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Schweizer Schriftsteller, Politiker und Revolutionär Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Samuel Henzi[1] (getauft am 19. April 1701[2] in Bümpliz bei Bern; † 17. Juli 1749 in Bern) war ein Schweizer Schriftsteller, Politiker und Revolutionär.
Samuel Henzi wurde als Sohn des Pfarrers Johannes Henzi (1667–1740) und der Maria Katharina Herzog geboren. In seiner Stellung als Kopist und Buchhalter bei der bernischen Salzkammer bildete er sich autodidaktisch und unterrichtete möglicherweise als Hauslehrer die Patriziertochter Julie Bondeli.[3] In der Hoffnung auf Karriere und Vermögen kaufte er sich eine Hauptmannsstelle in den Diensten des Herzogs von Modena, scheiterte damit allerdings kläglich.[4]
Samuel Henzi wurde 1744 als Unterzeichner eines Memorials um Wiederherstellung der alten Verfassung Berns durch Beschluss des Grossen Rats des Landes verwiesen.[5] In Neuenburg war er Redakteur des Mercure Suisse, und Mitarbeiter des Journal hélvetique.[6] Henzi verfasste mehrere französische Gedichte, teilweise unter dem Pseudonym M.O.L.E.E.B.H.[7] Er gab ab 1747 die dreibändige La messagerie de Pinde heraus, die eine Ode und ein Sonett zur Wahl des Berner Schultheissen Christoph Steiger enthält. Er verfasste eine Ode auf Friedrich den Grossen und unterstützte Johann Jakob Bodmer in dessen Polemik gegen Johann Christoph Gottsched. 1748 wurde er begnadigt und wirkte in Bern als Unterbibliothekar.[8] Bei seiner Bewerbung als Oberbibliothekar wurde der damals erst 18 Jahre alte Johann Rudolf Sinner vorgezogen.[9]
1749 liess er sich gemeinsam mit seinem Schwager, dem Kaufmann Samuel Niklaus Wernier, in eine Verschwörung ein, welche den Sturz der bernischen Regierung bezweckte und die als Burgerlärm bekannt, später von ausländischen Zeitungen als Henzi-Verschwörung bezeichnet wurde. Der Kreis der Unzufriedenen blieb verhältnismässig klein und uneinig.[10] Henzi selber bezeichnete sich auf einem seiner Titelblätter als Patricien de la Ville et République de Berne.[11] Das Unternehmen wurde durch den Theologiestudenten Friedrich Ulrich (1720–1781) verraten und Henzi mit den beiden weiteren Beteiligten, Samuel Niklaus Wernier und Emanuel Fueter, Leutnant der Stadtwache, hingerichtet.
1762 erschien postum und anonym sein Drama Grisler ou l'ambition punie über Hermann Gessler (= Grisler) und Wilhelm Tell. Der über seine Hinterlassenschaften erstellte Geltstagsrodel[12] enthält an Büchern 52 Titel in Deutsch, Französisch, Italienisch und Latein.[13]
Die seit Mitte des 16. Jahrhunderts in Bern ansässige Familie Henzi brachte zahlreiche Theologen hervor. Samuel Henzis Taufpaten waren der spätere Schultheiss Christoph Steiger (I.), sein Onkel und Stadtarzt Samuel Herzog (1673–1743) und Maria Magdalena Zeerleder.[14] Sein Grossvater war der Rotgerber Johannes Henzi (1637–1706), Kastlan zu Zweisimmen. In erster Ehe war er mit Rosina Wernier (1709–1738) verheiratet, in zweiter Ehe mit Esther Fischer (1719–1738) und in dritter Ehe mit Katharina Malacrida (1707–1751), Tochter des Uhrmachers und Bankiers Niklaus Malacrida (1658–1742)[15]. Katharina Malacrida war die Cousine der Maria Magdalena Malacrida, verheiratet mit Samuel Güldin (1664–1745), Pfarrer in Stettlen und Bern. Güldin wurde 1699 als Mitbegründer der innerkirchlichen pietistischen Reformbewegung des Amtes enthoben und 1702 des Landes verwiesen.[16] Christoph Steiger (I.) stand auch bei Güldins drittem Kind zu Pate.[17] Samuel Henzis Taufpatin Maria Magdalena Zeerleder[18] war in erster Ehe mit dem pietistischen Pfarrvikar Johannes Müller (1668–1705) verheiratet, in zweiter Ehe mit Daniel Knopf (1666–1738), Agent der Bank Malacrida. Wie die Malacrida gehörte auch Daniel Knopf zu den pietistischen Kreisen.[19]
Henzi hatte zwei Söhne aus erster Ehe, Rudolf Samuel Henzi (1731–1803), Hofmeister der Pagen des Prinzstatthalters in Den Haag, Verleger und Schriftsteller in Paris; der andere lebte in Noyon. Aus dritter Ehe überlebte das Kindesalter Ludwig Niklaus Henzi (1748–?), Oberstleutnant in Ungarn.
