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Adventslied von Friedrich Heinrich Ranke basierend auf Händels „See, the Conqu’ring hero comes“ Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Tochter Zion, freue dich ist ein im deutschsprachigen Raum als Adventslied bekanntes Werk. Es basiert auf von Friedrich Heinrich Ranke (1798–1876) umgetexteten Chorsätzen aus Georg Friedrich Händels Oratorien Joshua und Judas Maccabäus.
Im Jahr 1747 komponierte Händel den Satz See, the conqu’ring hero comes für den 3. Akt des biblischen Oratoriums Joshua (HWV 64), dessen Libretto von Thomas Morell (1703–1784) stammt. Im Rahmen der Landnahme unter der Führung Josuas hat der junge Otniël die Stadt Kirjat-Sefer (Debir) erobert. Nun kehrt er zurück, um Achsa, die Tochter des Kaleb, zur Frau zu nehmen, die ihm für den Fall seines Sieges vom Vater versprochen war. Der Jubelchor, mit dem er empfangen wird, leitet das Finale des Oratoriums – Liebesduett und Schlussgebet des Volkes – ein:
CHORUS OF YOUTHS
See, the conqu’ring hero comes!
Sound the trumpets, beat the drums.
Sports prepare, the laurel bring,
Songs of triumph to him sing.
CHORUS OF VIRGINS
See the godlike youth advance!
Breathe the flutes, and lead the dance;
Myrtle wreaths,[1] and roses twine,
to deck the hero’s brow divine.
CHORUS
See, the conqu’ring hero comes …[2]
Den Chor, der Terzparallelen in den Oberstimmen enthält,[3] fügte Händel auch in die 1751 entstandene Neufassung seines Oratoriums Judas Maccabaeus (HWV 63) ein. Das Oratorium wurde dem Duke of Cumberland, William Augustus, als Allegorie zum jüdischen Freiheitskämpfer Judas Makkabäus zugeeignet und feiert dessen Sieg über den Prätendenten des britischen Throns, Charles Edward Stuart, in der Schlacht von Culloden am 16. April 1746. Seither gehört die Melodie ins feste Repertoire englischer patriotischer Gesänge und wird als eines der Hauptthemen in der Fantasia on British Sea Songs von Henry Wood (1905) jährlich in der Last Night of the Proms aufgeführt.
Im Joshua wie auch im Judas Maccabäus erklingt der Satz zunächst als dreistimmiger Chor der Jünglinge (T. 1–32) mit einstimmiger Orgelbegleitung, wobei die Wiederholung des A-Teils mit zwei solistischen Hörnern besetzt ist, danach als zweistimmiger Chor der Jungfrauen (T. 33–56) mit zwei Traversflöten und Orgel, schließlich als vierstimmiger Chorsatz (T. 57–72), begleitet von Hörnern, Flöten, Streichern und Generalbass. Dabei variiert Händel die Melodie der Sopranstimme rhythmisch und in einzelnen Tönen von Strophe zu Strophe.
Beide Chorsätze Händels stehen in G-Dur. Die spätere Version Friedrich Heinrich Rankes für vierstimmigen Chor steht dagegen in Es-Dur. Die Stimmen von Alt, Tenor und Bass sind mit Händels Version der Takte 57 bis 72 identisch, außer in T. 13–14 (Ranke) bzw. T. 69–70 (Händel), in denen Ranke die Stimmkreuzung von Tenor und Bass und die Terzverdoppelung im Tenor vermeidet, indem er den Bass nach unten oktaviert und den Tenor den Grundton singen lässt. Die Sopranstimme übernimmt zunächst die Melodie der Takte 57 bis 60 (T. 1–4 bei Ranke), orientiert sich dann aber an den Varianten von T. 29–30 (T. 5–6 bei Ranke) und T. 55–56 (T. 7–8 bei Ranke), um dann wieder die Melodie von T. 65 bis 72 zu übernehmen (T. 9–16 bei Ranke).
