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Stausee Mattmark

Stausee in Saas-Almagell im Kanton Wallis, Schweiz Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Der Stausee Mattmark ist ein Stausee, der sich auf dem Gebiet der Gemeinde Saas-Almagell am südlichen Ende des Saastales im Bezirk Visp des Kantons Wallis in der Schweiz befindet. Das Wasser des Stausees treibt über Turbinen Generatoren der Kraftwerke Mattmark AG an, die elektrischen Strom erzeugen.

Schnelle Fakten

Am 30. August 1965 brach eine Gletscherzunge ab und verursachte einen Bergsturz. Auf der Baustelle des Stausees starben 88 Bauarbeiter.

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Geschichte

Zusammenfassung
Kontext

Natürlicher Vorgängersee

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Mattmarkebene vor Aufstau des Sees im August 1950

Vor dem Bau der Staumauer gab es im Tal der jungen Saaser Vispa einen Bergsee. Seine wechselnde Form und Grösse hing von den Vorstössen und Rückzügen des Allalingletschers ab. Zu den Hochständen der Gletscherausdehnung um 1600, 1820 und 1850/1860 überdeckte die Zunge des von der Westflanke hinunterreichenden Allalingletschers die ganze Talbreite und bildete so einen natürlichen Gletscherstausee. Beim Abschmelzen der Barriere kam es mehrmals zu katastrophalen Seeausbrüchen. Laut Chroniken sollen in den Jahren 1589, 1633, 1680 und 1772 besonders schlimme Sturzfluten die Dörfer und Weiden im Saastal zerstört haben. Die Flut von 1633 zwang mehrere Familien zur Auswanderung. Andere arbeiteten jahrelang an der Wiederurbarmachung des Talgrundes und gelobten, nicht zu heiraten, bis das Werk vollendet sei. In den folgenden 14 Jahren fand in der Kirchgemeinde Saas keine Hochzeit statt. Die Ausbrüche 1589 und 1633 reichten bis nach Visp und verwüsteten dort das Kulturland.[5] Beim Ausbruch von 1680 wurden 18 Häuser in Visp zerstört. Um solche Katastrophen zu verhindern, wollte man um 1900 einen unterirdischen Abflusskanal bauen, doch die Mittel dazu fehlten.

Künstlicher Stausee

Es wurden früh vereinzelte Studien zur Nutzung des Gefälles zwischen Mattmark und dem Rhonetal gemacht. Die Idee wurde 1954 von einem Studiensyndikat wiederaufgenommen, an dem die Suiselectra, ein Ingenieurbüro aus Basel, und die Elektrowatt beteiligt waren,[6]

Am 25. März 1959 wurde im Hotel Beau-Site in Saas-Fee die Kraftwerke Mattmark AG (Firmensitz in Saas-Grund) gegründet.[7] Der Stausee liegt auf dem Gebiet der politischen Gemeinde Saas-Almagell. Das Einzugsgebiet des ganzen Wasserkraftwerks erstreckt sich über die Territorien der vier Saaser Gemeinden Saas-Almagell, Saas-Balen, Saas-Fee und Saas-Grund. Die Gebietshoheit wurde aus rechtlichen Gründen der Gemeinde Saas-Almagell übertragen.[8]

In den Jahren 1958 und 1959 wurde die sechs Meter breite Fahrstrasse von Saas-Almagell nach Mattmark gebaut, womit die Baustelle des Staudamms erschlossen war.[9][10] Die Bauarbeiten am Staudamm begannen im Mai 1960 und sollten bis 1966 dauern. Wegen der Katastrophe im August 1965 dauerten die Bauarbeiten bis 1967.[11] Die Einweihungsfeier des Stausees erfolgte am 25. Juni 1969 durch Bischof Nestor Adam auf dem Staudamm. In diesem Jahr wurde erstmals der Vollstau erreicht und die Stauanlage wurde dem kommerziellen Betrieb übergeben.[12]

Im Frühling 2007 wurde der Stausee das erste Mal komplett entleert, um Revisionen der Anlagen durchzuführen. Da man aber die früher als üblich einsetzende Schneeschmelze nicht voraussehen konnte, mussten die Arbeiten frühzeitig eingestellt werden. Im Februar und März 2008 wurde der See nochmals komplett entleert.

