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Ordensgemeinschaft in der römisch-katholischen Kirche Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Steyler Missionare, eigentlich Gesellschaft des Göttlichen Wortes (lateinisch Societas Verbi Divini, daher in anderen Sprachen auch Verbiti, Werbiści oder ähnlich), sind eine Ordensgemeinschaft päpstlichen Rechts in der römisch-katholischen Kirche. Die Bezeichnung der Gemeinschaft ist vom Gründungsort Steyl abgeleitet, der heute ein Stadtteil von Venlo in den Niederlanden ist. Das Ordenskürzel (das an die Namen der Ordensmitglieder angehängt wird) ist SVD.
Steyler Missionare | |
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Offizieller Name | Gesellschaft des Göttlichen Wortes |
Lateinischer Name | Societas Verbi Divini |
Ordenskürzel | SVD |
Geschichte | |
Gründung | 8. September 1875 in Steyl, Niederlande |
Gründer | Arnold Janssen |
Mitglieder | 6000 (Stand: 2024[1] |
Website | steyler.eu |
9.200 Steyler Missionare, Missionsschwestern und Anbetungsschwestern in rund siebzig Ländern der Welt gehören zur Ordensfamilie (Stand 2024). Die Steyler Missionare sind der siebtgrößte Männerorden in der katholischen Kirche.
Im niederländischen Steyl gründete Arnold Janssen am 8. September 1875 das Missionshaus St. Michael, aus dem die Gesellschaft des Göttlichen Wortes – SVD (lateinisch Societas Verbi Divini) hervorging. In Deutschland war in den 1870er-Jahren eine Klostergründung wegen des Kulturkampfes nicht möglich. Der Bischof von Roermond, Joannes Paredis, nahm Arnold Janssen in seinem Bistum auf und unterstützte ihn.
Die Brüder und Priester der Kongregation leben in internationalen und multikulturellen Gemeinschaften, in denen sie die Botschaft des Evangeliums verkünden. Durch die Ordensgelübde binden sie sich an die Gemeinschaft. Gegenwärtig arbeiten ihre rund 6.000 Priester und Brüder in allen Kontinenten der Welt.
Aus einer Gemeinschaft von sechs Priestern im Jahr 1875 wurde eine internationale Ordensgemeinschaft aus Priestern und Brüdern, die außer den Steyler Missionaren auch zwei Schwesternkongregationen umfasst. Dies sind die Steyler Missionsschwestern (SSpS) – sie setzen sich in über 40 Ländern der Welt für die Menschen ein – und die Steyler Anbetungsschwestern.
Neben den Steyler Missionaren gründete Arnold Janssen auch zwei Frauenorden, deren Mutterhaus ebenfalls in Steyl gelegen ist:
Die Ordensgemeinschaft ist, ähnlich wie andere Orden, gegliedert in Provinzen, in denen mehrere Kommunitäten und Ordenshäuser zusammengefasst sind. An der Spitze stehen ein Provinzial und ein Provinzrat.[5]
An der Spitze des Gesamtordens mit allen Provinzen und örtlichen Gemeinschaften steht der Generalsuperior (auch General genannt), dem alle Ordensangehörigen unterstehen. Er wird von Delegierten aus allen Provinzen auf dem Generalkapitel, dem höchsten Beschlussorgan des Ordens, gewählt, seine Amtszeit beträgt sechs Jahre; der Generalsuperior kann höchstens zweimal wiedergewählt werden. Er leitet den Orden gemeinsam mit dem gewählten Generalrat.[6] Sitz der Ordensleitung und der Generalverwaltung ist das Generalat, das seinen Sitz zunächst in Steyl hatte und sich seit 1928 in Rom befindet, und zwar im Collegio del Verbo Divino („Kolleg des göttlichen Wortes“) nahe der Porta San Paolo.
Von 2018 bis zu seiner Ernennung zum Erzbischof von Ende im Mai 2024 war der Indonesier Paulus Budi Kleden Generalsuperior des Ordens. Er wurde auf dem 18. Generalkapitel gewählt, das vom 17. Juni bis 14. Juli 2018 im Centro Ad gentes in Nemi bei Rom stattfand, und war der erste Generalobere aus Indonesien. Sein Vorgänger war seit 2012 der Deutsche Heinz Kulüke.[7][8][9]
Die ersten Missionare, welche nach China entsandt wurden, sollten helfen, christliche Gemeinden zu errichten. Bis heute ist dies die Hauptaufgabe der Steyler Missionare in aller Welt.
