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Neuregelung der Schul- und Bildungseinrichtungen in Hamburg Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Schulreform in Hamburg betrifft die Schul- und Bildungsstruktur in Hamburg ab dem Schuljahr 2010/2011. Die gesetzliche Neuregelung entspricht einem im Koalitionsvertrag vom 17. April 2008 zwischen CDU und Grünen (GAL) ausgehandelten Projekt der schwarz-grünen Koalitionsregierung des Hamburger Senats. Sie wurde am 7. Oktober 2009 durch die Hamburgische Bürgerschaft beschlossen und durch einen Volksentscheid am 18. Juli 2010 teilweise geändert.[1]
Die Schulreform beinhaltet, dass ab August 2010 neben dem Gymnasium, in dem nach der zwölften Klasse das Abitur gemacht werden kann, eine Stadtteilschule eingeführt wurde, in der alle Schulabschlüsse (einschließlich dem Abitur nach der 13. Klasse) abgelegt werden können. Mit dieser Regelung wurden Haupt- und Realschule mit dem Beginn des Schuljahres abgeschafft. Zahlreiche Maßnahmen begleiten die Umstrukturierung. Dazu gehörten die Schaffung zusätzlicher Lehrerstellen und die Verkleinerung der Klassenstärken, die Förderung einer sogenannten neuen Lernkultur und eine verstärkte Lehrerfortbildung, die Einrichtung weiterer Ganztagsschulen und die Integration von Kindern mit Behinderung.[2][3]
Ein weiterer Teil der Schulreform sah vor, statt der bisherigen vierjährigen Grundschule eine sechsjährige Primarschule einzuführen und das Elternwahlrecht abzuschaffen. Sowohl der Gesetzgebungsprozess wie die öffentliche Diskussion um die Schulreform waren begleitet von weitreichender Kritik. So erreichte die Volksinitiative unter dem Namen Wir wollen lernen am 18. November 2009 mit einem Volksbegehren das Quorum eines verbindlichen Volksentscheids.[4] Nachdem im Februar 2010 Schlichtungsverhandlungen zwischen der Initiative und dem Senat gescheitert waren, wurden der Termin für den Volksentscheid sowie dessen Inhalt festgelegt. Zur Abstimmung stand eine Vorlage der Initiative, mit der die Bürger gegen die Einführung der Primarschule und die Abschaffung des Elternwillens stimmen konnten.
Der Senat einigte sich noch im Februar 2010 mit den oppositionellen Bürgerschaftsparteien SPD und Die Linke auf Nachbesserungen zur Reform, die am 3. März 2010, diesmal einstimmig, von der Bürgerschaft verabschiedet wurden. Mit diesem am 13. März 2010 in Kraft getretenen Gesetz wurde insbesondere die Abschaffung des Elternwahlrechts zurückgenommen und das von den Eltern zu zahlende Büchergeld abgeschafft. Zudem verpflichteten sich CDU, GAL und SPD in einer „Schulfrieden“ genannten Vereinbarung, für mindestens zehn Jahre keine weiteren Änderungen an der Schulstruktur vorzunehmen sofern die Primarschule eingeführt wird.[5]
Der Volksentscheid fand am 18. Juli 2010 statt. Darin lehnten bei einer Wahlbeteiligung von 39 Prozent 54,5 % der stimmabgebenden Hamburger Bürger die Einführung der sechsjährigen Primarschule ab bzw. 58 % stimmten der Vorlage des Begehrens der Initiative zu.[6] Damit ist ein wesentlicher Teil der Hamburger Schulreform gescheitert. Die weiteren Maßnahmen haben Bestand. So werden insbesondere die weiterführenden Schulformen ab August 2010 auf das Gymnasium, das achtstufig bleibt, und die neu eingeführte Stadtteilschule, die nun neunstufig konzipiert werden muss, reduziert.