Gemeinsam sind dem Kirchenlied Rankes und den händelschen Versionen die einfache akkordische Struktur in gängigen Kadenzstufen, sowie die simultane Deklamation des Textes in allen vier Stimmen.
Das Lied Tochter Zion, freue dich (GL 228, EG 13, RG 370, MG 240 und FL 187) entstand in seiner jetzigen Form um 1820 in Erlangen. Der evangelische Theologe Friedrich Heinrich Ranke legte einen Text nach Sach 9,9 LUT auf den Chorsatz von Georg Friedrich Händel und fügte drei weitere Strophen hinzu (von denen eine in Liederbüchern regelmäßig fehlt), die das kommende, ewige Friedensreich Jesu Christi besingen.[4]
Ranke entwarf es für den musikalischen Salon von Karl Georg von Raumer. Dessen Schwägerin Louise Reichardt[5] veröffentlichte das Lied 1826 in ihrer in Hamburg herausgegebenen Sammlung Christliche liebliche Lieder, unter der Überschrift Am Palmsonntage.[6] Über diese Publikation gelangte das Lied in Schulliedersammlungen und wurde populär.[7]
Inhaltlich greift das Lied den Lesungstext für den Palmsonntag aus Matthäus 21,1-9 auf, den Einzug Jesu in Jerusalem. Dies wird explizit in der heute meist weggelassenen dritten Strophe thematisiert. Da sowohl der Sacharjavers als auch der Matthäustext nach der traditionellen Perikopenordnung am 1. Advent gelesen werden,[8] wird auch das Lied inzwischen meist dem Advent zugeordnet.[7]
Im Dritten Reich wurde das Lied wie etliche andere Lieder aufgrund des nationalsozialistischen antichristlichen und antisemitischen Drucks auf die Religionsausübung aus Weihnachtsliedersammlungen entfernt.[9]
Tochter Zion freue dich,
jauchze laut, Jerusalem!
Sieh, dein König kömmt zu dir
ja, er kömmt, der Friede=Fürst,
Tochter Zion freue dich,
jauchze laut, Jerusalem!
Hosianna, Davids Sohn!
Sey gesegnet deinem Volk!
Gründe nun dein ew’ges Reich,
Hosianna in der Höh!
Hosianna, Davids Sohn!
Sey gesegnet deinem Volk!
(Tochter Zion freue dich!
Hol’ ihn jubelnd zu dir ein.
Sieh! er kömmt demüthiglich,
Reitet auf dem Eselein,
Tochter Zion freue dich!
Hol’ ihn jubelnd zu dir ein.)[10]
Hosianna, Davids Sohn!
Sey gegrüsset König mild!
Ewig steht, dein Friedensthron,
Du des ewgen Vaters Kind.
Hosianna, Davids Sohn!
Sey gegrüsset König mild![6]
In dem Sacharja-Text in der ersten Strophe wird die allegorische Person Zion (das personifizierte Jerusalem) aufgerufen, sich darüber zu freuen, dass der in den folgenden Strophen umjubelte Davidssohn zu ihr kommt:
„Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze!
Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer,
arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.“
Der Liedtext ist eng mit den ersten beiden Adventswochen verbunden. So lautet der Introitus des 2. Adventssonntags: Populus Sion, ecce Dominus veniet ad salvandas gentes, „Volk von Zion, siehe, der Herr wird kommen, zu retten die Völker.“ Am 1. Sonntag im Advent wird in der evangelischen Kirche der Einzug Jesu in Jerusalem (Mt 21,1–9 LUT) als Evangelium gelesen:
„Dies geschah aber, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch das Wort des Propheten: ‚Saget der Tochter Sion: siehe, dein König kommt zu dir sanftmüthig und reitend auf einem Esel und einem Füllen, dem Sprößling des Saumthieres‘. […] Die Massen aber, die ihm vorausgiengen, und die nachfolgten, riefen: ‚Hosianna dem Sohn Davids, gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn‘,[11] Hosianna in der Höhe.“
Die auf Jesus bezogenen messianischen Hoheitstitel wie Friedefürst und der Ewigkeitsbezug stammen aus dem zu Weihnachten gelesenen Jesajavers 9,5f. LUT: „Uns ist ein Kind geboren. Ein Sohn ist uns gegeben. […] Und er heißt: […] ewig Vater, Friedefürst.“
Das zugrunde liegende Thema, dass sich Zion auf die Ankunft des Herrn freut, wird schon als endzeitliche Hochzeitsvorbereitung in dem evangelischen Kirchenlied Wachet auf, ruft uns die Stimme verarbeitet. Dort heißt es in der zweiten Strophe:[13]
Zion hört die Wächter singen,
Das Herz tut ihr vor Freuden springen,
Sie wachet und steht eilend auf.
