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japanischer Dolmetscher und Übersetzer Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Shizuki Tadao (japanisch 志筑 忠雄, * 1760[2] in Nagasaki, Japan; † 16. August 1806[3] daselbst) war ein japanischer Dolmetscher und Übersetzer, der einen starken Einfluss auf die Entwicklung der einheimischen „Hollandkunde“ (Rangaku) ausübte.[4]
Shizuki Tadao kam als fünfter Sohn des Nakano Yōsuke (中野 用助) in Nagasaki zur Welt, wo sein Vater für die Mitsui, eine der drei großen Handelsfamilien der Edo-Zeit, tätig war. Schon früh wurde er von Shizuki Magojirō (孫次郎), einem Dolmetscher der niederländischen Handelsstation Dejima, als künftiges Oberhaupt der 8. Generation der Familie und damit auch als Nachfolger im Amt adoptiert.[5] Neben seinem Rufnamen Tadajirō (忠次郎) verwendete er als Autor die Namen Ryūho (柳圃), später vorwiegend Tadao sowie Eichō (盈長).
1776[6] wurde er als Übungsdolmetscher (keikotsūji) der Handelsniederlassung eingestellt.[7] Damit war eigentlich seine weitere Karriere mit einem sukzessiven Aufstieg zum „Kleinen Dolmetscher“ (kotsūji) und „Großen Dolmetscher“ (ōtsūji) vorgezeichnet. Doch gab er 1782 oder 1786 wegen seiner kränklichen Konstitution diese Position auf und wurde Privatschüler des in westlicher Astronomie bewanderten Dolmetschers Motoki Ryōei (本木 良永).[8] Fortan beschäftigte er sich mit vorwiegend westlichem Schrifttum, bildete Privatschüler aus und verfasste über 40 Übersetzungen und andere Schriften. Wie viele der damaligen Texte kursierten diese weiträumig in der Form handschriftlicher Kopien und übten auf die „Hollandkundler“ (rangakusha) einen starken Einfluss aus. Die japanische Sprache verdankt ihm eine Reihe neuer Worte.
Bei etwa der Hälfte der überlieferten Schriften Shizukis handelt es sich um Exzerpte aus westlichen Büchern zur Astronomie und Physik, die in niederländischen Ausgaben Japan erreicht hatten. Durch seine Übersetzungen gelangten von ihm erdachte Neuprägungen wie inryoku (引力 ‚Anziehungskraft‘), enshinryoku (遠心力 ‚Zentrifugalkraft‘), kyūshinryoku (求心力 ‚Zentripetalkraft‘), jūryoku (重力 ‚Schwerkraft‘), kasoku (加速 ‚Beschleunigung‘) und daen (楕円 ‚Ellipse‘) in den japanischen Wortschatz. Mit dem 1802 entstandenen „Neuen Buch über Kalender-Phänomene“ (Rekisho Shinsho) lernten seine Landsleute Isaac Newtons Physik und den Heliozentrismus kennen. Hier erscheinen des Weiteren erstmals in einem japanischen Text mathematische Symbole wie +, −, ÷ und √. Das zugrundeliegende Buch, die niederländische Ausgabe von John Keills Introductio ad veram astronomiam, selectiones astronomicae, enthält auch eine Abhandlung über sphärische Trigonometrie, die Shizuki unter dem Titel „Geheime Überlieferung der Dreiecksrechnung“ (三角算秘伝 Sankakusan hiden) bekannt machte.
Etwa ein Drittel seiner Schriften ist der Grammatik der niederländischen Sprache gewidmet. Diese trugen zu einer beachtlichen Steigerung der einheimischen Sprachstudien bei. Unter den von ihm geprägten grammatischen Termini ging hinshi (品詞 ‚Wortart, Wortklasse‘) ins moderne Japanisch ein.[9] Andere Schriften behandeln Fragen der Geographie und des Auslandes.
Mit dem Anwachsen der Kontaktversuche durch westliche Schiffe rückten die Beziehungen Japans zum Ausland immer stärker ins Bewusstsein der Machthaber wie auch der allgemeinen Bevölkerung. Shizuki stieß bei seinen Studien auf eine Abhandlung des Japanforschers Engelbert Kaempfer zur Beziehung Japans mit der Außenwelt.[10] Bei seiner Übersetzung komprimierte er den sperrigen, langen Titel Kaempfers zu „Abhandlung über den Landesabschluss“ (sakoku-ron).[11] Der hierdurch in die japanische Sprache eingeführte Begriff sakoku setzte sich im Laufe der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Schlüsselbegriff zur Charakterisierung der japanischen Außenpolitik der Edo-Zeit auch im allgemeinen Sprachgebrauch fest.[12]
Zur Medizin bzw. Pharmazeutik ist bislang nur ein Werk bekannt (Kaijō yakuhin-ki).
Während viele zeitgenössische „Hollandkundler“ sich auf die praktische Anwendung der europäischen Wissenschaft und Technik konzentrierten, verfolgte Shizuki in seinen Schriften das westliche wissenschaftliche Denken. Dank seiner profunden Kenntnisse des Schrifttums der Chinakunde (漢学 Kangaku) und Nationalkunde (国学 Kokugaku) versuchte er in seinen Interpretationen zugleich, Elemente der japanischen Tradition zu integrieren. Unter seinen Schülern finden sich namhafte Pioniere der Hollandkunde wie Baba Sajūrō (馬場 佐十郎, 1787–1822), Yoshio Gonnosuke (吉雄 権之助, 1785–1831), Ōtsuki Genkan (大槻 玄幹, 1785–1838) und Suetsugu Tadasuke (末次 忠助, 1765–1838).
Shizukis persönliches Leben wie auch die Umstände seines Ablebens sind nicht bekannt. Auch das Grab ist nicht erhalten.
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