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deutscher Politologe und Friedensforscher Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Theodor Ebert (* 6. Mai 1937 in Stuttgart) ist ein deutscher Politikwissenschaftler, Soziologe und Friedensforscher.
Er studierte Geschichte, Germanistik und Politologie in Tübingen, München, London, Paris und Erlangen. Seit den 1960er Jahren war Theodor Ebert maßgeblich an der Entwicklung des Konzepts der Sozialen Verteidigung als Alternative zur Kriegführung beteiligt. Hierfür gründete er 1969 die Zeitschrift Gewaltfreie Aktion. Ebert war auch Mitglied im Verband der Kriegsdienstverweigerer und gehörte zeitweilig dessen Bundesvorstand an.[1]
Von 1972 bis 1984 war Ebert Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland und von 1984 bis 1996 Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg. 1989 wurde er Gründungsvorsitzender des Bundes für Soziale Verteidigung. Jahrelang setzte er sich auch für die Schaffung eines Zivilen Friedensdienstes ein.
Ebert war bis 2002 Professor am Otto-Suhr-Institut (OSI) der Freien Universität Berlin und dort Geschäftsführender Direktor des Instituts für Innenpolitik und Systemvergleich.
Theodor Eberts Gesamtwerk ist durch seine streng pazifistische Haltung gekennzeichnet. Dies formt sich beispielsweise in seinen (vorsichtigen) Fürsprachen zur Entmilitarisierung der Bundesrepublik Deutschland sowie deren Austritt aus der NATO aus. Ebert stellt jedoch nicht nur derartige Forderungen auf, sondern beschäftigt sich auch intensiv mit Alternativen zu militärischen Aktionen (siehe unten). Hierbei betont er stets die lange Dauer der Ablösung kämpferischer Verhaltensweisen durch pazifistische Prozesse, da letztere einer ausgiebigeren und fundierteren Planung bedürfen. In diesem Durchsetzungsprozess erachtet Ebert Solidarität als einen entscheidenden Faktor der Handlungsstrategien. So müssen sich beispielsweise Politiker pazifistischer Parteien der Solidarität ihrer Wähler bei (unkonventionellen) friedvollen Entscheidungen sicher sein.
Theodor Ebert versuchte, die gewaltfreie Aktion zu systematisieren. Dabei gab es eine Zusammenarbeit mit Gene Sharp, der Methoden der Gewaltfreien Aktion klassifizierte. Diese Theorie stellt eine Alternative zu kämpferischen Handlungen verschiedensten Ausmaßes dar. Hierbei werden die gewaltfreien Aktionsformen grundsätzlich in verneinende und konstruktive bzw. bejahende und schöpferische unterschieden. Damit wird zunächst einmal deutlich gemacht, dass es nicht genügt, einen Missstand anzuprangern oder zu bekämpfen, sondern dass ihm immer auch eine konstruktive Alternative entgegengesetzt werden sollte. Für beides, die verneinende und die bejahende, gibt es drei Steigerungsstufen.
1. Stufe: Protest als Verneinung, das Aufzeigen von besseren Möglichkeiten als Bejahung
2. Stufe: Legale Nichtzusammenarbeit als Verneinung, legale Rollenübernahme (Erneuerung, Praktizieren von Erkenntnissen) als Bejahung
3. Stufe: Verneinende Form: Ziviler Ungehorsam; bejahende Form als offene Gesetzesübertretung: Zivile Selbstverwaltung.
Ebert hat dieses Prinzip auch in seinen Seminaren angewandt und mit Studenten gewaltfreie Verhaltensweisen in Rollenspielen (ähnlich den Workshops der Polizei gegen Gewalt in der Öffentlichkeit) trainiert.
Zusammenfassend betrachtet Ebert sein wichtigstes Forschungsgebiet, die Soziale Verteidigung, als eine von vielen „sozialen Erfindungen“ des 20. Jahrhunderts, welche neben den naturwissenschaftlichen Erfindungen ins Hintertreffen geraten seien. Der Parlamentarismus und das demokratische Mehrparteiensystem sind zum Beispiel weitere solcher sozialen Erfindungen. Die gewaltfreie Aktion nun sei eine Form der demokratischen Willensäußerung, also der Macht von unten. Sie zeichne sich auch dadurch aus, dass die Teilhabe an ihr freiwillig sei und niemand (im Gegensatz zu militärischen Strukturen) zu ihr gezwungen werden könne. Ebert sieht die soziale Verteidigung nicht als Allheilmittel und realistischen Weg zum Weltfrieden, sondern vielmehr als eine vorsichtige Überlebensstrategie in einer durch naturwissenschaftliche Erfindungen in ihrem Zusammenhalt immer stärker bedrohten Welt. In diesem Kontext hat sich Ebert auch intensiv mit der Bedrohung der westlichen Welt durch den Terrorismus sowie dem Umgang mit selbigem durch westliche Staaten geäußert. Demnach sieht er durchaus eine Möglichkeit des gewaltfreien Widerstandes gegen terroristische Akte, welche sinnbezogen jedoch eher auf Ursachenbekämpfung abzielt.
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