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Als Satzglieder (auch Satzkonstituenten) bezeichnet man in der germanistischen Tradition der Grammatik die Bestandteile, in die der Satz „unmittelbar“ (auf oberster Ebene) zerlegt werden kann. Ihrer Funktion nach unterscheidet man üblicherweise die vier Typen von Satzgliedern Subjekt, Objekt, Adverbial und Prädikativum. Das Prädikat eines Satzes wird in der Regel nicht als Satzglied gewertet, sondern als das, wovon die Satzglieder abhängen (dies wird jedoch auch unterschiedlich gehandhabt). Der Begriff Satzglied steht im Gegensatz zum Attribut, welches im Satz kein Bestandteil der Haupt-Zerlegung ist, sondern tiefer eingebettet und somit erst als Teil eines Satzgliedes vorkommt.
Es kann verschiedene Bestandteile in Sätzen geben, die keine Satzglieder sind, denn der Satzgliedstatus von Wörtern und Wortfolgen wird an bestimmte grammatische Eigenschaften geknüpft. Ein wichtiges Kriterium ist dabei die Fähigkeit eines Satzteils, im Vorfeld des Satzes erscheinen zu können, d. h. im Aussagesatz an der Position direkt vor der finiten Verbform. Abgesehen von Attribut und Prädikat haben auch Partikeln („wohl, ja“) oder Anreden (d. h. Vokativphrasen) diese Eigenschaft nicht und sind daher keine Satzglieder. Durch das Vorfeld-Kriterium ist der Satzgliedbegriff auf die Verhältnisse der deutschen Grammatik zugeschnitten (im Gegensatz zu allgemeiner anwendbaren Begriffen wie Subjekt oder Adverbial). Als Test auf den Satzgliedstatus dient daher eine Umstell- oder Verschiebeprobe in folgender Form:
Bei der Satzgliedanalyse geht es also um die Ermittlung der hauptsächlichen zusammengehörigen Wortgruppen im Satz. Dies ist auch eine Voraussetzung für das inhaltliche Verständnis: Sätze können mehrdeutig sein, wenn dieselbe sichtbare Wortfolge mehrere verschiedene Einteilungen in Satzglieder zulässt.
In der Regel ist die Bedeutung des Ausdrucks „Satzglied“ spezieller als einfach nur „Teil eines Satzes“. Definitionen für den Begriff Satzglied verlangen üblicherweise, dass es sich um Satzteile handelt, die ins Vorfeld des Aussagesatzes gestellt werden können und/oder die eine grammatische Funktion auf der Satzebene haben (wie Subjekt, Objekt, Adverbial). In diesem Zusammenhang wird auch das Prädikat des Satzes von vielen Autoren (aber nicht allen) aus dem Begriff des Satzglieds ausgeschlossen: Das Prädikat ist, anders als die eigentlichen Satzglieder, nicht getrennt erfragbar und nicht komplett ins Vorfeld umstellbar. Für Einzelheiten zu dieser Kontroverse siehe unter Prädikat (Grammatik) #Das Prädikat als Satzglied?.
In manchen Texten, vor allem, wo es nicht ausdrücklich um eine Begriffsdefinition geht, kann die Bezeichnung „Satzglied“ aber auch in einem unscharfen Sinn als „beliebiger Bestandteil eines Satzes“ vorkommen, so dass dann auch Attribute miterfasst werden.[1][2][3] Im Folgenden werden in diesem Artikel solche Redeweisen nicht weiter berücksichtigt, sondern die heutigen Standard-Definitionen zugrunde gelegt.[4][5][6]
Über die Liste von Bestandteilen eines Satzes, die keine Satzglieder sind, gibt es manchmal Uneinigkeit. Einheiten, die nicht vorfeldfähig sind, sind generell keine Satzglieder, dazu zählen das Prädikat als ganzes, die meisten Partikeln (v. a. Modalpartikeln), Einschübe / Parenthesen, darunter auch Anruf / Anrede, Konjunktionen (sowohl neben- als auch unterordnende), nicht-integrierte Nebensätze. Es gibt vorfeldfähige Einheiten, die dennoch nicht als Satzglieder zählen, vor allem infinite Verben. In manchen Einteilungen sollen auch sogenannte „Kommentarglieder“ (also Satzadverbiale bzw. Kommentaradverbien wie „vermutlich“, „bedauerlicherweise“) aus dem Begriff Satzglied herausgenommen werden,[7] dies kann in der sprachwissenschaftlichen Literatur aber als widerlegt gelten.[8]
Eine Antwort auf die Frage, welche Wörter zu einem Satzglied zusammengehören, erfordert oft einen der nachfolgend dargestellten Tests und lässt sich nicht immer einfach aus der Wortfolge ablesen. Da der Begriff Satzglied ein Spezialfall des Begriffs „Konstituente“ ist (siehe unten), stammen diese Satzgliedtests aus der allgemeineren Kategorie der Konstituententests.