Katastrophe von 1965

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Nächtliche Arbeiten nach dem Abbruch des Allalingletschers

Am 30. August 1965 wurden durch einen Gletscherabbruch des Allalingletschers 88 Bauarbeiter,[13] 56 davon italienischer Nationalität, unter 2'000'000 m3 Eis und Geröll begraben. Keiner der Verschütteten wurde lebend geborgen; die Geröllschicht war stellenweise bis zu 50 Meter stark. Das Risiko bei der Errichtung der Unterkunftsbaracken direkt unterhalb der abgebrochenen Gletscherzunge war nicht beachtet worden. Kein anderer Stausee in der Schweiz forderte beim Bau so viele Opfer.[14][15][16][17][18]

Sieben Jahre nach dem Unglück sprach ein Gericht alle siebzehn Angeklagten, darunter Ingenieure und Manager der Elektrowatt sowie Beamte der Schweizerischen Unfallversicherungsanstalt (SUVA), frei. Wenig später bestätigte das Kantonsgericht in Sitten das Urteil und erlegte den Angehörigen der Opfer die Hälfte der Verfahrenskosten auf, was in Italien zusätzliche Empörung verursachte. Der Journalist Kurt Marti brachte 2005 zutage, dass die Verantwortlichen der Baustelle um die Gefahren des Allalingletschers gewusst hatten und dass das Gericht bei seiner Entscheidung sämtliche belastenden Fakten ausblendete.[16]

2025 veröffentlichte Elisabeth Joris eine historische Untersuchung zum Unglück. Gestützt auf Gespräche mit Zeitzeuginnen zeigte sie die Erwerbsarbeit von Frauen rund um eine Grossbaustelle in den 1960er-Jahren in der Schweiz.[19][20]

Nach der Katastrophe wurden die Sicherheitskontrollen der SUVA auf Baustellen verschärft, Gewerkschaften setzten sich verstärkt für ausländische Arbeiter ein.[21]

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Kraftwerke Mattmark

Das Einzugsgebiet der Kraftwerke Mattmark umfasst 88 km². Dazu gehören Kreuzboden, Almageller- und Furggbach sowie Allalin- und Hohlaubgletscher. Das Zwischeneinzugsgebiet mit der Region Saas-Fee, Schweibbach und Riedbach hat eine Grösse von 74 km².

Die installierte Gesamtleistung beträgt 260,6 Megawatt (MW), die mittlere Jahresproduktion 652,0 Mio. Kilowattstunden (kWh). Darin sind auch die Angaben zum Kraftwerk Saas Fee enthalten, das sein Wasser nicht aus dem Stausee Mattmark bezieht.

Die einzelnen Kraftwerke haben folgende Kennzahlen:

  • Kraftwerk Zermeiggern (zwei vertikalachsige Francis-Turbinen; 37 MW)
  • Pumpstation Zermeiggern (zwei vertikalachsige Pumpen 1-flutig, 4-stufig; 23 MW)
  • Kraftwerk Stalden (zwei eindüsige, horizontalachsige Doppel-Pelton-Turbinen; 92,5 MW)
  • Kraftwerk Saas Fee (eine zweidüsige, horizontalachsige Peltonturbine; 1,55 MW)[22][4]
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Literatur

Roman

  • Urs Hardegger: Ein unvorhersehbares Ereignis. Roman. Verlag Nagel und Kimche. Zürich 2025

Dokumentation

Commons: Mattmarksee – Sammlung von Bildern
Commons: Mattmark-Katastrophe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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Einzelnachweise

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