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deutsche Künstlerin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Siglinde Kallnbach (* 14. Juni 1956 in Tann (Rhön), Hessen) ist eine deutsche, international tätige Künstlerin. Ihr Werk umfasst Performance, Installation, Multimedia, Fotografie und Aktionskunst.
Von 1976 bis 1983 studierte sie an der Kunsthochschule Kassel bei Harry Kramer Bildhauerei, Karl Oskar Blase Grafik, Heiner Georgsdorf Kunstpädagogik und Georg Bussmann Kunstwissenschaft. 1977 ging sie für ein Jahr nach Auckland in Neuseeland, und verbrachte dort ein Akademisches Jahr. 1983 schloss sie ihr Studium der Bildenden Kunst u. a. mit der Examensperformance L(e)ine ab und erlangte ihr Staatsexamen in Kunsterziehung und Anglistik. Kallnbach war 1983 Stipendiatin des Evangelischen Studienwerk Villigst. Seither ist Kallnbach als freischaffende Künstlerin tätig. 1985 erhielt sie den Förderpreis der Robert Bosch Stiftung. Studienaufenthalte, Ausstellungen und Projekte führten sie nach Ozeanien und Südostasien. Kallnbach hatte Lehraufträge an der Musashi-Universität in Tokio, WAKO University in Machida bei Tokio, FH Bochum und Kunstakademie Bad Reichenhall. Ausgedehnte Reisen nach Australien, Ozeanien und Südostasien führten Kallbach zur Untersuchung traditioneller Riten, in die sie sich auch einweihen lässt. In Sri Lanka wurde sie in die Kunst des Feuertanzes und in Japan in die Mysterien der Yamabushi-Mönche eingewiesen. 2002 hat sie eine Ausbildung zum Multimedia-Designer absolviert.
Sie lebt und arbeitet in Köln.
In ihren Performances und Aktionen setzt sich Siglinde Kallnbach seit Ende der 1970er Jahre mit gesellschaftspolitischen Themen wie Diskriminierung, Rassismus, Krieg und Ungerechtigkeit auseinander. Mit Performances, Aktionen und Installationen setzt sie sich mit verschiedenen Arten von Gewalt und mit den rituell-mythologischen Bedeutungen von Elementen wie Feuer. Kallnbach thematisiert die Erniedrigung der Frau in den unterschiedlichen Kulturen anhand der Hexenverfolgung in Europa sowie den brutalen japanischen Porno-Mangas. Zur Veranschaulichung der Gewalt-Demonstration dient auch immer wieder ihr eigener Körper. Sie nimmt ähnlich wie Marina Abramović oder Gina Pane Verletzungen in Kauf. Vermittelt durch ihre Reisen werden außerdem transkulturelle Aspekte wie z. B. elementare menschliche Bedürfnisse und Rituale thematisiert, die kulturübergreifend verglichen werden und Gelegenheit zu Dialog und Austausch bieten. Der Einsatz des eigenen Körpers als Instrument der leiblichen Erkenntnis ist dabei von zentraler Bedeutung – an sich selbst realisiert Kallnbach bis heute die Auswirkungen gesellschaftlicher Zu- oder Missstände, wobei sie sich in ihren frühen Arbeiten häufig in physische Grenzsituationen begab.
Kallnbach bezieht medienübergreifend Fotografien, verschiedene Objekte und Materialien in ihre Performances und Installationen ein, um in symbolischen Handlungen komplexe kulturelle Bedeutungen zu transportieren. Diese lassen sich nicht auf eine hermetisch abgeschlossene individuelle Mythologie beschränken, sondern überführen die eigene existentielle Erfahrung in einen größeren gesellschaftlichen Kontext. Ein wichtiger Aspekt ihrer künstlerischen Arbeit ist auch die aktive Einbeziehung anderer. Im 2. Teil der Trilogie Kleinsassen 1985 etwa konnte sie 360 Beteiligungen aus 39 Ländern der Erde in ihrer Ausstellung vereinen.
Bei ihrem Projekt Wunschspur-Wishingtrack von 1999–2001 sammelte sie weltweit über 4000 Zukunftswünsche, die sie in eine 461 Meter lange abstrakte Spur verwandelte und Silvester 2000 und 2001 in einem Versorgungstunnel unter dem Rhein in Köln ausrollte.
Die ursprünglich auf fünf Jahre angelegte Aktion wird wegen des großen Zuspruchs immer wieder verlängert. Siglinde Kallnbachs künstlerische Arbeit steht in enger Verbindung zu Alltag und Leben. Seit sie 2000 zum ersten Mal an Krebs erkrankte, thematisiert sie die Krankheit und ihre Folgen auch in ihrer Kunst, wobei sie das individuelle Leiden in einen größeren gesellschaftlichen Zusammenhang setzt. Die Performance ruft zur Solidarität mit krebskranken Menschen auf. Mit ihrem interaktiven und immerwährendes Projekt a performancelife (seit 2001) zur Bekundung der Empathie mit Krebskranken erschafft Kallnbach Handlungsspielräume zur Freisetzung kreativer Energie, um sie als transformative Kraft Erkrankten, Angehörigen und medizinischem Personal wieder zuzuführen. Die Performance wird fotografisch dokumentiert.
Für ihr nachdrückliches Engagement in gesellschaftlichen Fragestellungen erhielt Kallnbach bereits Mitte der 1980er Jahre in Japan den Künstlernamen die Feuerliebende.
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