Wenn ein deutscher Satz so umgebildet werden kann, dass eine Wortfolge an den Anfang eines Aussagesatzes verschoben werden kann, ohne dass sein Sinn sich wesentlich ändert, dann sind die fraglichen Wortfolgen (in der Regel) Satzglieder.[9] Was sich bei der Umstellung allenfalls ändern darf, sind verschiedene Grade der Hervorhebung. Man nennt so eine Umstellung auch Topikalisierung, die Anfangsposition heißt Vorfeld.
Es gibt Fälle, bei denen vorangestelltes Material trotzdem nicht als Satzglied zählt: die Voranstellung von Prädikatsteilen bzw. Infinitivkonstruktionen (siehe im Artikel Verbalphrase) und die „gespaltene Topikalisierung“ (sowie weitere Ausnahmen wie die Beispiele unter Phrase (Linguistik) #Tiefer eingebettete Phrasen).
Eine Satzglieddefinition, die dies berücksichtigt, würde dann lauten: „Satzteil, der als ganzer vom Prädikat abhängt und ins Vorfeld gestellt werden kann“.[10] Das „Vorfeld-Es“ (z. B. „Es war einmal ein König…“) ist demnach auch kein Satzglied (siehe Expletivum #Vorfeld-Expletiv).
In den folgenden Beispielen zeigt sich ein Satzglied also an der möglichen Stellung vor der orange markierten Position des finiten Verbs: Die Wortgruppen, die als Ganze dorthin verschoben werden können, sind Satzglieder. Ausdrücke, die nur im Verband mit anderen dorthin gestellt werden können (weil nur so der Satz grammatisch akzeptabel bleibt bzw. der Sinn erhalten bleibt), sind keine Satzglieder: Dies gilt dann z. B. für Artikel oder Attribute zu einem Substantiv (im Beispiel: „riesig“), für Präpositionen usw.
Weitere Ausdrücke, die diese Vorfeld-Position nicht einnehmen können und daher nicht als Satzglieder zählen, sind z. B. Modalpartikeln wie „ja“ in: „Die Hütte ist ja riesig.“
Auch Nebensätze können die Funktion eines Satzglieds für den Hauptsatz haben, und sie können auch dadurch erkannt werden, dass sie im Vorfeld des Hauptsatzes vorkommen. Solche Nebensätze heißen dann Gliedsätze. Das Beispiel zeigt einen Adverbialsatz mit „obwohl“:
(Ebenso wie beim Begriff Satzglied finden sich auch in manchen Texten ungenaue Redeweisen, die den Ausdruck Gliedsatz für alle Arten von Nebensätzen verwenden, also auch Attributsätze u. a. miterfassen. Auch dies wird im Sprachgebrauch des vorliegenden Artikels ausgeschlossen.)