Ein Ergebnis der PISA-Studie war die Erkenntnis, dass in Deutschland der soziale Hintergrund einen großen Einfluss auf den Bildungserfolg hat: Deutschland schnitt hier besonders schlecht ab, es gibt außer Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und Belgien[7] kaum ein anderes OECD-Land, in dem sich die soziale Ungleichheit derart im Bildungssystem manifestiert; es ist für untere soziale Schichten verhältnismäßig undurchlässig, Arbeiterkinder besuchen auffällig oft die Hauptschule, während Kinder aus finanziell besser gestellten Elternhäusern oftmals das Gymnasium besuchten – unabhängig von den Fähigkeiten des Kindes. Drastisch drückt es der Hamburger Erziehungswissenschaftler Peter Struck so aus: „Arme Kinder landen völlig unabhängig von ihrer Intelligenz überwiegend in der Hauptschule, während dumme Kinder reicher Eltern mit viel Nachhilfe durchaus zum Abitur kommen.“[8] Der emeritierte Professor für Psychologie Kurt A. Heller bemerkte jedoch hierzu, dass solche unwissenschaftlichen Aussagen durch nichts belegt seien und verweist auf die nachgewiesenen Unterschiede in den kognitiven Grundfertigkeiten der Schüler der verschiedenen Schulformen.[9] Die Korrelation zwischen Test-Intelligenz (IQ) und der Durchschnittsnote in den Hauptfächern in der Grundschule beträgt ungefähr 0,5 (oder in anderen Worten: 25 % der Varianz in der Durchschnittsnote lassen sich durch die Testintelligenz erklären). Die Korrelation zwischen IQ und im Alter von 40 Jahren erreichtem Bildungsniveau (höchster erreichter Ausbildungsabschluss, vom Sonderschulabschluss bis zum Doktorgrad) liegt bei circa 0,7 (dies bedeutet, dass 49 % der Varianz im Bildungsniveau durch die Varianz in der Testintelligenz erklärt werden können).[10]
Als Grund für die geringen Aufstiegschancen sozial Benachteiligter wird von Kritikern oft das dreigliedrige Schulsystem angesehen, das bei Mangel an „Durchlässigkeit“ schon sehr früh die Bildungslaufbahn der Kinder festlegt. Infolge der PISA-Studie werden einige skandinavische Schulsysteme, insbesondere das Bildungssystem in Finnland, das sog. Finnische Modell, als Vorbild gesehen. Finnland belegte immer wieder den Spitzenplatz in PISA-Studien, Schulklassen trennt man dortzulande erst nach Ende der Schulpflicht in eine gymnasiale oder eine berufliche Sekundarstufe.[11]
Im Vergleich der Bundesländer hat Hamburg zweimal sehr schlecht abgeschnitten (siehe unten), aber: Kein Land in Deutschland gibt mehr Geld pro Schüler aus als Hamburg.[12] Die Ausgaben für staatliche Schulen am Gesamthaushalt in Hamburg lagen 2005 im Ländervergleich mit 11,99 % hingegen im unteren Bereich (Durchschnitt 14,13 %).[13] Zudem erreichten die Hamburger Schulen bei der PISA-Studie 2006 nur den vorletzten Platz vor Bremen.[14] Mit dem hohen Anteil von mehr als 12 % beendeten Hamburger Schüler in den Jahren 2005/2006 ihre Schullaufbahn ohne jeglichen Abschluss.[15] Bis 2008 konnte diese Quote auf 8,2 % gesenkt werden.[16] Im Schuljahr 2008/9 sank diese Quote erneut (auf 7,8 %), was als Bestätigung des Erfolgs bereits eingeleiteter Reformen angesehen werden kann.[17]
Das schlechte Abschneiden und die derzeitige Situation der Hamburger Bildung liegen laut Meinung einiger Schulpolitiker und Demographen zum einen daran, dass von Hamburgs Erstklässlern nahezu jedes zweite Kind einen Migrationshintergrund hat, im Weiteren spielten soziale und gesellschaftliche Herkunft eine entscheidende Rolle.[18] Insgesamt werden finanzielle und soziokulturelle Faktoren innerhalb der Hansestadt und die daraus ableitbare niedrigere Grundbildung, mit den Folgen schlechter Berufschancen, für das derartig schlechte Abschneiden bei den PISA-Tests verantwortlich gemacht.[19]
In Hamburg gab es bis 2009 eine vierjährige Grundschule. Die folgende Sekundarstufe des allgemeinen Schulwesens war aufgeteilt in
wobei auf allen Gymnasien und Gesamtschulen das Abitur erworben werden kann.
Bereits seit Beginn des Schuljahrs 2008/2009 werden keine Hauptschulklassen mehr neu gebildet (auch zuvor erst ab der siebten Klasse), sondern alle Haupt- und Realschulen nach den Prinzipien der integrierten Haupt- und Realschule geführt.[20][21]
Am Ende der vierten Klasse geben die jeweiligen Klassenlehrer eine unverbindliche Empfehlung über die weitere Schullaufbahn. Die Schüler werden auf den Wunsch der Eltern auf eine der weiterführenden Schulformen versetzt (Elternwahlrecht), auch wenn es der Empfehlung der Grundschullehrer widerspricht. Am Ende der sechsten Klasse wird durch die Zeugniskonferenz und ohne Elternmitwirkung endgültig entschieden, ob der Schüler die Schulform weiterhin besuchen darf.
