Tafraoute
Stadt im Süden Marokkos Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Tafraoute (marokkanisches Tamazight ⵜⴰⴼⵔⴰⵡⵜ Tafrawt, deutsch ‚Becken/Zisterne‘; arabisch تفراوت) ist eine Kleinstadt und eine Landgemeinde (commune rurale) im Antiatlas-Gebirge mit etwa 6300 Einwohnern in der Provinz Tiznit in der Region Souss-Massa im Süden Marokkos.
Tafraoute تفراوت ⵜⴰⴼⵔⴰⵡⵜ | ||||
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Basisdaten | ||||
Staat: | Marokko | |||
Region: | Souss-Massa | |||
Provinz: | Tiznit | |||
Koordinaten | 29° 43′ N, 8° 58′ W | |||
Einwohner: | 6.345 (2014[1]) | |||
Höhe: | 1000 m | |||
Tafraoute und Felsen von Agard-Oudad |
Tafraoute liegt inmitten einer imposanten Granitlandschaft im westlichen Antiatlas am Oued Massa in einer Höhe von ca. 1000 m.[2] Die Entfernung von Agadir beträgt etwa 160 km (R105 über Aït Baha) bzw. 195 km (N1 und R104 über Tiznit). Das Klima ist wegen der Höhenlage eher gemäßigt; der spärliche Regen (ca. 235 mm/Jahr) fällt nahezu ausschließlich in den Wintermonaten.[3]
Jahr | 1994 | 2004 | 2014 |
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Einwohner | 3.949 | 4.931 | 6.345 |
Tafraoute ist das wirtschaftliche Zentrum des westlichen Antiatlas; hier leben fast ausschließlich Berber. Man spricht sowohl den regionalen Berberdialekt als auch Marokkanisches Arabisch und Französisch.
Die Bergoasenlandschaft in der Umgebung von Tafraoute brachte ausreichend Nahrungsmittel für die jahrhundertelang nach den Prinzipien der Selbstversorgung lebende Bevölkerung hervor. Nach den seit den 1980er Jahren nachlassenden oder auch ganz ausbleibenden Regenfällen in der Wintermonaten ist ein Großteil der arbeitsfähigen Männer in die Städte des Nordens abgewandert, doch – bedingt durch die hohe Geburtenrate und die Einnahmen aus dem Tourismus – ist wieder ein anhaltendes Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum zu verzeichnen.
Über die Geschichte des ehemaligen Berberdorfes und seiner Umgebung ist – angesichts der schriftlosen Kultur der Berber – nichts bekannt. Heute ist der Ort wirtschaftliches und touristisches Zentrum in den Bergen des westlichen Antiatlas mit mehrmals täglichen Busverbindungen in die Städte des Nordens, wo viele – vornehmlich junge – Berber arbeiten, deren Transfergelder ganz wesentlich zum Überleben der Region beitragen.
Aus dem Fehlen von Agadiren (Speicherburgen) in der näheren Umgebung von Tafraoute sowie im Tal der Ammeln kann man darauf schließen, dass die Bevölkerung in den vergleichsweise fruchtbaren Bergoasen bereits seit Jahrhunderten sesshaft war. Viehzucht und die damit in Teilen Marokkos traditionell praktizierte Transhumanz spielte – anders als in den nur etwa 80 km entfernten und vergleichsweise ariden Regionen östlich von Aït Baha und nördlich von Aït Abdallah – lediglich eine untergeordnete Rolle.
Von der ehemals mit Sicherheit vorhandenen traditionellen Lehmbauweise hat sich in Tafraoute selbst nichts erhalten; stattdessen finden sich allenthalben die in verschiedenen Rottönen verputzten 'typischen' neuen Berberhäuser mit großen Fenstern, Außenwänden aus Hohlblocksteinen, Zwischendecken aus Beton und Satellitenschüsseln, wie sie mittlerweile überall im südlichen Marokko anzutreffen sind. Alle Häuser haben kein Satteldach, sondern eine für viele Zwecke genutzte Dachterrasse.
Markantestes Merkmal von Tafraoute und seiner näheren Umgebung sind die vielen großen, von Naturkräften (Regen und Wind) rund geschliffenen Felsformationen aus Granit, die letztlich auf einen vulkanischen Ursprung dieses Teils des Antiatlas verweisen. In diesem Zusammenhang besonders hervorzuheben ist der Chapeau de Napoléon ‚Napoleonshut‘ in Agard-Oudad.
Zu den kulturellen Sehenswürdigkeiten der Umgebung zählen die Orte Tazka und Aday mit ihren – inmitten von riesigen Granitblöcken stehenden – zerfallenden Lehmbauten (tighremts) und ihren Berbermuseen (maison berbère oder maison traditionelle) sowie das Tal der Ammeln, dessen Name von einem Berberstamm herrührt, der sein Zentrum in Tafraoute hat. Wichtigster Ort im Tal der Ammeln ist Oumesnat mit einem gut instand gehaltenen maison traditionelle.
Erwähnenswert sind auch die „Blauen Steine“ des belgischen Künstlers Jean Vérame, der im Jahr 1984 unweit der Straße südlich von Agard-Oudad riesige, von der Erosion rundgeschliffene Granitblöcke mit leuchtend bunten Farben angemalt hat. Noch großflächigere und ebenso umstrittene Kunst hat der gleiche Künstler im Sinai hinterlassen in der dort bekannten „Blue Desert“. Unterdessen wurden die meisten der Steine bei Tafraoute neu bemalt.
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