Schweidnitzer Straße (Breslau)
Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.
Die Schweidnitzer Straße (polnisch: ulica Świdnicka, breslauisch: Schwo) ist eine der Hauptstraßen von Breslau, die von der südöstlichen Ecke des Großen Ringes nach Süden führt.
Die während der mittelalterlichen Stadtgründung entstandene Straße gehört zum orthogonalen Straßenraster der Breslauer Altstadt. Bereits 1303 wurde die Straße als platea swidnicensis erwähnt und 1345 als swidnische gassin. Später wurde die Straße Schweidnitzer Gasse und schließlich Schweidnitzer Straße benannt, da sie in Richtung Schweidnitz (Świdnica) führt.
Nach der Schleifung der Wallanlagen ab 1807 wurde die Straße ca. 1820 nach Süden als Neue Schweidnitzer Straße verlängert. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts sind entlang der Schweidnitzer Straße das Stadttheater, zahlreiche Hotels (wovon allerdings nur zwei bis heute verblieben sind) und ab Ende des 19. Jahrhunderts Waren- und Geschäftshäuser entstanden. Die letzten Bürgerhäuser der Spätgotik und auch zahlreiche Renaissancehäuser sind neuen Geschäfts- und Mietwohnbauten gewichen. So musste beispielsweise ein gotisches Bürgerhaus der Erweiterung des Stadtpalais von Heinrich von Korn weichen.
Im Jahr 1877 durchzog die zweite Breslauer Pferdestraßenbahnlinie den gesamten Verlauf der Straße – 1901 wurde die Straßenbahn elektrisch. Das Gelände des ehemaligen Schweidnitzer Stadttores nahm 1896 das Breslauer Kaiser-Wilhelm-Denkmals ein.
Am Anfang des 20. Jahrhunderts war die Schweidnitzer Straße die Hauptgeschäftsstraße der Stadt. Vor dem Zweiten Weltkrieg galt sie als die eleganteste Straße der Innenstadt und hieß salopp-liebevoll Schwo, beliebt waren die Cafés Torwache und Huthmacher.[1] Um 1930 entstanden an der Straße drei Warenhäuser der Klassischen Moderne (Bielschowsky, Wertheim und Wilhelm Knittel), ein viertes (Leonhard Tietz nach den Plänen von Hans Poelzig) blieb aufgrund der Weltwirtschaftskrise unausgeführt. Nach 1933 kamen keine weiteren Geschäftsgebäude hinzu. Ende der 1930er Jahre mussten im Zuge der Arisierung die jüdischen Eigentümer ihre Warenhäuser in der Schweidnitzer Straße zu einem Bruchteil des tatsächlichen Wertes verkaufen. Die meisten der auf diese Weise enteigneten Gebäude waren zu Büro- oder Produktionsbauten umfunktioniert worden, wobei die Geschäftsflächen nur im Erdgeschoss erhalten blieben.
In den letzten Tagen der Schlacht um Breslau fielen zahlreiche vor allem gründerzeitliche und ältere Wohnhäuser mit hölzernen Dachstühlen und Decken den Straßenkämpfen zum Opfer, während die Geschäftsbauten mit ummantelten Stahlkonstruktionen oder aus Stahlbeton sie – zumindest als Rohbauten – gut überstanden.
Nach dem Krieg wurde der Name der Schweidnitzer Straße in ulica Świdnicka wortgetreu übersetzt, der südliche Abschnitt (Neue Schweidnitzer Straße) wurde zur ulica Aleksandra Fredry (Aleksander-Fredro-Straße). Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal verschwand im Oktober 1945 im Zuge eines festlichen Aktes der Entdeutschung Breslaus. Zu Ehren der Schlacht von Stalingrad erhielt der ganze Straßenverlauf 1951 den Namen ulica Stalingradzka, wobei die historische Grundstücksnummerierung für die beiden Straßenabschnitte vereinheitlicht wurde. Infolge der Entstalinisierung bekam die Straße 1956 ihren Namen ulica Świdnicka zurück.
