Schweizer Rechtsanwalt Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Sami Awad Aldeeb Abu-Sahlieh (* 5. September 1949 in Zababdeh im Westjordanland) ist ein Schweizer Jurist und Autor palästinensischer Abstammung. Er betreibt das Zentrum für arabisches und islamisches Recht in Saint-Sulpice[1] und lehrt an Universitäten in der Schweiz, in Frankreich und Italien.
Sami Aldeeb stammt aus einer christlichen Familie mit landwirtschaftlichem Hintergrund. Er besuchte 1956–61 die Grundschule seines Heimatdorfes und 1961–65 das Kleine Seminar des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem in Beit-Jala bei Bethlehem. Als Vierzehnjähriger brach er die Schulausbildung ab, um bis 1968 eine Schneiderlehre an der technischen Schule der Salesianer von Bethlehem zu absolvieren. Danach übte er den Schneiderberuf aus und arbeitete gleichzeitig für das Internationale Komitee vom Roten Kreuz. Im Jahr 1970 machte er Abitur in Jenin und erhielt ein Stipendium vom St. Justin Werk in Freiburg, um in der Schweiz zu studieren.
Seinen Abschluss in Rechtswissenschaften machte er im April 1974 an der Universität Freiburg mit cum laude. Er schrieb sich für eine rechtswissenschaftliche Promotion in Freiburg ein, und zeitgleich für Politikwissenschaft am Graduate Institute of International Studies in Genf. Im Januar 1976 schloss er das Studium in Politikwissenschaft in Genf mit Auszeichnung ab, Thema seiner Dissertation war: „Le droit des peuples à disposer d’eux-mêmes, étude analytique de la doctrine marxiste-léniniste et de la position soviétique“ (siehe Literaturverzeichnis). Dann verbrachte er ein Jahr in Ägypten, um seine Doktorarbeit mit dem Titel „L’impact de la religion sur l’ordre juridique, cas de l’Égypte, non-musulmans en pays d’Islam“ vorzubereiten (siehe Literaturverzeichnis). Er verteidigte seine Dissertation im Dezember 1978 an der juristischen Fakultät Freiburg mit summa cum laude und erhielt 1970–77 ein Stipendium des St. Justin Werks in Freiburg und 1977–79 ein Stipendium der schweizerischen Eidgenossenschaft.
Aldeeb lehrte arabisches und islamisches Recht am Institut für Kanonisches Recht in Straßburg (1985–1991). Er hatte Lehraufträge an der Juristischen Fakultät von Aix-en-Provence (seit 2005), der Juristischen Fakultät von Palermo (seit 2007), am CERISDI von Palermo (seit 2007), der Internationalen Fakultät für vergleichendes Recht von Straßburg (seit 2007), der Juristischen Fakultät von Trento (seit 2010), der Juristischen Fakultät von Cergy-Pontoise (seit 2010), der Juristischen Fakultät von Grenoble (seit 2010) und der Theologischen Fakultät von Lugano (seit 2011).
Er war Beamter am Schweizerischen Institut für Rechtsvergleichung in Lausanne vom 1. November 1980 bis 31. Dezember 2009 als Verantwortlicher für arabisches und islamisches Recht. Im Rahmen seiner Arbeit hat er Gutachten erstellt.
Im Mai 2009 eröffnete er ein eigenes Zentrum für arabisches und islamisches Recht.
Am 29. Juni 2009 bekam er eine Befähigung zur Leitung von Forschungsarbeiten (HDR) an der Universität von Bordeaux 3. Im Jahr 2010 verlieh ihm der CNU den Titel „Professor der Universitäten“ in den Fächern Privatrecht und Arabisch.
Aldeeb ist Autor mehrerer Bücher und Artikel über das arabische und muslimische Recht. Er hat die Schweizer Verfassung[2] ins Arabische übersetzt. Er hat im Jahr 2008 eine arabisch-französische Ausgabe des Korans[3] veröffentlicht. Die Texte folgen der chronologischen Reihenfolge der Suren in der Kairiner Koranausgabe, mit Einbezug der Varianten in jüdischen und christlichen Schriften.
Seit dem 11. Mai 1984 hat Aldeeb die schweizerische Staatsangehörigkeit.
Aldeeb ist Christ, glaubt aber nicht an die Offenbarung im traditionellen Sinn. Er definiert diese nicht als „das Wort Gottes zum Menschen“, sondern als „das Wort des Menschen über Gott“. Er will den weltlichen Kampf für die Menschenrechte, ist gegen die männliche und weibliche Beschneidung, das rituelle Schächten, nach Religionen getrennte Friedhöfe, die Todesstrafe und grundsätzlich die Gewaltanwendung.
Er engagiert sich für einen einzigen demokratischen und säkularen Staat in Palästina/Israel und lehnt eine Existenz zweier selbständiger Staaten Israel und Palästina ab, da er beide für diskriminierend hält. Er vertritt die Theorie, dass der Koran von einem Rabbiner geschrieben wurde.[4]
Aldeeb äußerte verschiedene islamkritische Positionen, so positionierte er sich für ein Verbot der Errichtung von Minaretten in der Schweiz, da nach seiner Ansicht die Verfassung das Beten erlaube, aber nicht das „Schreien“.[5]
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