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Typ von Textilien Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Technische Textilien ist ein Sammelbegriff für textile Materialien (linienförmige textile Gebilde wie z. B. Reifencord und textile Flächengebilde wie z. B. Gewebe, Gestricke, Gewirke, Vliesstoffe, Filze) und daraus gefertigter textiler Fertigerzeugnisse (wie z. B. Schutzanzüge oder Zelte), die vorrangig hinsichtlich ihrer technischen und funktionellen Eigenschaften und nicht wegen ihres ästhetischen und dekorativen Charakters verwendet werden. Diese Definition dient damit zur Abgrenzung zu den traditionellen Textilien, die von Konsumenten als Bekleidung und Heimtextilien genutzt werden.[1][2]
Über viele Jahre hinweg (in den USA z. T. noch heute) existierte auch der Sammelbegriff „Industrielle Textilien“ insbesondere für solche Erzeugnisse, die als Komponente eines anderen Produkts dienen und dort zur Verbesserung der Festigkeit und anderer Eigenschaften beitragen (wie z. B. Cord in Reifen), die als Prozesshilfsmittel bei der Herstellung anderer Produkte genutzt werden (wie z. B. textile Filtermedien oder Papiermaschinenbespannungen) oder die direkt zur Erfüllung wichtiger Funktionen dienen können (wie z. B: als Stadionüberdachungen).[3] Mit der zunehmenden Anzahl von Textilien für Medikal-, Hygiene-, Sport-, Transport-, Bau- und Agraranwendungen ging entsprechend der Anteil derer mit industrielle Nutzung am Gesamtanwendungsbereich zurück. Die industriellen Textilien entwickelten sich somit zu einer Untergruppe der technischen Textilien. Bis heute existiert aber keine universell akzeptierte Definition und Unterteilung für technische Textilien. Letztlich haben sich aber der Begriff „technische Textilien“ und die angeführte Definition weitgehend durchgesetzt; denn diese ermöglicht am ehesten die Einordnung neuer Produkte eines der sich am dynamischsten entwickelnden Teilgebiete der Textilindustrie. Trotzdem tauchen auch immer wieder neue Oberbegriffe auf, die für diese Art von Erzeugnissen oder nur einen Teil diese Erzeugnisse angewendet werden, wie z. B. Funktionstextilien, Hochleistungstextilien.[4]
In der staatlich organisierten Wirtschaft der DDR trug zur frühzeitigen Etablierung des Sammelbegriffes „Technische Textilien“ wesentlich die Gründung der Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) Technische Textilien (später Kombinat Technische Textilien) im Jahr 1965 bei, in dem erstmals international ein konzentriertes Produktionspotential für technische Textilien produzierende Unternehmen geschaffen wurde. Die Forschung und Entwicklung wurde 1967 im WTZ (Wissenschaftlich-Technischen Zentrum) konzentriert.[5] Bereits seit 1958 erscheint die Zeitschrift Technische Textilien. Sie wurde in Dresden von Ulrich Liebscher (Herausgeber) als Mitteilungsblatt der damaligen Zentralen Forschungs- und Entwicklungsstelle der Bastfaserindustrie gegründet.[6]
Für technische Textilien müssen die Fasern spezielle Anforderungen in den physikalischen oder chemischen Eigenschaften erfüllen (z. B. erhöhte Festigkeit, erhöhten E-Modul, schwer entflammbar, chemikalienbeständig, verrottungsbeständig u. a. m.), weshalb sie meist aus Spezialtypen von konventionellen Chemiefasern oder Fasern aus Spezialpolymeren hergestellt werden.[7]
Die letzteren werden unter der Gruppe der Hochleistungsfasern (engl. High Performance Fibres/High-Tech Fibres; sowohl Spinnfasern als auch Filamente) zusammengefasst[8][9] und gewöhnlich nach dem Kriterium der chemischen Struktur in Polyaromatische Faserstoffe (z. B. PPTA, PEEK, PPS), Polyheterocyclische Faserstoffe (z. B. PEI, PBI und PI), Homoaliphatische Faserstoffe (z. B. HPPE, PTFE, hochfestes PAN) eingeteilt. Zu den Hochleistungsfasern zählen auch Kohlenstoff-, mineralische (Glas) bzw. keramische und metallische Faserstoffe auf anorganischer Basis. Aus praktischer Sicht der Hersteller und Entwickler von technischen Textilien erfolgt aber üblicherweise eine Einteilung in Hochfest- bzw. Hochmodulfasern und Hochtemperatur- bzw. flammbeständige Fasern mit begrenzter Festigkeit.[10] Dabei werden auch chemische, hydrolytische und elektrische Eigenschaften berücksichtigt. Zu den Hochfest- bzw. Hochmodulfasern werden gerechnet:[11]