In den 1960er Jahren wurde die Straßenbahn aus dem Abschnitt nördlich des Zwingerplatzes (heute plac Teatralny) herausgenommen und die Straßenbahnlinien in den parallel verlaufenden Straßenzug Siehdichfür/Schuhbrücke verlegt. In den 1970er Jahren wurde die Schweidnitzer Straße durch die Ost-West-Straße im Verlauf des ehemaligen Inneren Stadtgrabens durchtrennt. Eine Fußgängerunterführung verbindet seitdem die beiden Straßenabschnitte – wegen der unergonomisch gestalteten Treppenstufen ist sie als schody śmiesznych kroków (oder sinngemäß übersetzt Treppe der seltsamen Schritte oder Treppe der albernen Gänge) bekannt. Die Treppe wurde zudem als Ort der politischen Proteste der Orangen Alternative der 1980er Jahre berühmt. Daran erinnert heute ein Zwergendenkmal am Nordeingang der Unterführung (ein oranger Zwerg war das Symbol der Orangen Alternative). Die Grundstücke einiger ausgebrannter Häuser sind in den 1990er Jahren bebaut worden. Weiterhin unbebaut liegen das Grundstück südlich des Opernhauses, wo bis 1945 die Generalkommandantur stand sowie das Grundstück an der Südostecke der Kreuzung mit der ulica Marszałka Józefa Piłsudskiego. Die nördlichen Abschnitte zwischen dem Großen Ring und dem Zwingerplatz wurden 1997 bis 2004 in eine Fußgängerzone umgewandelt. Einige historische Warenhäuser wurden wieder zu solchen umgebaut, wobei keine Restitution des Eigentums stattfand.
Die Straße ist heutzutage eine Großstadtstraße mit gemischter Funktion – sie dient sowohl dem Einzelhandel als auch der Kultur. Zwei große ehemalige Klosterkirchen, die im mittleren Abschnitt der Straße örtliche Dominanten darstellen, gelten als besonders interessant in ihrem Kontext.
Die Straße verläuft annähernd in der Richtung Nord-Süd und weist eine Gesamtlänge von ca. 1050 m auf. Sie teilt sich hinsichtlich ihrer Entstehungsgeschichten sowie der gegenwärtigen Raumformen in drei Abschnitte, wobei der Innere und Äußere Stadtgraben bzw. die entsprechenden ehemaligen Stadttore die Grenzen markieren.
In früher Neuzeit als Innere oder Innerste, im 18. Jahrhundert Große Schweidnitzer Straße bezeichnet, führt der Nordabschnitt vom Großen Ring zum ehemaligen inneren Stadtgraben (Schwarzen Ohle) und zum Inneren Schweidnitzer Tor (heutzutage Fußgängerunterführung der Ost-West-Straße). Dieser ursprünglich sehr schmale Straßenabschnitt wurde nach dem Zweiten Weltkrieg erheblich verbreitert, die östliche Straßenflucht wurde um etwa 20 Meter verschoben und ist seit 1997 Fußgängerzone.
Bis zum äußeren Schweidnitzer Tor und äußeren Stadtgraben führt die Straße durch das wahrscheinlich bereits 1261 eingemeindete Gelände. Dieser Abschnitt ist von der Nutzung und Gestaltung her sehr inhomogen. Bis Theaterplatz wurde die Straße in eine Fußgängerzone umgewandelt; südlich vom Theaterplatz, wo sich die gleichnamige Straßenbahnhaltestelle befindet, liegen in der Straßenmitte zwei Straßenbahngleise, wobei nur das Gleis Richtung Norden im regulären Betrieb befahren wird.
Nach der französischen Eroberung Breslaus 1806 ließ der französische Militärkommandant die Stadtbefestigung schleifen. Ab 1810 gestaltete der Magistrat die Vorstädte um. In diesem Zuge wurde die Schweidnitzer Straße Richtung Süden verlängert, indem ein früherer Feldweg begradigt wurde. Zuerst war der in den 1820er Jahren vom Stadtgraben bis zur damaligen Stadtgrenze bzw. dem heutigen Stadtbahnviadukt angelegte Abschnitt als Neue Schweidnitzer Straße bekannt, nach dem Krieg für kurze Zeit als Aleksander-Fredro-Straße bezeichnet. An der Kreuzung mit der Marschall-J.-Piłsudski-Straße gibt es den einzigen Knick im Verlauf der Schweidnitzer Straße, die sich hier an die Ausfallrichtung der früheren Landstraße nach Schweidnitz anpasst.
Das Gebäude wurde aus einem Wohnhaus, dessen Ursprünge in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts liegen, 1896 umgebaut, wobei nur das Erd- und 1. Obergeschoss als Handelsfläche dienten. Eine Erweiterung entlang der Querstraße Podwale Nr. 37–38 (früher Schweidnitzer Stadtgraben Nr. 11, Standort des früheren Liebich’schen Garten- und Saal-Etablissements[4]), diesmal mit vier Geschäftsetagen, erfuhr das Gebäude 1908.
An der Bahnüberführung geht die ulica Świdnicka in die ulica Powstańców Śląskich (vormals Straße der SA, davor Kaiser-Wilhelm-Straße und noch früher Kleinburger Chaussee) über.