Die Verschwörung fand in der ausländischen Presse grosse Beachtung und wurde dort teilweise verklärt dargestellt.[20] Gotthold Ephraim Lessing hat Samuel Henzi zum Gegenstand eines von ihm auf 1749 datierten, 1753 erstmals erschienenen unvollendet gebliebenen Dramas mit dem Titel Samuel Henzi gemacht. Lessing hat sein Konzept folgendermassen erläutert: Ich will Ihnen sagen, was meine Absicht damit war: Sie war diese: den Aufrührer im Gegensatze mit dem Patrioten, und den Unterdrücker im Gegensatze mit dem wahren Oberhaupte zu schildern. Henzi ist der Patriot, Dücret der Aufrührer, Steiger das wahre Oberhaupt, und dieser oder jener Ratsherr der Unterdrücker. Henzi, als ein Mann, bei dem das Herz eben so vortrefflich als der Geist war, wird von nichts, als dem Wohle des Staats getrieben; kein Eigennutz, keine Lust zu Veränderungen, keine Rache beseelt ihn; er sucht nichts als die Freiheit bis zu ihren alten Grenzen wieder zu erweitern, und sucht es durch die allergelindesten Mittel, und wann diese nicht anschlagen sollten, durch die allervorsichtigste Gewalt. Dücret ist das vollkommenste Gegenteil. Haß und Blutdurst sind seine Tugenden, und Tollkühnheit sein ganzes Verdienst.[21]
Johann Caspar Lavater verglich Samuel Henzi 1766 in seinem Periodikum Der Erinnerer mit Sokrates, indem er festhielt, Henzi fand das Feyerkleid der bey seiner Hinrichtung gegenwärtigen Obrigkeitlichen Person so comisch, dass er darüber lachen musste.[22] Aufgrund erfolgter Kritik nahm Lavater kurz nach der Veröffentlichung die Aussage wieder zurück mit dem Hinweis, es handele sich lediglich um eine nicht bestätigte Anekdote.[23]
Von Henzi existiert kein bekanntes zeitgenössisches Bildnis. Das häufig im Zusammenhang mit Samuel Henzi gezeigte Porträt Samuel Henzi von Sigmund Barth ist eine Darstellung des Berner Drechslers Samuel Cornelius Henzi (1718–1777).[25] 1942 erhielt Samuel Henzi als Stuckrelief an der Decke der Wandelhalle des Berner Rathauses ein Denkmal, eingereiht in eine Galerie von historischen Persönlichkeiten der bernischen Geschichte.
Samuel Henzi inspirierte den Berner Autor Martin Bieri zu seinem 2020 veröffentlichten literarischen Werk Henzi Sulgenbach. Ein Lessing-Implantat.[26] Der Sulgenbach wird im Titel erwähnt, weil sich die Verschwörer 1749 beim Sulgenbach am Giessereiweg 22 trafen.[27][28]
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