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Gattung der Familie Makrelen und Thunfische (Scombridae) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Thunfische (Thunnus von altgriechisch θύννος thýnnos „Thunfisch“, abgeleitet von θύνω thýnō „ich eile“, „ich rase“, „ich schieße entlang“ wegen der schnellen Bewegung der Fische,[1]) sind eine Gattung großer Raubfische, die in allen tropischen, subtropischen und gemäßigten Meeren vorkommt. Sie gehören zu den wichtigsten Speisefischen und sind von großer fischereiwirtschaftlicher Bedeutung. Einige der acht Arten sind inzwischen durch Überfischung gefährdet.
Thunfische | ||||||||||||
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Großaugen-Thun, Thunnus obesus | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Thunnus | ||||||||||||
South, 1845 |
Thunfische haben einen langgestreckten, spindelförmigen, seitlich nur wenig abgeflachten Körper, dessen Schwerpunkt im vorderen Teil des Rumpfs liegt. Sie erreichen Körperlängen von etwa 1 m bis 4,5 m und können zwischen 20 kg und 700 kg schwer werden. Der Körper ist mit sehr kleinen Schuppen bedeckt, den Vorderkörper umgibt ein Korsett größerer Schuppen. Der Kopf ist spitzkegelig. Das Maul ist endständig, tief gespalten und nicht vorstülpbar. Die kleinen, konischen Zähne sitzen in jedem Kiefer in einer Reihe. Auf dem ersten Kiemenbogen findet man 19 bis 43 Kiemenrechen. Die beiden relativ kleinen Rückenflossen stehen eng zusammen. Die längere erste wird von 11 bis 14 Flossenstacheln gestützt, die kürzere zweite von 12 bis 16 Weichstrahlen. Bei der ersten Rückenflosse sind die ersten Flossenstacheln sehr viel höher als die letzten, so dass der Oberrand der Flosse konkav ist, die zweite sichelförmig und ebenso hoch wie die erste oder höher. Zwischen der zweiten Rückenflosse und der Schwanzflosse stehen 7 bis 10 Flössel. Die Afterflosse steht der zweiten Rückenflosse beinahe symmetrisch gegenüber und hat die gleiche Form wie diese. Sie wird von 11 bis 16 Flossenstrahlen gestützt. Auf die Afterflosse folgen 7 bis 10 Flössel. Die Arten variieren in der Länge der Brustflossen. Mit 30 bis 36 Flossenstrahlen in den Brustflossen besitzen sie mehr als alle anderen Gattungen der Scombridae. In den Bauchflossen findet sich ein zweiteiliger Interpelvic-Auswuchs. Der Schwanzstiel ist schlank und hat an jeder Seite zur Stabilisierung einen kräftigen, knöchernen Seitenkiel zwischen zwei kleineren Kielen. Die Schwanzflosse der Thunfische ist sichelförmig. Die erste Rückenflosse, die Bauchflossen und die Afterflosse können beim schnellen Schwimmen in rinnenförmige Vertiefungen gelegt werden. Die meisten Arten besitzen eine Schwimmblase, deren Volumen stark verändert werden kann und bei Jungfischen noch sehr klein ist. Die Anzahl der Wirbel liegt bei 39. Thunfische sind im Allgemeinen bläulich gefärbt, am Bauch auch grau oder silbrig und zeigen an den Körperseiten keine dunkle Fleckung. Der Rücken ist dunkelblau und ohne die bei vielen anderen Scombriden typischen Streifenmuster. Die Flössel hinter Rücken- und Afterflosse sind meist gelb und haben bei einigen Arten schwarze Ränder.[2][3]
Thunfische haben eine sehr hohe Stoffwechselrate und gehören neben dem Schwertfisch (Xiphias gladius) und den Gotteslachsen (untersucht an Lampris guttatus) zu den wenigen bekannten Knochenfischen mit einem zumindest partiell endothermen Stoffwechsel. Ein mit der Rumpfmuskulatur verbundenes, im Gegenstromprinzip arbeitendes Blutgefäßsystem (Rete mirabile) leitet die durch die Aktivität der großen Muskelmasse erzeugte Wärme in das Körperinnere ab, so dass die Körperinnentemperatur und die Temperatur von Gehirn und Augen (Netzhaut und Sehnerv) 9 bis 12 °C über der Temperatur des Wassers liegen kann. Der für den hohen Stoffwechsel unverzichtbare intensive Gasaustausch über die Kiemen wird durch das Dauerschwimmen und die schnelle Schwimmweise der Thune erreicht. Die Fähigkeit, die Körpertemperatur zu erhöhen, nimmt mit der Größe zu und ist beim Weißen Thun, beim Gelbflossen-Thun und beim Großaugen-Thun sehr gut und beim Roten Thun am weitesten entwickelt.[4]
Thunfische kommen in allen tropischen, subtropischen und gemäßigten Meeren meist in Tiefen bis 500 Metern vor, fehlen dagegen in den Polarmeeren. Sie leben in Schulen oder Schwärmen, unternehmen weite Wanderungen über den offenen Ozean, auch tagesperiodische Vertikalwanderungen, und können über längere Zeiträume große Geschwindigkeiten beibehalten. Sie wandern vornehmlich ihren Beutetieren hinterher, die ihrerseits Regionen mit hoher Planktondichte zustreben. Die Gruppen bestehen immer aus Individuen gleicher Größe, kleine Thunfische bilden größere Schwärme als Gruppen großer Tiere. Sehr große Exemplare können auch als Einzelgänger leben.
