Loading AI tools
geschichtlicher Landschaftsname für von Ostslawen besiedelte Gebiete Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ruthenien (abgeleitet von Ruthenia, das neben Russia, Ruscia, Ruzzia oder gar Roxolania eine lateinische Bezeichnung für die Rus war) ist im deutschen Sprachgebrauch ein historischer Landschaftsname. Im Laufe der Geschichte wurden damit verschiedene von den Ostslawen besiedelte Gebiete bezeichnet, meistens im Bereich der heutigen Staaten Ukraine und Belarus.
Die Bewohner der jeweiligen Gebiete hießen im Deutschen Ruthenen (selten: Ruthenier), das Eigenschaftswort lautet ruthenisch. Gleichbedeutend mit Ruthenien ist der Name Reußen (entsprechend [die] Reußen und reußisch); diese Form findet sich in älterer Literatur häufiger. Ein weiteres historisches deutsches Synonym für Ruthenien ist Russland in seiner früheren unpolitischen Bedeutung.
Das Wort Ruthene leitet sich vom lateinischen ruthenus ab, das wiederum ab dem 11. Jahrhundert als die lateinische Entsprechung des Ethnonyms Rusin bzw. Rusyn belegt ist. In der jüngeren Geschichte wurde der Ausdruck „Ruthenen“ häufig für die Ostslawen im Herrschaftsgebiet von Großfürstentum Litauen und Königreich Polen verwendet. Zwar verwendeten Zeitgenossen wie etwa Siegmund von Herberstein das lateinische Wort Rutheni aus sprachlichen, kulturellen und historischen Gründen auch in Bezug auf die (Groß-)Russen. Im Folgenden setzte sich jedoch in Westeuropa die politisch motivierte polnisch-litauische Tradition durch, nach der das Wort Ruthenen nur für die eigenen Untertanen galt, während für die Großrussen der Name „Moskowiter“ reserviert war. Ähnlich verhielt es sich in der K.u.K.-Monarchie, wo die Behörden im 19. Jahrhundert teilweise versuchten, mit dem eingedeutschten lateinischen Namen die eigene ostslawische Bevölkerung von den Russen abzugrenzen, während man gleichzeitig die russophile Bewegung in Galizien bekämpfte.
Wegen seiner mangelnden Eindeutigkeit führte die Verwendung des Namens Ruthenien immer wieder zu Missverständnissen, ein Grund dafür, dass er im 20. Jahrhundert, außer in historischen Abhandlungen mit eindeutigem Kontext, ungebräuchlich wurde. Allerdings findet man Ruthenien als (inoffizielle) Bezeichnung für die Karpatoukraine neuerdings wieder häufiger.
Der Name Ruthenien (oder Reußen) ist Bestandteil alter Landschaftsnamen:
Die Herrscher des Großfürstentums Litauen trugen zeitweilig den Herrschertitel eines rex ruthenorum („König der Ruthenen“), wobei „Ruthenen“ hier noch alle Ostslawen bezeichnet und keine Differenzierung zwischen Ukrainern, Belarussen und (Groß-)Russen erkennbar ist.
Für die Zeit des Polnisch-Litauischen Reiches gab es bereits zwei verschiedene Begriffe von Ruthenien beziehungsweise Ruthenen:
In der Habsburger- und insbesondere der Österreichisch-Ungarischen Monarchie bezeichnete man 1772–1918 die ostslawischen (ukrainischsprachigen) Reichsangehörigen amtlich als Ruthenen. Davon abgeleitet:
Ruthenien, auch als Karpatenukraine bezeichnet, kam 1920 durch den Vertrag von Trianon an die Tschechoslowakei, in der es den Status eines autonomen Bundeslandes erhielt. Die Begriffe Ruthenen und (Karpato-)Ruthenien blieben für dieses Gebiet teilweise in Gebrauch, während sie sonst schwanden.
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.