Mit der Schulreform nach dem Gesetz des Senats sollen vor allem die bisherigen Haupt-, Real- und Gesamtschulen zu einer neuen Schulform, der Stadtteilschule, zusammengelegt und das Prinzip des individualisierten Lernens durchgängig stärker umgesetzt werden. Dieser Teil des Gesetzes ist durch den Volksentscheid vom 18. Juli nicht betroffen. Außerdem sollten aber nach der Vorstellung des Senats alle Kinder sechs statt bisher vier Jahre lang gemeinsam an den bisherigen Grundschulen, die sich dann Primarschulen nennen, unterrichtet werden. Dieser Teil des Gesetzes ist durch den Entscheid abgelehnt: Nach dem Gesetz der Bürgerschaft sollte erst am Ende der sechsten Klasse eine Zeugniskonferenz entscheiden, ob das Kind im Anschluss auf der Stadtteilschule oder dem Gymnasium beschult wird. Daraus werden nach dem ablehnenden Ausgang des Bürgerentscheids jetzt vier bzw. acht bzw. neun Jahre. Aber es bleibt dabei: Sowohl auf dem Gymnasium als auch auf der Stadtteilschule soll das Abitur erworben werden können. „Sitzenbleiben“ und Abschulen werden im Allgemeinen nicht mehr möglich sein.[22]
Nach dem Inkrafttreten der Schulreform sollte es also in Hamburg drei Schulformen geben:
Die derzeit vierjährige Grundschule sollte zum Sommer 2011, teilweise schon ab August 2010, zu einer Primarschule ausgebaut werden. Durch Erhöhung der Schuldauer auf der Primarschule (sechs Jahre nach dem jetzt abgelehnten Gesetz) sollte ein längeres gemeinsames Lernen der Schüler erreicht werden. Diese Idee entstand als Kompromiss in den Verhandlungen über den Koalitionsvertrag zwischen der CDU, die im Wahlkampf 2008 den Erhalt der achtjährigen Gymnasien versprochen hatte, und der GAL, deren Programm eine neunjährige Grundschule unter dem Motto „Neun macht klug“ vorsieht.
Als problematisch bei der Gesetzesvorlage des Senats wurde angesehen, dass vielen der jetzigen Grundschulen kein ausreichendes Personal oder Räumlichkeiten zur Verfügung gestanden hätten, um den gesamten Primarschulunterricht von der ersten bis zur sechsten Klasse zu übernehmen. Außerdem sollte ab der vierten Klasse der Mathematik-, Deutsch- und Fremdsprachenunterricht von Fachlehrern weiterführender Schulen durchgeführt werden.
Es sollte insbesondere bis zur sechsten Klassen das Klassenlehrerprinzip erhalten bleiben. Neu wäre gewesen, dass Englisch bereits ab der ersten Klasse unterrichtet wird (dies ist durch die „Initiative“ nicht geändert). Hinzu war ab der fünften Klasse ein Wahlpflichtbereich vorgesehen. Dazu war eine Belegung von Förderunterricht in den Hauptfächern sowie die Wahl von vertiefendem Unterricht in bereits bekannten Fächern oder neuen Fächern vorgesehen. Ziel war ein Angebot an Wahlpflichtkursen aus den Bereichen Naturwissenschaft/Technik, Gesellschaft, Musik/Kunst, Sport und Sprachen. Es sollte möglich sein, eine zweite Fremdsprache ab der fünften Klasse zu erlernen. Diese wäre nach dem jetzt gescheiterten Gesetz allerdings mit einem im Vergleich zum Gymnasium ab der fünften Klasse deutlich verringertem Stundenkontingent ausgestattet. Insbesondere der Kenntnis- und Fertigkeitserwerb in den alten Sprachen würde durch die Neuregelungen stark beeinträchtigt. Der Vorsitzende des Altphilologenverbandes, Prof. Stefan Kipf, hat dazu bekundet, dies sei „inhaltlich und didaktisch totaler Unsinn und von keinerlei Sachkenntnis getrübt“.[23]
Die Klassenfrequenz sollte unter 25, in sozial benachteiligten Stadtteilen unter 20 liegen.
Die sechsjährige Primarschule war das, in den Gesprächen mit der Initiative „Wir-wollen-lernen“ als unverhandelbar bezeichnete, Kernstück der Schulreform.[24][25]
Ab der siebten Klasse (jetzt ab der fünften Klasse) sollen die Schüler nur noch auf zwei Schulformen aufgeteilt werden.
