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formales Berechnungsmodell in der Theoretischen Informatik Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Termersetzungssysteme (TES) sind ein formales Berechnungsmodell in der Theoretischen Informatik. Sie bilden insbesondere die Grundlage der Logik- und funktionalen Programmierung. Ferner spielen sie eine wichtige Rolle beim Wortproblem und bei der Terminierungsanalyse.
Termersetzungssysteme sind Mengen von Termersetzungsregeln. Diese Mengen kann man sich wie Gleichungssysteme zwischen Termen vorstellen, bei dem die Gleichungen nur von links nach rechts angewendet werden dürfen.
Beispiel
plus(0, y) → y
plus(succ(x), y) → succ(plus(x, y))
Die oben stehenden Regeln bilden ein Termersetzungssystem, welches als die Addition zweier natürlicher Zahlen verstanden werden kann. Dies erfordert, dass man die Zahl 0 mit dem Term 0, die Zahl 1 mit dem Term succ(0), die Zahl 2 mit dem Term succ(succ(0)) usw. repräsentiert. Die Regeln besagen, dass beispielsweise jedes Vorkommen von in einem Term durch ersetzt werden darf. Dabei kann selbst ein beliebiger Term sein, muss also insbesondere auch keine natürliche Zahl darstellen.
Termersetzungssysteme sind turingvollständig, stehen also, was die Berechnungsstärke angeht, anderen Formalismen wie den Turingmaschinen, dem Lambda-Kalkül oder Registermaschinen in nichts nach. Da sie vergleichsweise einfach strukturiert sind und von Computern gut gehandhabt werden können, stellen die Termersetzungssysteme ein wichtiges Hilfsmittel in der computergestützten Analyse von Algorithmen dar.
Um ein Termersetzungssystem aufzubauen, benötigt man zunächst eine klare Vorstellung von den zu Grunde liegenden Begriffen.
Für eine Menge von Funktionssymbolen und eine (unendliche) Menge von Variablen definiert man die Menge der Terme induktiv wie folgt:
Man bemerke, dass diese Definition genau der Definition eines mathematischen Termes entspricht.
Ohne formale Definition seien noch folgende Begriffe erwähnt:
Eine Termersetzungsregel ist ein Paar zweier Terme , wobei keine Variable sein darf und ferner in keine Variable vorkommen darf, die nicht auch in vorkommt. Der Grund dieser Einschränkung hängt mit der Terminierung eines Termersetzungssystems zusammen und wird im entsprechenden Abschnitt näher erläutert.
Die „Funktionsweise“ eines Termersetzungssystems wird über die Termersetzungsrelation definiert.
Passt auf einen Term oder einen Teilterm von die linke Seite einer Regel, so kann man diese linke Seite in durch die rechte Seite der entsprechenden Regel ersetzen und so einen neuen Term erhalten. Dies soll an einigen Beispielen gezeigt werden. Dazu betrachten wir das einfache Termersetzungssystem
f(x,y) → x
Ein Term wertet zu aus, geschrieben , falls folgendes gilt:
Je nach Anwendungsbereich eines Termersetzungssystems gibt es mehrere Fragestellungen, welche von Interesse sind. Dies sind unter anderem:
Hierbei stellt man sich die Frage, ob es zu einem Termersetzungssystem Terme gibt, die eine unendliche Kette von Auswertungen erlauben, oder ob alle Ableitungen aller Terme stets endlich sind. Ist letzteres der Fall, nennt man auch terminierend oder fundiert.
Zwar ist die Frage nach der Terminierung in jedem turingvollständigen Berechnungssystem unentscheidbar. Jedoch existiert eine Menge fortgeschrittener Techniken, um die Terminierung vieler Termersetzungssysteme automatisch nachzuweisen. Ein allgemeiner Ansatz ist, eine fundierte Ordnung mit zu finden, so dass für alle Regeln des TES gilt. Außerdem muss diese Ordnung erhalten bleiben, wenn man Substitutionen auf und anwendet (die Ordnung muss stabil sein) oder wenn und als Teilterme eines anderen Terms auftreten (die Ordnung muss monoton sein). Es existieren noch zahlreiche andere Methoden. Man kann die Terme beispielsweise als Polynome oder Matrizen interpretieren sowie eine genauere Analyse der Abhängigkeiten der Funktionssymbole untereinander durchführen. Hierfür sei auf die weiterführende Literatur verwiesen.
