbereich stark gepfeilt und haben einen negativen V-Winkel, um die unerwünscht hohe Richtungsstabilität des Pfeilflügels herabzusetzen. Dies führt jedoch zu einer relativ geringen Bodenfreiheit und schränkt Starts und Landungen bei starkem Seitenwind ein. Da die Tragflächen aus Materialgründen im Verhältnis zur Flügelstreckung sehr dick sind, besteht die Gefahr des Abwanderns der Strömung zu den Flächenspitzen und damit einer Verringerung des Auftriebes. Um dem zu begegnen, sind an den Tragflächenoberseiten jeweils zwei Grenzschichtzäune angeordnet. Die Triebwerke sind in die Tragflächen integriert. Die durch diese Konstruktion bedingte komplizierte Einleitung der Kräfte führt zu einer durch den Rumpf gehenden Holmkonstruktion, was wiederum zu einem im Mittelteil angehobenen Kabinenboden führt.
Die Tragflächen weisen an den Enden Querruder in Normalbauart auf. Die geteilten Landeklappen sind außen als Doppelspaltklappen ausgeführt. Zur Erhöhung des Widerstandes im Landeanflug verfügt die Tu-124 über eine Rumpfklappe. Die keulenförmigen Verkleidungen zur Aufnahme des Hauptfahrwerkes wirken im Sinne der Flächenregel.
Das Seitenleitwerk ist in Normalbauweise konstruiert.
Das Fahrwerk ist als klassisches Dreipunktfahrwerk ausgelegt. Das doppelt bereifte Bugrad zieht nach hinten in den Rumpf ein. Das Hauptfahrwerk weist jeweils vier an einem Schlitten befestigte Räder auf und zieht nach hinten in die keulenförmigen Verkleidungen an den Tragflächen ein. Die Auslegung des Fahrwerkes, insbesondere die Mehrfachbereifung und die breite Spur des Hauptfahrwerkes, gestatten die Benutzung unbefestigter Start- und Landebahnen.
Das Flugzeug verfügt als erstes sowjetisches Flugzeug über Zweikreistriebwerke (ZTL). Die Tu-124 ist für hohe Fluggeschwindigkeiten ausgelegt. Die nicht optimale Unterbringung der Triebwerke, abgeleitet aus der Tu-104 und der Tu-16, führt zu verstärkten Vibrationen, was den Komfort in der Passagierkabine und die Lebensdauer der Baugruppen des Flugzeuges negativ beeinflusst.
Die Standardbestuhlung der Grundversion betrug 44 Plätze.
Am 2. Oktober 1962 wurde das neue Muster von Aeroflot auf der Route Moskau-Tallinn in Dienst gestellt und überzeugte durch seine sehr guten operativen Flugleistungen. Die Tu-124W, die über eine Inneneinrichtung für 56 Passagiere verfügte, war das Exportmodell und erschien im Jahre 1964. Die tschechoslowakische ČSA kaufte im gleichen Jahr zwei solcher Maschinen, die 1965 um ein weiteres Exemplar ergänzt wurden. Die Tu-124W stand bei der ČSA bis 1972 im Einsatz und wurde danach an Iraqi Airways verkauft, welche die Maschinen im Luftwaffen-Auftrag für VIP-Flüge bis 1975 einsetzte.
Die Luftstreitkräfte der NVA nutzten drei Tu-124, von denen zwei mit Interflug-Bemalung und -Kennzeichen versehen waren. Stationierungsort war das TG-44 am Flugplatz Neuhardenberg. Nachdem die IL-62-Maschinen der Interflug nach dem Absturz einer Maschine dieses Typs zeitweilig Startverbot hatten, traten bei der Interflug Kapazitätsengpässe auf. Daher wurden die Tu-124-Flugzeuge der NVA ersatzweise auf regulären Interflug-Strecken eingesetzt.[2] Alle drei Maschinen wurden 1975 außer Dienst gestellt und an die Sowjetunion verkauft.
Unter der Typenbezeichnung Tu-124K wurden 1966 noch drei Maschinen (K1, K2 und K3) mit VIP-Ausstattung für 22 bis 36 Passagiere gebaut, von Aeroflot jedoch nicht übernommen. Sie wurden im Oktober desselben Jahres von der indischen Luftwaffe erworben und dort bis 1978 verwendet. Bei Aeroflot stand die Tu-124 bis zum 21. Januar 1980 im Einsatz, als die letzten zwölf Maschinen außer Dienst gestellt wurden. Die sowjetische Luftwaffe verwendete das Flugzeugmuster noch bis 1981.
Insgesamt wurden 165 Serienmaschinen gebaut.[1]
Kenngröße | Tu-124W |
---|---|
Besatzung | 3–4 |
Passagiere | 56 |
Länge | 30,58 m |
Flügelspannweite | 25,55 m |
Höhe | 8,08 m |
Flügelfläche | 119,37 m² |
Flügelstreckung | 5,5 |
Flügelpfeilung | 35° |
Rumpfbreite | 2,90 m |
Kabine | Länge: 11,23 m Breite: 2,70 m Höhe: 1,95 m Volumen: 50,15 m³ |
Frachtraumvolumen | 14,00 m³ |
Leermasse | 22.900 kg |
Nutzlast | 6.000 kg |
Startmasse | maximal 37.500 kg |
Flächenbelastung | 306,7 kg/m² |
Leistungsbelastung | 3,38 kg/kp |
Reisegeschwindigkeit | max. 870 km/h ökonomisch 800 km/h |
Höchstgeschwindigkeit | 970 km/h in 8.000 m Höhe |
Landegeschwindigkeit | 190 km/h |
Dienstgipfelhöhe | 11.700 m |
Reichweite | 1250 km mit max. Nutzlast 2100 km mit max. Kraftstoffvorrat und 3.000 kg Nutzlast |
Triebwerke | zwei Strahltriebwerke Solowjow D-20P |
Leistung | je 5400 kp (52,92 kN) Schub |
Tankvolumen | 13.120 l |
Mehrere Maschinen dieses Typs befinden sich in verschiedenen Sammlungen, so im chinesischen Luftfahrtmuseum Datang Shan Peking, im Museum der Zivilluftfahrt in Uljanowsk und im Zentralen Museum der Luftstreitkräfte der Russischen Föderation in Monino. In Neu-Delhi ist am Flugplatz ebenfalls eine Tu-124K ausgestellt.
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