Loading AI tools
Organisation Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Sozialpsychiatrische Dienste (abgekürzt SPD oder SPDi) bieten Beratung und Hilfen für Menschen mit (Verdacht auf) Suchterkrankungen, für gerontopsychiatrisch erkrankte Menschen und für Menschen mit psychischen Erkrankungen wie z. B. schizophrenen Störungen, affektiven Störungen, Persönlichkeitsstörungen, posttraumatische Belastungsstörungen usw.[1] Nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch Angehörige, Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen können sich an die Sozialpsychiatrischen Dienste wenden.
Die Gesetze über Hilfen und Schutzmaßnahmen bei psychischen Erkrankungen (PsychKG) sind in den meisten Bundesländern ähnlich. Die Aufgabendefinition kann darüber hinaus in den Kreisen und kreisfreien Städten unterschiedlich interpretiert werden. Gemeinsam ist allen Diensten die Vorsorge, die Krisenintervention und die Nachsorge (nach stationären Aufenthalten). In einzelnen Kommunen ist die Leistung an einen freien Träger übertragen worden. Hier obliegt der unteren Gesundheitsbehörde die Aufsicht über die ordnungsgemäße Durchführung der Aufgabe. Eine weitere Besonderheit ist die Behandlungsermächtigung mancher Dienste durch die Kassenärztliche Vereinigung (KV). Hier ist es den ärztlichen Mitarbeitern erlaubt, in psychiatrischen Notfällen Medikamente zu verabreichen.
Im PsychKG NRW in § 1 der Anwendungsbereich folgendermaßen definiert:[2]
In den Empfehlungen der Expertenkommission der Bundesregierung zur Reform der Versorgung im psychiatrischen, psychotherapeutisch-psychosomatischen Bereich vom November 1988 sind für Sozialpsychiatrische Dienste bestimmte Aufgaben und Arbeitsweisen formuliert.[3] Zu diesen Aufgaben und Arbeitsweisen zählen im Einzelnen:
Mit Bezug auf die oben aufgelisteten aufsuchenden Hausbesuche durch den Sozialpsychiatrischen Dienst ist es für diejenigen, die keine solche Besuche wollen, wichtig zu wissen, dass gemäß Art. 13 Grundgesetz über die Unantastbarkeit der eigenen Wohnung niemand den Sozialpsychiatrischen Dienst in seine Wohnung lassen muss. Nur die Polizei darf – und das auch nur bei Gefahr im Verzug – sich Zugang zur Wohnung eines Bürgers verschaffen und gegen seinen Willen die Wohnung betreten. Aufgrund von im Grundgesetz geschützten Rechten ist es dem Sozialpsychiatrischen Dienst auch untersagt, sich durch Täuschung des Wohnungsinhabers Zugang zu seiner Wohnung zu erschleichen oder gewonnene Informationen über die Wohnung eines Psychiatrie-Erfahrenen weiterzuleiten.
Jeder Bürger hat somit Anspruch auf Hilfen und Beratung durch den Sozialpsychiatrischen Dienst, ist aber gesetzlich nicht gezwungen, sie anzunehmen. Für die Betroffenen entstehen keine Kosten. Eine wichtige Zielgruppe sind Menschen, die sonst keine Hilfen bekommen oder diese nicht annehmen. Aufsuchende Hilfen sind somit Schwerpunkt der Arbeit. Die Klienten können Probleme besprechen und sich über Hilfsmöglichkeiten informieren. Weitergehende therapeutische Angebote können vermittelt werden. Die Kontakthäufigkeit zu den hilfsbedürftigen Personen ist unterschiedlich, von einmaligen Kontakten bis hin zur Betreuung über mehrere Jahre. Die Mitarbeiter der Dienste unterliegen der Schweigepflicht.
Die Integration seelisch kranker Menschen in die Gemeinschaft ist für Sozialpsychiatrische Dienste ein wesentliches Ziel. Die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen der Region im Rahmen eines gemeindepsychiatrischen Ansatzes ist ein wichtiges Merkmal der Arbeit. Aus der umfassenden Kenntnis der jeweiligen regionalen Versorgungslandschaft ergeben sich darüber hinaus Koordinationsaufgaben.
Die Sozialpsychiatrischen Dienste sind multiprofessionell besetzt.[4] In den meisten arbeiten Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie gemeinsam mit Dipl.-Sozialarbeitern/-pädagogen. In einigen Diensten arbeiten zusätzlich Krankenpflegekräfte, Ergotherapeuten und Psychologen.
Die Sozialpsychiatrischen Dienste sind Teil des öffentlichen Gesundheitsdienstes, es handelt sich um Pflichtaufgaben der Kreise und kreisfreien Städte. Die Sozialpsychiatrischen Dienste sind in den meisten Fällen den Gesundheitsämtern angegliedert.
Auf überörtlicher Ebene gibt es, z. B. in NRW, eine Landesarbeitsgemeinschaft Sozialpsychiatrischer Dienste, in denen fachliche Probleme besprochen und relevante Informationen ausgetauscht werden.
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.