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platten- oder stelenförmiger, bearbeiteter Stein mit Umriss eines menschlichen Körpers Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ein Statuenmenhir ist ein platten- oder stelenförmiger, meist auf Vorder- und Rückseite bearbeiteter, d. h. geglätteter Stein, der eine mehr oder weniger deutliche anthropomorphe Form, zumindest aber den stilisierten Umriss eines menschlichen Körpers zeigt. Auf der Schauseite dienen neben dem Kopfumriss oft auch ein eingemeißeltes Augenpaar, Gesicht oder Hände bzw. Füße sowie die Darstellung identifizierbarer Kleidungsstücke, Ketten oder Waffen der Charakterisierung eines solchen Steins als menschliche Statue.
Es gibt mehrere Verbreitungsschwerpunkte im westlichen Mittelmeergebiet. Tim Darvill geht davon aus, dass es sich um weitgehend unabhängige Entwicklungen handelt.[1]
Frédéric Hermet (1856–1939), der sich als Erster mit dieser Monumentart beschäftigte, vergab den Namen statue-menhir für eine im Boden steckende Skulptur, deren Form an einen Menhir erinnert. Diese Bezeichnung setzte sich wissenschaftlich durch.[2]
Unter dem Oberbegriff „Statuenmenhir“ wurden seit Beginn des 20. Jahrhunderts in diversen Einzelartikeln eine Vielzahl von gravierten steinernen Stelen bzw. Stelenbruchstücken zusammengefasst, die jedoch in etlichen Fällen die oben genannten Kriterien nicht erfüllen.[3] Bei einigen Bruchstücken wird zuweilen behauptet, es handele sich bei den Ornamenten um Waffen, Brustschmuck (Pektorale) oder um Kleidung (Gürtel, Fransen etc.), was immerhin eine Rechtfertigung für die Einordnung in die Gruppe der Statuenmenhire darstellen würde – nur ist in vielen Fällen kaum etwas Genaues erkennbar.
Bei Menhirgruppen fehlen bei vielen Steinen anthropomorphe Details, doch sind bei einigen immerhin Schwerter erkennbar; außerdem spielt bei Gruppen die ansonsten einheitliche Gestaltung der Steine und der Fundzusammenhang eine gewisse Rolle, so dass mit einigem Recht alle Steine einer solchen Gruppe (z. B. im Alignement von Stantari, in Filitosa oder die sogenannten Bamberger Götzen) als Statuenmenhire bezeichnet werden können.
Stelen ohne Gravierungen, oder solche mit kurvilinearen Gravierungen wie der Stein 3 der sogenannten Statuenmenhire de la Gruasse oder mit geometrischen Gravierungen wie der sogenannte Statuenmenhir von Latsch ähneln eher manchen Steinen der bretonischen Megalithkunst (z. B. Pierres-Plates oder Gavrinis); sie bedürfen sicherlich noch einer genaueren wissenschaftlichen Untersuchung und Einordnung.
Statuenmenhire sind Steinplatten, die so zugerichtet wurden, dass sie den stilisierten Umriss des menschlichen Körpers zeigen. Sie standen ursprünglich aufrecht und können im Relief auch Kleidung, Waffen oder Schmuck zeigen.[4]
Statuenmenhire stellen männliche, an Gürtel und Schulterriemen erkennbare oder – an den Brüsten erkennbar – weibliche, mitunter geschlechtlich unbestimmbare Wesen dar. Auf Korsika tragen sie anscheinend auch Waffen (Castaldu I).
Eine spätere, stark abstrahierte Ausprägung sind die sardischen Baityloi, die in der Nähe des Gigantengrabes von Tamuli die Verehrung eines Pantheons von sechs zur Hälfte mittels ihrer deutlichen brustartigen Wölbungen als weiblich einzustufenden Göttern darzustellen scheinen.
