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Die Sexualsprache bezeichnet das explizite Sprechen über Sexualität, Geschlechtsorgane und deren Funktionen. Das Sprechen über diese als intim empfundene Dinge war in der Kulturgeschichte des Menschen häufig mit Sprachtabus belegt und/oder wurde als obszön empfunden. Der Umgang mit Sexualsprache ist einem starken Kulturwandel unterworfen und beeinflusst von jeweils zeitprägenden sozialen und religiösen Wertvorstellungen.
Die Sexualsprache ist als Kommunikationsform so alt wie die menschliche Sprache selbst und geht in ihren Anfängen Hand in Hand mit der kognitiven Auseinandersetzung des Menschen mit Fortpflanzung und Fruchtbarkeit. So können nonverbale Abbildungen wie die Venus von Willendorf als Vorstufen der kommunikativen Beschäftigung mit Sexualität angesehen werden, auch wenn diese zeit- und kulturbedingt religiös ausgerichtet war. Ob die Figuren oder Zeichnungen als sexuelle Stimulation, Fetisch oder als Fruchtbarkeitssymbol benutzt und verehrt wurden, ist unbekannt. Lieder und Texte sind nicht überliefert. Allein Mythen, wie z. B. die Erzählung der Šamḫat im Gilgamesch-Epos geben einen Nachhall auf etwaige Sexualsprache der Vorzeit.
In Ausgrabungen in Pompeji konnten Graffiti mit obszönen Sprüchen oder an die Wände oder Boden gemalte oder geritzte Werbung für sexuelle Dienstleistungen nachgewiesen werden. Die Ars amatoria strotzte nur so von Sexualsprache und konnte lange in den Schulen oft nur in zensierter Form gelesen oder verlegt werden, wie auch das Hohelied der Bibel. Ähnlich ist es mit den Hetairikoi dialogoi von Lukian von Samosata, Ragionamenti, die Romane Trutz Simplex von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen oder Josefine Mutzenbacher und die Hurengespräche von Heinrich Zille. In der Öffentlichkeit wurde in allen Kulturen Sexualität sprachlich nur verdeckt bzw. in Euphemismen behandelt. Die explizite Sexualsprache in Form von Vulgärsprache ist bis heute ein Merkmal der sozialen Unterschichten, zu denen berufsbedingt die Prostituierten gehörten und in der gutbürgerlichen Gesellschaft tabu. So wurde und wird sie oft bewusst eingesetzt um sich von der sogenannten „besseren Gesellschaft“ abzugrenzen und zu schockieren, wie z. B. von Jugendlichen in der Adoleszenz, Filmemachern, Schriftstellern, Schauspielern, Künstlern oder Musikern. Als die Wissenschaft sich erstmals seriös mit Sexualität auseinanderzusetzen begann, suchte sich mit der Verwendung von lateinischen und griechischen Fremdwörtern und detaillierter emotionsloser Beschreibung bewusst von der Sexualsprache des Alltags abzugrenzen, so sind in den Schriften von Leonardo da Vinci auch Geschlechtsakt und Geburt zu sehen, eine mögliche pornographische Deutung wird aber durch die detaillierte lateinische und griechische Beschriftung aller Einzelheiten außer Kraft gesetzt.
Die Sexualsprache wird in vier Ebenen aufgeteilt:
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