Das Volk der Shan, im Deutschen auch Schan (andere Bezeichnungen: Sha, Tai Shan, Sam, T(h)ai Yai (große T(h)ai), Tai Luang, Ngio, Ngiow, Ngiaw, Ngiao, Ngeo, Dai, Sán Chay etc.)[1] ist die größte nationale Minderheit in Myanmar (Birma). Es gehört zur Familie der Tai-Völker.

Siedlungsgebiet

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Shan-Staat in Myanmar

Die Shan leben hauptsächlich im Shan-Staat mit der Hauptstadt Taunggyi im Osten Myanmars, wo sie mit 8,5 % (etwa vier Millionen) die größte Minderheit bilden. Andere Quellen beziffern die Anzahl der Shan mit sieben bis acht Millionen, wobei allerdings nicht nur dieses Tai-Volk, sondern auch noch Pa-o, Padaung, Wa, Kachin, Akha und Lalu dazugezählt werden und so wohl eher die Gesamtbevölkerung des Shan-Staats genannt wird. Kleine Gruppen von Shan finden sich auch an der Grenze zur chinesischen Provinz Yunnan, in Laos und in Thailand. Die in China offiziell zur Dai-Nationalität gezählte Bevölkerung ist eng mit den Shan verwandt oder zumindest teilweise mit ihnen identisch. Sie haben geschichtlich betrachtet dieselben Ursprünge und auch kulturelle Gemeinsamkeiten.[1]

Untergruppen

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Tai Loi auf einem Manuskript von 1900

Es gibt zwölf Untergruppen der Shan, die sich aber zum größten Teil als zu den Shan gehörig und nicht als unterschiedliche Ethnien fühlen. Die genaue Zuordnung ist jedoch umstritten, da sich viele Tai-Sprachen ziemlich ähneln. Zudem existieren eindeutig unterschiedliche Dialekte und Traditionen. Man unterscheidet nach Kultur und Dialekt nördliche, südliche und chinesische Shan und folgende Untergruppen:

  • Tai Nue (Nördliche oder Chinesische Shan; vgl. Dai und Tai Nüa),
  • Tai Lam (Schwarze Shan in Laos und China),
  • Tai Sa (Chinesische Shan),
  • Tai Mao (leben entlang der Grenze zwischen China und dem Shan-Staat),
  • Tai Khun,
  • Tai Sipsong Panna (im Norden des Shan-Staats; vgl. Xishuangbanna, Dai und Tai Lü),
  • Tai Kham Ti (im Norden des Shan-Staats und im Kachin-Staat),
  • Tai Lue (Lan Na, Thailand; vgl. Dai und Tai Lü),
  • Tai Long (Thailand, Zentralregion des Shan-Staats),
  • Tai Leng (Kachin, Grenzregion des Shan-Staats),
  • Tai Loi (Berg-Shan),
  • Tai Lai

Geschichte

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Gruppe von Shan um 1900

Die Shan sind 650 v. Chr. aus dem heutigen China in ihr heutiges Siedlungsgebiet eingewandert. Ende des 13. Jahrhunderts regierten sie mit dem Königreich Ava über Birma, und bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts hatten sie ihr Reich bis nach Yunnan in China, Tenasserim im Südosten Birmas, Assam in Indien und Teile von Laos und Thailand ausgedehnt.

Ende des 16. Jahrhunderts wurden die Shan von den Birmanen unterworfen, und 50 Jahre später beendeten die Chinesen die Shan-Monarchie. Der Shan-Staat wurde 1887 ein britisches Protektorat, 1922 wurde den Shan ein eigener Status gegeben und die Briten schufen die Federated Shan States.[2]

Im Vertrag von Panglong von 1947 zwischen Birma und den Shan wurde der Weg zur Verfassung der Union von Birma geebnet, der die gemeinsame Unabhängigkeit im Jahre 1948 folgte.[2] Den Shan wurde in der Vereinbarung zugesichert, sich nach einer Frist von zehn Jahren von der Union lösen zu können.

