St. Emmeram (Geisenfeld)
Kirchengebäude im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm, Bayern Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Emmeram und ehemalige Benediktinerinnenabteikirche Mariä Himmelfahrt in Geisenfeld, einer Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm, ist ein im Kern romanischer Bau aus dem frühen 11. Jahrhundert. Sie war ursprünglich als Klosterkirche der Benediktinerinnenabtei Geisenfeld, eines hochadeligen Damenstiftes, errichtet worden. Im 18. Jahrhundert erhielt die Kirche eine prächtige Ausstattung im Stil des Barock und frühen Rokoko. In den 1970er Jahren wurden gotische Fresken wieder freigelegt. Die dem heiligen Emmeram von Regensburg geweihte Kirche gehört zu den geschützten Baudenkmälern in Bayern.[1]
Die heutige Pfarrkirche wurde im Jahr 1030 mit der Gründung des Benediktinerinnenklosters in Geisenfeld durch den Grafen von Ebersberg Eberhard II. und seine Gemahlin Adelheidis erbaut. Kloster und Kirche waren Mariä Himmelfahrt und dem heiligen Zeno geweiht. Im Jahr 1384 wurde ein neuer Chor im Stil der Gotik errichtet. Weitere Umbauten erfolgten im Jahr 1602, als man die Netzrippen im Chor durch Perlstabprofile ersetzte. Nachdem man bereits im Jahr 1701 begonnen hatte, die Klostergebäude zu erneuern, ließ die Äbtissin Maria Cäcilia Weiß ab 1728 die Kirche im Stil des Barock umgestalten. Im Zuge dieser Baumaßnahme wurden die Obergadenfenster und die Fenster der Seitenschiffe vergrößert, der Südturm wurde erhöht und mit einer Uhr und einer geschwungenen Haube mit Laterne versehen. Am 15. April 1730 erfolgte die Einweihung der Kirche durch den Regensburger Bischof Johann Theodor von Bayern. Nach der Säkularisation des Klosters im Jahr 1803 diente die Kirche als Pfarrkirche und übernahm deren Patrozinium. Die alte, wenige Meter entfernt stehende Pfarrkirche St. Emmeram war baufällig geworden und wurde 1873 abgebrochen. Bei der Restaurierung im Jahr 1876 wurde die barocke Ausstattung der Kirche teilweise wieder entfernt und durch eine neugotische ersetzt. 1906/08 wurde der neubarocke Hochaltar mit dem Gemälde der Himmelfahrt Mariens des Veroneser Malers Marcantonio Bassetti im Chor eingebaut. Für die Renovierung im Jahr 1971 legte man die Barockfassung des 18. Jahrhunderts zugrunde. Im Rahmen dieser Arbeiten wurden die spätgotischen Fresken am Chorgewölbe wieder freigelegt. Bei der Außenrenovierung im Jahr 1980 wurde die äußere Farbgebung von 1730 wiederhergestellt.
Die Kirche ist eine aus der Romanik stammende dreischiffige Pfeilerbasilika mit einer Doppelturmfassade im Westen und einem gotischen Chor mit Fünfachtelschluss im Osten. Zu den ältesten Teilen der Kirche zählen der niedrigere, mit einem Pyramidendach gedeckte Nordturm, der sogenannte Stifterturm, in dessen Erdgeschoss von Bogenfriesen gerahmte Blendfelder eingeschnitten sind, und die unteren Geschosse des Südturms, dessen zwei im 18. Jahrhundert aufgestockte Geschosse eine reiche Gliederung durch profilierte Gesimse und Pilaster aufweisen.
Den Innenraum gliedern hohe, auf Pfeilern aufliegende Rundbogenarkaden, über denen ein leicht verkröpftes Gesims verläuft und die das zweigeschossige Mittelschiff zu den beiden Seitenschiffen öffnen. Die Pfeiler sind mit flachen Pilastern verziert, die sich an der Hochwand bis zum Gewölbeansatz fortsetzen. Die Pilaster folgen der hierarchischen Ordnung, sie tragen unten ionische und oben korinthische Kapitelle. Das Mittelschiff wird von einer flachen Stichkappentonne gedeckt, die Seitenschiffe sind kreuzgratgewölbt. Der um drei Stufen erhöht gelegene Chor, zu dem ein leicht zugespitzter Chorbogen führt, wird von großen dreibahnigen Maßwerkfenstern beleuchtet und ist mit einem Netzrippengewölbe gedeckt. An der Nordseite des Chors schließen sich die in der Barockzeit mit einer reich verzierten Stuckdecke und Schränken ausgestattete Sakristei und die romanische Kreuzkapelle an, der ehemalige Karner des Klosters. An der Südseite befinden sich die zweigeschossigen Oratorien.
