St. Nikolaus (Bad Reichenhall)
Kirchengebäude in Bad Reichenhall, Bayern Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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St. Nikolaus ist eine römisch-katholische Pfarrkirche in Bad Reichenhall, hervorgegangen aus einer romanischen Basilika aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Nach dem Stadtbrand von 1515 wurde die dreischiffige Kirche bis 1522 als Emporenhalle wiederhergestellt. 1861–1864 wurde sie erheblich verlängert und neuromanisch überformt.[1]
Der Turm ist im späteren 19. Jahrhundert (im Rahmen der Kirchenerweiterung 1863/64) im neuromanischen (lombardischen) Stil mit einer Höhe von etwa 40 m erbaut worden. Der alte romanisch-gotische Turm wurde 1861 abgerissen. Als Aufsatz trug er ursprünglich wahrscheinlich ein romanisches Satteldach und von ca. 1515 bis etwa 1808 einen schlanken Spitzhelm, der anschließend durch eine gedrungene Kuppel ersetzt wurde. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass der alte Turm in die Stadtbefestigung mit einbezogen war (siehe Kupferstich von Merian). Im Turminneren hängen im obersten Stockwerk sieben Glocken. Die größte unter ihnen ist die Marienglocke. Sie wiegt knapp drei Tonnen und ist gleichzeitig die größte Kirchenglocke des Landkreises Berchtesgadener Land und des Dekanates Berchtesgaden.
Das Hauptportal selbst ist dreifach gestuft (seitlich je drei Säulen mit Kapitellen, durch Rundbogenstäbe verbunden). Im Tympanon ist ein Mosaik mit dem apokalyptischen Lamm (Buch mit sieben Siegeln), seitlich A und O (Christus als Anfang und Ende der Zeiten).
Die östliche Seitenapsis ist noch ganz im Original vom romanischen Bau (Ende des 12. Jahrhunderts) erhalten geblieben: reich gestalter Fries mit ungegliederten Bögen, die im Wechsel auf Blätterkelchkapitellen, Menschen und Löwenköpfen aufruhen. Die Löwenköpfe halten ein Tier im Rachen. Die Bogenöffnungen sind mit Skulpturen gefüllt, drei mit Palmetten, eines mit einem liegenden Löwen, eines mit zwei Tierköpfen, vier mit Menschenhalbfiguren, im Gürtel abgeschnitten.
Das dreischiffige Kirchenschiff wurde im Romanischen Stil erbaut. Im Inneren der Pfarrkirche sind das Chorfresko mit dem Kirchenpatron St. Nikolaus, dem Bistumsheiligen Hl. Korbinian und zwei Nebenpatronen der Pfarrei, St. Georg und St. Pankratius, sowie der frisch renovierte Kreuzweg des Kirchenmalers Moritz von Schwind sehr sehenswert.
Die Fresken im Altarraum der Kirche aus dem Jahr 1862 stammen vom Maler Moritz von Schwind. Sie stellen neben der Heiligen Dreifaltigkeit, dem Kirchenpatron Nikolaus und dem Bistumspatron Korbinian die beiden Heiligen Georg und Pankraz dar, welche die Patrone der früheren Filialkirchen St. Georg in Nonn und St. Pankraz in Karlstein sind. Zusammen mit den Kreuzwegstationen und den kleineren Fresken im rechten Seitenschiff (3 Heilige: Sebastian, Stadtpatron Rupertus und Johann Nepomuk) sind dies die einzigen noch erhaltenen sakralen Werke dieses Künstlers.
Der Volksaltar, der Ambo und das Standkreuz sind Bronzearbeiten von Josef Hamberger, der ebenfalls den Tabernakel in der Apsis des südlichen Seitenschiffes geschaffen hat.
Im Seitenschiff an der Nordwand hängt das Bild der „Reichenhaller Muttergottes“. Es ist signiert und datiert: „Angelicus Jos. Maria Beckert 1932“. Das Bild hing ursprünglich in der Mädchenschule in direkter Nachbarschaft der Kirche und wurde nach den Luftangriff auf Bad Reichenhall am 25. April 1945 unversehrt aus den Trümmern des zerstörten Schulhauses geborgen. Seitdem wird es besonders verehrt.
In der Apsis des nördlichen Seitenschiffs steht der Taufstein (19. Jahrhundert) mit einer Bekrönung durch die Figur Johannes des Täufers und den Osterleuchter aus Bronze (ebenfalls von Josef Hamberger).
Die Orgel stammt aus der Schweizer Orgelbaufirma Mathis (Näfels). Sie besitzt 37 klingende Register, verteilt auf drei Manuale (Hauptwerk, Rückpositiv und Schwellwerk) und Pedal. Spiel- und Registertraktur sind rein mechanisch. Der Spieltisch ist offen ins Hauptgehäuse integriert.
Im Stahlstuhl, der in der Glockenstube steht, hängen sieben Bronzeglocken, sechs gehören zum Hauptgeläute. Die Sterbeglocke wird nur in einzelnen Fällen verwendet. Das mächtige Geläute stammt von zwei verschiedenen Gießern und erklingt in den Tönen gis0, h0, cis1, dis1, fis1, gis1+ fis².
Nr. | Patron | Gussjahr | Gießer, Gussort | Nominal | Bildnis | Inschrift | Gewicht | Durchmesser |
1 | Marienglocke | 1955 | Johann Hahn, Landshut | gis0 | Maria mit Kind | Maria, hilf uns allen aus unserer tiefen Not | 3,26 t | 1,83 m |
2 | Pfarrglocke | 1955 | Johann Hahn, Landshut | h0 | St. Nikolaus, St. Georg, St. Pankraz | Vox clamantis in deserto dirigite viam Domini | 1,51 t | 1,44 m |
3 | Jubiläumsglocke | 1978 | Gebr. Bachert, Bad Friedrichshall | cis1 | Stadtwappen Bad Reichenhall | 800 Jahre St. Nikolaus Reichenhall | 1,63 t | 1,42 m |
4 | Patrona Bavariae | 1947 | Johann Hahn und Sohn, Landshut Reichenhall | dis1 | Maria mit Kind | Huldvolle Königin, schütze mit Macht Bayern in Stürmen und drohender Nacht | 1,14 m | |
5 | Antoniusglocke | 1977 | Gebr. Bachert, Bad Friedrichshall | fis1 | 800 Jahre St. Nikolaus Reichenhall 1181–1981 | 836 kg | 1,08 m | |
6 | Josefsglocke | 1977 | Gebr. Bachert, Bad Friedrichshall | gis1 | St. Josef, steh uns bei im Leben und im Tod. | 590 kg | 98,5 cm | |
7 | Sterbeglocke | 1922 | Johann Hahn und Sohn, Landshut Reichenhall | fis2 | Den Helden Konrad Back u. Iosef Ludwig Stud. theol. gewidmet als Denkmal von ihren Eltern R.I.P. | 52 cm |
Uhrschlag auf den Glocken 3 (1/4) und 1 (1/1). Die Läuteordnung wurde seit 2016 neu überarbeitet:
Läuteordnung St. Nikolaus Bad Reichenhall:
Angelusgebet: 07:00 Uhr; 12:00 Uhr dis¹; abends bei Einbruch der Dunkelheit (17:00–21:00 Uhr) dis¹, Nachläuten (Vaterunser) gis¹
Sterbestunde Christi: freitags 15:00 Uhr gis°
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