Der christliche Auftrag des Respekts und Achtung vor dem Anderen bestimmte von Beginn an den Umgang der Steyler Missionare mit anderen Kulturen und Traditionen. Für diesen Dialog der Kulturen gründeten sie zahlreiche Institute weltweit, z. B. durch den Schweizer Pater Georg Proksch, der 1955 das Zentrum Gyan Ashram in Mumbai eröffnete. Durch die Vermittlung des Evangeliums in Form des Tanzes wurde Indern das Christentum verkündet.
Mit ihrer Forschung in den Bereichen Völkerkunde, Anthropologie, Religionswissenschaft und Missionswissenschaft helfen die Steyler ihren Missionaren, ein Christentum zu verkünden, das den jeweiligen Völkern angepasst ist und nicht einfach die westliche Tradition in andere Religionen zu übertragen versucht.
Der Einsatz für Benachteiligte der Gesellschaft ist ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit. In verschiedensten Projekten weltweit setzen sich die Steyler Missionare für Gerechtigkeit und Menschenwürde ein.
Als Christen ist es den Steyler Missionaren angesichts der ökologischen Krise ein Anliegen, sich für das Wohl der ganzen Schöpfung einzusetzen.
Voraussetzung für ein Missionshaus in Österreich war eine aus dem Jahre 1850 stammende kaiserliche Verordnung, wonach der Vorstand einer solchen zu errichtenden Anstalt „in der Regel ein österreichischer Staatsbürger“ sein musste. Die Gemeinde Goggendorf (mittlerweile Katastralgemeinde von Sitzendorf an der Schmida) gewährte dem Ordensgründer über Vermittlung des örtlichen Pfarrers das Heimatrecht und Janssen, der damit die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten hatte, konnte darangehen, das Missionshaus Sankt Gabriel in der Gemeinde Maria Enzersdorf bei Mödling südlich von Wien zu gründen, das am 14. Oktober 1889 eröffnet wurde. Im Jahre 1904 gründete Janssen mit dem Missionshaus St. Rupert in Bischofshofen im Land Salzburg ein zweites Missionshaus in Österreich, das von Anfang an als Schule genutzt wurde.
Die Klöster der Steyler Ordensfamilie bilden zusammen das Kloosterdorp Steyl (gelegentlich auch Steijl geschrieben).
Das Missionsmuseum Steyl, das seit 1931 unverändert ist, zeigt Gegenstände aus aller Welt. Sinn und Zweck des Museums war es, den Besuchern von damals Informationen und Einblicke von fernen Ländern und Kulturen zu geben.
Im Bildungshaus der Steyler Missionare St. Michael und im Herz-Jesu-Kloster der Steyler Missionsschwestern werden Kurse und Seminare zur Stille und Besinnung angeboten.
Der Gründer dieser drei Missionsgesellschaften, Arnold Janssen, und der Chinamissionar Josef Freinademetz wurden am 5. Oktober 2003 heiliggesprochen.
Am 13. Juni 1999 wurden Grzegorz Frackowiak (hingerichtet im Landgericht Dresden im Mai 1943), Stanislaw Kubista, Alojzy Liguda und Ludwik Mzyk von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
Als „Blutzeugen aus der Zeit des Nationalsozialismus“ wurden die Steyler Patres Heribert Abel, (1916–1944), Johannes Frank, (1900–1945), Gottfried Fuchs, (1892–1945), Georg Heide, (1885–1945), Franz Riepe (1885–1942) und Alfons Versen (1913–1944) in das Deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts aufgenommen.
Der Gründer der Gesellschaft des Göttlichen Wortes war Mathematiker, der neben der Theologie und Philosophie besonders auch das Studium der Naturwissenschaften, Völkerkunde und Linguistik für Mitglieder seines Missionsordens förderte. Die Steyler Missionare haben besonders für die junge Völkerkunde, aber auch Missionswissenschaft, einen besonderen Beitrag geleistet. Neben dem Gründer der Zeitschrift Anthropos, P. Wilhelm Schmidt, sind vor allem seine Schüler, P. Ferdinand Hestermann, P. Martin Gusinde, P. Wilhelm Koppers, P. Paul Schebesta, P. Michael Schulien, P. Josef Henninger, P. Louis Luzbetak, P. Arnold Burgmann, P. Rudolf Rahmann, P. Dominik Schröder, P. Wilhelm Saake, und viele mehr zu nennen. P. Stephen Fuchs gründete in East Andheri, Mumbai das Institute of Indian Culture, das von dem indischen Anthropologen und Missiologen S. M. Michael SVD geleitet wird.
