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Das spartanische Heer, die Truppen der Polis Sparta, galt im antiken Griechenland während der archaischen und klassischen Zeit als professionellste Landstreitkraft.
Bis in das 7. Jahrhundert v. Chr. lässt sich nichts Bestimmtes über eine regionale Besonderheit der Truppen Spartas feststellen. Hier wie anderswo scheinen Adlige Gefolgschaften um sich versammelt zu haben, mit denen sie in kleinere oder größere Gefechte zogen. Seit der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts scheint in Sparta die Phalanx übernommen und weiterentwickelt worden zu sein, wodurch der Charakter des militärischen Zusammenstoßes sich fundamental änderte: Waren bislang Einzelkämpfe zwischen Adeligen und Fernwaffengefechte konstituierend, wurde nun eine Nahkampftaktik der schwerbewaffneten Bürger kultiviert.
Spätestens seit Mitte des 6. Jahrhunderts galt das spartanische Heer als das stärkste in Griechenland, was durch zahlreiche Hilferufe und Bündnisangebote hellenischer und auswärtiger Staatswesen nachweisbar ist. Es galt als vorbildlich in Disziplin und Moral und mithin auch hinsichtlich seiner Schlagkraft, die nach Beendigung des Krieges gegen Tegea um 470 v. Chr. nicht mehr in Frage gestellt wurde. Ab diesem Zeitpunkt wurden auch die Truppen von Verbündeten herangezogen, wodurch die Armee des Peloponnesischen Bundes entstand.
Bis nach den Perserkriegen waren vollbürgerliche Spartiaten und schwerbewaffnete freibürgerliche Periöken jeweils in eigenen Einheiten aufgestellt. Vermutlich im Gefolge der Verluste des schweren Erdbebens von 464 v. Chr. wurden die Periöken in die Einheiten der Vollbürger integriert. Allerdings scheint es im Gegensatz zu den Vollbürgern unter den Periöken keine allgemeine Wehrpflicht gegeben zu haben und nur ausgewählte, wohlhabende Periöken dienten im Bürgerheer.
Im Peloponnesischen Krieg wurden Veränderungen nötig, die die Aufstellung des Bürgerheeres modifizierten. Ab 424 v. Chr. wurden auch unfreie Heloten als Schwerbewaffnete ausgebildet und in eigenen Einheiten mit in die Schlacht genommen, gelegentlich wurden diese Einheiten unter Führung von vollbürgerlichen Spartiaten auch allein ausgesandt. Ferner wurden nun leicht- und schwerbewaffnete Söldner angeworben und in die Armee eingereiht. Zunehmend wurde auch die Notwendigkeit eingesehen, eine Kavallerie aufzustellen, die aber immer zweitrangig blieb und vermutlich keine reinen Vollbürgereinheiten umfasste.
Ab dem spartanisch-persischen Krieg wurde das Bürgerheer nur noch selten eingesetzt, da die Anzahl der Vollbürger in beängstigendem Maße abnahm und der Radius der spartanischen Einsätze so groß geworden war, dass das Heer im Notfall nicht schnell genug zur Heimatverteidigung nach Sparta hätte zurückkehren können. So nahmen die Truppen, die Sparta aussandte, immer mehr Züge von Söldnerheeren an, während das Bürgerheer sich ständig verkleinerte und der Anteil an Vollbürgern immer weiter sank. Dadurch ließ die Schlagkraft Spartas immer weiter nach, bis im Jahr 371 v. Chr. das Bürgerheer bei Leuktra seine erste vollständige Niederlage erlitt, von der Sparta sich nie mehr nachhaltig erholte.
Die Schlacht von Sellasia im Sommer (Juli?) des Jahres 222 v. Chr. mit dem Sieg der verbündeten Truppen Makedoniens und des Achaiischen Bundes über die Spartaner unter ihrem König Kleomenes III. besiegelte endgültig das Ende der spartanischen Ambitionen, in Griechenland als Ordnungsmacht aufzutreten.
