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Grablege Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Eine Schiffssetzung (schwed. skeppssättning; dän. skibssætning; norwegisch skipssetning) ist eine dem Umriss eines Bootes oder Schiffes nachbildende Steinsetzung, die primär im Ostseeraum vorkommt und Brand- oder Urnengräber markiert. Mitunter fanden sich wie Hütten geformte kleine Steinkisten mit Urnen innerhalb oder neben der Schiffssetzung. In Schonen wurden 26 verschiedene Urnen aus mehreren Jahrhunderten innerhalb einer Schiffssetzung entdeckt.[1]
Während Schiffssetzungen aus großen Steinformaten vorwiegend in die späte Bronze- und frühe Eisenzeit, also in vorchristliche Zusammenhänge datiert werden, gehören die aus kleineren Steinformaten errichteten Gruppen (z. B. Ales stenar) in die Wikingerzeit (ca. 800–1150 n. Chr.). Lediglich 25 Schiffssetzungen lassen sich in die Bronzezeit datieren. Einige frühe Exemplare sind auf Gotland, in Estland und Finnland zu finden.
Schiffssetzungen – aus bogenförmig angeordneten Bautastein-Reihen – symbolisieren das Schiff, das die Toten in das Totenreich bringen soll. Sie sind nicht nur Begrenzungen der Gräber, sondern auch Teil des Grabkultes. Schiffssetzungen sind in Verbindung mit Grabhügeln und Runensteinen anzutreffen (als „Dreierkombination“ bezeichnet).[2]
Schiffssetzungen sind zu trennen von den Bootsgräbern der Vendelzeit, von Anlagen wie dem Bootkammergrab von Haithabu, von Schiffsopfern (z. B. Nydam-Schiff) und den wikingerzeitlichen Schiffsgräbern (Ladbyschiff, Oseberg-Schiff) bei denen reale Schiffe als Grabraum verwendet wurden.
Die meisten Schiffssetzungen (oder Schiffssteinsetzungen) bestehen aus Findlingen, die zumeist Nord-Süd orientiert in Form eines Schiffsrumpfes aufgestellt wurden. Am niedrigsten sind in der Regel die Steine in der Schiffsmitte. Richtung Bug und Heck können bei großen Setzungen, bis zu 4 m hoch sein. Von diesem Erscheinungsbild weichen die nicht aus Findlingen, sondern aus flachen Platten bestehenden Bornholmer Schiffe ab, die am Boden liegen oder in Form eines Schiffes aufgestellt sind und als Schiffsrösen (Skibsrøser) bezeichnet werden. Schiffssetzungen aus Holzpfählen wurden in Ejstrupholm, Snejbjerg und Silkeborg (alle in Dänemark) gefunden.
Auf dem Gräberfeld von Domarlunden auf Gotland gibt es eine Schiffssetzung aus Kalksteinplatten und die Anlage von Askeberga/Vad besteht aus 24 bis zu drei Meter hohen Feldsteinen. Einige dänische Schiffssetzungen (wie Glavendrup) tragen am Bug einen Runenstein. Gotländische Schiffe sind sehr zahlreich. Sie werden bis zu 47 m lang, sind aber nur ausnahmsweise bis zu 1,5 m hoch. Einige Schiffe (z. B. Schiffssetzung von Lugnaro und Schiffssetzung von Slättaröd) wurden mit Stein-Erdehügeln bedeckt.
Etwa 2000 Schiffssetzungen finden sich vorrangig im Ostseeraum. Es gibt sie vereinzelt in Estland und Lettland (dort Velna laiva genannt), in Deutschland, in Finnland (auf den Åland-Inseln), auf Island (Mosfellsbær), in Norwegen und in Russland. Besonders groß, alt und zahlreich sind sie jedoch in Dänemark und Schweden, wo in den Südprovinzen (z. B. Småland) zwischen 80 und mehreren hundert Schiffssetzungen vorkommen. Auf der Insel Gotland gibt es noch 350, auf der dänischen Insel Bornholm standen einst 50 dieser Grabmale.
Die bereits während der jüngeren Bronzezeit übliche Sitte, den Toten durch eine Schiffssetzung zu ehren, lebt bis zum Anfang der Eisenzeit fort. Diese jüngeren Schiffssetzungen sind verhältnismäßig kurz und aus kleinen Steinen erbaut, die kaum über der Erdoberfläche reichen. Sie kommen auf Gotland und Bornholm vor.
Die imposanteste, weil weitgehend erhaltene Schiffssetzung Dänemarks (einst 60 m lang und 12 m breit) steht bei Glavendrup auf Fünen. Ihr ehemaliger Bugstein trägt die längste Runeninschrift Dänemarks. Die Schiffssetzung von Jelling in Jütland von ~940 war mit einst etwa 356 m Länge die größte bekannte Schiffssetzung. Weitere dänische Schiffssetzungen oder deren Reste gibt es:
An einigen Orten liegen mehrere Schiffssetzungen nahe beieinander:
Die beiden Schiffssetzungen von Lülle (estnisch küla- dt. Lille) einem Weiler im äußersten Süden der estnischen Insel Saaremaa (dt. Ösel) in Torgu im Kreis Saare werden auf das 8. Jahrhundert v. Chr. (bronzezeitlich) datiert und weisen Ähnlichkeiten zum Totenkult auf Gotland, in Finnland und Schweden auf. In der Nähe liegt die Jahrhunderte jüngeren Wikingerschiffsgräber von Salme.
Auf Island wurde die Schiffssetzung von Mosfellsbær entdeckt, nachdem die Steine durch Erosion freigelegt worden waren. Die genauere Zeitstellung ist nicht bekannt, in der Nähe gab es jedoch zahlreiche wikingerzeitliche Funde.
In Treanbeg im County Mayo am Lough Feenagh, wo die Wikinger bereits um 848 n. Chr. eine frühe Siedlung anlegten und den Cushalogurt Hort vergruben, hinterließen sie auch mutmaßlich eine Schiffssetzung.[3]
Velna laiva (dt. Teufelsboote) genannte Schiffssetzungen im Norden Lettlands.
Die einzigen erhaltenen Schiffssetzungen auf deutschem Boden liegen im Areal des Flächennaturdenkmals „Altes Lager“ bei Menzlin im Landkreis Vorpommern-Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern.
Nachbauten vorzeitlicher Monumentarten sind nicht selten. So wurde nach öländischem Vorbild in Norrbottens län 1974 die Schiffssetzung von Nederkalix errichtet. 2008 wurde daneben ein Runenstein aufgestellt. Beides kommt in dieser Region geschichtlich jedoch nicht vor.
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