In der Bretagne und in Großbritannien gibt es Plattenmenhire, bei denen durch eine mehr oder weniger ausgeprägte Erhöhung in der Mitte der Oberkante Kopf oder Hals lediglich angedeutet, ansonsten aber ungestaltet sind. In Nordirland finden sich im County Fermanagh kleine anthropomorphe Steinfiguren, die als Caldragh Idole bekannt geworden sind. Deren Entstehungszeit steht jedoch nicht fest. Auch wegen ihrer geringen Größe von nur etwa 60 cm rechnet man sie nicht zu den Statuenmenhiren, deren größer – der Pierre Plantée von Lacaune – über 4,50 Meter Höhe erreichte.
Statuenmenhirkonzentrationen finden sich in Portugal, Spanien, Frankreich und in Italien, sowie auf Korsika, Sardinien und den Kanalinseln.[1] Einzelne Statuenmenhire gibt es in einigen Ländern Europas, wo sie meist mit unbearbeiteten Menhiren vergesellschaftet vorkommen. Eine kleine Anzahl ist in Bulgarien, Deutschland, England, Griechenland und der Schweiz gefunden worden. An der Nordküste des Schwarzen Meeres findet sich die größte Konzentration von Steinen auf der Krim und in den Steppen der Ukraine, wo 300 Stelen und Statuenmenhire entdeckt wurden. Im mediterranen Raum kommen Statuenmenhire in Apulien, Mallorca (Dame von Son Matge) vor.
Drei große Areale mit zusammen über 140 Statuenmenhiren liegen im Süden Frankreichs:
In Südfrankreich und auf der Iberischen Halbinsel tragen einige Exemplare die Ritzung eines Krummstabes (Báculo). Einige wurden in der Bretagne (Statuenmenhir von Laniscar) entdeckt.
Roger Grosjean stellte im Jahr 1967 eine 6-stufige typologische Klassifizierung der korsischen Menhire und Statuenmenhire vor, die in erster Linie auf das Vorhandensein oder Fehlen von Waffen beruht.[6]
Auf Sardinien ist der bedeutendste Statuenfund der von Monte Prama. Rund 50 völlig andersartige Exemplare wurden um den Ort Laconi gefunden. Im Jahr 2005 wurde bei Laconi ein neuer fragmentarischer Statuenmenhir entdeckt, weitere fand man 1996 beim Gigantengrab von Murisiddi bei Isili. 2008 fand man unzählige zerbrochene Menhire bei Cuccuru e Lai. Eine bestimmte Form prähistorischer Menhire wird als Baityloi (italienisch Betili) bezeichnet. Es handelt sich meist um nicht sehr große schlanke, granatenartig aussehende Steine, die aufrecht stehen. Einige haben Löcher anstelle der Augen, andere haben Brüste. Einer hat ein menschliches Antlitz.
Eine Gruppe kleiner Statuenmenhire und Daunische Stelen (Stele di Siponto) findet sich bei Castelluccio dei Sauri und Bovino in Apulien. In der historischen Region Lunigiana (heute weitgehend identisch mit den Provinzen La Spezia und Massa-Carrara) wurden mehr als 60 Statuenmenhire gefunden, darunter auch mehrere weibliche. Viele Steine wurden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Museen verbracht (s. u.)
Mehrere Statuenmenhire finden sich im Musée Fenaille in Rodez, im Musée de Préhistoire Régionale in Saint-Pons-de-Thomières, im Musée de Saint-Crépin in Laval-Roquecezière sowie im Museo delle statue stele della Lunigiana in Pontremoli.
Die meisten Forscher datieren die regelmäßig auf der Vorderseite (meist auch insgesamt) stelenartig geglätteten Statuenmenhire Westeuropas in das Endneolithikum und die Frühbronzezeit,[7] d. h. ins späte 3. oder frühe 2. Jahrtausend v. Chr. und somit deutlich jünger als die meisten anderen Menhire. Außerdem wird in Fachkreisen diskutiert, ob die anthropomorphen Darstellungen bei einigen Stelen dem Originalzustand bei Aufstellung der Steine entsprechen oder aber spätere Bearbeitungen sind.
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