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Kirchengebäude in Seester Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die evangelisch-lutherische St.-Johannes-Kirche im schleswig-holsteinischen Seester ist eine Patronatskirche des Klosters Uetersen (heute evangelisches adliges Damenstift). St. Johannes wurde erst 1555 protestantisch, weil sich das Kloster Uetersen bis dahin weigerte, dem Befehl des dänischen Königs zur Reformation zu folgen.
Das Kirchengebäude liegt auf einer Warft, die von hohen Linden gesäumt ist. Auf dem alten Kirchhof rund um das Kirchengebäude findet man mehrere Grabstelen aus dem 19. Jahrhundert und noch ältere Grabsteine, deren ältester mit 1663 datiert ist. Der neue Friedhof schließt sich nordwestlich an die Warft an.
Die Kirche ist Mittelpunkt eines historischen Gebäudeensembles im Dorfkern der Gemeinde Seester, bestehend aus dem Pastorat, einer ehemaligen Gastwirtschaft, welche heute das Kirchenbüro und den kirchlichen Kindergarten beherbergt, einem Saalgebäude, einem Einfamilienhaus, welches früher die Küster der Kirche bewohnten, sowie der Kirche. Die Gebäudegruppe steht als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung unter Ensembleschutz. Eigentümer der St.-Johannes-Kirche, sowie des Pastorats, der ehemaligen Gaststätte und des Saalgebäudes ist die Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Seester.
Das Kirchengebäude ist ein spätgotischer Saalbau mit fünfseitigem Ostschluss, dessen Ursprünge auf das 15. Jahrhundert zurückgehen.
Das Kirchspiel Seester bestand offensichtlich mindestens schon seit dem Beginn des 13. Jahrhunderts. Im Besitz der Kirchengemeinde befinden sich Urkundskopien des Landesarchivs, aus denen hervorgeht, dass in einem Prozess von 1223 vor dem Erzbischof von Bremen ein Priester aus Seester als Zeuge auftrat. Bei den großen Feldsteinen, die im Osten der Kirche von außen sichtbar sind, handelt es sich teilweise um die Fundamente einer Kapelle aus dieser Zeit, die wohl während der "Großen Manntränke" im 14. Jahrhundert zerstört wurde.
1428 wurde die Einweihung einer Kapelle in Seester urkundlich erwähnt. Auch diese Kapelle wurde aus Feldsteinen gebaut und von außen und innen mit Ziegelsteinen verkleidet. Dieser Bau von 1428 hatte etwa die Hälfte der heutigen Grundfläche. Schon 30 bis 80 Jahre später musste er aber nach Westen erweitert werden, nachdem eine durch eine Sturmflut zerstörte Kirche in der Nachbargemeinde Seestermühe nicht wieder aufgebaut worden war und man das Gebiet Seestermühe dem Kirchspiel Seester zuteilte. Die Erweiterung erfolgte in mehreren Schritten bis zur heutigen Größe vollständig mit Ziegelmauerwerk.
1716 wurde an der Nordseite einen Gruftanbau angefügt.
1889 wurde das Gebäude im neugotischen Stil mit Backsteinen im Klosterformat ummantelt. In dieser Zeit erhielt es auch den Dachreiter. Der Zahlenanker am Westgiebel trägt daher die Jahreszahl 1889. Der Dachreiter, welcher eine kleine Glocke zur Ankündigung der Uhrzeit beinhaltet, verfügt auf seinen vier Seiten ungewöhnlicherweise nur über drei Uhren. Einer alten – vielleicht auch nur scherzhaften – Legende nach wollten Einwohner des nordwestlich der Kirche gelegenen Ortsteils Seesteraudeich für den Bau des Dachreiters und der Kirchenuhr im Jahre 1889 kein Geld spenden, woraufhin auf das Anbringen einer Uhr in ebendiese Himmelsrichtung verzichtet wurde.
Im Westen vor der Kirche steht der Glockenstuhl aus dem 15. Jahrhundert, der 1819 von J. Bahlmann erneuert wurde. Die Balkenschwellen ruhen auf Fundamenten aus Backstein. Die Querverstrebung erfolgte durch Andreaskreuze. Die Überdachung besteht aus einem schiefergedeckten, flachen Zeltdach. Der obere Querbalken trägt folgende Inschrift:
Im Glockenstuhl sind zwei Glocken vorhanden. Die größere der beiden Glocken mit einem Durchmesser von 113 cm stammt aus dem Jahre 1668 und wurde von Hermann Benningk in Hamburg gegossen. Die kleinere, aus Bronze gegossene Glocke wurde 1957 von der Glockengießerei Bachert aus Bad Friedrichshall-Kochendorf hergestellt. Sie ersetzte eine am 8. April 1942 zum Einschmelzen für Kriegszwecke abgelieferte Glocke, welche wiederum 1933 als Ersatz für eine am 4. Juli 1917 zum Einschmelzen an die Heeresverwaltung abgegebene Glocke von 1771 angeschafft wurde. Diese war zuvor ein Umguss einer im selben Jahr geborstenen, noch wesentlich älteren Glocke.
Im Gruftanbau von 1716 auf der Südseite wurde Hans Heinrich von Ahlefeldt beigesetzt. Er starb 1720. Hier findet sich eine Wappentafel aus Sandstein. Links zeigt sie das Wappen der Ahlefelds, rechts einen Bären mit erhobenen Tatzen. Darunter steht folgende Inschrift:
Ab 1950 wurde die Gruft – nachdem sie in die Verfügung der Kirchengemeinde übergegangen war – als Leichenhalle genutzt. Heute wird sie aus gesundheitsrechtlichen Gründen nur noch als Abstellraum verwendet. Die verstorbenen Mitglieder der Familie von Kielmannsegg, welche das Gut Seestermühe im Jahre 1752 von der verschuldeten Familie von Ahlefeld erwarb, werden in einer neuen Familiengruft in unmittelbarer Nähe zum Gutshof beigesetzt.
Das Innere der Kirche wird von einer Holzbalkendecke überdeckt. Der Kirchenraum verfügt über eine Ost- und eine Westempore. Die Grafenloge wurde im 17. Jahrhundert auf der Südseite errichtet, weil die Grafen von Ahlefeldt nicht zwischen Bauern und Handwerkern, sondern abgesondert sitzen wollten. Sie weist eine höhere Brüstung als die Ostempore auf, ein deutlicher Hinweis auf die Standesunterschiede. Die Grafenloge war zunächst nur über eine Treppe über die Ostempore zu erreichen. Im 19. Jahrhundert erhielt sie einen eigenen Eingang über ein eigens von außen zu betretendes Treppenhaus.
Der Innenraum der Kirche wurde im Dreißigjährigen Krieg durch die Schweden vollständig verwüstet. Folgende Kunstschätze sind heute vorhanden:
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