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Flagge des Shan-Staates

1952 besetzte die birmanische Armee den Shan-Staat unter dem Vorwand, die Kuomintang aus China bekämpfen zu wollen. Da sich 1957 deutlich abzeichnete, dass sich der Shan-Staat nicht, wie im Vertrag von Panglong zugesichert, von der Union Birmas abspalten konnte, gingen Studenten in den bewaffneten Untergrund, um ihre Unabhängigkeit militärisch zu erzwingen.

Im Jahre 1962 putschte das birmanische Militär und setzte die Verfassung außer Kraft.[2] Die Shan State Army (SSA) wurde in den 1960er Jahren durch den Zusammenschluss mehrerer Gruppen gegründet. Finanziert wurde der bewaffnete Kampf unter anderem mit Opiumanbau. Im Mai 1973 vereinbarte die birmanische Regierung mit den USA die Bekämpfung des Mohnanbaus. Der chinesische Shan Khun Sa (alias Chang Shi-fu), ein Opiumhändler, baute zwischen 1965 und 1969 eine Miliz auf, die zunächst die Regierung unterstützte. Der Name der Miliz war Ka Kwe Ye und der Deal mit der Regierung war, dass die Ka Kwe Ye die nationale Infrastruktur zum Opiumhandel nutzen durfte, wenn sie im Gegenzug die Kommunisten bekämpfte. Aus der Ka Kwe Ye baute Khun Sa die Shan United Army (SUA) auf. 1985 vereinigte er sich mit Mo Heing (alias Korn Jerng), der 1982 die Shan United Revolutionary Army (SURA) gegründet hatte. Die SURA hatte sich zuvor mit einer Abspaltung der SSA zur Tai Revolutionary Army (TRA) vereinigt. SUA und TRA bildeten nun die Muang Tai Army (MTA), die von Khun Sa kommandiert wurde. Der Vereinigte Rat des Shan-Staates stand unter dem Vorsitz von Khun Saeng, dem Onkel von Khun Sa, und später von Mo Heing. Nach dessen Tod im Juli 1991 übernahm dieses Amt Khun Sa. Diese sogenannte nationale Shanbewegung war nichts weiter als eine Drogenorganisation. 8000 Mann hatte die MTA 1993 unter Waffen, darunter viele Kinder. In den 1990er Jahren wurde die MTA von den Regierungstruppen besiegt. Khun Sa kapitulierte 1994 und lebte weiter als Geschäftsmann. Eine Abspaltung der MTA, die Shan State Army-South (SSA-S) führte den Kampf gegen die Regierung fort.[3]

Im Dezember 2011 unterzeichnete die Shan State Army einen Friedensvertrag mit der neuen Regierung. Es kam jedoch weiterhin zu Kampfhandlungen mit der Regierungsarmee und zu Menschenrechtsverletzungen wie Vergewaltigungen.

Religion und Kultur

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Pfauentanz der Shan

Die meisten Shan sind Buddhisten,[1] aber auch Hinduismus, Islam und Animismus sind verbreitet.

Die gleichnamige Sprache Shan (ၵႂၢမ်းတႆ gesprochen kwam tai, ภาษาไทใหญ่ gesprochen paasaa tai mai oder auch ภาษาฉาน gesprochen paasaa djaan) gehört, wie Thai, zu den Tai-Sprachen. Sie wird mit der Shan-Schrift (တူဝ်လိၵ်ႈတႆ gesprochen tua lik tai) geschrieben. Die meisten Shan sind Bauern und leben vom Anbau von Reis[1], Gemüse, Soja und Obst, aber auch Edelsteine und Teakholz werden in der Region gewonnen. Traditionell sind Schmiede- sowie Gold- und Silberarbeiten.[1] Der Anbau von Opium ist weit verbreitet, liegt aber zum großen Teil in den Händen der Regierungsarmee.

Siehe auch

Literatur

  • Nicola Tannenbaum: Tattoos. Invulnerability and Power in Shan Cosmology. In: American Ethnologist. Bd. 14 (1987), S. 693–711.
  • Nicola Tannenbaum: Shan Calendrics and the Nature of Shan Religion. In: Anthropos. Bd. 79 (1984), S. 505–515.
  • Oliver Gordon Young: The Hill Tribes of Thailan. A Socio-ethnological Report. The Siam Society, Bangkok 1962.
Commons: Shan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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