In der Stadtteilschule lernen Schüler der bisherigen Haupt-, Real- und Gesamtschulen gemeinsam bis zur zehnten Klasse. Sie können anschließend bei einem entsprechenden Zeugnis drei Jahre die Oberstufe besuchen und das Abitur ablegen. Die Stadtteilschule tritt auch an Stelle der Aufbaugymnasien, deren letzter Jahrgang im Sommer 2013 diese Schulform abschloss.
Auf dem Gymnasium soll das Abitur bereits nach insgesamt zwölf Schuljahren erreicht werden („G8“ in anderen Bundesländern).
In beiden Schulformen ist nach dem neunten Schuljahr der Hauptschulabschluss (heute: erster allgemeinbildender Schulabschluss) und nach dem zehnten Schuljahr der Realschulabschluss (heute: mittlerer Schulabschluss) möglich. Anders als bisher können die Gymnasien und Stadtteilschulen ihre Schüler nicht mehr „sitzenbleiben“ oder „abschulen“ lassen.[22]
Bis zur sechsten (nach dem Volksentscheid: bis zur vierten) Klasse gehen alle Schüler auf eine Schule, die Primarschule. Die Eltern entscheiden danach, welche Schulform ihr Kind anschließend besuchen soll, also entweder das Gymnasium oder die Stadtteilschule. Nach der ersten Gymnasialklasse entscheidet abschließend die Zeugniskonferenz aufgrund der Leistungen der Schüler, ob diese auf dem Gymnasium verbleiben.
Neben den Hauptformen wird es weiterhin geben:
Zur Bürgerschaftswahl 2008 in Hamburg am 24. Februar 2008 waren die Parteien mit verschiedenen Positionen zur Bildungs- und Schulpolitik angetreten.
Die vor der Wahl allein regierende CDU vertrat während ihrer Regierungszeit über ihre Senatorin für Bildung, Alexandra Dinges-Dierig, die Auffassung, insbesondere die Hauptschule müsse von ihrem Stigma wegkommen, sie sei eine Restschule. Dies solle erreicht werden, indem die Schülerfrequenz in den Hauptschulklassen gesenkt werde. Die dafür nötigen Lehrerstellen würden von Lehrern anderer Schulformen durch Umschichtung besetzt werden.[26] In ihrem Wahlprogramm stand eine eindeutige Ablehnung einer „Einheitsschule“. Es sollte jedoch eine Förderung der Ganztagsbetreuung geben. Des Weiteren sprach sich die CDU für eine Integration von behinderten Schülern in den Regelschulen aus.[27] Ein Teil der CDU-Basis vertritt auch nach der Wahl die Auffassung, diese Reform schwäche die Gymnasien. Sie möchte weiterhin die Möglichkeit haben, Kinder nach der vierten Klasse zu versetzen und fürchtet, dass das Elternwahlrecht über die Schulform des Kindes geschwächt würde. Die Führung der CDU in Hamburg steht hinter der Reform. So verteidigt der Erste Bürgermeister, Ole von Beust, die neue Primarschule mit den Worten: „Ich möchte Schulfrieden erreichen.“[28]
Die SPD forderte vor der Wahl, dass die Haupt-, Real- und Gesamtschulen zusammengeführt werden. Im nächsten Schritt sollten die Gymnasien ebenfalls in die neu entstehenden Stadtteilschulen übergehen. Dies sollte aber nicht gegen den Elternwillen an der entsprechenden Schule geschehen. Das Sitzenbleiben sollte nach Willen der SPD ganz abgeschafft werden. Einem Hauptschüler solle es nicht verwehrt werden, einen Realschulabschluss zu erwerben.[29]
Die GAL forderte, dass alle Schüler inklusive der heutigen Gymnasialschüler bis zur neunten Klasse gemeinsam unterrichtet würden. Sie forderte eine Ganztagsschule und das Sitzenbleiben sollte abgeschafft werden. Die Schulen sollen mehr Möglichkeiten für Selbstverwaltung bekommen.[30]
Die Linke forderte eine gemeinsame Schule bis zur zehnten Klasse. Der Unterricht sollte ganztägig stattfinden. Des Weiteren forderte die Partei einen jahrgangsübergreifenden Unterricht und die Möglichkeit zur schulischen Selbstverantwortung.[31]
Die FDP – zu der Zeit nicht in der Bürgerschaft vertreten – forderte in ihrem Programm, für Fünfjährige eine verbindliche und kostenfreie Starterklasse einzurichten. Kooperationen zwischen den Schulformen sollen auf regionalen Konferenzen besprochen werden. Die Hauptschulklassen sollen in einem Sofortprogramm nur noch halb so groß werden.[32]
