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Thronwagen der Vision des Ezechiel (Hes 1,4) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Merkaba (althebräisch מרכבה ‚Wagen‘) bezeichnet den „Thronwagen“ der Vision des Ezechiel (in Hes 1,4 EU).
Die Merkabamystik oder Merkaba-Literatur bezeichnet eine vorkabbalistische Strömung innerhalb der jüdischen Mystik. Diese erste Epoche jüdischer Mystik erstreckte sich vom ersten vorchristlichen Jahrhundert bis zum 10. Jahrhundert christlicher Zeitrechnung. Aus der Blütezeit dieser Strömung (3. bis 6. Jahrhundert) sind keine Namen überliefert. Den Merkaba-Mystikern ging es weniger um eine Versenkung in das eigentliche Wesen Gottes als vielmehr in die Mysterien der himmlischen Thronwelt. Ihre Bedeutung für den Merkaba-Mystiker darf mit der des Pleroma für den hellenistischen oder frühchristlichen Gnostiker verglichen werden. Nach entsprechenden Vorbereitungen, die sich über einen längeren Zeitraum erstrecken, gelangt der Mystiker zur unmittelbaren Anschauung der Majestät Gottes auf seinem Thron. Auf dem Weg dorthin, der als „Aufstieg in die Thronwelt“ bezeichnet wird, müssen diverse Schwellen überschritten und Gefahren bestanden werden. In späteren Schichten der Merkaba-Literatur ist von einem Ab- statt eines Aufstiegs die Rede, und die entsprechenden Mystiker bezeichneten sich in dieser späteren Schicht als ירדי מרכבה Jorde Merkaba, deutsch ‚Die zur Merkaba Hinabsteigenden‘; diese Umkehr fand laut Gershom Scholem vermutlich um das 3. Jahrhundert statt.[1] Der Auf- beziehungsweise Abstieg ist „eine gefahrenreiche Wanderung durch die sieben himmlischen Paläste vor Gottes Thron“, bei der es sich um eine jüdische Variante des Aufstiegs der Seele bei den Gnostikern und Hermetikern des 2. und 3. Jahrhunderts handelt. Die dortigen Archonten, die „der Befreiung der Seele aus den Banden der Welt feindlich gesinnt sind“, entsprechen hier den Torwächtern; um zu passieren, muss der Auf-/Absteigende bei jeder Station jeweils ein spezifisches Passwort aussprechen, das aus einem geheimen Namen besteht.[1] Aus diesen Passwörtern wurden mit der Zeit längere Beschwörungsformeln.[2] Ein Großteil der Texte ist der himmlischen Liturgie gewidmet; sie zitieren Hymnen, die die Engel bzw. die vier Lebewesen singen, die den göttlichen Thron tragen. Diese Lieder enden gewöhnlich mit dem dreifachen Heilig von Jes 6,3 EU. Die feierliche und monotone Einförmigkeit der Hymnen soll sicher auch die Ekstase fördern. In diesen Bereich gehört auch die Beschreibung des göttlichen Palasts oder Tempels, weshalb man auch von Hechalotmystik (היכלות, Pl. von hebräisch היכל Hechal ‚Tempel‘ oder ‚Palast‘) spricht.
Gemäß der Mischna (Chagiga 2, 1) ist es verboten, auch nur eine Person in der Einleitung des Buches Ezechiel zu unterrichten, sofern dieser Schüler nicht weise ist und fähig ist, den Stoff selbst zu verstehen. Maimonides qualifiziert dieses Verbot als bindende Halacha. Sein philosophisches Hauptwerk, der Führer der Unschlüssigen, ist ein Versuch, das Studium der Bibel mit demjenigen der aristotelischen Philosophie zu versöhnen. Hierbei werden die Ausführungen über die Merkaba (Ma’asse Merkaba) mit der Metaphysik gleichgesetzt.
Mircea Eliade weist auf die Ähnlichkeiten schamanischer „Fahrzeuge“ und der Merkaba hin.
Nicht bloß als Vision Ezechiels, sondern als reales Raumfahrzeug meinte Josef F. Blumrich (1913–2002) die Merkaba zu erkennen. Er war mit seinen Mitarbeitern bei der NASA in den 1960er-Jahren unter anderem für Entwurf und Bau einer Stufe der Saturn-V-Mondrakete verantwortlich. Die dabei gemachten Erfahrungen verwertend hat Blumrich Ezechiels Wagen als Raumfahrzeug rekonstruiert und zeichnerisch in allen Einzelheiten dargestellt. Die Beschreibung in Kapitel 1 des Buches Ezechiel wurde dabei wörtlich genommen. Blumrich kam zu dem Schluss, es habe sich um ein senkrecht startendes Raumfahrzeug gehandelt, dessen vier Räder in alle Richtungen drehbar waren.
Auf Blumrichs Überlegungen aufbauend hat Hans Herbert Beier (1929–2004), auch er Ingenieur bei einem großen Unternehmen, die in den Kapiteln 40 bis 47 des Buches Ezechiel geschilderten Tempel als Start-, Lande- und Wartungseinrichtungen des Raumfahrzeugs ausgemacht. Auch er beschreibt die – bis heute allerdings nicht lokalisierten – Bauten detailliert, sich dabei streng an Ezechiels Schilderungen haltend.[3]
Der zeitgenössische deutsche Maler Anselm Kiefer betitelte 1987 eines seiner großformatigen Bilder, das ein Kampfflugzeug des Zweiten Weltkriegs im Absturz zeigt, mit Merkaba. Später ergänzte er dies Bild zu einem ganzen Zyklus Merkaba, der 2002 in der Gagosian Gallery, New York, gezeigt wurde.
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