Thunfische ernähren sich von kleineren Fischen, darunter auch die mit ihnen selbst verwandten Makrelen. Andere Beutetiere sind Heringe, Kalmare und pelagische Krebstiere. Für einige Thunfischarten wurde ein Tieftauchen nachgewiesen (Großaugen-Thun bis zu 1839 Meter [2,5 °C] und Roter Thun bis zu 1000 Meter [3 °C]), wo sie tagsüber in größere Tiefen abtauchende Beutetiere (Fische, Kopffüßer und Krebstiere) jagen.[5] Wegen ihrer Größe haben sie nur wenig Fressfeinde, vor allem Schwertfischartige, Haie und Zahnwale.[4]
Thunfische bewegen beim Schwimmen kaum ihren Rumpf, sondern setzen zum Vortrieb ausschließlich die schnell schwingende, sehr steife, halbmondförmige Schwanzflosse ein, auf die die Rumpfmuskeln ihre Kraft mittels Sehnenplatten übertragen. Diese thunniforme, wahrscheinlich mit der teilweisen Endothermie entwickelte Schwimmweise ist unter Knochenfischen fast einzigartig und findet sich eventuell nur noch beim Schwertfisch.[5]
Tropische Thunfische laichen das ganze Jahr über, die in gemäßigten, futterreicheren Regionen lebenden Arten ziehen in der Laichzeit in wärmere Regionen. Eier und Larven sind pelagisch. Große Weibchen können Millionen Eier abgeben (bis zu 10 Millionen beim Roten Thun).
Thunfische gehören zur Familie der Makrelen und Thunfische (Scombridae). Das folgende Kladogramm, berechnet nach der Maximum-Likelihood-Methode, zeigt eine mögliche systematische Stellung der Thunfische innerhalb der Scombridae:[6]
Scombridae |
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Es gibt acht Thunfischarten. Der im Lebensmittelbereich oft als Thunfisch deklarierte echte Bonito (Katsuwonus pelamis), zählt zwar ebenfalls zur Familie der Makrelen und Thunfische, gehört jedoch der Gattung Katsuwonus an.[7]
Gattung Thunnus South, 1845<.[8] | ||||||
Deutscher Name | Wissenschaftlicher Name | Verbreitung | Gefährdungsstufe Rote Liste der IUCN[9] |
Maximallänge und Maximalgewicht | Bild | |
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Weißer Thunfisch oder Langflossenthun | Thunnus alalunga (Bonnaterre, 1788)[10] |
In allen tropischen, subtropischen und gemäßigten Meeren, incl. des Mittelmeeres. | (Least Concern – ungefährdet)[11] | 1,40 Meter, 60,3 kg |
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Gelbflossen-Thunfisch | Thunnus albacares (Bonnaterre, 1788)[12] |
In allen tropischen, subtropischen und gemäßigten Meeren, aber nicht im Mittelmeer. | (Least Concern – ungefährdet)[13] | 2,40 Meter, 200 kg |
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Schwarzflossen-Thunfisch | Thunnus atlanticus (Lesson, 1831)[14] |
Im tropischen und subtropischen westlichen Atlantik. | (Least Concern – ungefährdet)[15] | 1,08 Meter, 20,6 kg |
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Südlicher Blauflossen-Thunfisch | Thunnus maccoyii (Castelnau, 1872)[16] |
In allen Meeren der südlichen Hemisphäre in gemäßigten und kühlen Bereichen. | (Endangered – stark gefährdet)[17] | 2,45 Meter, 260 kg |
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Großaugen-Thunfisch | Thunnus obesus (Lowe, 1839)[18] |
In allen tropischen, subtropischen und gemäßigten Meeren, aber nicht im Mittelmeer. | (Vulnerable – gefährdet)[19] | 2,50 Meter, 210 kg |
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Nordpazifischer Blauflossen-Thunfisch | Thunnus orientalis (Temminck & Schlegel, 1844)[20] |
Vor allem im nördlichen Pazifik, aber auch südlich bis Neuseeland. | (Near Threatened – potenziell gefährdet)[21] | 3,00 Meter, 450 kg |
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Roter Thun, auch Großer Thun, Nordatlantischer Thun oder Blauflossen-Thunfisch | Thunnus thynnus (Linnaeus, 1758)[22] |
Im tropischen, subtropischen und gemäßigten Atlantik und im Mittelmeer. | (Least Concern – ungefährdet)[23] | 4,50 Meter, 684 kg |
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Langschwanz-Thunfisch | Thunnus tonggol (Bleeker, 1851)[24] |
Tropischer Indopazifik und Rotes Meer. | (Data Deficient – keine ausreichenden Daten)[25] | 1,45 Meter, 35,9 kg |