Ausgehend von einem Term kann es mehrere mögliche Ableitungen geben. Mit Konfluenz bezeichnet man die Eigenschaft eines Termersetzungssystems, dass zwei Terme, die in mehreren Schritten auf unterschiedliche Art aus einem Ausgangsterm hervorgehen, stets wieder zu einem Term zusammengeführt werden können. Eine damit zusammenhängende Frage ist, ob die durch ein Termersetzungssystem beschriebene Berechnung für dieselbe Eingabe stets zu demselben Ergebnis (eindeutige Normalform) kommt. Konfluenz ist im Allgemeinen ebenso unentscheidbar wie die Terminierung.
Ein Termersetzungssystem, das terminiert und konfluent ist, bezeichnet man auch als konvergent. Für solche Systeme existiert zu jedem Term eine eindeutige Normalform. Es ist entscheidbar, ob ein terminierendes Termersetzungssystem konfluent ist.[1]
Als mathematisch relativ leicht handhabbares Konstrukt eignen sich Termersetzungssysteme für die computergestützte Behandlung von Problemen aus der theoretischen Informatik. Einige Anwendungen sind:
Ein Termgleichungssystem ist eine Menge von Gleichungen zwischen Termen. Unter dem Wortproblem für versteht man die Frage, ob eine Gleichung gilt unter der Voraussetzung, dass die Gleichungen in wahr sind. Als Beispiel könnte man in die Gruppenaxiome kodieren:
f(x, f(y,z)) = f(f(x,y), z)
f(x, e) = x
f(x, i(x)) = e
Hierbei steht das zweistellige Funktionssymbol für die Gruppenverknüpfung, die einstellige Funktion liefert die inversen Elemente, und die Konstante bezeichnet das neutrale Element; , und sind Variablen. Man sucht nun nach einem Verfahren, automatisch Gleichungen wie oder auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen.
Zu diesem Zweck konstruiert man zum Gleichungssystem ein äquivalentes und konvergentes Termersetzungssystem . Äquivalent bedeutet hier, dass gilt genau dann wenn . Die Schreibweise bedeutet, dass die Termersetzungsrelation hier beliebig oft und in beiden Richtungen angewendet werden kann.
Hat man nun ein solches konvergentes TES gegeben, lässt sich das Wortproblem lösen, indem man einfach und mittels solange auf beliebige Weise auswertet, bis keine weitere Auswertung mehr möglich ist. Da das TES nach Voraussetzung konvergent ist, gibt es keine unendliche Auswertung. Das Verfahren selbst terminiert also. Da das TES außerdem konfluent ist, spielt es keine Rolle, welche der möglichen Auswertungen man wählt. Führt nun die Auswertung der beiden Terme zu ein und demselben Term, so gilt für die Gleichungen von .
Da das Wortproblem unentscheidbar ist, lässt sich nicht immer ein konvergentes Termersetzungssystem finden, das das Wortproblem für das entsprechende Gleichungssystem entscheidbar macht. Ein Verfahren zu Konstruktion von konvergenten Termersetzungssystemen ist das Knuth-Bendix Vervollständigungsverfahren.[1] Es berechnet im Erfolgsfall zu einer gegebenen Gleichungsmenge und einer fundierten Termordnung ein äquivalentes und konvergentes Termersetzungssystem. Allerdings ist weder die Termination noch der Erfolg des Knuth-Bendix Vervollständigungsverfahrens garantiert. Für den Fall der Gruppenaxiome oben berechnet das Knuth-Bendix Vervollständigungsverfahren z. B. das folgende konvergente Termersetzungssystem:
f(x, e) -> x
f(e, x) -> x
f(x, i(x)) -> e
f(i(x), x) -> e
f(f(x,y), z) -> f(x, f(y,z))
f(x, f(i(x),y)) -> y
f(i(x), f(x,y)) -> y
i(e) -> e
i(i(x)) -> x
i(f(x, y)) -> f(i(y), i(x))
Da für Termersetzungssysteme so viele mächtige Techniken existieren, welche die Terminierung nachweisen können, transformiert man Programme höherer Programmiersprachen in Termersetzungssysteme und wendet diese Techniken darauf an. Das Tool AProvE, welches an der RWTH Aachen entwickelt wird, hat dies bisher für die Programmiersprachen Prolog und Haskell implementiert.
Die Behandlung imperativer und objektorientierter Sprachen, wie beispielsweise Java, ist Gegenstand aktueller Forschung.
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