Der Ort Rohrborn befindet sich etwa vier Kilometer Luftlinie südöstlich der Kreisstadt Sömmerda am Rande des Unstruttals. Die höchste Erhebung ist der Galgenhügel (232,1mü.NN), der sich östlich der Ortslage erhebt. Eine weitere Erhebung ist der Wachhügel (207,6mü.NN).
Östlich von Rohrborn führt die neu erbaute Bundesautobahn 71 in einem leichten Bogen am Ort vorbei. Die nächstgelegene Anschlussstelle befindet sich in Sömmerda.[2]
Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Rohrborn erfolgte am 13. Dezember 1327. Anlass war die Übertragung von Besitz und Einkünften in Rohrborn an das Erfurter Augustinerkloster durch den Ritter Hermann von Vippach.[3]
Rohrborn gehörte im Mittelalter zum Amt Sömmerda und gelangte als Waidanbaugebiet in den Besitz der Stadt Erfurt. Noch heute belegt ein Waidmühlstein als technisches Denkmal diese landwirtschaftliche Sonderkultur. Die Rohrborner Kirche wurde mit Geldern des Erfurter Stadtmagistrats erbaut.[4] 1802 kam Rohrborn als Teil der Exklave des Amts Sömmerda zu Preußen, 1807 zum französischen Fürstentum Erfurt und 1814 wieder zu Preußen. 1816 wurde der Ort wie Sömmerda dem preußischen Landkreis Weißensee angeschlossen.
Das Dorf Rohrborn zählte um 1840 laut einer statistischen Untersuchung 222 evangelische Einwohner. Es wurden 46 Wohnhäuser, 76 Stallungen und Scheunen, sechs Gemeindehäuser und eine Schule erwähnt. Ein Lehrer unterrichtete die schulpflichtigen 25 Knaben und 24 Mädchen. In Rohrborn betrieb man zu dieser Zeit überwiegend Landwirtschaft. Die handwerkliche Weberei und Textilfertigung war mit einem Leinewebstuhl präsent. Als sonstige Gewerbe- und Handwerksbetriebe nennt die Übersicht einen Bäcker, einen Schuhmacher, sieben Mägde und zwei Knechte. Der gesamte Viehbestand umfasste 30 Pferde, 1 Esel, 85 Rinder, 213 Schafe, 18 Ziegen und 46 Schweine. Die Dorfflur war 1081 Morgen groß, die landwirtschaftliche Nutzfläche betrug davon 1044 Morgen Ackerland, 6 Morgen Gartenland, 22 Morgen Wiese und 9 Morgen Weideland. Der Ertrag der Felder wurde als mittelmäßig eingeschätzt.[5]
Derzeitiger Ortsteilbürgermeister ist Detlef Knörig.[1]
Das älteste Gebäude in Rohrborn ist die im Kern romanische St.-Michael-Kirche, genaugenommen ist es der Fundamentbereich des Turmes. Das heutige Kirchenschiff wurde hingegen erst Anfang des 17. Jahrhunderts an den noch vorhandenen Turm nach Westen angebaut. Es findet sich dort eine eingeritzte Inschrift von 1626. Nach dem Siebenjährigen Krieg erfolgte 1763 eine Ausbesserung von größerem Umfang und 1936 wurde eine umfassende Innenrenovierung veranlasst. 1992 wurden Kirchenschiff und Turm neu eingedeckt.[6]
Die Waidmühle von Rohrborn ist ein Technisches Denkmal.[7] Sie auf Privatinitiative im Jahre 1986 in der Ortsmitte wieder aufgestellt. Der Waidmühlstein lag auf einem Hügel in der Nähe des Dorfes, wo er Hügelstein genannt wurde. Als Torpfosten des Pfarrhofes hatten die steinernen Pfeiler überlebt, in ihrem Originalzustand eine Seltenheit. Die Mühle ist seit 2009 wieder funktionstüchtig. Damals feierte man ein großes Waidmühlenfest. (Im Bild ist der Waidstein zum Schutz vor Regen und Schnee mit einer Plane überdeckt.)
In unmittelbarer Nähe der Waidmühle steht die „Drei-Kaiser-Eiche“. Sie wurde im Jahre 1888, dem Dreikaiserjahr, unter Aufsicht des Dorfschulzen Friedrich Althanß gepflanzt.
Im Ortskern, z.B. auf der Grünfläche beim Dorfteich, befindet sich eine Anzahl von Grenzsteinen, die alle etwas restauriert sind. Vermutung des Autors: Sie wurden gesammelt und hierher gebracht, stehen also nicht mehr an ihrer ursprünglichen Stelle.
Frank Boblenz: Rohrborn. Stadt Sömmerda. Landkreis Sömmerda. Waidmühle. Uwe John (Red.): Landeshauptstadt Erfurt, Landkreis Gotha, Ilm-Kreis, Landkreis Sömmerda, Stadt Weimar, Landkreis Weimarer Land (= Kulturelle Entdeckungen Thüringen. Bd. 3). Schnell & Steiner, Regensburg 2010, ISBN 978-3-7954-2461-9, S. 210–212.
Frank Boblenz: Rohrborn. Stadt Sömmerda. Landkreis Sömmerda. Kirche St. Michael. In: Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen (Hrsg.): Kulturelle Entdeckungen – Stätten der Reformation in Hessen und Thüringen. Schnell & Steiner, Regensburg 2014, ISBN 3-7954-2910-2, S. 278–279.
Enno Bünz: Aus der Geschichte des Dorfes „Sulza“ bei Erfurt: Ein Beitrag zur Wüstungsforschung in Thüringen. In: Hans-Otto Pollmann (Hrsg.): Archäologie und Bauforschung in Erfurt (= Kleine Schriften des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt e.V. 5). Verein für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt, Erfurt 2001, ISBN 3-9807188-8-3, S. 95–116, hier S. 100: Karte „Das Landgebiet der Stadt Erfurt um 1500.“
Wolfgang Landgrebe: Sömmerda. In: Wolfgang Landgrebe: Region Mitte und Nord (= Freizeitführer Thüringen. Ausflugsziele, Landschaft und Natur, Freizeitsport, Sehenswürdigkeiten, Kultur, Feste, Veranstaltungen. Bd. 1). Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 1999, ISBN 3-86134-550-1, S. 142.