Auch in der Alt-Arie Bereite Dich Zion aus Bachs Weihnachtsoratorium wird dieses Thema behandelt:
Bereite dich, Zion, mit zärtlichen Trieben,
Den Schönsten, den Liebsten bald bei dir zu sehn!
Deine Wangen – Müssen heut viel schöner prangen,
Eile, den Bräutigam sehnlichst zu lieben!
Quelle: Notierung aus dem Rheinisch-Westfälischen Provinzial–Gesangbuch, 1893
Das Lied wird ebenfalls als Weihnachtslied gesungen, da es in Bezug zu dem Text steht, der in der katholischen Liturgie der Messe am Weihnachtsmorgen als Kommunionvers verwendet wird:
Juble laut, Tochter Zion, jauchze, Tochter Jerusalem,
siehe, dein König kommt zu dir, der Heilige, der Heiland der Welt.
Ausgehend von der Romandie ist die Melodie in vielen Ländern auch als Osterlied bekannt. Mit dem Text À toi la gloire von Edmond Louis Budry wurde es 1885 in Chants Évangeliques in Lausanne veröffentlicht.[14]
Der französische Text lautet:
À toi la gloire, O Ressuscité!
À toi la victoire pour l’éternité!
Brillant de lumière, l’ange est descendu,
Il roule la pierre du tombeau vaincu.
À toi la gloire, O Ressuscité!
À toi la victoire pour l’éternité!
Vois-le paraître: C’est lui, c’est Jésus,
Ton Sauveur, ton Maître, Oh! ne doute plus!
Sois dans l’allégresse, peuple du Seigneur,
Et redis sans cesse: Le Christ est vainqueur!
À toi la gloire, O Ressuscité!
À toi la victoire pour l’éternité!
Craindrais-je encore? Il vit à jamais,
Celui que j’adore, le Prince de paix;
Il est ma victoire, mon puissant soutien,
Ma vie et ma gloire : non, je ne crains rien!
À toi la gloire, O Ressuscité!
À toi la victoire pour l’éternité!
1923 übertrug es Richard B. Hoyle ins Englische.[15] (Thine is/be the glory, risen, conqu’ring Son) Es existieren auch Versionen auf Niederländisch (U zij de Glorie, Jan Willem Schulte Nordholt), Norwegisch (Deg være ære, Arne Fjelberg 1947), Dänisch (Dig være ære, Herre over dødens magt, 1993), Schwedisch (Ge Jesus äran, frälsta mänsklighet, Bo Setterlind 1978) und Tschechisch (Bud’ tobě sláva, Samuel Verner). Eine deutsche Übertragung des Osterlieds schuf Fritz Gafner 1987 unter dem Titel Dir, Auferstandner, sei der Lobgesang. Es ist im Reformierten Gesangbuch unter Nr. 485 abgedruckt.[16]
Seit etwa den 1970er Jahren ist das Lied auch mit dem lateinischen Text Canticorum jubilo international verbreitet.[17][18] Die Herkunft der Textunterlegung ist nicht bekannt. Mit dem hymnischen Text ohne liturgischen Bezug wird der Chorsatz besonders in Spanien häufig bei akademischen Feiern und auf Hochzeiten aufgeführt.[19]
in chronologischer Folge
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