Je nach Gruppierung der Wörter können manchmal aus ein und derselben Wortfolge unterschiedliche Einteilungen entstehen, dies ergibt dann auch verschiedene Satzbedeutungen. Im folgenden Beispiel zeigt die Umstellprobe, dass „der Mann im Mond“ ein zusammenhängendes Satzglied sein könnte (in dem „im Mond“ als Attribut enthalten ist), oder dass „im Mond“ und „der Mann“ je ein eigenes Satzglied sein könnten. Entsprechend ergeben sich Bedeutungsunterschiede:
Zwei Satzglieder + Prädikat:
• Drei Satzglieder + Prädikat:
Satzglieder können oft auch durch einen Fragetest gefunden werden; diese Methode wird im Schulunterricht oft in den Vordergrund gestellt. Im Vergleich zur Umstellprobe sind mit Fragetests jedoch etwas größere Probleme verbunden:
Ein Fragetest kann also nicht blindlings verwendet werden,[11] und die Umstellprobe gilt als grundlegender.[12]
Nach einem Subjekt kann beispielsweise mit „wer oder was“ gefragt werden, oder nach einem Adverbial mit Frageadverbien verschiedener Bedeutungstypen. (Für Einzelheiten zum Erfragen verschiedener Satzglieder siehe den Artikel Ergänzungsfrage #Einteilung nach erfragtem Satzglied).
Ein solcher Fragetest kombiniert eigentlich eine Ersetzungsprobe mit der Umstellprobe (da das Fragewort im Deutschen dann an den Satzanfang gestellt werden muss). Ersetzungsproben können aber auch mit einfachen Pronomen bzw. Adverbien erfolgen, ohne zusätzliche Fragesatzbildung, etwa:
Hier gibt es kein entsprechendes Fragewort. Die Ersetzung durch das Adverb trotzdem erweist aber auch schon den obwohl-Satz als Satzglied (als ein Adverbial bzw. einen adverbiellen Gliedsatz).
Satzglieder, die weder erfragbar noch sonst ersetzbar sind, sind außerdem die meisten Satzadverbiale (z. B. „wahrscheinlich, bedauerlicherweise“) sowie Expletiv-Pronomina vom Typ des „es“ bei Wetterverben (die vom bereits genannten „Vorfeld-Es“ zu unterscheiden sind). Diese Einheiten sind aber alle ins Vorfeld umstellbar.
Nicht jede beliebige Einsetzung eines Frageworts im Satz liefert einen Satzgliedtest, denn ein Fragewort kann auch für eine Einheit innerhalb eines Satzgliedes stehen:[13]
Die Satzglieder können nach ihrer Funktion folgendermaßen eingeteilt werden (der Farbcode wurde in dem obigen Beispiel unter „Umstellprobe“ bereits verwendet):
Hiervon abzugrenzen:
In jedem einfachen Satz (d. h. zu jedem Prädikat) kann es nur ein Subjekt geben, aber durchaus mehrere Satzglieder der Typen Objekt, Adverbial oder Prädikativum – dies liegt daran, dass letztere sich in verschiedene Untertypen aufteilen, die gemeinsam vorkommen können.
Alle Satzgliedfunktionen können auch durch Nebensätze ausgefüllt werden: neben dem bereits angegebenen Beispiel eines Adverbialsatzes gibt es die Inhaltssätze als Subjekt und Objekt, sowie Prädikativsätze.
(Die folgenden Punkte fassen Informationen aus den jeweiligen Hauptartikeln zu den Satzgliedfunktionen zusammen; siehe die Verlinkungen oben für genauere Information).
Bei Satzgliedern wird auch unterschieden zwischen Angaben – dies sind Ausdrücke, die immer weggelassen werden können – und Ergänzungen – Ausdrücke, die nicht grundsätzlich weggelassen werden können (sondern oft obligatorisch sind, aber unter gewissen Umständen auch gelegentlich wegfallen können).
Diese Unterscheidung deckt sich nicht mit den Typen von Satzgliedfunktionen:[14] Subjekte und Objekte sind zwar in der Regel Ergänzungen (mit Ausnahme des freien Dativs); Adverbiale jedoch kommen als Angaben oder (seltener) als Ergänzungen vor, und auch unter den Prädikativa gibt es Angaben wie auch Ergänzungen. Für Einzelheiten siehe die Spezialartikel Adverbiale Bestimmung sowie Prädikativum.
