Theophilos von Alexandria
Patriarch von Alexandria Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Theophilos von Alexandria (* um 345 in Memphis; † 15. Oktober 412) war Patriarch von Alexandria (385–412) in Ägypten. Seine Amtszeit war geprägt von Auseinandersetzungen mit dem Heidentum, dem Origenismus und dem Patriarchen von Konstantinopel.
Im Jahr 391 kam es in Alexandria zu blutigen Zusammenstöße zwischen Polytheisten[1] und Christen. Unter anderem hatten Heiden sich im Serapisheiligtum verschanzt, einige Christen zum Opfern gezwungen und teilweise gekreuzigt. Um die Situation zu beruhigen, begnadigte Kaiser Theodosius I. die Mörder, ordnete aber als Warnung an die Heiden der Stadt die Zerstörung des Tempels an. Im Zusammenhang dieser Zerstörung kam es dann unter der Führung von Theophilos von Alexandria auch zur Zerstörung der übrigen Tempel. Bereits zuvor waren andere Tempel durch das Vorgehen lokaler Statthalter bzw. Bischöfe zerstört worden.[2]
Da das Serapeum eine bis dahin noch erhaltene Zweigstelle der großen Bibliothek von Alexandria beherbergte, wird die Zerstörung des Tempels bisweilen mit der Zerstörung der Bibliothek identifiziert. Die eigentliche Hauptstelle der Bibliothek war jedoch seit ihrer Gründung in der Ptolemäerzeit im Museion beheimatet, einer Kultstätte und Akademie zur Forschung. Wann diese zerstört wurde, ist aufgrund der Quellen nicht zu entscheiden. Inbrandsetzungen der Bibliothek werden zu drei weiteren Zeitpunkten berichtet:
Andere Berichte über Tempelzerstörungen sind jedoch sehr problematisch, ihre Richtigkeit ist nicht immer einwandfrei zu klären.
Origenes war im frühen 3. Jahrhundert der prominenteste Theologe und Bibelgelehrte in Alexandria. Seine Theologie zeichnete sich durch eine intensive Durchdringung des christlichen Glaubens mit den Mittelns der platonischen Philosophie und eine Tendenz zu allegorischer Bibelexegese aus. Gab letzteres schon einen gewissen Konfliktstoff, lag seine Umstrittenheit v. a. in bestimmten Sonderlehren des Origenes begründet, insbesondere der von ihm vertretenen Präexistenz der Seelen als auch der Lehre von der Apokatastasis, der letztlichen Erlösung aller Geschöpfe, auch des Teufels und der Dämonen.
Schon zu Lebzeiten war Origenes umstritten und war wegen eines Konflikts mit dem Bischof von Alexandria nach Palästina ausgewichen. Nach dem Märtyrertod des Origenes hing v. a. die Alexandrinische Schule seinem Andenken an, wobei man aber durchaus nicht die Lehren des Theologen unkritisch übernahm, sondern mehr seiner Methode der Exegese anhing und seine besonders kontroversen Ansichten ignorierte. Seither war es wiederholt zu Konflikten gekommen, einerseits zwischen Origenisten und Anti-Origenisten, andererseits auch unter seinen Anhängern über die richtige Interpretation gekommen. Auch im in Alexandria ausgebrochenen Streit um den Arianismus spielte die Konkurrenz zwischen verschiedenen Richtungen des Origenismus und den Gegnern des Origenes eine gewisse Rolle.
Theophilos, wie auch seine Vorgänger, stand Origenes anfänglich positiv gegenüber. 399 äußert er sich öffentlich gegen die von manchen Mönchen vertreten Anthropomorphismus und berief sich auch auf die Theologie des Origenes. Um 399/400 wandte er sich jedoch gegen die origenistische Lehre, veranlasste ein kirchliches Verbot der Lektüre der Schriften des Origenes in Ägypten und ließ Mönche, die der Lehre des Origenes folgten, aus Ägypten ausweisen, darunter auch den Johannes Cassianus, der ins Rhonetal auswich und dort die ersten westlichen Klöster gründete.
Die Ausweisung der origenistischen Mönche brachte Theophilos auch in Konflikt mit den Bischöfen von Konstantinopel, die durch ihre Nähe zum Kaiserhof von einem drittrangigen Bistum zu reichspolitischer Bedeutung gelangt waren. Bereits nach dem Ende der arianischen Dominanz am Hof hatten die Patriarchen von Alexandria im Jahre 380 versucht, Einfluss auf die konstantinopolitanische Bischofswahl zu gewinnen. Im Jahre 400 appellierten die verbannten Mönche an den damaligen Bischof Johannes Chrysostomos, von dem sie sich Hilfe erhofften. Der Bischof der Reichshauptstadt schien sich durchzusetzen, denn Theophilos musste 403 an den Bosporus nach Chalcedon reisen, um seine Maßnahme zu verantworten. Auf der Eichensynode (so genannt, da der Palast, in dem die Synode abgehalten wurde, komplett aus Eichenholz erbaut war) konnte Theophilos jedoch die versammelten Bischöfe auf seine Seite ziehen. Sie erwirkten einen Beschluss, dass Johannes Chrysostomos in Chalcedon erscheinen solle und dort seinen freundschaftlichen Umgang mit den Häretikern, den origenischen Mönchen, zu erklären. Da Johannes Chrysostomos nicht erschien, wurde er in Abwesenheit für abgesetzt erklärt. Da er sich durch seine Strenge inzwischen auch bei Kaiserin Eudoxia und einen Teil seines Klerus unbeliebt gemacht hatte, wurde Chrysostomos durch Kaiser Arcadius verbannt.
Theophilus verpflichtete den frommen christlichen Kaiser Theodosius I (379–395) dadurch an sich, dass er ihm seine Passahtafel widmete.[3] Der Theophilus’ Passahtafel zugrunde liegende Metonische 19-jährige Mondzyklus muss sich sehr unterschieden haben von dem allerersten, um 260 von Anatolius erfundenen, derartigen Mondzyklus, aber sehr wenig von dem derartigen Mondzyklus, der um 412 von dem alexandrinischen Computisten Annianus vorgestellt und um 425 von Theophilus’ Nachfolger Kyrill adoptiert wurde.[4] Das Julianische Äquivalent dieser eng verwandten Variante von Theophilus’ 19-jährigen Mondzyklus würde letztendlich im lateinischen Teil Europas die Oberhand bekommen: in Italien im siebten Jahrhundert (mehr als ein Jahrhundert nachdem Dionysius Exiguus seine Passahtafel in Rom vorgestellt hatte), in Britannien und Irland in der ersten Hälfte des achten Jahrhunderts (dank Beda Venerabilis), im fränkischen Königreich in der zweiten Hälfte des achten Jahrhunderts (von England aus).[5]
Nach dem Tod des Theophilos im Jahre 412, folgte ihm sein Neffe Kyrill nach, der Sohn eines Bruders des Patriarchen, der diesem bereits zu Lebzeiten, u. a. bei der Eichensynode asissiert hatte.
Der Mondkrater Theophilus ist nach ihm benannt.
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