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Geschäftsbetrieb Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Stadtwerke Stuttgart GmbH ist ein 2011 gegründeter kommunaler Strom- und Gasversorger, der zu 100 Prozent der Landeshauptstadt Stuttgart gehört. Die Stadtwerke Stuttgart setzen auf Erneuerbare Energien und verzichten auf Kern- und Kohlekraft für die Stromerzeugung.
Stadtwerke Stuttgart | |
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 2011 |
Sitz | Stuttgart, Deutschland |
Leitung | Peter Drausnigg, Martin Rau (Geschäftsführer) |
Mitarbeiterzahl | 103 |
Umsatz | 78,4 Mio. EUR (2018)[1] |
Branche | Strom- und Gasversorgung |
Website | www.stadtwerke-stuttgart.de |
Bis Ende 1996 gab es mit der Technische Werke der Stadt Stuttgart (TWS) ein kommunales Versorgungsunternehmen in Stuttgart.[2] Es war zuständig für Strom, Gas, Wasser und Fernwärme. Die TWS wurden 1997 mit der Neckarwerke Elektrizitätsversorgungs-AG (NW) in Esslingen am Neckar zusammengeschlossen.[3] Nach dieser Fusion zur Neckarwerke Stuttgart (NWS) ging das Unternehmen im Oktober 2003 in der EnBW Energie Baden-Württemberg (EnBW) auf.[2] Im Jahr 2002 verkaufte die Landeshauptstadt Stuttgart ihre Anteile an den Neckarwerken Stuttgart – und damit ihre Versorgungsnetze für Strom, Gas, Wasser und Fernwärme – an die EnBW.[4][5] Der Gemeinderat fasste den Beschluss über das größte Geschäft in der Geschichte der Landeshauptstadt einstimmig.[4] Der Verkaufserlös in Höhe von mehr als zwei Milliarden Euro wurde angelegt.[3] Die Konzessionsverträge liefen bis zum 31. Dezember 2013.[6]
Der Gemeinderat der Landeshauptstadt Stuttgart beschloss am 26. Mai 2011 die neuerliche Gründung eines eigenen städtischen Energieunternehmens.[6] Dessen Geschäftsfelder sollten unter anderem bestehen aus
Die Stadtwerke sollten Ökostrom und Erdgas liefern,[8] eventuell in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern; daneben war für die Wasserversorgung ein kommunaler Eigenbetrieb vorgesehen.[6] Bereits ab 2012 waren städtische Investitionen in die Erzeugung von Ökostrom vorgesehen.[6] Der Gesellschaftsvertrag der Stadtwerke Stuttgart GmbH wurde am 8. August 2011 geschlossen, die Eintragung ins Handelsregister erfolgte am 6. September 2011.[9] Seit der Liberalisierung des Energiemarkts 1998 war die Gründung der Stadtwerke Stuttgart die zweite Gründung eines Stadtwerks in einer deutschen Großstadt.[2]
Die Landeshauptstadt Stuttgart ist mittelbar hundertprozentiger Eigentümer des Unternehmens.[10] Das Stammkapital beträgt fünf Millionen Euro und wird vollständig von der Stuttgarter Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH gestellt.[9][11] Die Stuttgarter Stadtwerke sind über einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit dem Unternehmen verbunden.[12] Dem Aufsichtsrat gehören neben dem Aufsichtsratsvorsitzenden Bürgermeister Thomas Fuhrmann, die Bürgermeister Peter Pätzold und Dirk Thürnau sowie elf Stadträte, ein Vertreter der Stadtverwaltung und drei nicht stimmberechtigte Gäste an.[13]