Die bei der Renovierung im Jahr 1971 wieder freigelegten spätgotischen Fresken am Chorgewölbe wurden 1516 ausgeführt. Auf ihnen sind die Kirchenväter, die Evangelistensymbole und Engel mit den Leidenswerkzeugen dargestellt. Manche der Figuren halten Schriftbänder in Händen. Das apokalyptische Lamm, das auf dem Buch mit den sieben Siegeln liegt, wird durch eine 1602 eingebaute Stuckrippe zum Teil verdeckt. Zwei weitere Fresken wurden an den Chorwänden freigelegt. Auf einer Szene, vielleicht eine Darstellung der Frauen, die nach der Auferstehung Jesu das leere Grab vorfinden, erkennt man links unten eine kniende Nonne, auf der anderen Szene sieht man zwei Personen unter Arkaden. Ein weiteres Fresko im südlichen Seitenschiff stellt die Enthauptung eines Märtyrers, vermutlich des heiligen Dionysius von Paris dar, der neben dem heiligen Wolfgang und dem heiligen Emmeram als einer der Hauptheiligen in der Regensburger Klosterkirche St. Emmeram verehrt wird.[2]
Die Deckenfresken im Langhaus wurden wie der Stuckdekor aus Bandelwerk und Gittermotiven von Melchior Buchner (auch Puchner oder Büchner) ausgeführt, der auch die Ölbilder der zwölf Apostel an den Hochschiffwänden schuf.
Am Übergang zum Chor ist auf einem kleineren Fresko Maria Immaculata dargestellt. Das daran anschließende Joch wird von einer Scheinkuppel überwölbt. Das Kuppelfresko ist von den Kirchenvätern Ambrosius von Mailand (mit Buch und Bienenkorb), Hieronymus (mit einem Löwen), Augustinus (mit Mitra und Buch) und Gregor dem Großen (mit Buch und Taube) umgeben und weist ein Chronostichon auf, das die Jahreszahl 1728 ergibt, das Jahr, ab dem die Äbtissin Maria Cäcilia Weiß die Kirche barock umgestalten ließ.
Auf dem Stifterfresko werden der Klostergründer Eberhard II. und seine Gemahlin Adelheidis vom Papst mit Lorbeerkränzen gekrönt. Über der Szene schwebt die Muttergottes mit dem Jesuskind, neben den Stiftern hält ein Baumeister den Klosterplan in Händen. Unter dem Gemälde sind die Wappen des Klosters und der Äbtissin Maria Cäcilia Weiß, ein Schwan und ihre Initialen MC, zu erkennen.
Auf einem weiteren Fresko sieht man oben das Lamm Gottes, darunter die Ordensheiligen, den heiligen Benedikt von Nursia und seine Schwester Scholastika. Die drei weiblichen Figuren sind allegorische Darstellungen der Ordensgelübde Armut, Gehorsam und Keuschheit. Die Figuren am linken unteren Bildrand symbolisieren die Laster der Neugier, des Hochmuts und der Wollust, rechts unten knien die Benediktinerinnen.
Ein Fresko erinnert an die Wallfahrt zum Geisenfelder Gnadenbild, das über der Klosterkirche schwebt. In der Mitte sind Maria, die heilige Anna und das Jesuskind dargestellt, auf der unteren linken Seite steht ein Haus in Flammen, darunter sieht man Betende.
Ein anderes Fresko ist dem heiligen Dionysius gewidmet, einem Katakombenheiligen, der wie der heilige Dionysius von Paris das Martyrium der Enthauptung erlitten haben soll und dessen Gebeine die Äbtissin Anna Theresia Pröbstl im Jahr 1673 aus Rom nach Geisenfeld überführen und in einem Grab in der südlichen Seitenschiffkapelle unterbringen ließ. In der Mitte des Bildes sieht man einen Sarg mit dem Leichnam des Heiligen, der von Engeln getragen wird, darunter um Hilfe bittende Kranke.
Die kleineren Medaillons der Seitenschiffe – mit Ausnahme der Darstellung der heiligen Anna – wurden wie die Bilder der Emporenbrüstung im 19. Jahrhundert im Stil der Nazarener mit Ölfarbe übermalt.
In den Wänden der Kirche sind zahlreiche Grabplatten eingelassen, die vor allem an Äbtissinnen des Klosters erinnern und die aus dem 14. bis 18. Jahrhundert stammen. Auf der Tumbadeckplatte der ersten Äbtissin Gerbirgis († 1061) aus dem 14. Jahrhundert ist das Relief der Verstorbenen in ganzer Gestalt eingemeißelt.
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