Trotz der großen Bedeutung des Militärs im Leben Spartas sind die Zeugnisse über die spartanische Militärpraxis eher gering. Die schriftliche Überlieferung aus Sparta selbst besteht vor allem aus Texten von archaischen Dichtern wie Tyrtaios, während spätere verstreute Quellen von Nicht-Spartanern stammen. Bildliche Darstellungen, die Hinweise auf Bewaffnung, Ausrüstung und Kampfesweise geben, finden sich vor allem auf Keramik. Dazu treten vereinzelte materielle Überreste, die bei Ausgrabungen gefunden wurden. Ein Kriegergrab wird in die Zeit um 725 v. Chr. datiert.
In Sparta wie im übrigen Griechenland war in archaischer und klassischer Zeit bis in den Peloponnesischen Krieg der schwer bewaffnete und zu Fuß kämpfende Bürger Rückgrat der Armee. Die Ausrüstung dieser Hopliten war überall ähnlich und bestand im Wesentlichen aus Schild, Brustpanzer, Helm und Beinschienen. Die Rüstung war sehr teuer und die Krieger mussten sich selbst ausrüsten. Finanzielle Leistungsfähigkeit war somit auch eine notwendige Voraussetzung für die politischen Rechte des Vollbürgers. Neben den Vollbürgern kämpften für Sparta noch weitere Bevölkerungsgruppen als Hopliten, so eine Auswahl der leistungsfähigsten Periöken, die minderberechtigten Bürger und ab dem Peloponnesischen Krieg freigelassene Heloten.
Eine ähnliche Ausrüstung besaßen auch die Athener.
In archaischer Zeit scheinen noch leichtbewaffnete Gymneten die Möglichkeit gehabt zu haben, durch ihren Einsatz zu Vollbürgern aufzusteigen[1] bzw. sich durch die Kriegsbeute in Form von Land die materielle Basis für den Hoplitenstatus zu verdienen.[2] Sie wurden von Tyrtaios, dem zeitgenössischen Dichter des 2. Messenischen Krieges, in folgendem Zitat erwähnt:
„Aber ihr Leichtbewaffneten, verbergt euch hinter die Schilde und schleudert Steine von hier und dort gegen die feindliche Schar! Oder bewerft sie flink mit vielen geglätteten Speeren, Schließt euch enge dem Wall schwerer Bewaffneter an!“
In klassischer Zeit gab es diese Möglichkeit nicht mehr, Spartiaten kämpften dann ausschließlich als Schwerbewaffnete und weder Periöken noch staatlich bewaffnete Heloten konnten das Vollbürgerrecht erwerben. Der Begriff der Gymneten taucht in den Quellen dieser Zeit nicht mehr auf.
Bevor sich Sparta auf einen Kampf einließ, erbat der Feldherr die Gunst der Götter. Es wurden Opferzeremonien unmittelbar vor dem Kampf durchgeführt. Die Aufgabe des Feldherren bestand u. a. darin, ein für die Phalanx geeignetes Gelände auszusuchen und natürlich selbst an den Kämpfen teilzunehmen. Der Vorbereitungsprozess für die Schlacht wurde in der Regel kurz gehalten und es gab wenig sorgfältig geplante Schlachten. Die Kämpfe wurden in der archaischen Zeit hauptsächlich von reichen Aristokraten dominiert, die entsprechende finanzielle Mittel besaßen. Für die klassische und spätere Zeit geht man davon aus, dass sie keine so hervorgehobene Rolle mehr gespielt haben.
In der Phalanx bildeten die Hopliten eine Wand aus Schilden, wobei die rechte Seite jedes Schwerbewaffneten durch den Schild des Nachbarn gedeckt wurde. Sie marschierten in Zügen mit zwei Dutzend Männern, in der Regel zu dritt nebeneinander und acht Mann tief, mit dem Speer über der rechten Schulter.