Seit Februar 2013 bieten die Stadtwerke Stuttgart Ökostrom und Gas für Privat- und Geschäftskunden an.[14] Im Februar 2012 wurden die Elektrizitätswerke Schönau als Partner für die Versorgung mit Ökostrom und Gas gewonnen und die Gründung einer gemeinsamen Tochtergesellschaft – der Stadtwerke Stuttgart Vertriebsgesellschaft mbH[15] – beschlossen.[16] Die EWS Schönau war bis August 2022 mit 40 Prozent an der SWSV beteiligt. Inzwischen ist die Stadtwerke Stuttgart GmbH alleinige Eigentümerin der Vertriebsgesellschaft. Die strengen Kriterien an dem Stadtwerke-Ökostrom gelten weiterhin: Der Strom wird ausschließlich aus erneuerbaren Quellen in maximal sechs Jahre alten Anlagen produziert.[2] Damit wird die Energiewende gefördert und Anreize für den Bau neuer Kraftwerke gesetzt, die Strom ausschließlich aus erneuerbaren Quellen liefern. Bei der Erzeugung des Ökostroms entstehen keine klimaschädlichen CO2-Emissionen. Darüber hinaus arbeiten die Stadtwerke Stuttgart ausschließlich mit Energieerzeugern zusammen, die keinerlei wirtschaftliche Beziehungen zu Atomkraftwerksbetreibern unterhalten. Die Qualität des angebotenen Ökostroms wird vom TÜV Nord regelmäßig überprüft und zertifiziert. 2019 hat Focus Money die Stadtwerke Stuttgart mit dem Siegel „Bester Stromanbieter für Stuttgart“ ausgezeichnet. Die Stadtwerke Stuttgart Vertriebsgesellschaft mbH wird von Martin Rau geführt.[14] Die Stadtwerke Stuttgart und die EWS Schönau kooperieren weiterhin eng auf unterschiedlichen Ebenen.
Im Juli 2012 beschloss der Stuttgarter Gemeinderat, das über 5.000 km lange Stromnetz und mehr als 1.700 lange Gasnetz zu rekommunalisieren.[17] Bis Ende 2013 hielt die EnBW die Nutzungsrechte und zahlte dafür eine jährliche Gebühr von 50 Millionen Euro an die Stadt.[17]
Beim darauf folgenden Vergabeverfahren gingen für die Konzession des Gas- und Stromnetzes vier Gebote ein.[18] Am 13. März 2014 empfahl der Stuttgarter Gemeinderat – rückwirkend zum 1. Januar 2014[19] – eine über 20 Jahre laufende Konzession für den Betrieb des Strom- und Gasnetzes an eine Kooperation der Stadtwerke Stuttgart und der EnBW-Tochter Netze BW.[20] Das Kooperationsmodell hatte den Angaben zufolge sowohl für das Strom- als auch für das Gasnetz die höchste Punktzahl erhalten. An zweiter und dritter Stelle standen die Stadtwerke Stuttgart und die Netze BW als Alleinbewerber.[21] Mitte April 2014 beantragten die Elektrizitätswerke Schönau als unterlegener Mitbewerber ein Missbrauchsverfahren beim Bundeskartellamt. Das Vergabeverfahren sei aus einer Reihe von Gründen „grundsätzlich fehlerhaft“ gewesen.[19] Die Behörde wies am 1. Juli 2014 die Beschwerde als unbegründet zurück und machte damit den Weg für die Gründung des Konsortiums frei.[20]
Am 16. Oktober 2014 stimmte der Stuttgarter Gemeinderat mehrheitlich für die Kooperation.[22] Die entsprechenden Verträge wurden am 24. Oktober 2014 vom damaligen Oberbürgermeister Fritz Kuhn, dem damaligen Stadtwerke-Geschäftsführer Michael Maxelon und Harald Hauser, Leiter des Regionalzentrums der Netze BW GmbH, unterschrieben.[23] Das Konsortium wurde im Herbst 2014 mit Rückwirkung zum 1. Januar 2014 ins Handelsregister eingetragen.