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Die Thunfische trennten sich wahrscheinlich von den anderen Gattungen der Thunnini im Paläozän. Die ersten Thunfische lebten in der Tethys.[26] Früheste Fossilien von Thunfischen stammen aus dem Eozän. Funde gibt es aus Nordamerika, Afrika und Europa, z. B. aus dem italienischen Monte Bolca (Thunnus lanceolatus).[27]
Thunfische gehören wegen ihres roten fetten Fleisches zu den wichtigsten Speisefischen und sind von großer fischereiwirtschaftlicher Bedeutung. Der Fang nahm nach Angaben der FAO von etwa 400.000 Tonnen im Jahr 1955 auf jährlich über 2 Millionen Tonnen seit 1997 zu. Zu den größten Fängernationen gehören Japan, die USA und Südkorea. Rohes Thunfischfleisch wird überwiegend in der japanischen Küche für Sushi und Sashimi genutzt. Thunfische werden mit Langleinen, Ringwaden und Treibnetzen gefangen. Letzteres ist in den Gewässern der EU und vielen anderen Gebieten illegal, da es dabei in erheblichem Umfang zu unerwünschtem Beifang von Delfinen und Haien kommt. Im Mittelmeer fängt man Thunfische mit sehr großen verankerten Schwimmreusen, die Tonnaras genannt werden. Bereits im 18. Jahrhundert wurde in Italien zubereiteter gesalzener Thunfisch (Tonina) von Tiroler Händlern („Zitronenmännern“) zusammen mit anderen mediterranen Fischspezialitäten auf Märkten auch nördlich der Alpen angeboten.[28] Thunfischfleisch wird als Frischfisch oder gefroren vermarktet. Das in Thunfischdosen konservierte Fleisch stammt vor allem von Bonitos.
Historische Formen des Thunfischfangs sind die Almadraba bzw. die Mattanza. Auch in der oberen Adria wurden jahrhundertelang auf ähnliche Art die großen Thunfischschwärme gefangen, nachdem sie von Aussichtspunkten im Karst gesichtet wurden. Mit zunehmender Befischung wurden die Schwärme immer kleiner. Der letzte große Thunfischfang war dort 1954 im Raum Triest durch die Fischer von Santa Croce und Barcola.[29]
In einigen Ländern, z. B. Malta, werden Thunfische, die zuvor als Jungtiere gefangen wurden, in Fischkäfigen im Meer gemästet.[30]
Das Management der weltweiten Thunfischbestände liegt in den Händen von internationalen und regionalen Fischereikommissionen: im Atlantik und im Mittelmeer die Internationale Kommission für den Schutz des Thunfischs (International Commission for the Conservation of Atlantic Tuna, ICCAT) sowie die Inter-American Tropical Tuna Commission (IATTC) für die Bestände im Ostpazifik. Eine weitere Zertifizierung erfolgt über den Marine Stewardship Council (MSC).[31]
Der Großteil des Exports der im Mittelmeer gefangenen Thunfische gehen nach Japan.[32][33][34]
Thunfisch enthält, wie andere große Raubfische, erhebliche Mengen Quecksilber in Form des besonders gesundheitsschädlichen Methylquecksilbers.
Die EU-Kommission hat im Mai 2004 die Mitgliedsstaaten offiziell darüber informiert, dass Frauen, die schwanger sind oder werden können, sowie stillende Frauen und kleine Kinder nicht mehr als zwei Portionen zu je 100 g Thunfisch pro Woche verzehren sollten.[35] Das Bundesinstitut für Risikobewertung teilt diese Einschätzung.[36]
In der EU gilt für große Raubfische ein Grenzwert von insgesamt 1 mg/kg Quecksilber. Bei anderen Fischen ist der Grenzwert auf 0,5 mg/kg reduziert. Dieser Wert wird bei Grenz- und Marktkontrollen öfter überschritten und die Funde als RASFF-Meldungen EU-weit den Behörden mitgeteilt.
Damit Thunfischfleisch möglichst lange frisch aussieht und gut verkauft werden kann, wird illegalerweise oft mit Kohlenstoffmonoxid und Nitriten nachgeholfen.[37]
In einer Untersuchung zum Gehalt von Oxysterol wies Dosenthunfisch relativ hohe Werte auf (bis 120 µg/g, teils sogar deutlich darüber;[38] zum Vergleich: Fleischprodukte haben weniger als 20 µg/g[39]). Die Proben mit besonders hohen bis extrem hohen Oxysterolwerten (1 mal 1600 µg/g) waren jedoch intensiv bzw. nicht-schonend verarbeitet, und das darin verarbeitete Thunfischfleisch war von geringer Qualität.[38] Oxysterole entstehen in Fleisch- und Fischprodukten bei der Oxidation von Cholesterin. Sie haben toxische und entzündungsfördernde Eigenschaften und werden mit arteriosklerotischen und neurodegenerativen Erkrankungen assoziiert.[39]
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