Laut Thukydides war die Truppenstärke der Spartiaten aufgrund der Geheimhaltung in Staatsangelegenheiten schwer vorherzusehen[4]. Das Heer war gegliedert in Morai, Lochoi, Pentekostien und Enomotien.
Das Bürgerheer der Spartiaten war berühmt für seine Disziplin und Überlegenheit gegenüber allen sich auf eine offene Feldschlacht einlassenden Gegnern. Sie hatten die klassische Phalanx perfektioniert.
Einige Unterschiede zu anderen Heeren lassen sich identifizieren: Die Phalanx der Spartiaten bewegte sich langsamer, da das oberste Gebot war, die Reihen geschlossen zu halten – so verfolgten sie auch die Gegner nicht, wenn diese flohen. Die Hopliten trugen eine Art Uniform, bestehend aus einem purpurroten Mantel (den sie allerdings vor Kampfbeginn ablegten) und einem groß auf ihre Schilde gemalten Buchstaben Lambda (für Λακεδαιμόνιοι, Lakedaimonioi, für „Lakedaimonier“). Die Spartiaten hatten anscheinend auffallend kurze, gerade Schwerter, die für einen Kampf auf engem Raum geeigneter waren als die üblichen breiteren oder gebogenen. Ferner scheinen sie Schrittmacher gewesen zu sein, wenn es darum ging, die Stoßlanzen zu verlängern. Die makedonische Sarissa allerdings übernahmen sie erst recht spät.
Grund ihrer Überlegenheit war neben der diszipliniert geschlossenen Formation, den spezifischen Waffen und der antik-bürgerlichen Ethik, der sich der einzelne unterzuordnen hatte, das exzessive Exerzieren von Formationsbewegungen, z. B. um die Phalanx im Gefecht zu schwenken oder sogar zu knicken.
Beschreibungen über die Organisation der spartanischen Armee finden sich bei Herodot und Xenophon. Über die Zeit davor ist fast nichts bekannt. Es ist anzunehmen, dass das spartanische Heer jedoch zumindest zweimal umorganisiert wurde, da dies durch die ständig rückläufige Zahl an wehrfähigen Bürgern erforderlich wurde.[5]
Es kann angenommen werden, dass die Phalanx zu Beginn 8 Mann tief aufgestellt war. Das erscheint logisch, weil der später noch weiterverwendete Name pentekostys Fünfzigschaft bedeutet, die 6 Mann Breite aufweist. Später wurde die Phalanx dann tiefer gestaffelt (12 statt 8 Reihen), um mit den Armeen der anderen Staaten mitzuziehen.[6]
Herodot verwendete für Abteilungen verschiedener Größen die Bezeichnung lochos, was lediglich Einheit bedeutet.
5 lochoi bildeten nach Herodot die spartanische Armee. Es wird angenommen, dass es sich dabei um das territoriale Aufgebot der 5 Bezirke von Sparta handelt. Ein solcher lochos hätte damit eine Größe von über 1.000 Mann.
Xenophon gibt uns eine Beschreibung des spartanischen Heeres etwa 50 Jahre nach Herodot. Der Sollstand ist folgendermaßen zu erklären:
6 morai bildeten die spartanische Armee, die von einem König befehligt wurde.
Die enomotia war somit 3 Mann breit und 12 Mann tief. Befehligt wurden die Hopliten vom je ersten Mann der Reihe, dessen Stellvertreter (ouragoi) an letzter Stelle war. Alle Offiziere, polemarch, pentekonter, lochagos, enomotarch hatten ihre Position ganz vorne rechts in ihren Einheiten, mit dem König am rechten äußeren Rand der ersten mora. Teil der ersten mora waren die 300 hippeis. Trotz ihres Namens waren sie nicht beritten, sondern stellten die Elite der spartanischen Hopliten dar. Jedes Jahr wurden von den drei hippagretae die besten Soldaten für diese Einheit ausgewählt, die als die Leibgarde des Königs fungierte. Die Reiterei war erst sehr spät aufgestellt worden und behielt immer eine untergeordnete Bedeutung.[5]
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