Das Kooperationsmodell sah für eine Zeit des Übergangs die Gründung von zwei gemeinsamen Netzgesellschaften vor: An der neu gegründeten Netzeigentumsgesellschaft hielten die Stadtwerke 74,9 Prozent der Anteile, die übrigen 25,1 Prozent die Netze BW. An der Netzbetriebsgesellschaft waren die Eigentumsverhältnisse zunächst genau umgekehrt.[21] Nach der fünfjährigen Übergangszeit wurden beide Unternehmen am 26. September 2019 zum integrierten Unternehmen Stuttgart Netze GmbH zusammengeführt. An dieser großen Gesellschaft halten die Stadtwerke Stuttgart die Mehrheit von 74,9 Prozent.[24]
Seit 1. Januar 2016 ist das Unternehmen Stuttgart Netze Eigentümer und Betreiber der Mittel- und Niederspannungsnetze. Nach einem längeren Rechtsstreit mit dem Altkonzessionär Netze BW urteilte der Bundesgerichtshof am 7. April 2020, dass auch das Hochspannungs- und Gashochdruck-Netz in der Landeshauptstadt an die Stuttgart Netze GmbH geht. In erster und zweiter Instanz waren der Stuttgart Netze das Leitungsnetz sowie die Mehrzahl der zugehörigen netztechnischen Anlagen auf der Gemarkung Stuttgart zugesprochen worden.[25]
Die Stuttgart Netze GmbH mit Sitz in der Stöckachstraße 48 in Stuttgart-Ost wird von Arvid Blume und Harald Hauser geleitet. Der dritte Geschäftsführer Klaus Brändle schied vereinbarungsgemäß zum Jahresende 2018 aus der Geschäftsführung aus. Die Stuttgart Netze ist für die sichere Verteilung des Stroms an die rund 380.000 Stuttgarter Haushalte zuständig. Die etwa 300 Mitarbeiter betreiben das 5.400 Kilometer lange Stromnetz der Mittel- und Niederspannung und halten Leitungen, Netzstationen und Umspannwerke auf dem neuesten technischen Stand. Außerdem erweitert und verstärkt die Stuttgart Netze das Netz, wenn zum Beispiel Ladestationen für Elektrofahrzeuge benötigt werden, Bürgerinnen und Bürger Solaranlagen installieren oder neue Wohngebiete entstehen.[26]
Am 2. Februar 2013 begannen die Stadtwerke Stuttgart den Vertrieb von Ökostrom und Gas.[2][27] Am gleichen Tag wurde ein Kundenzentrum im[28] Tagblatt-Turm eröffnet.[14] Bei der Eröffnung sagte der damalige Oberbürgermeister Fritz Kuhn, mit den Stadtwerken werde „das Zeitalter einer erneuerbaren und bürgernahen Energieversorgung“ eingeläutet.[29] Für die Sparte Strom wurden die Stadtwerke Stuttgart 2014 und 2015 vom Energieverbraucherportal als Top-Lokalversorger ausgezeichnet.[30] Im Frühjahr 2018 verlieh Focus Money auf Grundlage einer Verbraucherumfrage den Stadtwerken Stuttgart das Siegel „Bester Stromversorger in Stuttgart“.[29]
Im Juli 2024 zählten die Stadtwerke Stuttgart mehr als 38.000 Kunden.[31] Auch die meisten großen Liegenschaften der Landeshauptstadt Stuttgart werden seit 2018 mit Stadtwerke-Ökostrom beliefert.[32]
Die Stadtwerke Stuttgart erzeugten 2022 Ökostrom aus 31 Windkraftanlagen (Nennleistung 80 Megawatt)[33] sowie aus Photovoltaikanlagen. Sie beteiligen sich an Elektromobilitätsprojekten durch Bereitstellung von Ladeinfrastruktur und den Betrieb des Elektroroller-Mietservices stella-sharing. Mit seinen Windkraft- und Photovoltaikanlagen können die Stadtwerke Stuttgart rechnerisch mehr als 72.000 Haushalte mit Ökostrom versorgen.[31][33]
Die Stadtwerke haben in Onshore-Windkraftanlagen an sechs Standorten in Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen und Nordrhein-Westfalen investiert.[34] Dort betreiben sie acht Windparks mit insgesamt 31 Windenergieanlagen.[35]
Bislang wurden folgende Projekte realisiert:
Darüber hinaus entwickeln die Stadtwerke weitere Windprojekte in Eigenregie aber auch in Zusammenarbeit mit Partnern:
