Als Schildmaiden bezeichnete Kriegerinnen werden häufig in den altnordischen Sagas, zum Beispiel in der Hervarar saga ok Heiðreks konungs[1] und in den Gesta Danorum des Saxo Grammaticus erwähnt. Berichte über kämpfende Frauen gibt es dem Nordisk familjebok zufolge sowohl aus der Wikingerzeit als auch bei den germanischen Völkern der Goten, Kimbern und Markomannen. Sie sollen zur Vorstellung von den Walküren beigetragen haben.[2]
In skandinavischen Sagas werden als bewaffnete, kämpfende Frauen unter anderen Brynhild in der Völsunga saga, Hervör in der Hervarar Saga, Brynhild in der Bósa saga ok Herrauðs und die schwedische Königstochter Thornbjörg in der Hrólfs Saga Gautrekssonar namentlich erwähnt, ebenso in den Gesta Danorum Weghbiorg (auch Wegthbiorg),[3] Rusla[4] und Lathgertha,[5] die erste Gemahlin des Ragnar Lodbrok. Laut Saxo Grammaticus kämpften unter der Führung der drei „Kampfmaiden“ Webiorga (auch Webiorg oder Veborg),[6] Wisna (auch Visna)[7] und Hertha (auch Hetha oder Hed)[8] drei Heerhaufen aus den Ländern außerhalb des eigentlichen Dänemarks auf dänischer Seite in der Schlacht von Bråvalla. Saxo beschreibt in seinem siebten Buch, wie Frauen das Leben als Kriegerinnen ergriffen, um einer Heirat zu entgehen.[9]
In der Ragnars saga loðbrókar ist es Aslaug, die ihre Söhne mehrfach auf Kriegszügen begleitet und deswegen den neuen Beinamen Randalín („Schild-Maid“) erhält.[10]
J. R. R. Tolkien ließ sich von den nordischen Sagen inspirieren. In seinem Roman Der Herr der Ringe wird Éowyn als Schildmaid (shieldmaiden) beschrieben.
In der kanadisch-irischen Fernsehserie Vikings wird der Begriff für die Kriegerinnen genutzt, insbesondere für die von Katheryn Winnick dargestellte Figur Lagertha, und auch in der norwegischen Fernsehserie Beforeigners aus dem Jahr 2019 bezeichnet sich unter anderem die multitemporale Hauptfigur Alfhildr Enginnsdóttir als Schildmaid.
- Edmund Mudrak (Hrsg.): Nordische Götter- und Heldensagen. Ensslin & Laiblin Verlag, Reutlingen 1961, S. 291. Schildmaid, Schildjungfrau. Wie ein Mann gerüstete Kämpferin […].
- Matthias Egeler: Walküren, Bodbs, Sirenen. Gedanken zur religionsgeschichtlichen Anbindung Nordwesteuropas an den mediterranen Raum. Walter de Gruyter, Berlin 2011. Zu Brynhild, Schildmaiden: S. 53 ff.; Walküren, Schildmaiden und Sexualität: S. 84 ff. (Voransicht des Buches bei Google Books).
- Sköldmö. In: Theodor Westrin, Ruben Gustafsson Berg, Eugen Fahlstedt (Hrsg.): Nordisk familjebok konversationslexikon och realencyklopedi. 2. Auflage. Band 25: Sekt–Slöjskifling. Nordisk familjeboks förlag, Stockholm 1917, Sp. 1372 (schwedisch, runeberg.org).
Dóttir þeira hét Hervör. Hún var skjaldmær ok fæddist upp í Englandi („Deren Tochter hieß Hervör. Sie war eine Schildmaid und wuchs in England auf“), zitiert nach: Gabriel Turville-Petre (Hrsg.): Hervarar Saga ok Heiðreks. With Notes and Glossary (= Text Series. Band 2). Short Run Press Limited, Exeter 2014, ISBN 978-0-903521-11-6, S. 36 (altnordisch, englisch, Publikationen der Viking Society [abgerufen am 27. März 2021] Erstausgabe: Viking Society for Northern Research, London 1956).
Gesta Danorum 9.4.2 (S. 251,30). (1) Inter quas affuit et Lathgertha, perita bellandi femina, quae virilem in virgine animum gerens, immisso humeris capillitio, prima inter promptissimos dimicabat.
Übersetzung: „Unter diesen war auch die Lathgertha, eine kriegserfahrene Frau, die mit männlichem Mute in der jungfräulichen Brust, mit ihrem auf die Schultern fallendem Haare voran unter den tüchtigsten Streitern kämpfte.“ (Paul Herrmann: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus Teil I Bücher VI-IX, 1901, S. 405–406, s:Seite:Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus 415.jpg und s:Seite:Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus 416.jpg)
Gesta Danorum 7.6.8 (S. 192,12). (1) Et ne quis hunc bellis sexum insudasse miretur, quaedam de talium feminarum condicione et moribus compendio modicae digressionis expediam. (2) Fuere quondam apud Danos feminae, quae formam suam in virilem habitum convertentes omnia paene temporum momenta ad excolendam militiam conferebant, ne virtutis nervos luxuriae contagione hebetari paterentur. (3) Siquidem delicatum vivendi genus perosae corpus animumque patientia ac labore durare solebant totamque femineae levitatis mollitiem abdicantes muliebre ingenium virili uti saevitia cogebant. (4) Sed et tanta cura rei militaris notitiam captabant, ut feminas exuisse quivis putaret. (5) Praecipue vero, quibus aut ingenii vigor aut decora corporum proceritas erat, id vitae genus incedere consueverant. (6) Hae ergo, perinde ac nativae condicionis immemores rigoremque blanditiis anteferentes, bella pro basiis intentabant sanguinemque, non oscula delibantes armorum potius quam amorum officia frequentabant manusque, quas in telas aptare debuerant, telorum obsequiis exhibebant, ut iam non lecto, sed leto studentes spiculis appeterent, quos mulcere specie potuissent. (7) Nunc a deverticulo propositum repetam.