Zu den Hochtemperatur (HT)- bzw. flammbeständigen Fasern mit begrenzter Festigkeit werden gezählt:[12]
Weitere wichtige Entwicklungen im Bereich der Fasern für technische Textilien sind z. B.:[13]
Für die Unterteilung der Anwendungsgebiete der Technischen Textilien wird heute häufig die der TECHTEXTIL, der Internationalen Fachmesse für Technische Textilien und Vliesstoffe, genutzt:[15]
Vergleichbare Unterteilungen nach Anwendungsbereichen sind auch in Standardwerken über technische Textilien enthalten.[16][17]
Über diese Anwendungsgebiete hinweg kann auch eine Unterteilung nach den verschiedenen Funktionen der technischen Textilien vorgenommen werden:
Erzeugnisse, die wir heute als Technische Textilien bezeichnen und darunter in Wirtschaftsstatistiken erfassen, wurden schon vor tausenden von Jahren hergestellt. Eine genaue Angabe zu der frühesten Nutzung ist schwierig, da ihre Herstellung mittels Naturfasern erfolgte und sie deshalb der Verrottung unterlagen. Manchmal sind es nur Zeichnungen oder Gravuren in Steinen, die uns auf die Herstellung oder Nutzung hinweisen. Zu diesen Technische Textilien mit einer sehr langen Tradition zählen z. B.:[18]
So ergaben sich im Laufe der Geschichte immer neue Anwendungsgebiete für technische Textilien in der Wechselwirkung mit Anforderungen aus Industrie, Bauwesen, Medizin und Haushalt, aber auch ab Mitte des 20. Jahrhunderts durch die Leistungsfähigkeit der immer zahlreicher zur Verfügung gestellten Chemiefasern und neuen Herstellungsverfahren, wie zum Beispiel: für Nähgewirke und Vliesstoffe. Die Herstellung von technischen Textilien wurde zu einem immer bedeutenderen Teil der Textilindustrie. So stieg ihr Anteile an der Gesamttextilproduktion zum Beispiel von 1980 bis 1990 in Westeuropa von 9 auf 22 Prozent.[19]
Seit Mitte der 1990er Jahre hat die Produktion technischer Textilien bis 2010 real um 40 % zugenommen. Dieser Wirtschaftsbereich wuchs damit gegen den Trend der Textilindustrie insgesamt.[20] Der Gesamtumsatz bei der Herstellung technischer Textilien betrug nach Angaben des Gesamtverbandes textil + mode im Jahr 2013 2,252 Mrd. € und lag damit 5,5 % unter dem des Jahres 2012. Darin nicht eingeschlossen sind Seilerwaren(obwohl Seile, Netze zu den traditionellen technischen Textilien gehören), die statistisch gesondert erfasst werden, und einen Umsatz von 143 Mio. € 2013 erreichten. Ebenso werden die Vliesstoffe und Erzeugnisse daraus als gesonderter Bereich erfasst, obwohl ebenfalls ein erheblicher Teil technische Anwendungen aufweist. Der Umsatz bei der Herstellung lag 2013 für diesen Bereich bei 1,376 Mrd. € und damit 0,8 % über dem von 2012. Der Gesamtumsatz der Textilindustrie erreichte 2012 9,937 Mrd. €, wobei darin aufgrund des am 1. Januar 2007 in Kraft getretenen Mittelstandsentlastungsgesetzes nur noch Produktionszahlen der Betriebe mit einer Mitarbeiterzahl von 50+ erfasst sind. Für die Betriebe ab einem Mitarbeiter wird eine Hochrechnung von 16, 059 Mrd. € für die gesamte deutsche Textilindustrie ausgewiesen.[21]
Anderseits wurden 2011 auch Ergebnisse für das Jahr 2010 in einem Innovationsreport Textil 2011 veröffentlicht,[22] wonach nach Angaben des Industrieverbandes Veredlung – Garne – Gewebe – Technische Textilien e. V. die Umsatzzahlen für Technische Textilien 7, 8 Mrd. € erreicht haben sollen und damit ca. 52 % des Gesamtumsatzes der Textilindustrie in Deutschland ausmachen. Dabei wird der Gesamtumsatz der Textilindustrie mit 15,1 Mrd. € ausgewiesen, was auf eine Erfassung von Betrieben mit auch geringen Beschäftigungszahlen hindeutet, die auch eine Ursache für den Unterschied in Angaben für den Bereich Technischen Textilien sein könnte; außerdem ist auch die Erfassung zusätzlicher Produktgruppen Technischer Textilien denkbar, die bei der Erfassung durch das Statistische Bundesamt anderen Warengruppen zugeordnet ist. In diesem Innovationsreport wird der Weltmarkt für Technische Textilien auf 127, 2 Mrd. € im Jahr 2010 angegeben. Bei den Anwendungsmärkten werden für Deutschland der Markt Mobiltech mit 22 %, gefolgt von Indutech mit 18 % und Meditech mit 13 % vom Gesamtanwendungsmarkt angegeben.
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