In Stuttgart sind rund 75 Prozent aller Dachflächen für Photovoltaikanlagen sehr gut oder gut geeignet. Allein unter den Ein- und Zweifamilienhäusern sind rund 30.000 Gebäude für Photovoltaik prädestiniert.[46] Die Stadtwerke unterstützen Stuttgarter Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen bei der Realisierung ihrer Photovoltaikanlage. Mehr als 650 Stadtwerke-Kundinnen und Kunden erzeugen aktuell Ökostrom auf dem eigenen Dach (Stand: September 2022).[47] Die größten Photovoltaikanlagen der Stadtwerke befinden sich unter anderem auf dem Dach des Großmarkts in Wangen, des Nachwuchsleistungszentrums des VfB Stuttgart, der Jugendhäuser Mitte und Bad Cannstatt oder des Handwerkbetriebs Kiess Innenausbau.[48][49][50] Bei Photovoltaik können Gewerbe- und Privatkunden zwischen Kauf- und Pachtlösung wählen.[51] Dabei liefern die Stadtwerke die komplette Planung und Realisierung der Anlage. Die Installation übernimmt ein örtlicher Fachhandwerker.[51]
Die Stadtwerke beraten Kundinnen und Kunden auch zum Einsatz innovativer Wärmelösungen, etwa Solarthermie. Die Leistungen umfassen Planung, Finanzierung, Errichtung und dem langfristigen Betrieb von Heizungsanlagen für Bestands- und Neubauten ab einer gewissen Größe.[52]
Gemeinsam mit der Landeshauptstadt Stuttgart entwickeln und realisieren die Stadtwerke über ihre Tochter EDS innovative Energieversorgungskonzepte für neue Stadtquartiere. Dazu zählen die Projekte Olga-Areal in Stuttgart-West und Neckarpark in Stuttgart-Bad Cannstatt. Das Quartiersprojekt Am Wiener Platz in Stuttgart-Feuerbach ist in Planung.[53]
Das erste abgeschlossene Quartiersprojekt ist das Energiekonzept für das Olga-Areal, das 2019 in Betrieb genommen wurde. Zur dezentralen Stromversorgung wurden Photovoltaikanlagen auf 1.700 Quadratmetern Dachfläche errichtet. Die dort erzeugte Solarenergie wird den Bewohnern der entsprechenden Gebäude als Mieterstrom angeboten. Das Wärmeversorgungskonzept sieht hohe Wärmedämmstandards und ein hocheffizientes Nahwärmenetz auf Basis von Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) vor.
Die Landeshauptstadt und die Stadtwerke sind auch auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs am Neckarpark gemeinsam aktiv. Auf einer Fläche von 22 Hektar entstehen seit 2018 Wohnungen und Gewerbeflächen. Für das Quartier realisieren die Stadtwerke ein innovatives Energiekonzept unter höchsten energetischen Standards. Künftig soll Abwasserwärme über ein energieeffizientes Wärmeverteilnetz den Bedarf von rund 850 Wohneinheiten und Gewerbeflächen decken.
Die Stadtwerke Stuttgart bieten als erster Energieversorger in Deutschland die Vermietung von Elektrorollern an. Die Nutzung von stella-sharing läuft fast vollständig digital.[54][55]
Die Stadtwerke Stuttgart beteiligen sich an Ausbau und Betrieb öffentlicher Ladeinfrastruktur für Elektromobilität in Stuttgart.
Zudem bieten die Stadtwerke Stuttgart auch die Planung und Realisierung privater E-Mobilitätslösungen für Privathaushalte, Unternehmen und Institutionen an.[56]
Elektrische Taxis können in Stuttgart an drei Schnellladestationen günstig Ökostrom laden. Die Stadtwerke-Tochter EDS hat diese im Auftrag der Landeshauptstadt in der Ostendstraße, in der Stresemannstraße am Pragsattel und am Marienplatz errichtet. Die Taxi-Schnellladestationen sind Teil des „E-Taxi-Aktionsplans“, den der Gemeinderat beschlossen hat. Jede Schnellladesäule verfügt über drei Ladepunkte mit drei unterschiedlichen Steckern.[57]
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