Mehrere Pioniere der katholischen Missionswissenschaft waren Mitglieder der SVD, wie z. B. Friedrich Schwager, Theodor Grentrup, Anton Freitag und Johannes Thauren. Weitere verdiente Missionswissenschaftler aus der SVD sind P. Karl Müller (Missionswissenschaftler), P. Horst Rzepkowski, P. Johannes Bettray, P. Eugen Nunnenmacher, P. Kurt Piskaty, P. Stephen B. Bevans, P. Roger P. Schroeder, P. Ennio Mantovani, Paul B. Steffen, Henri van Straelen und Franz Helm.
Als Sinologen machten sich die Patres Franz Xaver Biallas, Heinrich Busch[13], Eugen Feifel, Willi Müller, Leopold Leeb und Roman Malek verdient. Unter den Theologen sind die Patres Clemens Thoma (Judaist), Johannes Füllenbach (Fundamentaltheologe), Ludger Feldkämper (Exeget) und Karl-Heinz Peschke (Moraltheologe), der Kommunikationswissenschaftler Franz-Josef Eilers und der niederländische Thomas von Aquin-Spezialist Leo Elders weltweit renommiert. Zu nennen ist auch der deutsche Pastoraltheologe Hermann Kochanek und der St. Gabrieler Professor für Philosophie Paul Michalke. Der St. Gabrieler Theologe Heinrich Giese machte sich als Reformer des Lehrerbildungswesens in Österreich einen Namen.
In der Aufarbeitung der Steyler Ordens- und Missionsgeschichte machten sich die Patres Hermann Fischer, Fritz Bornemann, Albert Rohner, Johann Kraus, Jakob Reuter, Richard Hartwich, Johannes Fleckner, Karl-Josef Rivinius und Josef Alt besonders verdient.
Erzbischof von Huambo ist Zeferino Zeca Martins (* 1966).
Die deutsche Ordensprovinz setzte am 26. Oktober 2010 für ihren Bereich die Leitlinien zum Verhalten gegenüber Opfern von sexuellem Missbrauch in Kraft, die im August 2010 von der Deutschen Ordensobernkonferenz verabschiedet worden waren.[14]
In dem Internat der Steyler Missionare im saarländischen St. Wendel kam es in den 1960er- und 1980er-Jahren zu zwei Fällen von sexuellem Missbrauch. Pater Bernd Werle, Provinzial des Ordens, erklärte 2010 nach internen Nachforschungen, er fühle sich „angesichts der Schuld, die Mitbrüder damals auf sich geladen haben, ohnmächtig und beschämt“. Er bat die Opfer und ihre Familien um Vergebung.[15]
2018 wurden Vorwürfe des Kindesmissbrauchs gegen den in Osttimor tätigen US-amerikanischen Pfarrer Richard Daschbach erhoben, der daraufhin als Priester abgesetzt wurde und 2021 zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt wurde.[16][17] Der Orden soll den Opfern finanzielle Unterstützung angeboten haben, sei aber nach eigenen Aussagen an der mangelnden Kooperation derjenigen gescheitert, die jetzt das Kinderheim von Daschbach betreiben.[18] Der Fall ist der Erste in seiner Art in dem südostasiatischen Land.
Malermeister, Ärzte und Kaufleute hatten dem Wirtschaftsunternehmen der Ordensgemeinschaft Soverdia Gesellschaft für Gemeinwohl mbH mit Sitz in Nettetal-Kaldenkirchen, die das Vermögen des Ordens verwaltet, hohe Summen gespendet und sich 80 Prozent davon unter der Hand zurückerstatten lassen; wer 2.000 DM spendete, bekam eine Quittung über 10.000 DM.
Bei einer Hausdurchsuchung fielen dem Steuerfahnder Klaus Förster 1981 auch Unterlagen des Flick-Konzerns in die Hände. Danach hatte die Firma das Kloster ein Jahrzehnt lang als Geldwaschanlage und zur Geldvermehrung benutzt. Insgesamt flossen 12,3 Millionen D-Mark, rund sechs Millionen Euro, des Konzerns in die Kassen der Steyler Mission. Seitens der Steyler Mission war für diese gegenseitigen Absprachen der Prokurator der niederdeutschen Ordensprovinz, Josef Schröder, der Verhandlungspartner, der auch Geschäftsführer der „Soverdia Gesellschaft für Gemeinwohl mbH“ war. Schröder wurde 1981 vom Amtsgericht Bonn wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung zu einer Geldstrafe von 36.000 DM verurteilt.[19][20]
In einem Bericht der Frankfurter Allgemeine zur 1999 aufgedeckten CDU-Spendenaffäre wird unter anderen die Steyler Mission in Sankt Augustin als Waschanlage für illegale Parteispenden genannt; auch deren Wirtschaftstochter Soverdia habe mitgewirkt.[21]
(unvollständig)
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