In anderer Hinsicht kann bei Satzgliedern unterschieden werden, welche Wortarten bei ihrer Bildung beteiligt sind. Auch diese Unterscheidung sagt jedoch nichts über die Einteilung nach Satzgliedfunktionen aus.
Satzglieder können einzelne Wörter sein (z. B. das Substantiv Hans im obigen Beispiel), oder ganze Wortgruppen, z. B. eine riesige Baumhütte.
Bei Wortgruppen gibt es in der Regel einen „Kern“ oder „Kopf“, der durch seine Wortart die Art der ganzen Gruppe festlegt, z. B. kann die Wortgruppe der Junge von Nebenan gleichwertig mit dem Namen Hans verwendet werden, man nennt sie daher eine Substantivgruppe, mit dem Substantiv Junge als ihrem Kopf. Im Gegensatz dazu sind die Satzglieder im Wald und mit seinem Freund Präpositionalgruppen, da die Präposition ihre Eigenschaften bestimmt: Diese Wortgruppen können z. B. nicht als Subjekt auftreten. Analog dazu können Einleitungselemente von Gliedsätzen, v. a. Konjunktionen, deren Satzgliedtyp festlegen (z. B. als Adverbialsatz). Nebensatzeinleitende Konjunktionen verhalten sich also ganz analog als Kopf des Nebensatzes (siehe den Artikel Komplementierer, dort auch Erläuterungen zum anders gelagerten Fall der nebensatzeinleitenden Frage- und Relativpronomen).
Insgesamt gesehen sagt jedoch die Aufteilung nach Wortarten nichts über die jeweiligen Untertypen von Satzgliedern aus: Sowohl Objekte, Adverbiale als auch Prädikativa können jeweils durch Substantivgruppen, Präpositionalphrasen oder Nebensätze gebildet werden (siehe die Einzelartikel zu Subjekt (Grammatik), Objekt (Grammatik), Adverbiale Bestimmung und Prädikativum). Für die verschiedenen Möglichkeiten, wie sich die Einleitungselemente von Gliedsätzen zu ihren Satzgliedtypen verhalten können, siehe die Artikel Adverbialsatz und Inhaltssatz.
Partikeln bilden eine Wortart, die dadurch definiert ist, dass diese Wörter keine Satzglieder bilden. Dies bedeutet überwiegend, dass Partikeln nicht ins Vorfeld des Satzes gestellt werden können (hierin wird die Unterscheidung zu Adverbien gesehen).
Der übliche linguistische Begriff für „Satzteile“, der Begriff der Konstituente, ist wesentlich allgemeiner, da er jede Art von Einheit bezeichnet, die sich bezüglich irgendeiner syntaktischen Regel einheitlich verhält; Konstituenten sind daher z. B. auch alle Teile, in die Satzglieder sich ihrerseits noch zerlegen. Der Begriff Phrase bezeichnet Konstituenten, die abgeschlossen und nicht mehr erweiterbar sind. Alle Satzglieder sind Phrasen in diesem Sinne, aber die Umkehrung gilt nicht, da auch vollständige Phrasen im Inneren von Satzgliedern vorkommen können.
Die freie Besetzung des Vorfelds, auf der die Verschiebeprobe beruht (die Verbzweitstellung im Aussagesatz), ist eine Eigenschaft, die sehr wenige andere Sprachen in der gleichen Weise wie das Deutsche haben. Die Definition des Satzgliedes ist somit speziell darauf zugeschnitten, welche Einheiten die Grammatik des Deutschen hierfür ausweist. Zwar sind Begriffe wie „Subjekt“, „Adverbial“ etc. recht allgemein anwendbar, aber bei feineren Punkten wie z. B. der Unterscheidung zwischen Adverbien und Partikeln, die sich aus dem Vorfeldtest ergibt (nur erstere sind Satzglieder), entstehen Einteilungen, die spezifisch für das Deutsche sind.
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