Tief im Südwesten Europas, auch Spanientief oder Tief vor/über der Iberischen Halbinsel ist eine seltene Großwetterlage Europas.
Die Bezeichnung Tief im Südwesten Europas (TSW) ist eine der in der österreichischen Meteorologie üblichen Großwetterlagen-Kategorien.
Tiefdruckgebiete über Südwesteuropa sind vergleichsweise seltene Formen der Atlantiktiefs mit schon mittelatlantischem (subtropischem) Einfluss, die für ungewöhnliche Wetterphänomene sorgen. Die Westwinddrift, die Atlantiktiefs über Europa treibt, liegt üblicherweise deutlich weiter im Norden, da das Azorenhoch sie auf um die 45–60° Breite vorbeischleust. Tiefs vor der Iberischen Halbinsel treten nur bei sehr schwachem, abnorm weit nach Westen, oder überhaupt in den hohen Norden (High-over-Low-Lage) verlagertem Azorenhoch auf. Da die nördliche Breite der Westwinddrift mit dem Sonnenstand schwankt, ist diese Lage des Aktionszentrums für das Winterhalbjahr typisch.
Ein Tief im Südwesten Europas pumpt an seiner Vorderseite Warmluftmassen über Europa, daher bilden sich über den Alpen föhnige südwestliche Höhenströmungen oder echter (Nord-)Föhn. Parallel erhöht sich die Staubbelastung der Atmosphäre, vereinzelt kann es zu Saharastaub-Phänomenen kommen.
Auf der Iberischen Halbinsel herrscht derweilen Schlechtwetter, oft mit intensivem Regen oder Schnee, an der Rückseite kann polare Kaltluft tief nach Süden einströmen, bis hin zu Kältewellen und Schneefall an der westlichen afrikanischen Nordküste (Algerien, Marokko; Atlasgebirge).
Tiefs, die von Atlantik her eintreffen[1] oder sich vor der spanisch-portugiesischen Küste bilden,[2] laufen auf die Pyrenäen zu, und nehmen, wenn sie nicht zerfallen, üblicherweise zwei Wege:
- Nördlich vorbei über den Golf von Biskaya, dann spricht man auch von Tief über der Biskaya.[1] Diese treffen in Frankreich auf Land, und können entweder nördlich der Alpen passieren (Mitteleuropatief),[1][3] oder südöstlich ins Mittelmeer einwandern[4]
- Südlich vorbei über Nordspanien (Spanientief i. e. S.), und dann in das Mittelmeer[2]
In den beiden letzteren Fällen spricht man in Folge dann von Tief über dem westlichen Mittelmeer (TwM, Genuatief). Diese Tiefs können in Folge zu schweren Regen auf der Italienischen Halbinsel und im südlichen Alpenraum führen.[2]
Beispiel Tief Monika Dezember 2010: Ein mächtiges Atlantiktief zieht 4., 5., 6. vor die Iberische Halbinsel, ein Begleittief (Monika) gewinnt 7. an der Nordwestspitze Spaniens und 8. über der Biskaya Kraft, und zieht dann schnell die Alpen entlang über Polen am 9. ins Baltikum am 10.; explizite TSW-Wetterlage ist nur am 8., davor noch Einfluss eines Tiefs über dem Baltikum (Liane, Wetterlage TK); 6./7. (Nikolo/Samichlaus) mit einer Front von Norden, dann aber einer Warmfront von Süden zuerst viel Schnee, dann starker Regen (Hochwässer in der Schweiz), darauf 7./8. intensiver Föhn (Bludenz 17,6 °C, absoluter Monatshöchstwert), in der Nacht 8./9. geht eine „geradezu lehrbuchmässige“ Kaltfront durch; Schneefallgrenze steigt in je einem Tag von unter 1000 m auf 2500 m und wieder zurück.
alle Karten Analysekarten, met.fu-berlin.de; Wetterlagen und Witterung zitiert nach Monatsrückblick Dezember 2010, zamg.ac.at und Wetterarchiv: 6. Dezember 2010 (Memento des Originals vom 15. Dezember 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/meteo.srf.ch ff, meteo.srf.ch (mit Satellitenkarte)
Beispiel Tief Yvan März 2011: Ein Tief bei den Britischen Inseln (Xander) am 12. erzeugt in seiner ausgedehnten Kaltfront 13./14. ein Randtief, das 15. als mächtiger Tiefdruckkomplex über Spanien liegt, und in Folge vom westlichen Mittelmeer (16.) gegen die Alpen (17.) zieht; explizite TSW-Wetterlage ist nur am 15., am 14. dominiert noch ein abziehendes Kontinentales Tief; 14./15. herrscht im Alpenraum „abgesehen von den unmittelbaren Südstauregionen Sonnenschein, und es wird ausgesprochen mild (bis 21°, 1. Tag über 20° im Jahr), ergiebiger Regen fällt in den Karnischen Alpen und den Karawanken“, 16.–19. „intensive Niederschläge, die Schneefallgrenze sinkt bis in viele Täler; in Bregenz fällt binnen 24 h mit rund 90 mm beinahe der gesamte Monatsniederschlag, im Maggiatal 60–80 cm Neuschnee“.
alle Karten Analysekarten, met.fu-berlin.de; Wetterlagen und Witterung zitiert nach Monatsrückblick März 2011, zamg.ac.at und Wetterarchiv: 13. März 2011 (Memento des Originals vom 15. Dezember 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/meteo.srf.ch ff, meteo.srf.ch (mit Satellitenkarte)