Nach der Bürgerschaftswahl konnte CDU und GAL auf Grund einer gemeinsamen Mehrheit der Sitze in der Bürgerschaft eine schwarz-grüne Koalition bilden. Bereits in der Präambel des im April 2008 ausgehandelten Koalitionsvertrags wird gefordert, dass „Kinder und Jugendliche so gut wie möglich zu fördern und ihnen gleiche Startchancen ins Leben zu geben [sind].“ Förderung und Leistung wären nur miteinander zu erreichen. Das letzte Vorschuljahr solle kostenfrei angeboten werden. Ein wichtiges Anliegen sei die Sprachförderung. Die Schulen sollen in Primarschule, Gymnasium und Stadtteilschule geteilt werden. Dabei könne es auch Langformschulen geben, das heißt Schulen, die einerseits aus einer Primarschule, andererseits aus einem Gymnasium bzw. einer Stadtteilschule bestehen. Allerdings soll jede Primarschule stets eine „Einheit mit eigener Leitung und eigenständigen Mitwirkungsgremien“ bilden. Die Schüler sollen unabhängig von ihrer Herkunft die gleichen Chancen erhalten, alle Kompetenzen zu erwerben, „um sie für ein selbständiges und selbstbestimmtes Leben in einer demokratischen Gesellschaft vorzubereiten“. Wie diese Reform im Detail umgesetzt wird, werde in „regionalen Bildungskonferenzen“ beschlossen.[33] Ziel ist es, dass in Hamburg die Zahl der jungen Menschen mit Hochschulreife so hoch sein soll wie im internationalen Vergleich üblich. Über die konkreten Planungen wurde Anfang 2009 in Regionalen Schulkonferenzen entschieden.
Der Koalitionssenat begründete die Schulreform mit folgenden Argumenten:[34]
Die im Frühjahr 2008 gegründete, von Walter Scheuerl initiierte und kurz darauf als Verein eingetragene „Initiative ‚Wir wollen lernen!‘ – Förderverein für bessere Bildung in Hamburg e. V.“ sprach sich gegen die Einführung der Primarschule und die Abschaffung des Elternwahlrechts nach der vierten Klasse aus. Sie forderte, dass der diesbezügliche Teil des Änderungsgesetzes zum Hamburgischen Schulgesetz vom 20. Oktober 2009 rückgängig gemacht werden solle.[35]
Hierfür trug der Verein im Rahmen einer Volksinitiative nach § 2 des Hamburger Volksabstimmungsgesetzes[36] 184.500 Unterschriften zusammen und legte sie am 18. November 2009 dem Hamburger Senat vor.
Da Schlichtungsverhandlungen fehlschlugen, beantragte die Initiative am 18. März 2010 einen für den Senat verbindlichen Volksentscheid am 18. Juli 2010.[37]
Die Initiative führt hierbei folgende Argumente an:[38]
Kritiker warfen der Initiative vor, ein elitäres Schulsystem beibehalten zu wollen.[39] Bürgermeister Ole von Beust benannte die Initiative als „Elite mit mangelnder Verantwortungsbereitschaft“ und führte weiter aus, „dass die Wohlhabenden sich nur um ihre Interessen kümmern und diejenigen, die in einer schwierigen Situation leben, nicht einmal mehr die Hoffnung oder die Chance haben, dass es besser werden kann“.[40]
PROSchulreform Hamburg e. V. ist eine Initiative von Eltern schulpflichtiger Kinder in Hamburg mit dem Ziel, die gesetzliche Schulreform zu unterstützen, indem sie andere Eltern und Interessierte sowohl direkt als auch über Öffentlichkeitsarbeit informiert. Der Verein engagiert sich laut seiner Satzung für ein modernes, zukunftsfähiges Schulsystem für Hamburg, in dem alle Schüler gemäß ihren Fähigkeiten und Begabungen optimal gefördert werden. Er sieht dabei die Schulreform als einen deutlichen Schritt in diese Richtung und eine überfällige und notwendige Antwort auf die Ergebnisse der PISA-Studie an.[41]
Die Initiative PROSchulreform Hamburg ist Teil des Zusammenschlusses Chancen für alle – Hamburger Allianz für Bildung, in der sich unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen zusammengeschlossen haben, um sich für die Schulreform einzusetzen.[42]
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